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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 4. Leipzig, 1798.

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zugleich auch die Wärme des Körpers befördert, s. Athmen (Th. I. S. 152.). Schon mehrere Aerzte, besonders Boerhaave, Hales und Arbuthnot hatten geglaubt, daß das Blut in den Lungen verdichtet und erwärmt werde; auch hatte bereits D. Black seine Theorie der thierischen Wärme auf die Respiration gegründet, als Priestley im Jahre 1774 entdeckte, daß die ausgeathmete Luft unter die phlogistisirten Gasarten gehöre, und hieraus schloß, daß das Athmen den brennbaren Stof aus dem Körper ausführe, s. Athmen (Th. I. S. 148.). Dagegen glaubte Scheele fast zu gleicher Zeit zu finden, die Luft führe vielmehr Brennbares in den Körper ein.

D. Leslie (A philosophical Inquiry into the cause of animal heat. Lond. and Edinb. 1778. 8.) trug damals ein System vor, für dessen Urheber er den D. Duncan in Edinburg angiebt, ob man gleich ähnliche Gedanken schon in D. Franklins Schristen und in Mortimers oben angeführtem Aufsatze (Philos. Trans. num. 467.) finde. Nach diesem System soll die Wirkung der Blutgesäße aus allen Theilen der thierischen Maschine allmählig Phlogiston entwickeln, und durch diese Entwickelung Wärme erzeugen. Leslie gründet sich vornehmlich darauf, daß das Phlogiston ein Hauptbestandtheil aller Nahrungsmittel, im Blute unbezweifelt vorhanden, und die Ursache der Farbe desselben, so wie der Farbe und des Geschmacks der Galle sey; daß der Nahrungssaft roth werde, so bald er nur kurze Zeit der Wirkung der Blutgefäße ausgesetzt gewesen sey; daß bey den verschiedenen Arten Wärme zu erregen, immer Phlogiston entbunden werde u. s. w. Endlich sucht er den von Blagden angenommenen Satz, daß der thierische Körper in hohen Graden der Hitze das Uebermaaß derselben zerstöre, oder Kälte hervorbringe, zu widerlegen, und erklärt die Beständigkeit der Wärme bey verschiedenen äußern Temperaturen, durch die kühlende Wirkung der verstärkten Ausdünstung in der Hitze, und durch den Reiz und die tonische Wirkung der Luft auf die Fibern in der Kälte.

Weit sinnreicher benutzte D. Crawford (Exp, and observ. on animal heat etc. London, 1779. 8.) die neuen


zugleich auch die Waͤrme des Koͤrpers befoͤrdert, ſ. Athmen (Th. I. S. 152.). Schon mehrere Aerzte, beſonders Boerhaave, Hales und Arbuthnot hatten geglaubt, daß das Blut in den Lungen verdichtet und erwaͤrmt werde; auch hatte bereits D. Black ſeine Theorie der thieriſchen Waͤrme auf die Reſpiration gegruͤndet, als Prieſtley im Jahre 1774 entdeckte, daß die ausgeathmete Luft unter die phlogiſtiſirten Gasarten gehoͤre, und hieraus ſchloß, daß das Athmen den brennbaren Stof aus dem Koͤrper ausfuͤhre, ſ. Athmen (Th. I. S. 148.). Dagegen glaubte Scheele faſt zu gleicher Zeit zu finden, die Luft fuͤhre vielmehr Brennbares in den Koͤrper ein.

D. Leslie (A philoſophical Inquiry into the cauſe of animal heat. Lond. and Edinb. 1778. 8.) trug damals ein Syſtem vor, fuͤr deſſen Urheber er den D. Duncan in Edinburg angiebt, ob man gleich aͤhnliche Gedanken ſchon in D. Franklins Schriſten und in Mortimers oben angefuͤhrtem Aufſatze (Philoſ. Trans. num. 467.) finde. Nach dieſem Syſtem ſoll die Wirkung der Blutgeſaͤße aus allen Theilen der thieriſchen Maſchine allmaͤhlig Phlogiſton entwickeln, und durch dieſe Entwickelung Waͤrme erzeugen. Leslie gruͤndet ſich vornehmlich darauf, daß das Phlogiſton ein Hauptbeſtandtheil aller Nahrungsmittel, im Blute unbezweifelt vorhanden, und die Urſache der Farbe deſſelben, ſo wie der Farbe und des Geſchmacks der Galle ſey; daß der Nahrungsſaft roth werde, ſo bald er nur kurze Zeit der Wirkung der Blutgefaͤße ausgeſetzt geweſen ſey; daß bey den verſchiedenen Arten Waͤrme zu erregen, immer Phlogiſton entbunden werde u. ſ. w. Endlich ſucht er den von Blagden angenommenen Satz, daß der thieriſche Koͤrper in hohen Graden der Hitze das Uebermaaß derſelben zerſtoͤre, oder Kaͤlte hervorbringe, zu widerlegen, und erklaͤrt die Beſtaͤndigkeit der Waͤrme bey verſchiedenen aͤußern Temperaturen, durch die kuͤhlende Wirkung der verſtaͤrkten Ausduͤnſtung in der Hitze, und durch den Reiz und die toniſche Wirkung der Luft auf die Fibern in der Kaͤlte.

Weit ſinnreicher benutzte D. Crawford (Exp, and obſerv. on animal heat etc. London, 1779. 8.) die neuen

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[591/0601] zugleich auch die Waͤrme des Koͤrpers befoͤrdert, ſ. Athmen (Th. I. S. 152.). Schon mehrere Aerzte, beſonders Boerhaave, Hales und Arbuthnot hatten geglaubt, daß das Blut in den Lungen verdichtet und erwaͤrmt werde; auch hatte bereits D. Black ſeine Theorie der thieriſchen Waͤrme auf die Reſpiration gegruͤndet, als Prieſtley im Jahre 1774 entdeckte, daß die ausgeathmete Luft unter die phlogiſtiſirten Gasarten gehoͤre, und hieraus ſchloß, daß das Athmen den brennbaren Stof aus dem Koͤrper ausfuͤhre, ſ. Athmen (Th. I. S. 148.). Dagegen glaubte Scheele faſt zu gleicher Zeit zu finden, die Luft fuͤhre vielmehr Brennbares in den Koͤrper ein. D. Leslie (A philoſophical Inquiry into the cauſe of animal heat. Lond. and Edinb. 1778. 8.) trug damals ein Syſtem vor, fuͤr deſſen Urheber er den D. Duncan in Edinburg angiebt, ob man gleich aͤhnliche Gedanken ſchon in D. Franklins Schriſten und in Mortimers oben angefuͤhrtem Aufſatze (Philoſ. Trans. num. 467.) finde. Nach dieſem Syſtem ſoll die Wirkung der Blutgeſaͤße aus allen Theilen der thieriſchen Maſchine allmaͤhlig Phlogiſton entwickeln, und durch dieſe Entwickelung Waͤrme erzeugen. Leslie gruͤndet ſich vornehmlich darauf, daß das Phlogiſton ein Hauptbeſtandtheil aller Nahrungsmittel, im Blute unbezweifelt vorhanden, und die Urſache der Farbe deſſelben, ſo wie der Farbe und des Geſchmacks der Galle ſey; daß der Nahrungsſaft roth werde, ſo bald er nur kurze Zeit der Wirkung der Blutgefaͤße ausgeſetzt geweſen ſey; daß bey den verſchiedenen Arten Waͤrme zu erregen, immer Phlogiſton entbunden werde u. ſ. w. Endlich ſucht er den von Blagden angenommenen Satz, daß der thieriſche Koͤrper in hohen Graden der Hitze das Uebermaaß derſelben zerſtoͤre, oder Kaͤlte hervorbringe, zu widerlegen, und erklaͤrt die Beſtaͤndigkeit der Waͤrme bey verſchiedenen aͤußern Temperaturen, durch die kuͤhlende Wirkung der verſtaͤrkten Ausduͤnſtung in der Hitze, und durch den Reiz und die toniſche Wirkung der Luft auf die Fibern in der Kaͤlte. Weit ſinnreicher benutzte D. Crawford (Exp, and obſerv. on animal heat etc. London, 1779. 8.) die neuen

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Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 4. Leipzig, 1798, S. 591. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch04_1798/601>, abgerufen am 22.11.2024.