sich wirklich in Luftgattungen verwandeln. Ueberhaupt aber sind Dampfgestalt und Luftform durch so unmerkliche Grenzen unterschieden, daß bey der Verdichtung sehr vieler Dämpfe der letzte Theil allemal permanent elastisch bleibt. Die Dampfform läßt sich also sehr wohl als eine niedrigere Stufe der Auflösung im Wärmestof ansehen, bey der die Bindung nur nicht so fest ist, als bey der Luftgestalt, s. Dämpfe. Mir scheint es nun sehr einfach, die Schmelzung, ja selbst die Ausdehnung fester Körper durch die Wärme, und die Wirkung der letztern aufs Gefühl, als die niedrigsten Stufen eben dieser Bindung anzusehen, und sie sämmtlich als Wirkungen der Auflösungskraft, Verwandtschaft oder Kausticität des Wärmestofs zu betrachten. Das Gefühl der Wärme ist doch ganz dem Gefühl ähnlich, welches ätzende oder stark äuflösende Mittel in unserm Körper hervorbringen. Eben deswegen wollte man ja sonst in allen Aetzmitteln Feuer finden, s. Kausticität.
Die Verbrennung besteht in derjenigen Zersetzung gewisser Körper durch den Wärmestof, welche nur bey einem hinlänglichen Grade der Erhitzung und beym Zutritte reiner Luft erfolgt, auch allezeit mit Licht und mit einer sehr reichlichen Entbindung freyer Wärme begleitet ist. Es ist offenbar, daß hiebey complicirte Wahlverwandtschaften wirken. Wie aber dies eigentlich geschehe, und in welchem Verhältnisse dabey Wärmestof, Licht, reine Luft, und brennbare Stoffe selbst, mit einander stehen, das wird auf sehr verschiedene Art erklärt, s. Verbrennung. Die Zukunft wird vielleicht hierinn noch manches aufklären, so wie überhaupt der ganzen Lehre von Wärme und Feuer noch eine große Krisis bevorzustehen scheint.
v. Musschenbroek Introd. ad philos. nat. To. II. §. 1524. sqq.
Erxleben Anfangsgr. der Naturlehre. 4te Auflage, durch Lichtenberg. Göttingen, 1784. 8. §. 417. u. f. an mehreren Stellen.
Gren Grundriß der Naturlehre. Halle, 1788. 8. §. 342. u. f.
Franz Xaver Baader vom Wärmestof, seiner Vertheilung, Bindung und Entbindung, eine Probschrift. Wien und Leipzig, 1786. 4.
ſich wirklich in Luftgattungen verwandeln. Ueberhaupt aber ſind Dampfgeſtalt und Luftform durch ſo unmerkliche Grenzen unterſchieden, daß bey der Verdichtung ſehr vieler Daͤmpfe der letzte Theil allemal permanent elaſtiſch bleibt. Die Dampfform laͤßt ſich alſo ſehr wohl als eine niedrigere Stufe der Aufloͤſung im Waͤrmeſtof anſehen, bey der die Bindung nur nicht ſo feſt iſt, als bey der Luftgeſtalt, ſ. Daͤmpfe. Mir ſcheint es nun ſehr einfach, die Schmelzung, ja ſelbſt die Ausdehnung feſter Koͤrper durch die Waͤrme, und die Wirkung der letztern aufs Gefuͤhl, als die niedrigſten Stufen eben dieſer Bindung anzuſehen, und ſie ſaͤmmtlich als Wirkungen der Aufloͤſungskraft, Verwandtſchaft oder Kauſticitaͤt des Waͤrmeſtofs zu betrachten. Das Gefuͤhl der Waͤrme iſt doch ganz dem Gefuͤhl aͤhnlich, welches aͤtzende oder ſtark aͤufloͤſende Mittel in unſerm Koͤrper hervorbringen. Eben deswegen wollte man ja ſonſt in allen Aetzmitteln Feuer finden, ſ. Kauſticitaͤt.
Die Verbrennung beſteht in derjenigen Zerſetzung gewiſſer Koͤrper durch den Waͤrmeſtof, welche nur bey einem hinlaͤnglichen Grade der Erhitzung und beym Zutritte reiner Luft erfolgt, auch allezeit mit Licht und mit einer ſehr reichlichen Entbindung freyer Waͤrme begleitet iſt. Es iſt offenbar, daß hiebey complicirte Wahlverwandtſchaften wirken. Wie aber dies eigentlich geſchehe, und in welchem Verhaͤltniſſe dabey Waͤrmeſtof, Licht, reine Luft, und brennbare Stoffe ſelbſt, mit einander ſtehen, das wird auf ſehr verſchiedene Art erklaͤrt, ſ. Verbrennung. Die Zukunft wird vielleicht hierinn noch manches aufklaͤren, ſo wie uͤberhaupt der ganzen Lehre von Waͤrme und Feuer noch eine große Kriſis bevorzuſtehen ſcheint.
v. Muſſchenbroek Introd. ad philoſ. nat. To. II. §. 1524. ſqq.
Erxleben Anfangsgr. der Naturlehre. 4te Auflage, durch Lichtenberg. Goͤttingen, 1784. 8. §. 417. u. f. an mehreren Stellen.
Gren Grundriß der Naturlehre. Halle, 1788. 8. §. 342. u. f.
Franz Xaver Baader vom Waͤrmeſtof, ſeiner Vertheilung, Bindung und Entbindung, eine Probſchrift. Wien und Leipzig, 1786. 4.
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ſich wirklich in Luftgattungen verwandeln. Ueberhaupt aber ſind Dampfgeſtalt und Luftform durch ſo unmerkliche Grenzen unterſchieden, daß bey der Verdichtung ſehr vieler Daͤmpfe der letzte Theil allemal permanent elaſtiſch bleibt. Die Dampfform laͤßt ſich alſo ſehr wohl als eine niedrigere Stufe der Aufloͤſung im Waͤrmeſtof anſehen, bey der die Bindung nur nicht ſo feſt iſt, als bey der Luftgeſtalt, ſ. Daͤmpfe. Mir ſcheint es nun ſehr einfach, die Schmelzung, ja ſelbſt die Ausdehnung feſter Koͤrper durch die Waͤrme, und die Wirkung der letztern aufs Gefuͤhl, als die niedrigſten Stufen eben dieſer Bindung anzuſehen, und ſie ſaͤmmtlich als Wirkungen der Aufloͤſungskraft, Verwandtſchaft oder Kauſticitaͤt des Waͤrmeſtofs zu betrachten. Das Gefuͤhl der Waͤrme iſt doch ganz dem Gefuͤhl aͤhnlich, welches aͤtzende oder ſtark aͤufloͤſende Mittel in unſerm Koͤrper hervorbringen. Eben deswegen wollte man ja ſonſt in allen Aetzmitteln Feuer finden, ſ. Kauſticitaͤt.
Die Verbrennung beſteht in derjenigen Zerſetzung gewiſſer Koͤrper durch den Waͤrmeſtof, welche nur bey einem hinlaͤnglichen Grade der Erhitzung und beym Zutritte reiner Luft erfolgt, auch allezeit mit Licht und mit einer ſehr reichlichen Entbindung freyer Waͤrme begleitet iſt. Es iſt offenbar, daß hiebey complicirte Wahlverwandtſchaften wirken. Wie aber dies eigentlich geſchehe, und in welchem Verhaͤltniſſe dabey Waͤrmeſtof, Licht, reine Luft, und brennbare Stoffe ſelbſt, mit einander ſtehen, das wird auf ſehr verſchiedene Art erklaͤrt, ſ. Verbrennung. Die Zukunft wird vielleicht hierinn noch manches aufklaͤren, ſo wie uͤberhaupt der ganzen Lehre von Waͤrme und Feuer noch eine große Kriſis bevorzuſtehen ſcheint.
v. Muſſchenbroek Introd. ad philoſ. nat. To. II. §. 1524. ſqq.
Erxleben Anfangsgr. der Naturlehre. 4te Auflage, durch Lichtenberg. Goͤttingen, 1784. 8. §. 417. u. f. an mehreren Stellen.
Gren Grundriß der Naturlehre. Halle, 1788. 8. §. 342. u. f.
Franz Xaver Baader vom Waͤrmeſtof, ſeiner Vertheilung, Bindung und Entbindung, eine Probſchrift. Wien und Leipzig, 1786. 4.
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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 4. Leipzig, 1798, S. 567. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch04_1798/577>, abgerufen am 22.11.2024.
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