mit einer großen Menge von Wärmestof entsteht; den zweyten Theil aber bestätigen sehr zahlreiche und ganz entscheidende Versuche. Durch Mischung nitröser und reiner Luft entstehen Salpeterdämpfe, durch Mischung salzsaurer oder flußspathsaurer Luft mit reiner saure Dämpfe, durch salzsaure und flüchtig alkalische erzeugt sich ein fester Salmiak u. s. w., alles mit Erhitzung oder Entbindung sreyer Wärme. Phosphorluft entzündet sich bey Berührung der atmosphärischen Luft, und das flüchtige Vitriolsalz (das sich nach Herrn Grens Vermuthung zur luftförmigen Flüßigkeit expandirt) raucht bey Eröfnung der Flaschen mit einer merklichen Wärme.
Die beyden ersten dieser Gesetze brachten den D. Black in Edinburgh und D. Irwine in Glasgow zuerst auf die Vorstellung von gebundener, oder nach Blacks Ausdrucke, latenter Wärme, die als Ursache der Flüßigkeit und Dampsgestalt in den Körpern verborgen liege, und sich nicht eher, als bey Veränderung dieser Form, durch ihre gewöhnlichen Wirkungen auf Gefühl und Thermometer offenbare. Crawford, der auf diese Entdeckungen seine sinnreiche Theorie der thierischen Wärme und Verbrennung baut (s. Feuer, Th. II. S. 218.), betrachtet diese latente Wärme nicht als chymisch verbunden mit den Stoffen, weil sie sich schon durch bloße Berührung kalter Körper wiederum trennen läßt. Er bedient sich daher der Ausdrücke, die Capacität oder comparative Wärme der Stoffe werde vermehrt oder vermindert. Wasser hat nach ihm mehr Capacität, als Eis, Wasserdampf mehr, als Wasser, Luftgattungen mehr, als Dämpfe; jene nehmen mehr Wärme in ihre Zwischenräume auf, ohne sich darum chymisch mit ihr zu verbinden.
Aber wenn es erlaubt ist, das gebunden zu nennen, was durch Verwendung seiner Wirkung auf andere Körper seiner gewöhnlichen Aeußerungen und Kennzeichen beraubt wird, so ist dies wohl nicht mehr, als bloßer Wortstreit. Alle Phänomene vereinigen sich sehr schön unter einen allgemeinen Gesichtspunkt, wenn man die Wirkungen der Wärme, nemlich Mittheilung, Ausdehnung, Schmelzung,
mit einer großen Menge von Waͤrmeſtof entſteht; den zweyten Theil aber beſtaͤtigen ſehr zahlreiche und ganz entſcheidende Verſuche. Durch Miſchung nitroͤſer und reiner Luft entſtehen Salpeterdaͤmpfe, durch Miſchung ſalzſaurer oder flußſpathſaurer Luft mit reiner ſaure Daͤmpfe, durch ſalzſaure und fluͤchtig alkaliſche erzeugt ſich ein feſter Salmiak u. ſ. w., alles mit Erhitzung oder Entbindung ſreyer Waͤrme. Phosphorluft entzuͤndet ſich bey Beruͤhrung der atmoſphaͤriſchen Luft, und das fluͤchtige Vitriolſalz (das ſich nach Herrn Grens Vermuthung zur luftfoͤrmigen Fluͤßigkeit expandirt) raucht bey Eroͤfnung der Flaſchen mit einer merklichen Waͤrme.
Die beyden erſten dieſer Geſetze brachten den D. Black in Edinburgh und D. Irwine in Glasgow zuerſt auf die Vorſtellung von gebundener, oder nach Blacks Ausdrucke, latenter Waͤrme, die als Urſache der Fluͤßigkeit und Dampſgeſtalt in den Koͤrpern verborgen liege, und ſich nicht eher, als bey Veraͤnderung dieſer Form, durch ihre gewoͤhnlichen Wirkungen auf Gefuͤhl und Thermometer offenbare. Crawford, der auf dieſe Entdeckungen ſeine ſinnreiche Theorie der thieriſchen Waͤrme und Verbrennung baut (ſ. Feuer, Th. II. S. 218.), betrachtet dieſe latente Waͤrme nicht als chymiſch verbunden mit den Stoffen, weil ſie ſich ſchon durch bloße Beruͤhrung kalter Koͤrper wiederum trennen laͤßt. Er bedient ſich daher der Ausdruͤcke, die Capacitaͤt oder comparative Waͤrme der Stoffe werde vermehrt oder vermindert. Waſſer hat nach ihm mehr Capacitaͤt, als Eis, Waſſerdampf mehr, als Waſſer, Luftgattungen mehr, als Daͤmpfe; jene nehmen mehr Waͤrme in ihre Zwiſchenraͤume auf, ohne ſich darum chymiſch mit ihr zu verbinden.
Aber wenn es erlaubt iſt, das gebunden zu nennen, was durch Verwendung ſeiner Wirkung auf andere Koͤrper ſeiner gewoͤhnlichen Aeußerungen und Kennzeichen beraubt wird, ſo iſt dies wohl nicht mehr, als bloßer Wortſtreit. Alle Phaͤnomene vereinigen ſich ſehr ſchoͤn unter einen allgemeinen Geſichtspunkt, wenn man die Wirkungen der Waͤrme, nemlich Mittheilung, Ausdehnung, Schmelzung,
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mit einer großen Menge von Waͤrmeſtof entſteht; den zweyten Theil aber beſtaͤtigen ſehr zahlreiche und ganz entſcheidende Verſuche. Durch Miſchung nitroͤſer und reiner Luft entſtehen Salpeterdaͤmpfe, durch Miſchung ſalzſaurer oder flußſpathſaurer Luft mit reiner ſaure Daͤmpfe, durch ſalzſaure und fluͤchtig alkaliſche erzeugt ſich ein feſter Salmiak u. ſ. w., alles mit Erhitzung oder Entbindung ſreyer Waͤrme. Phosphorluft entzuͤndet ſich bey Beruͤhrung der atmoſphaͤriſchen Luft, und das fluͤchtige Vitriolſalz (das ſich nach Herrn Grens Vermuthung zur luftfoͤrmigen Fluͤßigkeit expandirt) raucht bey Eroͤfnung der Flaſchen mit einer merklichen Waͤrme.
Die beyden erſten dieſer Geſetze brachten den D. Black in Edinburgh und D. Irwine in Glasgow zuerſt auf die Vorſtellung von gebundener, oder nach Blacks Ausdrucke, latenter Waͤrme, die als Urſache der Fluͤßigkeit und Dampſgeſtalt in den Koͤrpern verborgen liege, und ſich nicht eher, als bey Veraͤnderung dieſer Form, durch ihre gewoͤhnlichen Wirkungen auf Gefuͤhl und Thermometer offenbare. Crawford, der auf dieſe Entdeckungen ſeine ſinnreiche Theorie der thieriſchen Waͤrme und Verbrennung baut (ſ. Feuer, Th. II. S. 218.), betrachtet dieſe latente Waͤrme nicht als chymiſch verbunden mit den Stoffen, weil ſie ſich ſchon durch bloße Beruͤhrung kalter Koͤrper wiederum trennen laͤßt. Er bedient ſich daher der Ausdruͤcke, die Capacitaͤt oder comparative Waͤrme der Stoffe werde vermehrt oder vermindert. Waſſer hat nach ihm mehr Capacitaͤt, als Eis, Waſſerdampf mehr, als Waſſer, Luftgattungen mehr, als Daͤmpfe; jene nehmen mehr Waͤrme in ihre Zwiſchenraͤume auf, ohne ſich darum chymiſch mit ihr zu verbinden.
Aber wenn es erlaubt iſt, das gebunden zu nennen, was durch Verwendung ſeiner Wirkung auf andere Koͤrper ſeiner gewoͤhnlichen Aeußerungen und Kennzeichen beraubt wird, ſo iſt dies wohl nicht mehr, als bloßer Wortſtreit. Alle Phaͤnomene vereinigen ſich ſehr ſchoͤn unter einen allgemeinen Geſichtspunkt, wenn man die Wirkungen der Waͤrme, nemlich Mittheilung, Ausdehnung, Schmelzung,
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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 4. Leipzig, 1798, S. 564. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch04_1798/574>, abgerufen am 22.11.2024.
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