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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 4. Leipzig, 1798.

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anfangs auf andere Wege geführt haben. So hat man auch nie darthun können, daß bey allen Arten der Reibung Wärme entstehe, oder, daß die Wärme im Verhältnisse mit der Stärke der Reibung sey, u. s. w. Nollets Einwurf (Lecon XIII. Sect. 1.), daß diese Bewegung abnimmt, wenn sie sich durch größere Massen verbreitet, dahingegen bey der Entzündung eines Holzstoßes durch einen Funken, dem Vibrationssystem zufolge, die Bewegung wachsen müßte, ist völlig entscheidend. Auch weiß man jetzt, daß sich die Wärme gar nicht nach den Gesetzen schwingender Bewegungen mittheilt, und daß überhaupt aus bloßen Schwingungen keine befriedigende Erklärung der Erscheinungen hergeleitet werden kan.

Also ist es ohne Zweifel nothwendig, einen eignen Stof der Wärme anzunehmen. Boerhaave legte demselben den Namen des Elementarfeuers bey, s. Feuer (Th. II. S. 211.). Er erklärte aber die Verbindung dieses Feuers mit den übrigen Stoffen, so wie die Befreyung und Erregung desselben, blos mechanisch durch Stoß und Bewegung, ließ die Anhäufung davon, oder die Wärme, durch Verdichtung des Sonnenfeuers, oder durch Reiben und heftige Erschütterung der Körpertheilchen erfolgen, und glaubte, daß dieses Feuer im Stande des Gleichgewichts gleichförmig im Verhältnisse der Räume verbreitet sey. Seine Lehre vom Feuer enthält in der Hauptsache alles, was man noch lange nach ihm über diesen merkwürdigen Stof vorgetragen hat, bis endlich neuere Entdeckungen die Begriffe hievon veränderten, und auf die Vermuthung einer chymischen Verbindung des Wärmestofs mit den Körpern leiteten. Inzwischen hat schon Homberg an einigen Stellen seiner Schriften das Feuer aus diesem Gesichtspunkte betrachtet.

Nachdem aber Wilke (Von des Schnees Kälte beym Schmelzen, in den Schwed. Abhdl. aufs I. 1772. 34ster Band, S. 93. u. f.) durch eine Reihe schöner Versuche gefunden hatte, daß beym Schmelzen des Schnees eine gewisse beständige Menge fühlbarer Wärme verlohren gehe,


anfangs auf andere Wege gefuͤhrt haben. So hat man auch nie darthun koͤnnen, daß bey allen Arten der Reibung Waͤrme entſtehe, oder, daß die Waͤrme im Verhaͤltniſſe mit der Staͤrke der Reibung ſey, u. ſ. w. Nollets Einwurf (Leçon XIII. Sect. 1.), daß dieſe Bewegung abnimmt, wenn ſie ſich durch groͤßere Maſſen verbreitet, dahingegen bey der Entzuͤndung eines Holzſtoßes durch einen Funken, dem Vibrationsſyſtem zufolge, die Bewegung wachſen muͤßte, iſt voͤllig entſcheidend. Auch weiß man jetzt, daß ſich die Waͤrme gar nicht nach den Geſetzen ſchwingender Bewegungen mittheilt, und daß uͤberhaupt aus bloßen Schwingungen keine befriedigende Erklaͤrung der Erſcheinungen hergeleitet werden kan.

Alſo iſt es ohne Zweifel nothwendig, einen eignen Stof der Waͤrme anzunehmen. Boerhaave legte demſelben den Namen des Elementarfeuers bey, ſ. Feuer (Th. II. S. 211.). Er erklaͤrte aber die Verbindung dieſes Feuers mit den uͤbrigen Stoffen, ſo wie die Befreyung und Erregung deſſelben, blos mechaniſch durch Stoß und Bewegung, ließ die Anhaͤufung davon, oder die Waͤrme, durch Verdichtung des Sonnenfeuers, oder durch Reiben und heftige Erſchuͤtterung der Koͤrpertheilchen erfolgen, und glaubte, daß dieſes Feuer im Stande des Gleichgewichts gleichfoͤrmig im Verhaͤltniſſe der Raͤume verbreitet ſey. Seine Lehre vom Feuer enthaͤlt in der Hauptſache alles, was man noch lange nach ihm uͤber dieſen merkwuͤrdigen Stof vorgetragen hat, bis endlich neuere Entdeckungen die Begriffe hievon veraͤnderten, und auf die Vermuthung einer chymiſchen Verbindung des Waͤrmeſtofs mit den Koͤrpern leiteten. Inzwiſchen hat ſchon Homberg an einigen Stellen ſeiner Schriften das Feuer aus dieſem Geſichtspunkte betrachtet.

Nachdem aber Wilke (Von des Schnees Kaͤlte beym Schmelzen, in den Schwed. Abhdl. aufs I. 1772. 34ſter Band, S. 93. u. f.) durch eine Reihe ſchoͤner Verſuche gefunden hatte, daß beym Schmelzen des Schnees eine gewiſſe beſtaͤndige Menge fuͤhlbarer Waͤrme verlohren gehe,

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[544/0554] anfangs auf andere Wege gefuͤhrt haben. So hat man auch nie darthun koͤnnen, daß bey allen Arten der Reibung Waͤrme entſtehe, oder, daß die Waͤrme im Verhaͤltniſſe mit der Staͤrke der Reibung ſey, u. ſ. w. Nollets Einwurf (Leçon XIII. Sect. 1.), daß dieſe Bewegung abnimmt, wenn ſie ſich durch groͤßere Maſſen verbreitet, dahingegen bey der Entzuͤndung eines Holzſtoßes durch einen Funken, dem Vibrationsſyſtem zufolge, die Bewegung wachſen muͤßte, iſt voͤllig entſcheidend. Auch weiß man jetzt, daß ſich die Waͤrme gar nicht nach den Geſetzen ſchwingender Bewegungen mittheilt, und daß uͤberhaupt aus bloßen Schwingungen keine befriedigende Erklaͤrung der Erſcheinungen hergeleitet werden kan. Alſo iſt es ohne Zweifel nothwendig, einen eignen Stof der Waͤrme anzunehmen. Boerhaave legte demſelben den Namen des Elementarfeuers bey, ſ. Feuer (Th. II. S. 211.). Er erklaͤrte aber die Verbindung dieſes Feuers mit den uͤbrigen Stoffen, ſo wie die Befreyung und Erregung deſſelben, blos mechaniſch durch Stoß und Bewegung, ließ die Anhaͤufung davon, oder die Waͤrme, durch Verdichtung des Sonnenfeuers, oder durch Reiben und heftige Erſchuͤtterung der Koͤrpertheilchen erfolgen, und glaubte, daß dieſes Feuer im Stande des Gleichgewichts gleichfoͤrmig im Verhaͤltniſſe der Raͤume verbreitet ſey. Seine Lehre vom Feuer enthaͤlt in der Hauptſache alles, was man noch lange nach ihm uͤber dieſen merkwuͤrdigen Stof vorgetragen hat, bis endlich neuere Entdeckungen die Begriffe hievon veraͤnderten, und auf die Vermuthung einer chymiſchen Verbindung des Waͤrmeſtofs mit den Koͤrpern leiteten. Inzwiſchen hat ſchon Homberg an einigen Stellen ſeiner Schriften das Feuer aus dieſem Geſichtspunkte betrachtet. Nachdem aber Wilke (Von des Schnees Kaͤlte beym Schmelzen, in den Schwed. Abhdl. aufs I. 1772. 34ſter Band, S. 93. u. f.) durch eine Reihe ſchoͤner Verſuche gefunden hatte, daß beym Schmelzen des Schnees eine gewiſſe beſtaͤndige Menge fuͤhlbarer Waͤrme verlohren gehe,

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Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 4. Leipzig, 1798, S. 544. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch04_1798/554>, abgerufen am 22.11.2024.