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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 4. Leipzig, 1798.

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fieng aber am 5. April 1766 unter heftigem Erdbeben wieder zu toben an. Auch hat Island noch mehr Vulkane (s. Olafsens und Povelsens Reise durch Island. Kopenh. u. Leipz. 1774. gr. 4.). Im Junius des Jahres 1783 brachen auf dieser Insel Feuersäulen aus der Erde, die zu einer unglaublichen Höhe stiegen, und Sand, Staub, Asche rc. weit um sich her warfen. Dieser schreckliche Erdbrand tobte zween Monate lang, eröfnete große Spalten und Klüfte, leitete dadurch einige große Flüsse ab verheerte einen großen Theil der Insel, und erfüllte alles mit einem erstickenden Schwefeldampse. Weit und breit rauchte das Erdreich (s. Nachricht von dem großen isländischen Erdbrande, in dem Gothaischen Magazin für das Neuste aus der Phys. V. Band 3. Stück, S. 128 u. f.).

In den übrigen Welttheilen sind die Vulkane noch häufiger, als in Europa. Die peruanischen beschreibt Bouguer. Cotopaxi ist darunter der beträchtlichste. Er hat an seinem Fuße über 20 verschiedene Lagen verbrannter Materien. Auch Pichincha oder Chimboraco sind Vulkane. Doch strömen aus diesen Bergen keine Laven, und der größte Schade geschieht durch das plötzliche Schmelzen des Schnees, welches im Jahre 1742 eine Fluth von 130 Fuß Höhe veranlaßte, die sich vom Cotopaxi herab binnen drey Stunden ins Meer stürzte, und Häuser, Menschen und Vieh mit sich führte. Die meisten Inseln, welche die sogenannten Archipelagos ausmachen, scheinen aus Vulkanen entstanden zu seyn; vorzüglich diejenigen, welche zwischen Kamtschatka und Japan liegen. Ueberhaupt findet sich im indischen und stillen Meere eine große Menge vulkanischer Inseln. Die Vulkane in Asien und auf den philippinischen und moluckischen Inseln zeigt Lulofs an (Einleit. zur Kenntniß der Erdkugel; a. d. Holl. durch Kästner. Altenb. 1755. 4. §. 233.).

Spuren ehemaliger nunmehr erloschener Vulkane finden sich auch auf dem festen Lande häufiger, als man ehedem glaubte. Man erkennt sie an der kegelförmigen oder zuckerhutähnlichen Gestalt der Berge, an den Spuren der verfallenen Crater, die zum Theil mit Wasser angefüllt


fieng aber am 5. April 1766 unter heftigem Erdbeben wieder zu toben an. Auch hat Island noch mehr Vulkane (ſ. Olafſens und Povelſens Reiſe durch Island. Kopenh. u. Leipz. 1774. gr. 4.). Im Junius des Jahres 1783 brachen auf dieſer Inſel Feuerſaͤulen aus der Erde, die zu einer unglaublichen Hoͤhe ſtiegen, und Sand, Staub, Aſche rc. weit um ſich her warfen. Dieſer ſchreckliche Erdbrand tobte zween Monate lang, eroͤfnete große Spalten und Kluͤfte, leitete dadurch einige große Fluͤſſe ab verheerte einen großen Theil der Inſel, und erfuͤllte alles mit einem erſtickenden Schwefeldampſe. Weit und breit rauchte das Erdreich (ſ. Nachricht von dem großen islaͤndiſchen Erdbrande, in dem Gothaiſchen Magazin fuͤr das Neuſte aus der Phyſ. V. Band 3. Stuͤck, S. 128 u. f.).

In den uͤbrigen Welttheilen ſind die Vulkane noch haͤufiger, als in Europa. Die peruaniſchen beſchreibt Bouguer. Cotopaxi iſt darunter der betraͤchtlichſte. Er hat an ſeinem Fuße uͤber 20 verſchiedene Lagen verbrannter Materien. Auch Pichincha oder Chimboraço ſind Vulkane. Doch ſtroͤmen aus dieſen Bergen keine Laven, und der groͤßte Schade geſchieht durch das ploͤtzliche Schmelzen des Schnees, welches im Jahre 1742 eine Fluth von 130 Fuß Hoͤhe veranlaßte, die ſich vom Cotopaxi herab binnen drey Stunden ins Meer ſtuͤrzte, und Haͤuſer, Menſchen und Vieh mit ſich fuͤhrte. Die meiſten Inſeln, welche die ſogenannten Archipelagos ausmachen, ſcheinen aus Vulkanen entſtanden zu ſeyn; vorzuͤglich diejenigen, welche zwiſchen Kamtſchatka und Japan liegen. Ueberhaupt findet ſich im indiſchen und ſtillen Meere eine große Menge vulkaniſcher Inſeln. Die Vulkane in Aſien und auf den philippiniſchen und moluckiſchen Inſeln zeigt Lulofs an (Einleit. zur Kenntniß der Erdkugel; a. d. Holl. durch Kaͤſtner. Altenb. 1755. 4. §. 233.).

Spuren ehemaliger nunmehr erloſchener Vulkane finden ſich auch auf dem feſten Lande haͤufiger, als man ehedem glaubte. Man erkennt ſie an der kegelfoͤrmigen oder zuckerhutaͤhnlichen Geſtalt der Berge, an den Spuren der verfallenen Crater, die zum Theil mit Waſſer angefuͤllt

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[513/0523] fieng aber am 5. April 1766 unter heftigem Erdbeben wieder zu toben an. Auch hat Island noch mehr Vulkane (ſ. Olafſens und Povelſens Reiſe durch Island. Kopenh. u. Leipz. 1774. gr. 4.). Im Junius des Jahres 1783 brachen auf dieſer Inſel Feuerſaͤulen aus der Erde, die zu einer unglaublichen Hoͤhe ſtiegen, und Sand, Staub, Aſche rc. weit um ſich her warfen. Dieſer ſchreckliche Erdbrand tobte zween Monate lang, eroͤfnete große Spalten und Kluͤfte, leitete dadurch einige große Fluͤſſe ab verheerte einen großen Theil der Inſel, und erfuͤllte alles mit einem erſtickenden Schwefeldampſe. Weit und breit rauchte das Erdreich (ſ. Nachricht von dem großen islaͤndiſchen Erdbrande, in dem Gothaiſchen Magazin fuͤr das Neuſte aus der Phyſ. V. Band 3. Stuͤck, S. 128 u. f.). In den uͤbrigen Welttheilen ſind die Vulkane noch haͤufiger, als in Europa. Die peruaniſchen beſchreibt Bouguer. Cotopaxi iſt darunter der betraͤchtlichſte. Er hat an ſeinem Fuße uͤber 20 verſchiedene Lagen verbrannter Materien. Auch Pichincha oder Chimboraço ſind Vulkane. Doch ſtroͤmen aus dieſen Bergen keine Laven, und der groͤßte Schade geſchieht durch das ploͤtzliche Schmelzen des Schnees, welches im Jahre 1742 eine Fluth von 130 Fuß Hoͤhe veranlaßte, die ſich vom Cotopaxi herab binnen drey Stunden ins Meer ſtuͤrzte, und Haͤuſer, Menſchen und Vieh mit ſich fuͤhrte. Die meiſten Inſeln, welche die ſogenannten Archipelagos ausmachen, ſcheinen aus Vulkanen entſtanden zu ſeyn; vorzuͤglich diejenigen, welche zwiſchen Kamtſchatka und Japan liegen. Ueberhaupt findet ſich im indiſchen und ſtillen Meere eine große Menge vulkaniſcher Inſeln. Die Vulkane in Aſien und auf den philippiniſchen und moluckiſchen Inſeln zeigt Lulofs an (Einleit. zur Kenntniß der Erdkugel; a. d. Holl. durch Kaͤſtner. Altenb. 1755. 4. §. 233.). Spuren ehemaliger nunmehr erloſchener Vulkane finden ſich auch auf dem feſten Lande haͤufiger, als man ehedem glaubte. Man erkennt ſie an der kegelfoͤrmigen oder zuckerhutaͤhnlichen Geſtalt der Berge, an den Spuren der verfallenen Crater, die zum Theil mit Waſſer angefuͤllt

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Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 4. Leipzig, 1798, S. 513. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch04_1798/523>, abgerufen am 27.05.2024.