Stunde beträgt. Doch setzt Hamilton die Geschwindigkeit der Lava vom 28. März 1767 dreymal größer. An der Luft wird die Oberfläche bald hart, und trennt sich in Stücken, die auf die Seite fallen, und eine Art von Canal bilden, in welchem der noch flüßige Theil fortgeht. Dieser Canal wird weiter hin immer breiter, bis endlich die Oberfläche ganz erhärtet, da die Lava nur noch auf dem Grunde fließt, die oben schwimmenden festen Stücken mit sich fortführt, und das ganze einem fortrollenden Steinhaufen ähnlich macht. Eine sehr deutliche Beschreibung hievon giebt Herr de Lüc aus den Nachrichten seines Bruders (Briefe über die Geschichte der Erde. Th. I. L. Brief.). Die Lava von 1757 war oben beym Ausbruche, auf einem Abhange von 30°, 2 Toisen breit, und die glühenden Stücken auf der Oberfläche giengen 40--50 Schuh weit in einer Minute. Weiter herab ward der Lauf so langsam, daß sie kaum einen Schuh weit in 1 Minute fortgiengen. Endlich bestand der ganze Fortgang darinn, daß die inwendig angehäufte flüßige Materie die äußern harten Theile durchbrach, und mit Geräusch herausstürzte.
Die Ströme der Laven sehen im Dunkeln glühend aus, am Tage aber zeigt sich nur ein weißer Rauch. Hindernisse, welche diese Ströme antreffen, z. B. Bäume, Gebäude rc. halten sie durch Widerstand und Kühlung auf; sie müssen sich dann anhäufen, um durchzubrechen. Auf diese Art bilden sich Brücken, Arkaden, Spalten, Hügel, ein wahres Bild des Chaos, welches noch unordentlicher wird, wenn die Laven ins Wasser treten, wo sie sich bald verhärten, und der folgende Theil über den vorangehenden stürzt. Die Hitze ist am Orte des Ausbruchs so stark, daß man zuweilen nach einem Jahre die Hand noch nicht auflegen kan. Die Oberfläche glüht mehrere Tage, und das Innere oft Monate lang, oder bleibt doch so heiß, daß ein Stock, mit dem man die äußere Rinde durchsticht, brennend herausgezogen wird.
Die ganze Gegend um Neapel, welche Ferber (Briefe aus Wälschland an Herrn v. Born. Prag, 1773. 8. S. 136. u. f.) und Hamilton (in den Campis Phlegraeis, ingleichen
Stunde betraͤgt. Doch ſetzt Hamilton die Geſchwindigkeit der Lava vom 28. Maͤrz 1767 dreymal groͤßer. An der Luft wird die Oberflaͤche bald hart, und trennt ſich in Stuͤcken, die auf die Seite fallen, und eine Art von Canal bilden, in welchem der noch fluͤßige Theil fortgeht. Dieſer Canal wird weiter hin immer breiter, bis endlich die Oberflaͤche ganz erhaͤrtet, da die Lava nur noch auf dem Grunde fließt, die oben ſchwimmenden feſten Stuͤcken mit ſich fortfuͤhrt, und das ganze einem fortrollenden Steinhaufen aͤhnlich macht. Eine ſehr deutliche Beſchreibung hievon giebt Herr de Luͤc aus den Nachrichten ſeines Bruders (Briefe uͤber die Geſchichte der Erde. Th. I. L. Brief.). Die Lava von 1757 war oben beym Ausbruche, auf einem Abhange von 30°, 2 Toiſen breit, und die gluͤhenden Stuͤcken auf der Oberflaͤche giengen 40—50 Schuh weit in einer Minute. Weiter herab ward der Lauf ſo langſam, daß ſie kaum einen Schuh weit in 1 Minute fortgiengen. Endlich beſtand der ganze Fortgang darinn, daß die inwendig angehaͤufte fluͤßige Materie die aͤußern harten Theile durchbrach, und mit Geraͤuſch herausſtuͤrzte.
Die Stroͤme der Laven ſehen im Dunkeln gluͤhend aus, am Tage aber zeigt ſich nur ein weißer Rauch. Hinderniſſe, welche dieſe Stroͤme antreffen, z. B. Baͤume, Gebaͤude rc. halten ſie durch Widerſtand und Kuͤhlung auf; ſie muͤſſen ſich dann anhaͤufen, um durchzubrechen. Auf dieſe Art bilden ſich Bruͤcken, Arkaden, Spalten, Huͤgel, ein wahres Bild des Chaos, welches noch unordentlicher wird, wenn die Laven ins Waſſer treten, wo ſie ſich bald verhaͤrten, und der folgende Theil uͤber den vorangehenden ſtuͤrzt. Die Hitze iſt am Orte des Ausbruchs ſo ſtark, daß man zuweilen nach einem Jahre die Hand noch nicht auflegen kan. Die Oberflaͤche gluͤht mehrere Tage, und das Innere oft Monate lang, oder bleibt doch ſo heiß, daß ein Stock, mit dem man die aͤußere Rinde durchſticht, brennend herausgezogen wird.
Die ganze Gegend um Neapel, welche Ferber (Briefe aus Waͤlſchland an Herrn v. Born. Prag, 1773. 8. S. 136. u. f.) und Hamilton (in den Campis Phlegraeis, ingleichen
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Stunde betraͤgt. Doch ſetzt Hamilton die Geſchwindigkeit der Lava vom 28. Maͤrz 1767 dreymal groͤßer. An der Luft wird die Oberflaͤche bald hart, und trennt ſich in Stuͤcken, die auf die Seite fallen, und eine Art von Canal bilden, in welchem der noch fluͤßige Theil fortgeht. Dieſer Canal wird weiter hin immer breiter, bis endlich die Oberflaͤche ganz erhaͤrtet, da die Lava nur noch auf dem Grunde fließt, die oben ſchwimmenden feſten Stuͤcken mit ſich fortfuͤhrt, und das ganze einem fortrollenden Steinhaufen aͤhnlich macht. Eine ſehr deutliche Beſchreibung hievon giebt Herr de Luͤc aus den Nachrichten ſeines Bruders (Briefe uͤber die Geſchichte der Erde. Th. I. L. Brief.). Die Lava von 1757 war oben beym Ausbruche, auf einem Abhange von 30°, 2 Toiſen breit, und die gluͤhenden Stuͤcken auf der Oberflaͤche giengen 40—50 Schuh weit in einer Minute. Weiter herab ward der Lauf ſo langſam, daß ſie kaum einen Schuh weit in 1 Minute fortgiengen. Endlich beſtand der ganze Fortgang darinn, daß die inwendig angehaͤufte fluͤßige Materie die aͤußern harten Theile durchbrach, und mit Geraͤuſch herausſtuͤrzte.
Die Stroͤme der Laven ſehen im Dunkeln gluͤhend aus, am Tage aber zeigt ſich nur ein weißer Rauch. Hinderniſſe, welche dieſe Stroͤme antreffen, z. B. Baͤume, Gebaͤude rc. halten ſie durch Widerſtand und Kuͤhlung auf; ſie muͤſſen ſich dann anhaͤufen, um durchzubrechen. Auf dieſe Art bilden ſich Bruͤcken, Arkaden, Spalten, Huͤgel, ein wahres Bild des Chaos, welches noch unordentlicher wird, wenn die Laven ins Waſſer treten, wo ſie ſich bald verhaͤrten, und der folgende Theil uͤber den vorangehenden ſtuͤrzt. Die Hitze iſt am Orte des Ausbruchs ſo ſtark, daß man zuweilen nach einem Jahre die Hand noch nicht auflegen kan. Die Oberflaͤche gluͤht mehrere Tage, und das Innere oft Monate lang, oder bleibt doch ſo heiß, daß ein Stock, mit dem man die aͤußere Rinde durchſticht, brennend herausgezogen wird.
Die ganze Gegend um Neapel, welche Ferber (Briefe aus Waͤlſchland an Herrn v. Born. Prag, 1773. 8. S. 136. u. f.) und Hamilton (in den Campis Phlegraeis, ingleichen
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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 4. Leipzig, 1798, S. 509. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch04_1798/519>, abgerufen am 22.11.2024.
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