welche sich nun auf eine Höhe erhob, die man dreymal größer, als die Höhe des ganzen Berges, d. i. auf 6000 Schuh, schätzen konnte. Die Masse des Rauchs nahm ihre Hauptrichtung auf den Somma und Ottajano zu, stieg aber so hoch, daß man zu Neapel und überall in der Nähe glaubt, sie erreiche den Scheitel und werde alles unter Steine und Asche begraben. Sie zeigte nach allen Richtungen wirbelnde Bewegungen, und theilte sich in Gruppen, die von dem Feuer und den überall hervorschießenden Blitzen auf tausend verschiedene Arten erleuchtet wurden.
Die Feuersäule war so stark, als ob die Erde einen Theil ihrer brennenden Eingeweide auswürfe. Der Regen von brennenden Materien verstärkte noch ihre scheinbare Größe und das Meer, das ihren Glanz zurückwarf, glich dem eröffneten Schlunde der Hölle. Bey diesem Lichte konnte man in Neapel die kleinste Schrift lesen. Die unten senkrechte Säule bog sich am obern Ende; ein Theil von ihr ward vom Winde in die Ferne geführt, ein anderer siel auf den Vesuv und das Atrio del Cavallo zurück, welche davon wie in einen feurigen Schleyer verhüllt wurden. In wenig Augenblicken verwandelte sich der Berg in eine feurige Halbkugel, und verschwand endlich ganz in einem glühenden rosenfarbnen Dampfe, der sich mit keinen Worten beschreiben läßt. Wenn man sich eine feine durchsichtige rosenfarbne Atmosphäre, und in ihrer Mitte einen Berg von lebhaft rothem, heftig bewegtem, Feuer vorstellt, so hat man nur eine schwache Anlage zu der Idee dieses Schauspiels, dessen Größe keine Schilderung eines Malers hat erreichen können. Alles schien so in einander geflossen, daß man glauben mußte, der Berg sey verschlungen, oder in die Luft geworfen worden.
Die Feuersäule und Rauchmasse wurden auf allen Seiten von Blitzen durchschnitten, die theils aus der Erde, theils aus der Luft, zu kommen schienen. Das Ganze stellte eine brennende Wolke vor, aus der ein unaufhörlicher Feuerregen überall Tod und Verwüstung drohte. Hin und wieder fielen Steine von ungeheurer Größe, deren Fall 25 Secunden lang dauerte, ob sie gleich bey weitem nicht so
welche ſich nun auf eine Hoͤhe erhob, die man dreymal groͤßer, als die Hoͤhe des ganzen Berges, d. i. auf 6000 Schuh, ſchaͤtzen konnte. Die Maſſe des Rauchs nahm ihre Hauptrichtung auf den Somma und Ottajano zu, ſtieg aber ſo hoch, daß man zu Neapel und uͤberall in der Naͤhe glaubt, ſie erreiche den Scheitel und werde alles unter Steine und Aſche begraben. Sie zeigte nach allen Richtungen wirbelnde Bewegungen, und theilte ſich in Gruppen, die von dem Feuer und den uͤberall hervorſchießenden Blitzen auf tauſend verſchiedene Arten erleuchtet wurden.
Die Feuerſaͤule war ſo ſtark, als ob die Erde einen Theil ihrer brennenden Eingeweide auswuͤrfe. Der Regen von brennenden Materien verſtaͤrkte noch ihre ſcheinbare Groͤße und das Meer, das ihren Glanz zuruͤckwarf, glich dem eroͤffneten Schlunde der Hoͤlle. Bey dieſem Lichte konnte man in Neapel die kleinſte Schrift leſen. Die unten ſenkrechte Saͤule bog ſich am obern Ende; ein Theil von ihr ward vom Winde in die Ferne gefuͤhrt, ein anderer ſiel auf den Veſuv und das Atrio del Cavallo zuruͤck, welche davon wie in einen feurigen Schleyer verhuͤllt wurden. In wenig Augenblicken verwandelte ſich der Berg in eine feurige Halbkugel, und verſchwand endlich ganz in einem gluͤhenden roſenfarbnen Dampfe, der ſich mit keinen Worten beſchreiben laͤßt. Wenn man ſich eine feine durchſichtige roſenfarbne Atmoſphaͤre, und in ihrer Mitte einen Berg von lebhaft rothem, heftig bewegtem, Feuer vorſtellt, ſo hat man nur eine ſchwache Anlage zu der Idee dieſes Schauſpiels, deſſen Groͤße keine Schilderung eines Malers hat erreichen koͤnnen. Alles ſchien ſo in einander gefloſſen, daß man glauben mußte, der Berg ſey verſchlungen, oder in die Luft geworfen worden.
Die Feuerſaͤule und Rauchmaſſe wurden auf allen Seiten von Blitzen durchſchnitten, die theils aus der Erde, theils aus der Luft, zu kommen ſchienen. Das Ganze ſtellte eine brennende Wolke vor, aus der ein unaufhoͤrlicher Feuerregen uͤberall Tod und Verwuͤſtung drohte. Hin und wieder fielen Steine von ungeheurer Groͤße, deren Fall 25 Secunden lang dauerte, ob ſie gleich bey weitem nicht ſo
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welche ſich nun auf eine Hoͤhe erhob, die man dreymal groͤßer, als die Hoͤhe des ganzen Berges, d. i. auf 6000 Schuh, ſchaͤtzen konnte. Die Maſſe des Rauchs nahm ihre Hauptrichtung auf den Somma und Ottajano zu, ſtieg aber ſo hoch, daß man zu Neapel und uͤberall in der Naͤhe glaubt, ſie erreiche den Scheitel und werde alles unter Steine und Aſche begraben. Sie zeigte nach allen Richtungen wirbelnde Bewegungen, und theilte ſich in Gruppen, die von dem Feuer und den uͤberall hervorſchießenden Blitzen auf tauſend verſchiedene Arten erleuchtet wurden.
Die Feuerſaͤule war ſo ſtark, als ob die Erde einen Theil ihrer brennenden Eingeweide auswuͤrfe. Der Regen von brennenden Materien verſtaͤrkte noch ihre ſcheinbare Groͤße und das Meer, das ihren Glanz zuruͤckwarf, glich dem eroͤffneten Schlunde der Hoͤlle. Bey dieſem Lichte konnte man in Neapel die kleinſte Schrift leſen. Die unten ſenkrechte Saͤule bog ſich am obern Ende; ein Theil von ihr ward vom Winde in die Ferne gefuͤhrt, ein anderer ſiel auf den Veſuv und das Atrio del Cavallo zuruͤck, welche davon wie in einen feurigen Schleyer verhuͤllt wurden. In wenig Augenblicken verwandelte ſich der Berg in eine feurige Halbkugel, und verſchwand endlich ganz in einem gluͤhenden roſenfarbnen Dampfe, der ſich mit keinen Worten beſchreiben laͤßt. Wenn man ſich eine feine durchſichtige roſenfarbne Atmoſphaͤre, und in ihrer Mitte einen Berg von lebhaft rothem, heftig bewegtem, Feuer vorſtellt, ſo hat man nur eine ſchwache Anlage zu der Idee dieſes Schauſpiels, deſſen Groͤße keine Schilderung eines Malers hat erreichen koͤnnen. Alles ſchien ſo in einander gefloſſen, daß man glauben mußte, der Berg ſey verſchlungen, oder in die Luft geworfen worden.
Die Feuerſaͤule und Rauchmaſſe wurden auf allen Seiten von Blitzen durchſchnitten, die theils aus der Erde, theils aus der Luft, zu kommen ſchienen. Das Ganze ſtellte eine brennende Wolke vor, aus der ein unaufhoͤrlicher Feuerregen uͤberall Tod und Verwuͤſtung drohte. Hin und wieder fielen Steine von ungeheurer Groͤße, deren Fall 25 Secunden lang dauerte, ob ſie gleich bey weitem nicht ſo
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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 4. Leipzig, 1798, S. 507. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch04_1798/517>, abgerufen am 22.11.2024.
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