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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 4. Leipzig, 1798.

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Nachherige Ausbrüche haben über diese erste Füllung noch mehrere Lagen gedeckt, zwischen welchen sich immer etwas Dammerde befindet; ein Zeichen, daß jede dieser Lagen eine Zeit lang frey auf der Oberfläche geblieben und zur Cultur fähig geworden sey. So ward Herculanum nach und nach über dem Theater auf 74, und näher nach dem Meere zu auf 110 Fuß hoch bedeckt, und in spätern Zeiten Portici und Resina über diese Stelle gebaut. Im Jahre 1706 fand man zufällig beym Graben einige Statüen, die eine verschüttete Stadt vermuthen ließen, die Regierung verbot aber das weitere Nachsuchen. Erst 1738, da König Carl das Eigenthum dieses Platzes kaufte, fand man die ganze Stadt wieder, ward gewiß, daß sie das alte Herculanum sey, füllte aber die Plätze, so bald die beweglichen Merkwürdigkeiten hinweggeräumt waren, zur Sicherheit der darüber stehenden Gebäude wieder aus, und ließ blos die Schaubühne offen, zu deren Parterre man jetzt von der Erde 80 Stufen hinabsteigt.

Die Masse, welche Herculanum überdeckt hat, scheint doch nicht blos ein trockner Aschenregen, sondern zugleich eine flüßige oder breyartige heisse Substanz gewesen zu seyn. Denn sie hat die Zimmer ausgefüllt, Statüen u. dergl. in sich abgeformt -- und durch ihre Hitze selbst inwendig in den Häusern alles Holz von außen verkohlt. Sie hat sich zu einer sogenannten Tufa verhärtet, s. Vulkanische Producte, welche sich leicht zerschlagen läßt, und bey weitem nicht so hart ist, als die neuern Laven werden.

Pompeji hingegen ist blos mit trockner Asche, Bimstein und kleinen granatähnlichen Krystallen bedeckt, welches zusammen zu einer ähnlichen Tufa von 16--18 Fuß Höhe verhärtet ist. Hier ist nichts ins Innere der Häuser gedrungen, oder verbrannt, auch überhaupt alles besser erhalten, und was man seit 1755 entblößt hat, alles offen gelassen worden, so daß die Gebäude, Tempel, Schaubühnen rc. am hellen Tage besehen werden können. Schon die alte Stadt ist auf einer lockern sehr tiefen Lava von drey über einander liegenden Schichten erbaut, und ihre Straßen sind mit Lava gepflastert. Auch Stabiä ist nur mit Asche


Nachherige Ausbruͤche haben uͤber dieſe erſte Fuͤllung noch mehrere Lagen gedeckt, zwiſchen welchen ſich immer etwas Dammerde befindet; ein Zeichen, daß jede dieſer Lagen eine Zeit lang frey auf der Oberflaͤche geblieben und zur Cultur faͤhig geworden ſey. So ward Herculanum nach und nach uͤber dem Theater auf 74, und naͤher nach dem Meere zu auf 110 Fuß hoch bedeckt, und in ſpaͤtern Zeiten Portici und Reſina uͤber dieſe Stelle gebaut. Im Jahre 1706 fand man zufaͤllig beym Graben einige Statuͤen, die eine verſchuͤttete Stadt vermuthen ließen, die Regierung verbot aber das weitere Nachſuchen. Erſt 1738, da Koͤnig Carl das Eigenthum dieſes Platzes kaufte, fand man die ganze Stadt wieder, ward gewiß, daß ſie das alte Herculanum ſey, fuͤllte aber die Plaͤtze, ſo bald die beweglichen Merkwuͤrdigkeiten hinweggeraͤumt waren, zur Sicherheit der daruͤber ſtehenden Gebaͤude wieder aus, und ließ blos die Schaubuͤhne offen, zu deren Parterre man jetzt von der Erde 80 Stufen hinabſteigt.

Die Maſſe, welche Herculanum uͤberdeckt hat, ſcheint doch nicht blos ein trockner Aſchenregen, ſondern zugleich eine fluͤßige oder breyartige heiſſe Subſtanz geweſen zu ſeyn. Denn ſie hat die Zimmer ausgefuͤllt, Statuͤen u. dergl. in ſich abgeformt — und durch ihre Hitze ſelbſt inwendig in den Haͤuſern alles Holz von außen verkohlt. Sie hat ſich zu einer ſogenannten Tufa verhaͤrtet, ſ. Vulkaniſche Producte, welche ſich leicht zerſchlagen laͤßt, und bey weitem nicht ſo hart iſt, als die neuern Laven werden.

Pompeji hingegen iſt blos mit trockner Aſche, Bimſtein und kleinen granataͤhnlichen Kryſtallen bedeckt, welches zuſammen zu einer aͤhnlichen Tufa von 16—18 Fuß Hoͤhe verhaͤrtet iſt. Hier iſt nichts ins Innere der Haͤuſer gedrungen, oder verbrannt, auch uͤberhaupt alles beſſer erhalten, und was man ſeit 1755 entbloͤßt hat, alles offen gelaſſen worden, ſo daß die Gebaͤude, Tempel, Schaubuͤhnen rc. am hellen Tage beſehen werden koͤnnen. Schon die alte Stadt iſt auf einer lockern ſehr tiefen Lava von drey uͤber einander liegenden Schichten erbaut, und ihre Straßen ſind mit Lava gepflaſtert. Auch Stabiaͤ iſt nur mit Aſche

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[504/0514] Nachherige Ausbruͤche haben uͤber dieſe erſte Fuͤllung noch mehrere Lagen gedeckt, zwiſchen welchen ſich immer etwas Dammerde befindet; ein Zeichen, daß jede dieſer Lagen eine Zeit lang frey auf der Oberflaͤche geblieben und zur Cultur faͤhig geworden ſey. So ward Herculanum nach und nach uͤber dem Theater auf 74, und naͤher nach dem Meere zu auf 110 Fuß hoch bedeckt, und in ſpaͤtern Zeiten Portici und Reſina uͤber dieſe Stelle gebaut. Im Jahre 1706 fand man zufaͤllig beym Graben einige Statuͤen, die eine verſchuͤttete Stadt vermuthen ließen, die Regierung verbot aber das weitere Nachſuchen. Erſt 1738, da Koͤnig Carl das Eigenthum dieſes Platzes kaufte, fand man die ganze Stadt wieder, ward gewiß, daß ſie das alte Herculanum ſey, fuͤllte aber die Plaͤtze, ſo bald die beweglichen Merkwuͤrdigkeiten hinweggeraͤumt waren, zur Sicherheit der daruͤber ſtehenden Gebaͤude wieder aus, und ließ blos die Schaubuͤhne offen, zu deren Parterre man jetzt von der Erde 80 Stufen hinabſteigt. Die Maſſe, welche Herculanum uͤberdeckt hat, ſcheint doch nicht blos ein trockner Aſchenregen, ſondern zugleich eine fluͤßige oder breyartige heiſſe Subſtanz geweſen zu ſeyn. Denn ſie hat die Zimmer ausgefuͤllt, Statuͤen u. dergl. in ſich abgeformt — und durch ihre Hitze ſelbſt inwendig in den Haͤuſern alles Holz von außen verkohlt. Sie hat ſich zu einer ſogenannten Tufa verhaͤrtet, ſ. Vulkaniſche Producte, welche ſich leicht zerſchlagen laͤßt, und bey weitem nicht ſo hart iſt, als die neuern Laven werden. Pompeji hingegen iſt blos mit trockner Aſche, Bimſtein und kleinen granataͤhnlichen Kryſtallen bedeckt, welches zuſammen zu einer aͤhnlichen Tufa von 16—18 Fuß Hoͤhe verhaͤrtet iſt. Hier iſt nichts ins Innere der Haͤuſer gedrungen, oder verbrannt, auch uͤberhaupt alles beſſer erhalten, und was man ſeit 1755 entbloͤßt hat, alles offen gelaſſen worden, ſo daß die Gebaͤude, Tempel, Schaubuͤhnen rc. am hellen Tage beſehen werden koͤnnen. Schon die alte Stadt iſt auf einer lockern ſehr tiefen Lava von drey uͤber einander liegenden Schichten erbaut, und ihre Straßen ſind mit Lava gepflaſtert. Auch Stabiaͤ iſt nur mit Aſche

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Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 4. Leipzig, 1798, S. 504. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch04_1798/514>, abgerufen am 22.11.2024.