Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 4. Leipzig, 1798.Vulkane, feuerspeyende Berge, Montes ignivomi, s. vulcanii, Volcans. Berge, welche von Zeit zu Zeit glühende und calcinirte Steine, geschmolzene glühende Materien, Wirbel von Rauch und Flammen u. dergl. oft bis zu ansehnlichen Höhen ausstoßen und um sich werfen, wodurch bisweilen ganze Strecken Landes verwüstet werden. Der Anblick eines tobenden Vulkans wird von den Beobachtern als das fürchterlich-erhabenste Schauspiel in der Natur beschrieben, und die Wirkungen davon erfolgen mit einer bewundernswürdigen Gewalt. Die Vulkane brannten ohne Zweifel in den ältesten Zeiten der Erde weit häufiger, als jetzt, und haben an der Bildung und Veränderung ihrer Oberfläche einen ausgezeichneten Antheil genommen. Der Ausbruch der brennenden und geschmolzenen Materie geschieht allezeit aus einer Oefnung oder einem Schlunde, dem man den Namen des Craters giebt Die Materien selbst fließen zum Theil als Ströme von Lava an den Seiten herab, zum Theil steigen sie hoch in die Luft, und fallen als ein Hagel wieder herunter. Sie häufen sich dadurch zu einem Kegel auf, eben so, wie durch die aufgeworfene Erde der Maulwurfshügel, oder durch den herabfallenden Sand der kleine Hügel in einer Sanduhr entsteht. Inzwischen bleibt der Canal, durch welchen die Ausbrüche gehen, offen, und der Crater erhält dadurch die Gestalt eines hohlen kegelförmigen Bassins, welches sich nahe bey der Spitze des durch die Auswürfe gebildeten Kegels oder Zuckerhuts befindet. Daher kömmt die regelmäßige Gestalt der meisten Vulkane, welche inzwischen sehr oft gestört wird, wenn sich die vorige Oefnung verstopft, oder vom Feuer verlassen wird, und dieses sich neue Schlünde an den Seiten des Kegels eröfnet. Dadurch stürzen die Kegel ein, und es geht ein Theil ihrer regelmäßigen konischen Gestalt verlohren. Inzwischen lassen sich fast immer noch die Spuren eines großen dem Ganzen zum Grunde liegenden Kegels, und so vieler kleinen Kegel, als Seitenöfnungen entstanden sind, sammt den zugehörigen Cratern, wiederfinden. An diesen Spuren und den herumliegenden vulkanischen Producten erkennt man auch die alten jetzt aus- Vulkane, feuerſpeyende Berge, Montes ignivomi, ſ. vulcanii, Volcans. Berge, welche von Zeit zu Zeit gluͤhende und calcinirte Steine, geſchmolzene gluͤhende Materien, Wirbel von Rauch und Flammen u. dergl. oft bis zu anſehnlichen Hoͤhen ausſtoßen und um ſich werfen, wodurch bisweilen ganze Strecken Landes verwuͤſtet werden. Der Anblick eines tobenden Vulkans wird von den Beobachtern als das fuͤrchterlich-erhabenſte Schauſpiel in der Natur beſchrieben, und die Wirkungen davon erfolgen mit einer bewundernswuͤrdigen Gewalt. Die Vulkane brannten ohne Zweifel in den aͤlteſten Zeiten der Erde weit haͤufiger, als jetzt, und haben an der Bildung und Veraͤnderung ihrer Oberflaͤche einen ausgezeichneten Antheil genommen. Der Ausbruch der brennenden und geſchmolzenen Materie geſchieht allezeit aus einer Oefnung oder einem Schlunde, dem man den Namen des Craters giebt Die Materien ſelbſt fließen zum Theil als Stroͤme von Lava an den Seiten herab, zum Theil ſteigen ſie hoch in die Luft, und fallen als ein Hagel wieder herunter. Sie haͤufen ſich dadurch zu einem Kegel auf, eben ſo, wie durch die aufgeworfene Erde der Maulwurfshuͤgel, oder durch den herabfallenden Sand der kleine Huͤgel in einer Sanduhr entſteht. Inzwiſchen bleibt der Canal, durch welchen die Ausbruͤche gehen, offen, und der Crater erhaͤlt dadurch die Geſtalt eines hohlen kegelfoͤrmigen Baſſins, welches ſich nahe bey der Spitze des durch die Auswuͤrfe gebildeten Kegels oder Zuckerhuts befindet. Daher koͤmmt die regelmaͤßige Geſtalt der meiſten Vulkane, welche inzwiſchen ſehr oft geſtoͤrt wird, wenn ſich die vorige Oefnung verſtopft, oder vom Feuer verlaſſen wird, und dieſes ſich neue Schluͤnde an den Seiten des Kegels eroͤfnet. Dadurch ſtuͤrzen die Kegel ein, und es geht ein Theil ihrer regelmaͤßigen koniſchen Geſtalt verlohren. Inzwiſchen laſſen ſich faſt immer noch die Spuren eines großen dem Ganzen zum Grunde liegenden Kegels, und ſo vieler kleinen Kegel, als Seitenoͤfnungen entſtanden ſind, ſammt den zugehoͤrigen Cratern, wiederfinden. An dieſen Spuren und den herumliegenden vulkaniſchen Producten erkennt man auch die alten jetzt aus- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p> <pb facs="#f0512" xml:id="P.4.502" n="502"/><lb/> </p> </div> <div n="3"> <head>Vulkane, feuerſpeyende Berge, <name type="subjectIndexTerm"><foreign xml:lang="lat"><hi rendition="#aq">Montes ignivomi, ſ. vulcanii</hi></foreign></name>, <name type="subjectIndexTerm"><foreign xml:lang="fra"><hi rendition="#aq #i">Volcans</hi></foreign></name>.</head><lb/> <p>Berge, welche von Zeit zu Zeit gluͤhende und calcinirte Steine, geſchmolzene gluͤhende Materien, Wirbel von Rauch und Flammen u. dergl. oft bis zu anſehnlichen Hoͤhen ausſtoßen und um ſich werfen, wodurch bisweilen ganze Strecken Landes verwuͤſtet werden. Der Anblick eines tobenden Vulkans wird von den Beobachtern als das fuͤrchterlich-erhabenſte Schauſpiel in der Natur beſchrieben, und die Wirkungen davon erfolgen mit einer bewundernswuͤrdigen Gewalt. 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Vulkane, feuerſpeyende Berge, Montes ignivomi, ſ. vulcanii, Volcans.
Berge, welche von Zeit zu Zeit gluͤhende und calcinirte Steine, geſchmolzene gluͤhende Materien, Wirbel von Rauch und Flammen u. dergl. oft bis zu anſehnlichen Hoͤhen ausſtoßen und um ſich werfen, wodurch bisweilen ganze Strecken Landes verwuͤſtet werden. Der Anblick eines tobenden Vulkans wird von den Beobachtern als das fuͤrchterlich-erhabenſte Schauſpiel in der Natur beſchrieben, und die Wirkungen davon erfolgen mit einer bewundernswuͤrdigen Gewalt. Die Vulkane brannten ohne Zweifel in den aͤlteſten Zeiten der Erde weit haͤufiger, als jetzt, und haben an der Bildung und Veraͤnderung ihrer Oberflaͤche einen ausgezeichneten Antheil genommen.
Der Ausbruch der brennenden und geſchmolzenen Materie geſchieht allezeit aus einer Oefnung oder einem Schlunde, dem man den Namen des Craters giebt Die Materien ſelbſt fließen zum Theil als Stroͤme von Lava an den Seiten herab, zum Theil ſteigen ſie hoch in die Luft, und fallen als ein Hagel wieder herunter. Sie haͤufen ſich dadurch zu einem Kegel auf, eben ſo, wie durch die aufgeworfene Erde der Maulwurfshuͤgel, oder durch den herabfallenden Sand der kleine Huͤgel in einer Sanduhr entſteht. Inzwiſchen bleibt der Canal, durch welchen die Ausbruͤche gehen, offen, und der Crater erhaͤlt dadurch die Geſtalt eines hohlen kegelfoͤrmigen Baſſins, welches ſich nahe bey der Spitze des durch die Auswuͤrfe gebildeten Kegels oder Zuckerhuts befindet. Daher koͤmmt die regelmaͤßige Geſtalt der meiſten Vulkane, welche inzwiſchen ſehr oft geſtoͤrt wird, wenn ſich die vorige Oefnung verſtopft, oder vom Feuer verlaſſen wird, und dieſes ſich neue Schluͤnde an den Seiten des Kegels eroͤfnet. Dadurch ſtuͤrzen die Kegel ein, und es geht ein Theil ihrer regelmaͤßigen koniſchen Geſtalt verlohren. Inzwiſchen laſſen ſich faſt immer noch die Spuren eines großen dem Ganzen zum Grunde liegenden Kegels, und ſo vieler kleinen Kegel, als Seitenoͤfnungen entſtanden ſind, ſammt den zugehoͤrigen Cratern, wiederfinden. An dieſen Spuren und den herumliegenden vulkaniſchen Producten erkennt man auch die alten jetzt aus-
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