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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 4. Leipzig, 1798.

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eine Art von Alabaster. Manchmal sind Materien von verschiedener Art mit einander vermischt; wenn diese in organisirte Körper dringen, so füllen sich die weiten Gänge mit dem gröbern Stoffe, und der feinere dringt in die engsten Canälen ein. So hat man versteinertes Holz mit Agatadern durchzogen. Bisweilen ist die Materie kiesig, wie man z. B. in England Conchylien findet, die mit Kies überzogen sind, und aussehen, als ob sie von Bronze wären.

Bey Colbrokdale in Shropshire haben die Farrenkräuter nebst andern Pflanzen die Veranlassung zu eisenhaltigen Concretionen gegeben. Bey Scarborough in Yorkshire haben Ammonshörner zur ersten Anlage der Versteinerung gedient. Aus Grönland erhält man Sandsteine, deren Kerne kleine Fische sind, von denen noch die Skelette darinn liegen, nach deren Gestalt sich auch der äußere Umriß des Steins gebildet hat.

J. A. de Lüc Physikal. u. moral. Briefe über die Gesch. der Erde und des Menschen, a. d. Franz. Leipzig. 1781. gr. 8. Erster Band, XVIII. Brief, S. 121 u. f.

Versuch, Experimentum, Experience.

Erfahrungen, welche wir vermittelst unserer Sinne an den Körpern anstellen, heißen Versuche, wenn wir dabey die Körper nicht blos in dem Zustande lassen, in welchem sie sich von Natur und ohne unser Zuthun befinden, wenn wir sie vielmehr mit Vorsatz in einen andern Zustand versetzen, um zu sehen, wie sie sich dabey verhalten werden. So ist es ein Versuch, wenn man einen schwerern Körper an der Wage unter Wasser versenkt, um zu sehen, wie viel er dabey von seinem Gewichte verlieren werde.

Bey den Worten Beobachtung und Erfahrung ist von der Wichtigkeit der Erfahrung überhaupt, von ihrem Einflusse auf die Geschichte der Physik, der Art sie anzustellen, den Gaben und Eigenschaften eines Beobachters u. s. w. zur Gnüge gehandelt worden. Das Meiste hievon wird sich mit wenigen Abänderungen, die die Natur der Sache selbst an die Hand giebt, auch auf die Versuche anwenden


eine Art von Alabaſter. Manchmal ſind Materien von verſchiedener Art mit einander vermiſcht; wenn dieſe in organiſirte Koͤrper dringen, ſo fuͤllen ſich die weiten Gaͤnge mit dem groͤbern Stoffe, und der feinere dringt in die engſten Canaͤlen ein. So hat man verſteinertes Holz mit Agatadern durchzogen. Bisweilen iſt die Materie kieſig, wie man z. B. in England Conchylien findet, die mit Kies uͤberzogen ſind, und ausſehen, als ob ſie von Bronze waͤren.

Bey Colbrokdale in Shropſhire haben die Farrenkraͤuter nebſt andern Pflanzen die Veranlaſſung zu eiſenhaltigen Concretionen gegeben. Bey Scarborough in Yorkſhire haben Ammonshoͤrner zur erſten Anlage der Verſteinerung gedient. Aus Groͤnland erhaͤlt man Sandſteine, deren Kerne kleine Fiſche ſind, von denen noch die Skelette darinn liegen, nach deren Geſtalt ſich auch der aͤußere Umriß des Steins gebildet hat.

J. A. de Luͤc Phyſikal. u. moral. Briefe uͤber die Geſch. der Erde und des Menſchen, a. d. Franz. Leipzig. 1781. gr. 8. Erſter Band, XVIII. Brief, S. 121 u. f.

Verſuch, Experimentum, Expérience.

Erfahrungen, welche wir vermittelſt unſerer Sinne an den Koͤrpern anſtellen, heißen Verſuche, wenn wir dabey die Koͤrper nicht blos in dem Zuſtande laſſen, in welchem ſie ſich von Natur und ohne unſer Zuthun befinden, wenn wir ſie vielmehr mit Vorſatz in einen andern Zuſtand verſetzen, um zu ſehen, wie ſie ſich dabey verhalten werden. So iſt es ein Verſuch, wenn man einen ſchwerern Koͤrper an der Wage unter Waſſer verſenkt, um zu ſehen, wie viel er dabey von ſeinem Gewichte verlieren werde.

Bey den Worten Beobachtung und Erfahrung iſt von der Wichtigkeit der Erfahrung uͤberhaupt, von ihrem Einfluſſe auf die Geſchichte der Phyſik, der Art ſie anzuſtellen, den Gaben und Eigenſchaften eines Beobachters u. ſ. w. zur Gnuͤge gehandelt worden. Das Meiſte hievon wird ſich mit wenigen Abaͤnderungen, die die Natur der Sache ſelbſt an die Hand giebt, auch auf die Verſuche anwenden

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[469/0479] eine Art von Alabaſter. Manchmal ſind Materien von verſchiedener Art mit einander vermiſcht; wenn dieſe in organiſirte Koͤrper dringen, ſo fuͤllen ſich die weiten Gaͤnge mit dem groͤbern Stoffe, und der feinere dringt in die engſten Canaͤlen ein. So hat man verſteinertes Holz mit Agatadern durchzogen. Bisweilen iſt die Materie kieſig, wie man z. B. in England Conchylien findet, die mit Kies uͤberzogen ſind, und ausſehen, als ob ſie von Bronze waͤren. Bey Colbrokdale in Shropſhire haben die Farrenkraͤuter nebſt andern Pflanzen die Veranlaſſung zu eiſenhaltigen Concretionen gegeben. Bey Scarborough in Yorkſhire haben Ammonshoͤrner zur erſten Anlage der Verſteinerung gedient. Aus Groͤnland erhaͤlt man Sandſteine, deren Kerne kleine Fiſche ſind, von denen noch die Skelette darinn liegen, nach deren Geſtalt ſich auch der aͤußere Umriß des Steins gebildet hat. J. A. de Luͤc Phyſikal. u. moral. Briefe uͤber die Geſch. der Erde und des Menſchen, a. d. Franz. Leipzig. 1781. gr. 8. Erſter Band, XVIII. Brief, S. 121 u. f. Verſuch, Experimentum, Expérience. Erfahrungen, welche wir vermittelſt unſerer Sinne an den Koͤrpern anſtellen, heißen Verſuche, wenn wir dabey die Koͤrper nicht blos in dem Zuſtande laſſen, in welchem ſie ſich von Natur und ohne unſer Zuthun befinden, wenn wir ſie vielmehr mit Vorſatz in einen andern Zuſtand verſetzen, um zu ſehen, wie ſie ſich dabey verhalten werden. So iſt es ein Verſuch, wenn man einen ſchwerern Koͤrper an der Wage unter Waſſer verſenkt, um zu ſehen, wie viel er dabey von ſeinem Gewichte verlieren werde. Bey den Worten Beobachtung und Erfahrung iſt von der Wichtigkeit der Erfahrung uͤberhaupt, von ihrem Einfluſſe auf die Geſchichte der Phyſik, der Art ſie anzuſtellen, den Gaben und Eigenſchaften eines Beobachters u. ſ. w. zur Gnuͤge gehandelt worden. Das Meiſte hievon wird ſich mit wenigen Abaͤnderungen, die die Natur der Sache ſelbſt an die Hand giebt, auch auf die Verſuche anwenden

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Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 4. Leipzig, 1798, S. 469. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch04_1798/479>, abgerufen am 26.06.2024.