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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 4. Leipzig, 1798.

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in sich nimmt. Oele, die in der Kälte schwer gerinnen, geben nur schmierige und weiche Seifen.

Der Unterschied der Seifen beruht auf der Verschiedenheit der dazu gebrauchten Oele und Laugensalze. Statt der ersten nimmt man auch die thierischen Fette. So wird die gewöhnliche Seife aus Unschlitt und Gewächslaugensalz bereitet. Die venedische Seife besteht aus Baumöl und Gewächsalkali; die weiße alikantische oder spanische aus Baumöl und Mineralalkali; die Mandelseife aus Mandelöl und Gewächsalkali; die schwarze Thranfeife aus Thran, und die grüne Seife aus Lein- oder Rüböl, beydes mit Gewächsalkali u. s. w. Auch das Wachs giebt mit ätzenden Laugen eine Wachsseife, wozu das punische Wachs zur Enkaustik gehört, welches nach Sage (Analyse chymique, Vol. II. im Register S. XII.) aus reinem weißen Wachs mit dem zwanzigsten Theile Mineralalkali zusammen geschmolzen, bestehen soll. Die wesentlichen Oele verbinden sich schwerer mit den Laugensalzen; daher die Bereitung der Seifen aus ihnen, z. B. der Starkeyischen aus Terpentinöl und Gewächsalkali sehr mühsam ist. Auch das flüchtige Laugensalz bildet Seifen, die aber nicht fest werden und keine dauerhafte Verbindung eingehen.

Die sauren Seifen entstehen aus Verbindungen der Säuren mit den Oelen, wodurch die letztern verdickt und im Weingeist auflöslich gemacht werden. Herr Achard (in Rozier Journal de physique, Dec. 1780, Janv. et Fevr. 1781.) hat über die Verbindungen der Vitriolsäure mit verschiedenen Oelen schätzbare Versuche angestellt.

Einige nennen auch die thierischen und vegetabilischen Säfte, welche durch Zerlegung Salz und Oel liefern, z. B. Zucker, Schleim, Speichel, Gallerte u. s. w. natürliche Seifen. Da aber bey vielen das Oel erst während der Zerlegung entsteht, so ist es besser, nur diejenigen Substan- zen seifenartig zu nennen, worinn ein wirkliches schon vorhandnes Oel durch Salz sowohl im Wasser, als im Weingeiste auflöslich gemacht wird.

Die Auflösungen der Seifen im Weingeist führen den Namen der Seifenspiritus.


in ſich nimmt. Oele, die in der Kaͤlte ſchwer gerinnen, geben nur ſchmierige und weiche Seifen.

Der Unterſchied der Seifen beruht auf der Verſchiedenheit der dazu gebrauchten Oele und Laugenſalze. Statt der erſten nimmt man auch die thieriſchen Fette. So wird die gewoͤhnliche Seife aus Unſchlitt und Gewaͤchslaugenſalz bereitet. Die venediſche Seife beſteht aus Baumoͤl und Gewaͤchsalkali; die weiße alikantiſche oder ſpaniſche aus Baumoͤl und Mineralalkali; die Mandelſeife aus Mandeloͤl und Gewaͤchsalkali; die ſchwarze Thranfeife aus Thran, und die gruͤne Seife aus Lein- oder Ruͤboͤl, beydes mit Gewaͤchsalkali u. ſ. w. Auch das Wachs giebt mit aͤtzenden Laugen eine Wachsſeife, wozu das puniſche Wachs zur Enkauſtik gehoͤrt, welches nach Sage (Analyſe chymique, Vol. II. im Regiſter S. XII.) aus reinem weißen Wachs mit dem zwanzigſten Theile Mineralalkali zuſammen geſchmolzen, beſtehen ſoll. Die weſentlichen Oele verbinden ſich ſchwerer mit den Laugenſalzen; daher die Bereitung der Seifen aus ihnen, z. B. der Starkeyiſchen aus Terpentinoͤl und Gewaͤchsalkali ſehr muͤhſam iſt. Auch das fluͤchtige Laugenſalz bildet Seifen, die aber nicht feſt werden und keine dauerhafte Verbindung eingehen.

Die ſauren Seifen entſtehen aus Verbindungen der Saͤuren mit den Oelen, wodurch die letztern verdickt und im Weingeiſt aufloͤslich gemacht werden. Herr Achard (in Rozier Journal de phyſique, Dec. 1780, Janv. et Fevr. 1781.) hat uͤber die Verbindungen der Vitriolſaͤure mit verſchiedenen Oelen ſchaͤtzbare Verſuche angeſtellt.

Einige nennen auch die thieriſchen und vegetabiliſchen Saͤfte, welche durch Zerlegung Salz und Oel liefern, z. B. Zucker, Schleim, Speichel, Gallerte u. ſ. w. natuͤrliche Seifen. Da aber bey vielen das Oel erſt waͤhrend der Zerlegung entſteht, ſo iſt es beſſer, nur diejenigen Subſtan- zen ſeifenartig zu nennen, worinn ein wirkliches ſchon vorhandnes Oel durch Salz ſowohl im Waſſer, als im Weingeiſte aufloͤslich gemacht wird.

Die Aufloͤſungen der Seifen im Weingeiſt fuͤhren den Namen der Seifenſpiritus.

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[37/0047] in ſich nimmt. Oele, die in der Kaͤlte ſchwer gerinnen, geben nur ſchmierige und weiche Seifen. Der Unterſchied der Seifen beruht auf der Verſchiedenheit der dazu gebrauchten Oele und Laugenſalze. Statt der erſten nimmt man auch die thieriſchen Fette. So wird die gewoͤhnliche Seife aus Unſchlitt und Gewaͤchslaugenſalz bereitet. Die venediſche Seife beſteht aus Baumoͤl und Gewaͤchsalkali; die weiße alikantiſche oder ſpaniſche aus Baumoͤl und Mineralalkali; die Mandelſeife aus Mandeloͤl und Gewaͤchsalkali; die ſchwarze Thranfeife aus Thran, und die gruͤne Seife aus Lein- oder Ruͤboͤl, beydes mit Gewaͤchsalkali u. ſ. w. Auch das Wachs giebt mit aͤtzenden Laugen eine Wachsſeife, wozu das puniſche Wachs zur Enkauſtik gehoͤrt, welches nach Sage (Analyſe chymique, Vol. II. im Regiſter S. XII.) aus reinem weißen Wachs mit dem zwanzigſten Theile Mineralalkali zuſammen geſchmolzen, beſtehen ſoll. Die weſentlichen Oele verbinden ſich ſchwerer mit den Laugenſalzen; daher die Bereitung der Seifen aus ihnen, z. B. der Starkeyiſchen aus Terpentinoͤl und Gewaͤchsalkali ſehr muͤhſam iſt. Auch das fluͤchtige Laugenſalz bildet Seifen, die aber nicht feſt werden und keine dauerhafte Verbindung eingehen. Die ſauren Seifen entſtehen aus Verbindungen der Saͤuren mit den Oelen, wodurch die letztern verdickt und im Weingeiſt aufloͤslich gemacht werden. Herr Achard (in Rozier Journal de phyſique, Dec. 1780, Janv. et Fevr. 1781.) hat uͤber die Verbindungen der Vitriolſaͤure mit verſchiedenen Oelen ſchaͤtzbare Verſuche angeſtellt. Einige nennen auch die thieriſchen und vegetabiliſchen Saͤfte, welche durch Zerlegung Salz und Oel liefern, z. B. Zucker, Schleim, Speichel, Gallerte u. ſ. w. natuͤrliche Seifen. Da aber bey vielen das Oel erſt waͤhrend der Zerlegung entſteht, ſo iſt es beſſer, nur diejenigen Subſtan- zen ſeifenartig zu nennen, worinn ein wirkliches ſchon vorhandnes Oel durch Salz ſowohl im Waſſer, als im Weingeiſte aufloͤslich gemacht wird. Die Aufloͤſungen der Seifen im Weingeiſt fuͤhren den Namen der Seifenſpiritus.

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Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 4. Leipzig, 1798, S. 37. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch04_1798/47>, abgerufen am 22.11.2024.