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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 4. Leipzig, 1798.

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Typhon, Typho, Typhon. Man bezeichnet mit diesem Namen einen heftigen Sturm- oder Wirbelwind, der sich schnell durch alle Weltgegenden dreht, bisweilen senkrecht von oben herab zu kommen scheint, und die schrecklichsten Verwüstungen anzurichten fähig ist. Plinius (H. N. XX. 48.) übersetzt das griechische Wort durch Vortex. Stürme von dieser Art sind vorzüglich im indischen Ocean bey Siam, China, Japan in den Sommermonaten häufig, und scheinen durch das Zusammenstoßen zweener entgegengesetzten Winde, oder durch den Stoß eines heftigen Windes gegen irgend ein Hinderniß zu entstehen.

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Umdrehung, Umwälzung, Rotation, umdrehende Bewegung

Rotatio, Motus rotatorius s. gyratorius, Rotation, Mouvement de rotation. Wenn sich ein Körper so bewegt, daß eine gewisse gerade Linie in ihm in Ruhe bleibt, seine übrigen Punkte aber Kreise um Punkte in dieser Linie beschreiben, so nennt man diese Bewegung eine Umdrehung, die ruhende gerade Linie die Axe der Umdrehung (axis rotationis s. gyrationis) und die Punkte, in welchen diese Axe die Oberfläche des Körpers schneidet, Pole der Umdrehung. So dreht sich Taf. XXV. Fig. 59. der Kreisel CDA, von der wagrechten Fläche EAF getragen, um die ruhende Axe BA dergestalt, daß jeder Punkt desselben, wie G, um einen Punkt I der Axe einen Kreis GH beschreibt, welcher den senkrechten Abstand des Punkts von der Axe, oder GI, zum Halbmesser hat. B und A sind die Pole dieser Umdrehung.

Die Betrachtung der Umdrehungen um Axen macht einen besondern Abschnitt der höhern Mechanik aus, den man beym Euler (Theoria motus corporum solidorum s. rigidorum. Cap. II. III. IV. p. 122. sqq.) und Karsten (Lehrbegrif der gesammten Mathematik. Vierter Theil. Mechanik, IX. X. XIV. XV. Abschnitt) abgehandelt findet.


Typhon, Typho, Typhon. Man bezeichnet mit dieſem Namen einen heftigen Sturm- oder Wirbelwind, der ſich ſchnell durch alle Weltgegenden dreht, bisweilen ſenkrecht von oben herab zu kommen ſcheint, und die ſchrecklichſten Verwuͤſtungen anzurichten faͤhig iſt. Plinius (H. N. XX. 48.) uͤberſetzt das griechiſche Wort durch Vortex. Stuͤrme von dieſer Art ſind vorzuͤglich im indiſchen Ocean bey Siam, China, Japan in den Sommermonaten haͤufig, und ſcheinen durch das Zuſammenſtoßen zweener entgegengeſetzten Winde, oder durch den Stoß eines heftigen Windes gegen irgend ein Hinderniß zu entſtehen.

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Umdrehung, Umwaͤlzung, Rotation, umdrehende Bewegung

Rotatio, Motus rotatorius ſ. gyratorius, Rotation, Mouvement de rotation. Wenn ſich ein Koͤrper ſo bewegt, daß eine gewiſſe gerade Linie in ihm in Ruhe bleibt, ſeine uͤbrigen Punkte aber Kreiſe um Punkte in dieſer Linie beſchreiben, ſo nennt man dieſe Bewegung eine Umdrehung, die ruhende gerade Linie die Axe der Umdrehung (axis rotationis ſ. gyrationis) und die Punkte, in welchen dieſe Axe die Oberflaͤche des Koͤrpers ſchneidet, Pole der Umdrehung. So dreht ſich Taf. XXV. Fig. 59. der Kreiſel CDA, von der wagrechten Flaͤche EAF getragen, um die ruhende Axe BA dergeſtalt, daß jeder Punkt deſſelben, wie G, um einen Punkt I der Axe einen Kreis GH beſchreibt, welcher den ſenkrechten Abſtand des Punkts von der Axe, oder GI, zum Halbmeſſer hat. B und A ſind die Pole dieſer Umdrehung.

Die Betrachtung der Umdrehungen um Axen macht einen beſondern Abſchnitt der hoͤhern Mechanik aus, den man beym Euler (Theoria motus corporum ſolidorum ſ. rigidorum. Cap. II. III. IV. p. 122. ſqq.) und Karſten (Lehrbegrif der geſammten Mathematik. Vierter Theil. Mechanik, IX. X. XIV. XV. Abſchnitt) abgehandelt findet.

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[407/0417] Typhon, Typho, Typhon. Man bezeichnet mit dieſem Namen einen heftigen Sturm- oder Wirbelwind, der ſich ſchnell durch alle Weltgegenden dreht, bisweilen ſenkrecht von oben herab zu kommen ſcheint, und die ſchrecklichſten Verwuͤſtungen anzurichten faͤhig iſt. Plinius (H. N. XX. 48.) uͤberſetzt das griechiſche Wort durch Vortex. Stuͤrme von dieſer Art ſind vorzuͤglich im indiſchen Ocean bey Siam, China, Japan in den Sommermonaten haͤufig, und ſcheinen durch das Zuſammenſtoßen zweener entgegengeſetzten Winde, oder durch den Stoß eines heftigen Windes gegen irgend ein Hinderniß zu entſtehen. U Umdrehung, Umwaͤlzung, Rotation, umdrehende Bewegung Rotatio, Motus rotatorius ſ. gyratorius, Rotation, Mouvement de rotation. Wenn ſich ein Koͤrper ſo bewegt, daß eine gewiſſe gerade Linie in ihm in Ruhe bleibt, ſeine uͤbrigen Punkte aber Kreiſe um Punkte in dieſer Linie beſchreiben, ſo nennt man dieſe Bewegung eine Umdrehung, die ruhende gerade Linie die Axe der Umdrehung (axis rotationis ſ. gyrationis) und die Punkte, in welchen dieſe Axe die Oberflaͤche des Koͤrpers ſchneidet, Pole der Umdrehung. So dreht ſich Taf. XXV. Fig. 59. der Kreiſel CDA, von der wagrechten Flaͤche EAF getragen, um die ruhende Axe BA dergeſtalt, daß jeder Punkt deſſelben, wie G, um einen Punkt I der Axe einen Kreis GH beſchreibt, welcher den ſenkrechten Abſtand des Punkts von der Axe, oder GI, zum Halbmeſſer hat. B und A ſind die Pole dieſer Umdrehung. Die Betrachtung der Umdrehungen um Axen macht einen beſondern Abſchnitt der hoͤhern Mechanik aus, den man beym Euler (Theoria motus corporum ſolidorum ſ. rigidorum. Cap. II. III. IV. p. 122. ſqq.) und Karſten (Lehrbegrif der geſammten Mathematik. Vierter Theil. Mechanik, IX. X. XIV. XV. Abſchnitt) abgehandelt findet.

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Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 4. Leipzig, 1798, S. 407. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch04_1798/417>, abgerufen am 13.05.2024.