Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 4. Leipzig, 1798.
Die neuern Chymisten und Mineralogen haben uns nun auch den Stein selbst besser kennen gelehrt. Bergmann (De terra turmalini, in Opusc. phys. chem. II. p. 118.), Rinmann (schwed. Abhdl. B. XXVII. S. 45. u. 109. u. f.), Gerhard (Nouv. mem. de Berlin, 1777. n. 2.) fanden, daß er größtentheils aus Thon- und Kieselerde, mit einem geringen Zusatz von Kalkerde und Eisenkalk besteht, und also dem Schörl ähnlich, oder vielmehr eine Gattung des letztern ist. Sein specifisches Gewicht ist ohngefähr dreymal größer, als das Gewicht des Wassers: er ist sehr strengflüßig und schmelzt erst bey heftiger und anhaltender Hitze vor dem Löthrohre zu einer schwammigen Schlacke, lößt sich aber auch in mineralischem Laugensalze, Phosphorsäure und Borax auf. Er unterscheidet sich von dem gemeinen Stangenschörl durch eine größere Härte, in der er ohngefähr dem Chrysolith gleich kömmt. Man findet Turmaline oder elektrische Schörle an mehrern Orten. Schon Rinmann führt an, daß sie in Brasilien, Kastilien, auf Isle de France, in Grönland, Norwegen, Schweden, auf dem uralischen und nertschinskischen Gebirge in Sibirien rc. angetroffen werden. In Deutschland fand man sie zuerst in Tyrol (s. Müllers Nachricht von den in Tyrol entdeckten Turmalinen oder Aschenziehern. Wien, 1779. gr. 4.), nachher im sächsischen Erzgebirge bey Freyberg, Annaberg, Ehrenfriedersdorf (s. Werners Uebers. von Cronstedts Mineralogie, I. B. S. 170. ingl. Hofmann im bergmännischen Journal 1788. I. St. S. 258.), und in Salzburg (s. v. Moll oberdeutsche Beyträge zur Naturlehre und Oekonomie für 1787. Salzburg, 1787. 8. S. 49.). Die Herren de Saussüre und Girtanner (s. Crells chem. Annal. 1785. I. St. S. 269. 1786. I. St. S. 522. 530.) haben deren auch in
Die neuern Chymiſten und Mineralogen haben uns nun auch den Stein ſelbſt beſſer kennen gelehrt. Bergmann (De terra turmalini, in Opuſc. phyſ. chem. II. p. 118.), Rinmann (ſchwed. Abhdl. B. XXVII. S. 45. u. 109. u. f.), Gerhard (Nouv. mém. de Berlin, 1777. n. 2.) fanden, daß er groͤßtentheils aus Thon- und Kieſelerde, mit einem geringen Zuſatz von Kalkerde und Eiſenkalk beſteht, und alſo dem Schoͤrl aͤhnlich, oder vielmehr eine Gattung des letztern iſt. Sein ſpecifiſches Gewicht iſt ohngefaͤhr dreymal groͤßer, als das Gewicht des Waſſers: er iſt ſehr ſtrengfluͤßig und ſchmelzt erſt bey heftiger und anhaltender Hitze vor dem Loͤthrohre zu einer ſchwammigen Schlacke, loͤßt ſich aber auch in mineraliſchem Laugenſalze, Phosphorſaͤure und Borax auf. Er unterſcheidet ſich von dem gemeinen Stangenſchoͤrl durch eine groͤßere Haͤrte, in der er ohngefaͤhr dem Chryſolith gleich koͤmmt. Man findet Turmaline oder elektriſche Schoͤrle an mehrern Orten. Schon Rinmann fuͤhrt an, daß ſie in Braſilien, Kaſtilien, auf Isle de France, in Groͤnland, Norwegen, Schweden, auf dem uraliſchen und nertſchinskiſchen Gebirge in Sibirien rc. angetroffen werden. In Deutſchland fand man ſie zuerſt in Tyrol (ſ. Muͤllers Nachricht von den in Tyrol entdeckten Turmalinen oder Aſchenziehern. Wien, 1779. gr. 4.), nachher im ſaͤchſiſchen Erzgebirge bey Freyberg, Annaberg, Ehrenfriedersdorf (ſ. Werners Ueberſ. von Cronſtedts Mineralogie, I. B. S. 170. ingl. Hofmann im bergmaͤnniſchen Journal 1788. I. St. S. 258.), und in Salzburg (ſ. v. Moll oberdeutſche Beytraͤge zur Naturlehre und Oekonomie fuͤr 1787. Salzburg, 1787. 8. S. 49.). Die Herren de Sauſſuͤre und Girtanner (ſ. Crells chem. Annal. 1785. I. St. S. 269. 1786. I. St. S. 522. 530.) haben deren auch in <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0415" xml:id="P.4.405" n="405"/><lb/> ſind; ſie kommen aber wieder, ſo bald man die Verbindung aufhebt, wenn nur die Erwaͤrmung oder Erkaͤltung fortdauert. Es ſcheint alſo beym Turmalin mehr Vertheilung, als Mittheilung, ſtatt zu finden, und hierinn ſind ſeine Erſcheinungen den magnetiſchen aͤhnlich, <hi rendition="#b">ſ. Magnet</hi> (Th. <hi rendition="#aq">III.</hi> S. 101.).</p> <p>Die neuern Chymiſten und Mineralogen haben uns nun auch den Stein ſelbſt beſſer kennen gelehrt. <hi rendition="#b">Bergmann</hi> (<hi rendition="#aq">De terra turmalini, in Opuſc. phyſ. chem. II. p. 118.</hi>), <hi rendition="#b">Rinmann</hi> (ſchwed. Abhdl. B. <hi rendition="#aq">XXVII.</hi> S. 45. u. 109. u. f.), <hi rendition="#b">Gerhard</hi> (<hi rendition="#aq">Nouv. mém. de Berlin, 1777. n. 2.</hi>) fanden, daß er groͤßtentheils aus Thon- und Kieſelerde, mit einem geringen Zuſatz von Kalkerde und Eiſenkalk beſteht, und alſo dem <hi rendition="#b">Schoͤrl</hi> aͤhnlich, oder vielmehr eine Gattung des letztern iſt. Sein ſpecifiſches Gewicht iſt ohngefaͤhr dreymal groͤßer, als das Gewicht des Waſſers: er iſt ſehr ſtrengfluͤßig und ſchmelzt erſt bey heftiger und anhaltender Hitze vor dem Loͤthrohre zu einer ſchwammigen Schlacke, loͤßt ſich aber auch in mineraliſchem Laugenſalze, Phosphorſaͤure und Borax auf. Er unterſcheidet ſich von dem gemeinen Stangenſchoͤrl durch eine groͤßere Haͤrte, in der er ohngefaͤhr dem Chryſolith gleich koͤmmt.</p> <p>Man findet Turmaline oder elektriſche Schoͤrle an mehrern Orten. Schon <hi rendition="#b">Rinmann</hi> fuͤhrt an, daß ſie in Braſilien, Kaſtilien, auf Isle de France, in Groͤnland, Norwegen, Schweden, auf dem uraliſchen und nertſchinskiſchen Gebirge in Sibirien rc. angetroffen werden. In Deutſchland fand man ſie zuerſt in Tyrol (<hi rendition="#b">ſ. Muͤllers</hi> Nachricht von den in Tyrol entdeckten Turmalinen oder Aſchenziehern. Wien, 1779. gr. 4.), nachher im ſaͤchſiſchen Erzgebirge bey Freyberg, Annaberg, Ehrenfriedersdorf (<hi rendition="#b">ſ. Werners</hi> Ueberſ. von <hi rendition="#b">Cronſtedts</hi> Mineralogie, <hi rendition="#aq">I.</hi> B. S. 170. ingl. <hi rendition="#b">Hofmann</hi> im bergmaͤnniſchen Journal 1788. <hi rendition="#aq">I.</hi> St. S. 258.), und in Salzburg (<hi rendition="#b">ſ. v. Moll</hi> oberdeutſche Beytraͤge zur Naturlehre und Oekonomie fuͤr 1787. Salzburg, 1787. 8. S. 49.). Die Herren <hi rendition="#b">de Sauſſuͤre</hi> und <hi rendition="#b">Girtanner</hi> (<hi rendition="#b">ſ. Crells</hi> chem. Annal. 1785. <hi rendition="#aq">I.</hi> St. S. 269. 1786. <hi rendition="#aq">I.</hi> St. S. 522. 530.) haben deren auch in<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [405/0415]
ſind; ſie kommen aber wieder, ſo bald man die Verbindung aufhebt, wenn nur die Erwaͤrmung oder Erkaͤltung fortdauert. Es ſcheint alſo beym Turmalin mehr Vertheilung, als Mittheilung, ſtatt zu finden, und hierinn ſind ſeine Erſcheinungen den magnetiſchen aͤhnlich, ſ. Magnet (Th. III. S. 101.).
Die neuern Chymiſten und Mineralogen haben uns nun auch den Stein ſelbſt beſſer kennen gelehrt. Bergmann (De terra turmalini, in Opuſc. phyſ. chem. II. p. 118.), Rinmann (ſchwed. Abhdl. B. XXVII. S. 45. u. 109. u. f.), Gerhard (Nouv. mém. de Berlin, 1777. n. 2.) fanden, daß er groͤßtentheils aus Thon- und Kieſelerde, mit einem geringen Zuſatz von Kalkerde und Eiſenkalk beſteht, und alſo dem Schoͤrl aͤhnlich, oder vielmehr eine Gattung des letztern iſt. Sein ſpecifiſches Gewicht iſt ohngefaͤhr dreymal groͤßer, als das Gewicht des Waſſers: er iſt ſehr ſtrengfluͤßig und ſchmelzt erſt bey heftiger und anhaltender Hitze vor dem Loͤthrohre zu einer ſchwammigen Schlacke, loͤßt ſich aber auch in mineraliſchem Laugenſalze, Phosphorſaͤure und Borax auf. Er unterſcheidet ſich von dem gemeinen Stangenſchoͤrl durch eine groͤßere Haͤrte, in der er ohngefaͤhr dem Chryſolith gleich koͤmmt.
Man findet Turmaline oder elektriſche Schoͤrle an mehrern Orten. Schon Rinmann fuͤhrt an, daß ſie in Braſilien, Kaſtilien, auf Isle de France, in Groͤnland, Norwegen, Schweden, auf dem uraliſchen und nertſchinskiſchen Gebirge in Sibirien rc. angetroffen werden. In Deutſchland fand man ſie zuerſt in Tyrol (ſ. Muͤllers Nachricht von den in Tyrol entdeckten Turmalinen oder Aſchenziehern. Wien, 1779. gr. 4.), nachher im ſaͤchſiſchen Erzgebirge bey Freyberg, Annaberg, Ehrenfriedersdorf (ſ. Werners Ueberſ. von Cronſtedts Mineralogie, I. B. S. 170. ingl. Hofmann im bergmaͤnniſchen Journal 1788. I. St. S. 258.), und in Salzburg (ſ. v. Moll oberdeutſche Beytraͤge zur Naturlehre und Oekonomie fuͤr 1787. Salzburg, 1787. 8. S. 49.). Die Herren de Sauſſuͤre und Girtanner (ſ. Crells chem. Annal. 1785. I. St. S. 269. 1786. I. St. S. 522. 530.) haben deren auch in
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