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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 4. Leipzig, 1798.

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Bey der chymischen Zerlegung der Körper des Thierreichs findet man viele Pflanzenstoffe wieder, welche durch die Nahrungsmittel in die thierischen Körper gekommen, zum Theil aber doch sehr verändert und anders zusammengesetzt worden sind. Dahin gehört die Gallerte, welche dem Pflanzenschleime ähnlich ist, sich durchs Wasser ausziehen läßt, beym Eindicken einen zähen durchscheinenden Körper, und beym gänzlichen Eintrocknen den spröden, hornartigen, aber im Wasser auflöslichen Leim bildet. Vom Fette und Blute ist unter eignen Artikeln gehandelt worden. Die Milch besteht aus dreyen blos mit einander vermengten Bestandtheilen, dem Rahm oder der Butter, die sich ganz, wie ein mildes Pflanzenöl verhält, dem käsigten Theile, welcher mehr mit der Materie des Mehls übereinkömmt, und den Molken, welche den wäßrichten Theil ausmachen, und ein eignes wesentliches Salz, den Milchzucker, aufgelößt enthalten. Der Mucus (pituita) scheint mit dem faserichten Theile des Bluts übereinzukommen, aber mit schleimigten gallertartigen Theilen vermischt zu seyn; der Speichel, den man sonst für seifenartig hielt, ist doch wohl nichts anders, als ein mit mehrerm wäßrichten verdünnter Mucus. Der Magensaft (succus gastricus) ist bey den fleischfressenden Thieren säuerlich, bey den übrigen alkalisch; übrigens enthält er blos Wasser mit ein wenig Kochsalz. Die in der Leber abgesonderte Galle besteht aus Wasser, gerinnbarem Stosf, harzigem Sto, etwas wenigem Mineralalkali, und gallertartigem Wesen; andere flüßige Stoffe des thierischen Körpers, als die Ausdünstungsmaterie, der Harn u. s. w. sind nach Beschaffenheit der Nahrungsmittel und des Gesundheitszustandes in ihrer Mischung sehr veränderlich.

Die festen Theile der thierischen Körper sind von mancherley Art, haben aber sämmtlich die Mischung des faserichten Theils vom Blute. Die Knochen der warmblütigen Thiere bestehen, wenn man sie von den schleimigen, gallertartigen und markigen Theilen befreyt, aus der Knochenerde, welche zwar ohne Geschmack und im Wasser unauflöslich, dennoch aber als ein Mittelsalz aus Kalkerde


Bey der chymiſchen Zerlegung der Koͤrper des Thierreichs findet man viele Pflanzenſtoffe wieder, welche durch die Nahrungsmittel in die thieriſchen Koͤrper gekommen, zum Theil aber doch ſehr veraͤndert und anders zuſammengeſetzt worden ſind. Dahin gehoͤrt die Gallerte, welche dem Pflanzenſchleime aͤhnlich iſt, ſich durchs Waſſer ausziehen laͤßt, beym Eindicken einen zaͤhen durchſcheinenden Koͤrper, und beym gaͤnzlichen Eintrocknen den ſproͤden, hornartigen, aber im Waſſer aufloͤslichen Leim bildet. Vom Fette und Blute iſt unter eignen Artikeln gehandelt worden. Die Milch beſteht aus dreyen blos mit einander vermengten Beſtandtheilen, dem Rahm oder der Butter, die ſich ganz, wie ein mildes Pflanzenoͤl verhaͤlt, dem kaͤſigten Theile, welcher mehr mit der Materie des Mehls uͤbereinkoͤmmt, und den Molken, welche den waͤßrichten Theil ausmachen, und ein eignes weſentliches Salz, den Milchzucker, aufgeloͤßt enthalten. Der Mucus (pituita) ſcheint mit dem faſerichten Theile des Bluts uͤbereinzukommen, aber mit ſchleimigten gallertartigen Theilen vermiſcht zu ſeyn; der Speichel, den man ſonſt fuͤr ſeifenartig hielt, iſt doch wohl nichts anders, als ein mit mehrerm waͤßrichten verduͤnnter Mucus. Der Magenſaft (ſuccus gaſtricus) iſt bey den fleiſchfreſſenden Thieren ſaͤuerlich, bey den uͤbrigen alkaliſch; uͤbrigens enthaͤlt er blos Waſſer mit ein wenig Kochſalz. Die in der Leber abgeſonderte Galle beſteht aus Waſſer, gerinnbarem Stoſf, harzigem Sto, etwas wenigem Mineralalkali, und gallertartigem Weſen; andere fluͤßige Stoffe des thieriſchen Koͤrpers, als die Ausduͤnſtungsmaterie, der Harn u. ſ. w. ſind nach Beſchaffenheit der Nahrungsmittel und des Geſundheitszuſtandes in ihrer Miſchung ſehr veraͤnderlich.

Die feſten Theile der thieriſchen Koͤrper ſind von mancherley Art, haben aber ſaͤmmtlich die Miſchung des faſerichten Theils vom Blute. Die Knochen der warmbluͤtigen Thiere beſtehen, wenn man ſie von den ſchleimigen, gallertartigen und markigen Theilen befreyt, aus der Knochenerde, welche zwar ohne Geſchmack und im Waſſer unaufloͤslich, dennoch aber als ein Mittelſalz aus Kalkerde

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[368/0378] Bey der chymiſchen Zerlegung der Koͤrper des Thierreichs findet man viele Pflanzenſtoffe wieder, welche durch die Nahrungsmittel in die thieriſchen Koͤrper gekommen, zum Theil aber doch ſehr veraͤndert und anders zuſammengeſetzt worden ſind. Dahin gehoͤrt die Gallerte, welche dem Pflanzenſchleime aͤhnlich iſt, ſich durchs Waſſer ausziehen laͤßt, beym Eindicken einen zaͤhen durchſcheinenden Koͤrper, und beym gaͤnzlichen Eintrocknen den ſproͤden, hornartigen, aber im Waſſer aufloͤslichen Leim bildet. Vom Fette und Blute iſt unter eignen Artikeln gehandelt worden. Die Milch beſteht aus dreyen blos mit einander vermengten Beſtandtheilen, dem Rahm oder der Butter, die ſich ganz, wie ein mildes Pflanzenoͤl verhaͤlt, dem kaͤſigten Theile, welcher mehr mit der Materie des Mehls uͤbereinkoͤmmt, und den Molken, welche den waͤßrichten Theil ausmachen, und ein eignes weſentliches Salz, den Milchzucker, aufgeloͤßt enthalten. Der Mucus (pituita) ſcheint mit dem faſerichten Theile des Bluts uͤbereinzukommen, aber mit ſchleimigten gallertartigen Theilen vermiſcht zu ſeyn; der Speichel, den man ſonſt fuͤr ſeifenartig hielt, iſt doch wohl nichts anders, als ein mit mehrerm waͤßrichten verduͤnnter Mucus. Der Magenſaft (ſuccus gaſtricus) iſt bey den fleiſchfreſſenden Thieren ſaͤuerlich, bey den uͤbrigen alkaliſch; uͤbrigens enthaͤlt er blos Waſſer mit ein wenig Kochſalz. Die in der Leber abgeſonderte Galle beſteht aus Waſſer, gerinnbarem Stoſf, harzigem Sto, etwas wenigem Mineralalkali, und gallertartigem Weſen; andere fluͤßige Stoffe des thieriſchen Koͤrpers, als die Ausduͤnſtungsmaterie, der Harn u. ſ. w. ſind nach Beſchaffenheit der Nahrungsmittel und des Geſundheitszuſtandes in ihrer Miſchung ſehr veraͤnderlich. Die feſten Theile der thieriſchen Koͤrper ſind von mancherley Art, haben aber ſaͤmmtlich die Miſchung des faſerichten Theils vom Blute. Die Knochen der warmbluͤtigen Thiere beſtehen, wenn man ſie von den ſchleimigen, gallertartigen und markigen Theilen befreyt, aus der Knochenerde, welche zwar ohne Geſchmack und im Waſſer unaufloͤslich, dennoch aber als ein Mittelſalz aus Kalkerde

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Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 4. Leipzig, 1798, S. 368. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch04_1798/378>, abgerufen am 25.11.2024.