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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 4. Leipzig, 1798.

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die wir erhalten, immer noch Zinnober, und also chymisch zerlegbar. Was an der letzten Grenze der möglichen Theilungen statt finden würde, ist ein Geheimniß der Natur, dessen Erforschung unsere Kräfte bey weitem übersteiget.

Gren Grundriß der Naturlehre. §. 40 -- 48.

Theilung, s. Theile der Körper.

Thermometer, Thermoskop, Wärmemaaß, Thermometrum, Thermoscopium, Thermometre. Das Werkzeug zu Bestimmung der freyen oder fühlbaren Wärme der Luft und anderer Körper. Da diese Wärme alle bekannte Körper ausdehnt, so hat man daher Anlaß genommen, ihre verschiedenen Stufen durch die Größe solcher Ausdehnungen zu bestimmen, und unter einander zu vergleichen. Gewöhnlich braucht man dazu flüßige Körper, z. B. Quecksilber, Weingeist, Oel, Luft rc., die in eine Glaskugel mit einer engen Röhre so eingeschlossen werden, daß ihre Oberfläche in der Röhre steigt, wenn sie sich ausdehnen, und fällt, wenn sie sich zusammenziehen. Der höhere Stand zeigt alsdann eine größere Wärme des flüßigen Körpers und des umgebenden Mittels, der niedrigere eine geringere an. Bisweilen gebraucht man auch feste Körper, z. B. Metalle, anstatt der flüßigen.

Man erfährt aber durch dieses Mittel nicht die Größe der Wärme selbst, sondern nur Größen und Verhältnisse von Ausdehnungen, von denen es meistens nur allzugewiß ist, daß sich ihre Unterschiede gar nicht so, wie die Unterschiede der Wärme selbst, verhalten. Daher verdient ein solches Werkzeug den Namen des Thermometers (d. i. eines Maaßes der Wärme) gar nicht; und würde schicklicher Thermoskop oder Wärmezeiger heißen. Denn den Vortheil gewährt es doch allemal, daß sein Stand anzeigt, ob die Wärme größer oder geringer, als ein andermal sey, so wie auch wohlverfertigte Werkzeuge dieser Art durch einerley Stand zu aller Zeit und an allen Orten einerley Größe der Wärme anzeigen und darstellen, welches schon genug ist, um das Thermometer zu einem der wichtigsten


die wir erhalten, immer noch Zinnober, und alſo chymiſch zerlegbar. Was an der letzten Grenze der moͤglichen Theilungen ſtatt finden wuͤrde, iſt ein Geheimniß der Natur, deſſen Erforſchung unſere Kraͤfte bey weitem uͤberſteiget.

Gren Grundriß der Naturlehre. §. 40 — 48.

Theilung, ſ. Theile der Koͤrper.

Thermometer, Thermoſkop, Waͤrmemaaß, Thermometrum, Thermoſcopium, Thermometre. Das Werkzeug zu Beſtimmung der freyen oder fuͤhlbaren Waͤrme der Luft und anderer Koͤrper. Da dieſe Waͤrme alle bekannte Koͤrper ausdehnt, ſo hat man daher Anlaß genommen, ihre verſchiedenen Stufen durch die Groͤße ſolcher Ausdehnungen zu beſtimmen, und unter einander zu vergleichen. Gewoͤhnlich braucht man dazu fluͤßige Koͤrper, z. B. Queckſilber, Weingeiſt, Oel, Luft rc., die in eine Glaskugel mit einer engen Roͤhre ſo eingeſchloſſen werden, daß ihre Oberflaͤche in der Roͤhre ſteigt, wenn ſie ſich ausdehnen, und faͤllt, wenn ſie ſich zuſammenziehen. Der hoͤhere Stand zeigt alsdann eine groͤßere Waͤrme des fluͤßigen Koͤrpers und des umgebenden Mittels, der niedrigere eine geringere an. Bisweilen gebraucht man auch feſte Koͤrper, z. B. Metalle, anſtatt der fluͤßigen.

Man erfaͤhrt aber durch dieſes Mittel nicht die Groͤße der Waͤrme ſelbſt, ſondern nur Groͤßen und Verhaͤltniſſe von Ausdehnungen, von denen es meiſtens nur allzugewiß iſt, daß ſich ihre Unterſchiede gar nicht ſo, wie die Unterſchiede der Waͤrme ſelbſt, verhalten. Daher verdient ein ſolches Werkzeug den Namen des Thermometers (d. i. eines Maaßes der Waͤrme) gar nicht; und wuͤrde ſchicklicher Thermoſkop oder Waͤrmezeiger heißen. Denn den Vortheil gewaͤhrt es doch allemal, daß ſein Stand anzeigt, ob die Waͤrme groͤßer oder geringer, als ein andermal ſey, ſo wie auch wohlverfertigte Werkzeuge dieſer Art durch einerley Stand zu aller Zeit und an allen Orten einerley Groͤße der Waͤrme anzeigen und darſtellen, welches ſchon genug iſt, um das Thermometer zu einem der wichtigſten

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[308/0318] die wir erhalten, immer noch Zinnober, und alſo chymiſch zerlegbar. Was an der letzten Grenze der moͤglichen Theilungen ſtatt finden wuͤrde, iſt ein Geheimniß der Natur, deſſen Erforſchung unſere Kraͤfte bey weitem uͤberſteiget. Gren Grundriß der Naturlehre. §. 40 — 48. Theilung, ſ. Theile der Koͤrper. Thermometer, Thermoſkop, Waͤrmemaaß, Thermometrum, Thermoſcopium, Thermometre. Das Werkzeug zu Beſtimmung der freyen oder fuͤhlbaren Waͤrme der Luft und anderer Koͤrper. Da dieſe Waͤrme alle bekannte Koͤrper ausdehnt, ſo hat man daher Anlaß genommen, ihre verſchiedenen Stufen durch die Groͤße ſolcher Ausdehnungen zu beſtimmen, und unter einander zu vergleichen. Gewoͤhnlich braucht man dazu fluͤßige Koͤrper, z. B. Queckſilber, Weingeiſt, Oel, Luft rc., die in eine Glaskugel mit einer engen Roͤhre ſo eingeſchloſſen werden, daß ihre Oberflaͤche in der Roͤhre ſteigt, wenn ſie ſich ausdehnen, und faͤllt, wenn ſie ſich zuſammenziehen. Der hoͤhere Stand zeigt alsdann eine groͤßere Waͤrme des fluͤßigen Koͤrpers und des umgebenden Mittels, der niedrigere eine geringere an. Bisweilen gebraucht man auch feſte Koͤrper, z. B. Metalle, anſtatt der fluͤßigen. Man erfaͤhrt aber durch dieſes Mittel nicht die Groͤße der Waͤrme ſelbſt, ſondern nur Groͤßen und Verhaͤltniſſe von Ausdehnungen, von denen es meiſtens nur allzugewiß iſt, daß ſich ihre Unterſchiede gar nicht ſo, wie die Unterſchiede der Waͤrme ſelbſt, verhalten. Daher verdient ein ſolches Werkzeug den Namen des Thermometers (d. i. eines Maaßes der Waͤrme) gar nicht; und wuͤrde ſchicklicher Thermoſkop oder Waͤrmezeiger heißen. Denn den Vortheil gewaͤhrt es doch allemal, daß ſein Stand anzeigt, ob die Waͤrme groͤßer oder geringer, als ein andermal ſey, ſo wie auch wohlverfertigte Werkzeuge dieſer Art durch einerley Stand zu aller Zeit und an allen Orten einerley Groͤße der Waͤrme anzeigen und darſtellen, welches ſchon genug iſt, um das Thermometer zu einem der wichtigſten

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Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 4. Leipzig, 1798, S. 308. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch04_1798/318>, abgerufen am 13.05.2024.