Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 4. Leipzig, 1798.
Noch mehr Beyspiele und Berechnungen dieser Art findet man bey Keill (Introduct. ad veram physicam. Oxon. 1700. 8. Lect. V.), Wolf (Vernünft. Gedanken von den Wirkungen der Natur. Halle 1723. 8. S. 3. u. f.), Reaumur (Mem. de Paris, 1713. p. 270.), Nollet (Lecons de phys. exp. Lec. I.), Nieuwetyt (Rechter Gebrauch der Weltbetrachtung, durch Segner. Jena, 1747. 4. Cap. 26.), Musschenbroek (Introd. ad philos. nat. To. I. §. 72.), und was insbesondere die Auflösung des Phosphorus in Oelen betrift, (s. Phosphorus, Th. III. S. 485.), in einer akademischen Schrift von Albinus (Diss. de Phosphoro solido et liquido. Frf. ad Viadr. 1688. 4). Die abstracte Ausdehnung, oder der geometrische Raum läßt sich unstreitig ohne Ende theilen, weil diese Theilung nur idealisch ist, und im Begriffe vom Raum nichts liegt, was ihrer Fortsetzung jemals Grenzen setzen könnte. Ganz anders aber ist es mit der wirklichen Theilung der Materie beschafsen. Diese muß schon darum Grenzen haben, weil endlich die Theile so fein werden, daß sie allen unsern Sinnen entgehen, und keine weitere Möglichkeit der Behandlung zulassen. Aber es bleibt doch noch die Frage übrig, ob die Materie an sich und ihrem Wesen nach nur bis auf eine gewisse Grenze, oder ohne Ende theilbar sey? Diese Frage hängt mit der Vorstellung zusammen, die man sich vom innern Wesen der Materie macht, und liegt also außer dem Gebiete der Physik, s. Materie. Das atomistische System nimmt freylich erste untheilbare Bestandtheile der Körper an, welche selbst noch körperlich sind, und sich also wegen ihrer Ausdehnung, wenigstens in Gedanken, noch müsten theilen lassen, ob man gleich bey ihnen die physische Grenze der Theilung erreicht, s. Atomen. Die Monadologie hingegen sieht die Materie als ein bloßes Phänomen an, das aus der Verbindung mehrerer unkörperlicher Dinge entspringe. Nach dieser Vorstellungsart ist die Materie nur
Noch mehr Beyſpiele und Berechnungen dieſer Art findet man bey Keill (Introduct. ad veram phyſicam. Oxon. 1700. 8. Lect. V.), Wolf (Vernuͤnft. Gedanken von den Wirkungen der Natur. Halle 1723. 8. S. 3. u. f.), Reaumur (Mém. de Paris, 1713. p. 270.), Nollet (Leçons de phyſ. exp. Leç. I.), Nieuwetyt (Rechter Gebrauch der Weltbetrachtung, durch Segner. Jena, 1747. 4. Cap. 26.), Muſſchenbroek (Introd. ad philoſ. nat. To. I. §. 72.), und was insbeſondere die Aufloͤſung des Phosphorus in Oelen betrift, (ſ. Phosphorus, Th. III. S. 485.), in einer akademiſchen Schrift von Albinus (Diſſ. de Phosphoro ſolido et liquido. Frf. ad Viadr. 1688. 4). Die abſtracte Ausdehnung, oder der geometriſche Raum laͤßt ſich unſtreitig ohne Ende theilen, weil dieſe Theilung nur idealiſch iſt, und im Begriffe vom Raum nichts liegt, was ihrer Fortſetzung jemals Grenzen ſetzen koͤnnte. Ganz anders aber iſt es mit der wirklichen Theilung der Materie beſchafſen. Dieſe muß ſchon darum Grenzen haben, weil endlich die Theile ſo fein werden, daß ſie allen unſern Sinnen entgehen, und keine weitere Moͤglichkeit der Behandlung zulaſſen. Aber es bleibt doch noch die Frage uͤbrig, ob die Materie an ſich und ihrem Weſen nach nur bis auf eine gewiſſe Grenze, oder ohne Ende theilbar ſey? Dieſe Frage haͤngt mit der Vorſtellung zuſammen, die man ſich vom innern Weſen der Materie macht, und liegt alſo außer dem Gebiete der Phyſik, ſ. Materie. Das atomiſtiſche Syſtem nimmt freylich erſte untheilbare Beſtandtheile der Koͤrper an, welche ſelbſt noch koͤrperlich ſind, und ſich alſo wegen ihrer Ausdehnung, wenigſtens in Gedanken, noch muͤſten theilen laſſen, ob man gleich bey ihnen die phyſiſche Grenze der Theilung erreicht, ſ. Atomen. Die Monadologie hingegen ſieht die Materie als ein bloßes Phaͤnomen an, das aus der Verbindung mehrerer unkoͤrperlicher Dinge entſpringe. Nach dieſer Vorſtellungsart iſt die Materie nur <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0314" xml:id="P.4.304" n="304"/><lb/> Koͤrper, die alſo noch weit kleinere Glieder, Gefaͤße und Safttheile in denſelben haben muͤſſen.</p> <p>Noch mehr Beyſpiele und Berechnungen dieſer Art findet man bey <hi rendition="#b">Keill</hi> (<hi rendition="#aq">Introduct. ad veram phyſicam. Oxon. 1700. 8. Lect. V.</hi>), <hi rendition="#b">Wolf</hi> (Vernuͤnft. Gedanken von den Wirkungen der Natur. Halle 1723. 8. S. 3. u. f.), <hi rendition="#b">Reaumur</hi> (<hi rendition="#aq">Mém. de Paris, 1713. p. 270.</hi>), <hi rendition="#b">Nollet</hi> (<hi rendition="#aq">Leçons de phyſ. exp. Leç. I.</hi>), <hi rendition="#b">Nieuwetyt</hi> (Rechter Gebrauch der Weltbetrachtung, durch <hi rendition="#b">Segner.</hi> Jena, 1747. 4. Cap. 26.), <hi rendition="#b">Muſſchenbroek</hi> (<hi rendition="#aq">Introd. ad philoſ. nat. To. I. §. 72.</hi>), und was insbeſondere die Aufloͤſung des Phosphorus in Oelen betrift, (<hi rendition="#b">ſ. Phosphorus,</hi> Th. <hi rendition="#aq">III.</hi> S. 485.), in einer akademiſchen Schrift von <hi rendition="#b">Albinus</hi> (<hi rendition="#aq">Diſſ. de Phosphoro ſolido et liquido. Frf. ad Viadr. 1688. 4</hi>).</p> <p>Die abſtracte Ausdehnung, oder der geometriſche Raum laͤßt ſich unſtreitig ohne Ende theilen, weil dieſe Theilung nur idealiſch iſt, und im Begriffe vom Raum nichts liegt, was ihrer Fortſetzung jemals Grenzen ſetzen koͤnnte. Ganz anders aber iſt es mit der wirklichen Theilung der Materie beſchafſen. Dieſe muß ſchon darum Grenzen haben, weil endlich die Theile ſo fein werden, daß ſie allen unſern Sinnen entgehen, und keine weitere Moͤglichkeit der Behandlung zulaſſen.</p> <p>Aber es bleibt doch noch die Frage uͤbrig, ob die Materie an ſich und ihrem Weſen nach nur bis auf eine gewiſſe Grenze, oder <hi rendition="#b">ohne Ende theilbar</hi> ſey? Dieſe Frage haͤngt mit der Vorſtellung zuſammen, die man ſich vom innern Weſen der Materie macht, und liegt alſo außer dem Gebiete der Phyſik, <hi rendition="#b">ſ. Materie.</hi> Das atomiſtiſche Syſtem nimmt freylich erſte <hi rendition="#b">untheilbare</hi> Beſtandtheile der Koͤrper an, welche ſelbſt noch koͤrperlich ſind, und ſich alſo wegen ihrer Ausdehnung, wenigſtens in Gedanken, noch muͤſten theilen laſſen, ob man gleich bey ihnen die phyſiſche Grenze der Theilung erreicht, <hi rendition="#b">ſ. Atomen.</hi> Die Monadologie hingegen ſieht die Materie als ein bloßes Phaͤnomen an, das aus der Verbindung mehrerer unkoͤrperlicher Dinge entſpringe. Nach dieſer Vorſtellungsart iſt die Materie nur<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [304/0314]
Koͤrper, die alſo noch weit kleinere Glieder, Gefaͤße und Safttheile in denſelben haben muͤſſen.
Noch mehr Beyſpiele und Berechnungen dieſer Art findet man bey Keill (Introduct. ad veram phyſicam. Oxon. 1700. 8. Lect. V.), Wolf (Vernuͤnft. Gedanken von den Wirkungen der Natur. Halle 1723. 8. S. 3. u. f.), Reaumur (Mém. de Paris, 1713. p. 270.), Nollet (Leçons de phyſ. exp. Leç. I.), Nieuwetyt (Rechter Gebrauch der Weltbetrachtung, durch Segner. Jena, 1747. 4. Cap. 26.), Muſſchenbroek (Introd. ad philoſ. nat. To. I. §. 72.), und was insbeſondere die Aufloͤſung des Phosphorus in Oelen betrift, (ſ. Phosphorus, Th. III. S. 485.), in einer akademiſchen Schrift von Albinus (Diſſ. de Phosphoro ſolido et liquido. Frf. ad Viadr. 1688. 4).
Die abſtracte Ausdehnung, oder der geometriſche Raum laͤßt ſich unſtreitig ohne Ende theilen, weil dieſe Theilung nur idealiſch iſt, und im Begriffe vom Raum nichts liegt, was ihrer Fortſetzung jemals Grenzen ſetzen koͤnnte. Ganz anders aber iſt es mit der wirklichen Theilung der Materie beſchafſen. Dieſe muß ſchon darum Grenzen haben, weil endlich die Theile ſo fein werden, daß ſie allen unſern Sinnen entgehen, und keine weitere Moͤglichkeit der Behandlung zulaſſen.
Aber es bleibt doch noch die Frage uͤbrig, ob die Materie an ſich und ihrem Weſen nach nur bis auf eine gewiſſe Grenze, oder ohne Ende theilbar ſey? Dieſe Frage haͤngt mit der Vorſtellung zuſammen, die man ſich vom innern Weſen der Materie macht, und liegt alſo außer dem Gebiete der Phyſik, ſ. Materie. Das atomiſtiſche Syſtem nimmt freylich erſte untheilbare Beſtandtheile der Koͤrper an, welche ſelbſt noch koͤrperlich ſind, und ſich alſo wegen ihrer Ausdehnung, wenigſtens in Gedanken, noch muͤſten theilen laſſen, ob man gleich bey ihnen die phyſiſche Grenze der Theilung erreicht, ſ. Atomen. Die Monadologie hingegen ſieht die Materie als ein bloßes Phaͤnomen an, das aus der Verbindung mehrerer unkoͤrperlicher Dinge entſpringe. Nach dieſer Vorſtellungsart iſt die Materie nur
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Bibliothek des Max-Planck-Instituts für Wissenschaftsgeschichte : Bereitstellung der Texttranskription.
(2015-09-02T12:13:09Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2015-09-02T12:13:09Z)
Weitere Informationen:Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): keine Angabe; i/j in Fraktur: wie Vorlage; I/J in Fraktur: wie Vorlage; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): wie Vorlage; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: wie Vorlage; Vokale mit übergest. e: wie Vorlage; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein;
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |