Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 4. Leipzig, 1798.

Bild:
<< vorherige Seite


man den Werth der Umdrehungen bey Mikrometerschrauben, s. Mikrometer. (Th. III. S. 209.).

Der Aequator läßt sich selbst als ein Tagkreis, mithin als der größte unter allen, betrachten. Er ist der Tagkreis der Sonne an den Tagen der Nachtgleichen, s. Nachtgleiche. Die Wendekreise sind die Tagkreise der Sonne an den Tagen der Sonnenwenden, und die Polarkreise die Tagkreise der Pole der Ekliptik, s. Wendekreise, Polarkreise.

Taucher, Cartesianische, s. Cartesianische Männchen.

Taucherglocke, Täucherglocke, Campana urinatoria, Cloche du plongeur. Man giebt diesen Namen einer Vorrichtung, in welcher sich ein Mensch eine Zeit lang in einer beträchtlichen Tiefe unter Wasser aufhalten kan.

Die Taucher (Vrinatores, Plongeurs) waren schon bey den Alten sehr bekannt, und werden noch jetzt unter den uncultivirtesten Nationen häufig angetroffen. Sie können aber, ohne zu athmen, doch nicht lang unter dem Wasser bleiben. Gmelin (Reise durch Rußland, Th. II. S. 199.) führt an, daß die astrachanischen Taucher etwa sieben Minuten aushalten, Oldenburgh (Acta philosoph. societatis in Anglia. Lips. 1675. 4. p. 724.) meldet, ein holländischer Taucher sey so lang unter Wasser gewesen, daß ein Beobachter unter der Zeit wenigstens zehnmal habe athmen müssen; die ostindischen Perlenfischer aber könnten eine Viertelstunde lang ausdauren.

Man hat sehr früh auf Mittel gedacht, den Tauchern unter dem Wasser Luft zu verschaffen, um die Dauer ihres Aufenthalts zu verlängern. Aristoteles (Problem. XXXII. §. 5.) führt schon an, daß die Taucher einen mit Gewalt hinabgedrückten Kessel brauchen ([fremdsprachliches Material]), der sich nicht mit Wasser füllt, sondern Luft hält, wenn er gerade hinabgelassen wird. Dies scheint der Taucherglocke sehr ähnlich zu seyn; aber die Stelle ist zu dunkel, weil man nicht entscheiden kan, ob das Wort [fremdsprachliches Material] ein Ueberstürzen


man den Werth der Umdrehungen bey Mikrometerſchrauben, ſ. Mikrometer. (Th. III. S. 209.).

Der Aequator laͤßt ſich ſelbſt als ein Tagkreis, mithin als der groͤßte unter allen, betrachten. Er iſt der Tagkreis der Sonne an den Tagen der Nachtgleichen, ſ. Nachtgleiche. Die Wendekreiſe ſind die Tagkreiſe der Sonne an den Tagen der Sonnenwenden, und die Polarkreiſe die Tagkreiſe der Pole der Ekliptik, ſ. Wendekreiſe, Polarkreiſe.

Taucher, Carteſianiſche, ſ. Carteſianiſche Maͤnnchen.

Taucherglocke, Taͤucherglocke, Campana urinatoria, Cloche du plongeur. Man giebt dieſen Namen einer Vorrichtung, in welcher ſich ein Menſch eine Zeit lang in einer betraͤchtlichen Tiefe unter Waſſer aufhalten kan.

Die Taucher (Vrinatores, Plongeurs) waren ſchon bey den Alten ſehr bekannt, und werden noch jetzt unter den uncultivirteſten Nationen haͤufig angetroffen. Sie koͤnnen aber, ohne zu athmen, doch nicht lang unter dem Waſſer bleiben. Gmelin (Reiſe durch Rußland, Th. II. S. 199.) fuͤhrt an, daß die aſtrachaniſchen Taucher etwa ſieben Minuten aushalten, Oldenburgh (Acta philoſoph. ſocietatis in Anglia. Lipſ. 1675. 4. p. 724.) meldet, ein hollaͤndiſcher Taucher ſey ſo lang unter Waſſer geweſen, daß ein Beobachter unter der Zeit wenigſtens zehnmal habe athmen muͤſſen; die oſtindiſchen Perlenfiſcher aber koͤnnten eine Viertelſtunde lang ausdauren.

Man hat ſehr fruͤh auf Mittel gedacht, den Tauchern unter dem Waſſer Luft zu verſchaffen, um die Dauer ihres Aufenthalts zu verlaͤngern. Ariſtoteles (Problem. XXXII. §. 5.) fuͤhrt ſchon an, daß die Taucher einen mit Gewalt hinabgedruͤckten Keſſel brauchen ([fremdsprachliches Material]), der ſich nicht mit Waſſer fuͤllt, ſondern Luft haͤlt, wenn er gerade hinabgelaſſen wird. Dies ſcheint der Taucherglocke ſehr aͤhnlich zu ſeyn; aber die Stelle iſt zu dunkel, weil man nicht entſcheiden kan, ob das Wort [fremdsprachliches Material] ein Ueberſtuͤrzen

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0289" xml:id="P.4.279" n="279"/><lb/>
man den Werth der Umdrehungen bey Mikrometer&#x017F;chrauben, <hi rendition="#b">&#x017F;. Mikrometer.</hi> (Th. <hi rendition="#aq">III.</hi> S. 209.).</p>
            <p>Der Aequator la&#x0364;ßt &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t als ein Tagkreis, mithin als der gro&#x0364;ßte unter allen, betrachten. Er i&#x017F;t der Tagkreis der Sonne an den Tagen der Nachtgleichen, <hi rendition="#b">&#x017F;. Nachtgleiche.</hi> Die Wendekrei&#x017F;e &#x017F;ind die Tagkrei&#x017F;e der Sonne an den Tagen der Sonnenwenden, und die Polarkrei&#x017F;e die Tagkrei&#x017F;e der Pole der Ekliptik, <hi rendition="#b">&#x017F;. Wendekrei&#x017F;e, Polarkrei&#x017F;e.</hi></p>
            <p> <hi rendition="#b">Taucher, Carte&#x017F;iani&#x017F;che, &#x017F;. Carte&#x017F;iani&#x017F;che Ma&#x0364;nnchen.</hi> </p>
            <p><hi rendition="#b">Taucherglocke, Ta&#x0364;ucherglocke,</hi><hi rendition="#aq">Campana urinatoria, <hi rendition="#i">Cloche du plongeur.</hi></hi> Man giebt die&#x017F;en Namen einer Vorrichtung, in welcher &#x017F;ich ein Men&#x017F;ch eine Zeit lang in einer betra&#x0364;chtlichen Tiefe unter Wa&#x017F;&#x017F;er aufhalten kan.</p>
            <p>Die <hi rendition="#b">Taucher</hi> (<hi rendition="#aq">Vrinatores, <hi rendition="#i">Plongeurs)</hi></hi> waren &#x017F;chon bey den Alten &#x017F;ehr bekannt, und werden noch jetzt unter den uncultivirte&#x017F;ten Nationen ha&#x0364;ufig angetroffen. Sie ko&#x0364;nnen aber, ohne zu athmen, doch nicht lang unter dem Wa&#x017F;&#x017F;er bleiben. <hi rendition="#b">Gmelin</hi> (Rei&#x017F;e durch Rußland, Th. <hi rendition="#aq">II.</hi> S. 199.) fu&#x0364;hrt an, daß die a&#x017F;trachani&#x017F;chen Taucher etwa &#x017F;ieben Minuten aushalten, <hi rendition="#b">Oldenburgh</hi> (<hi rendition="#aq">Acta philo&#x017F;oph. &#x017F;ocietatis in Anglia. Lip&#x017F;. 1675. 4. p. 724.</hi>) meldet, ein holla&#x0364;ndi&#x017F;cher Taucher &#x017F;ey &#x017F;o lang unter Wa&#x017F;&#x017F;er gewe&#x017F;en, daß ein Beobachter unter der Zeit wenig&#x017F;tens zehnmal habe athmen mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en; die o&#x017F;tindi&#x017F;chen Perlenfi&#x017F;cher aber ko&#x0364;nnten eine Viertel&#x017F;tunde lang ausdauren.</p>
            <p>Man hat &#x017F;ehr fru&#x0364;h auf Mittel gedacht, den Tauchern unter dem Wa&#x017F;&#x017F;er Luft zu ver&#x017F;chaffen, um die Dauer ihres Aufenthalts zu verla&#x0364;ngern. <hi rendition="#b">Ari&#x017F;toteles</hi> (<hi rendition="#aq">Problem. XXXII. §. 5.</hi>) fu&#x0364;hrt &#x017F;chon an, daß die Taucher einen mit Gewalt  hinabgedru&#x0364;ckten Ke&#x017F;&#x017F;el brauchen (<foreign xml:lang="grc"><gap reason="fm"/><note type="editorial">le/bhta xatafe/ntes</note></foreign>), der &#x017F;ich nicht mit Wa&#x017F;&#x017F;er fu&#x0364;llt, &#x017F;ondern Luft ha&#x0364;lt, wenn er gerade hinabgela&#x017F;&#x017F;en wird. Dies &#x017F;cheint der Taucherglocke &#x017F;ehr a&#x0364;hnlich zu &#x017F;eyn; aber die Stelle i&#x017F;t zu dunkel, weil man nicht ent&#x017F;cheiden kan, ob das Wort <foreign xml:lang="grc"><gap reason="fm"/><note type="editorial">xatafe/ntes</note></foreign> ein Ueber&#x017F;tu&#x0364;rzen<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[279/0289] man den Werth der Umdrehungen bey Mikrometerſchrauben, ſ. Mikrometer. (Th. III. S. 209.). Der Aequator laͤßt ſich ſelbſt als ein Tagkreis, mithin als der groͤßte unter allen, betrachten. Er iſt der Tagkreis der Sonne an den Tagen der Nachtgleichen, ſ. Nachtgleiche. Die Wendekreiſe ſind die Tagkreiſe der Sonne an den Tagen der Sonnenwenden, und die Polarkreiſe die Tagkreiſe der Pole der Ekliptik, ſ. Wendekreiſe, Polarkreiſe. Taucher, Carteſianiſche, ſ. Carteſianiſche Maͤnnchen. Taucherglocke, Taͤucherglocke, Campana urinatoria, Cloche du plongeur. Man giebt dieſen Namen einer Vorrichtung, in welcher ſich ein Menſch eine Zeit lang in einer betraͤchtlichen Tiefe unter Waſſer aufhalten kan. Die Taucher (Vrinatores, Plongeurs) waren ſchon bey den Alten ſehr bekannt, und werden noch jetzt unter den uncultivirteſten Nationen haͤufig angetroffen. Sie koͤnnen aber, ohne zu athmen, doch nicht lang unter dem Waſſer bleiben. Gmelin (Reiſe durch Rußland, Th. II. S. 199.) fuͤhrt an, daß die aſtrachaniſchen Taucher etwa ſieben Minuten aushalten, Oldenburgh (Acta philoſoph. ſocietatis in Anglia. Lipſ. 1675. 4. p. 724.) meldet, ein hollaͤndiſcher Taucher ſey ſo lang unter Waſſer geweſen, daß ein Beobachter unter der Zeit wenigſtens zehnmal habe athmen muͤſſen; die oſtindiſchen Perlenfiſcher aber koͤnnten eine Viertelſtunde lang ausdauren. Man hat ſehr fruͤh auf Mittel gedacht, den Tauchern unter dem Waſſer Luft zu verſchaffen, um die Dauer ihres Aufenthalts zu verlaͤngern. Ariſtoteles (Problem. XXXII. §. 5.) fuͤhrt ſchon an, daß die Taucher einen mit Gewalt hinabgedruͤckten Keſſel brauchen (_ ), der ſich nicht mit Waſſer fuͤllt, ſondern Luft haͤlt, wenn er gerade hinabgelaſſen wird. Dies ſcheint der Taucherglocke ſehr aͤhnlich zu ſeyn; aber die Stelle iſt zu dunkel, weil man nicht entſcheiden kan, ob das Wort _ ein Ueberſtuͤrzen

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Bibliothek des Max-Planck-Instituts für Wissenschaftsgeschichte : Bereitstellung der Texttranskription. (2015-09-02T12:13:09Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2015-09-02T12:13:09Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): keine Angabe; i/j in Fraktur: wie Vorlage; I/J in Fraktur: wie Vorlage; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): wie Vorlage; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (&#xa75b;): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: wie Vorlage; Vokale mit übergest. e: wie Vorlage; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch04_1798
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch04_1798/289
Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 4. Leipzig, 1798, S. 279. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch04_1798/289>, abgerufen am 11.05.2024.