atmosph. trajicere. Lips. 1749. 4.). Dabey muß aber eine bestimmte Höhe des Luftkreises angenommen werden. Cassini fand die Berechnungen mit den Beobachtungen übereinstimmend, wenn er diese Höhe auf 2000 Toisen setzte. So entstand seine Brechungstafel, welche die Horizontalresraction 32' 10", die in 10° Grad Höhe 5' 28" setzt, und lange Zeit von den Astronomen gebraucht worden ist. Viele Schriftsteller der damaligen Zeit ließen sich verleiten zu glauben, die brechende Kraft der Luft erstrecke sich wirklich nur bis auf die Höhe von 2000 Toisen, und bleibe durch diesen Raum überall gleich groß. Dieser falsche Satz ist von Cassini selbst nicht behauptet worden: es würde daraus die Ungereimtheit folgen, daß die Stralenbrechung auf den Bergen größer, als an der Meeresfläche seyn, und 2000 Toisen hoch über der letztern ganz nahe am Zenith noch 32' betragen müßte.
Bouguer fand bey seinem Aufenthalte in Peru die Horizontalrefraction 27'; auf dem Chimboraco aber, 2388 Toisen über dem Meere, nur 19' 45". Aus dem Gesetze, nach welchem sie abzunehmen schien, vermuthet de la Lande, sie möge in einer Höhe von 5158 Toisen über der Meeresflöche unmerklich werden. Wenn auch dieses nicht statt findet, so ist doch durch Bouguers Beobachtungen erwiesen, daß sie wirklich in den höhern Regionen abnimmt, und also der Weg des Lichts in der That eine krumme Linie ist.
Auch haben seit Mariotte's Zeiten mehrere Mathematiker den Weg des Lichts durch den Luftkreis wirklich als eine krumme Linie betrachtet, und aus den Eigenschaften dieser Curve richtige Verhältnisse der Stralenbrechungen in verschiedenen Höhen herzuleiten gesucht. Dahin gehört Newton's von Halley (Philos. Trans. for 1721. Num. 368. p. 169.) mitgetheilte Brechungstafel, welche die Horizontalrefraction 33' 45", die bey 10° Höhe 4' 52", die bey 75° Höhe 15" setzt, ingleichen das, was Taylor (Methodus increm. p. 108.), Jacob Bernoulli (Opp. To. II. p. 1063.), Johann Bernoulli (Opp. To. III. p. 516.), Herrmann (Act. Erud. Lips. 1706, mens. Jun. p. 256.),
atmoſph. trajicere. Lipſ. 1749. 4.). Dabey muß aber eine beſtimmte Hoͤhe des Luftkreiſes angenommen werden. Caſſini fand die Berechnungen mit den Beobachtungen uͤbereinſtimmend, wenn er dieſe Hoͤhe auf 2000 Toiſen ſetzte. So entſtand ſeine Brechungstafel, welche die Horizontalreſraction 32′ 10″, die in 10° Grad Hoͤhe 5′ 28″ ſetzt, und lange Zeit von den Aſtronomen gebraucht worden iſt. Viele Schriftſteller der damaligen Zeit ließen ſich verleiten zu glauben, die brechende Kraft der Luft erſtrecke ſich wirklich nur bis auf die Hoͤhe von 2000 Toiſen, und bleibe durch dieſen Raum uͤberall gleich groß. Dieſer falſche Satz iſt von Caſſini ſelbſt nicht behauptet worden: es wuͤrde daraus die Ungereimtheit folgen, daß die Stralenbrechung auf den Bergen groͤßer, als an der Meeresflaͤche ſeyn, und 2000 Toiſen hoch uͤber der letztern ganz nahe am Zenith noch 32′ betragen muͤßte.
Bouguer fand bey ſeinem Aufenthalte in Peru die Horizontalrefraction 27′; auf dem Chimboraço aber, 2388 Toiſen uͤber dem Meere, nur 19′ 45″. Aus dem Geſetze, nach welchem ſie abzunehmen ſchien, vermuthet de la Lande, ſie moͤge in einer Hoͤhe von 5158 Toiſen uͤber der Meeresfloͤche unmerklich werden. Wenn auch dieſes nicht ſtatt findet, ſo iſt doch durch Bouguers Beobachtungen erwieſen, daß ſie wirklich in den hoͤhern Regionen abnimmt, und alſo der Weg des Lichts in der That eine krumme Linie iſt.
Auch haben ſeit Mariotte's Zeiten mehrere Mathematiker den Weg des Lichts durch den Luftkreis wirklich als eine krumme Linie betrachtet, und aus den Eigenſchaften dieſer Curve richtige Verhaͤltniſſe der Stralenbrechungen in verſchiedenen Hoͤhen herzuleiten geſucht. Dahin gehoͤrt Newton's von Halley (Philoſ. Trans. for 1721. Num. 368. p. 169.) mitgetheilte Brechungstafel, welche die Horizontalrefraction 33′ 45″, die bey 10° Hoͤhe 4′ 52″, die bey 75° Hoͤhe 15″ ſetzt, ingleichen das, was Taylor (Methodus increm. p. 108.), Jacob Bernoulli (Opp. To. II. p. 1063.), Johann Bernoulli (Opp. To. III. p. 516.), Herrmann (Act. Erud. Lipſ. 1706, menſ. Jun. p. 256.),
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><hirendition="#aq"><pbfacs="#f0258"xml:id="P.4.248"n="248"/><lb/>
atmoſph. trajicere. Lipſ. 1749. 4.</hi>). Dabey muß aber eine beſtimmte Hoͤhe des Luftkreiſes angenommen werden. <hirendition="#b">Caſſini</hi> fand die Berechnungen mit den Beobachtungen uͤbereinſtimmend, wenn er dieſe Hoͤhe auf 2000 Toiſen ſetzte. So entſtand ſeine Brechungstafel, welche die Horizontalreſraction 32′ 10″, die in 10° Grad Hoͤhe 5′ 28″ſetzt, und lange Zeit von den Aſtronomen gebraucht worden iſt. Viele Schriftſteller der damaligen Zeit ließen ſich verleiten zu glauben, die brechende Kraft der Luft erſtrecke ſich wirklich nur bis auf die Hoͤhe von 2000 Toiſen, und bleibe durch dieſen Raum uͤberall gleich groß. Dieſer falſche Satz iſt von <hirendition="#b">Caſſini</hi>ſelbſt nicht behauptet worden: es wuͤrde daraus die Ungereimtheit folgen, daß die Stralenbrechung auf den Bergen groͤßer, als an der Meeresflaͤche ſeyn, und 2000 Toiſen hoch uͤber der letztern ganz nahe am Zenith noch 32′ betragen muͤßte.</p><p><hirendition="#b">Bouguer</hi> fand bey ſeinem Aufenthalte in Peru die Horizontalrefraction 27′; auf dem Chimboraço aber, 2388 Toiſen uͤber dem Meere, nur 19′ 45″. Aus dem Geſetze, nach welchem ſie abzunehmen ſchien, vermuthet <hirendition="#b">de la Lande,</hi>ſie moͤge in einer Hoͤhe von 5158 Toiſen uͤber der Meeresfloͤche unmerklich werden. Wenn auch dieſes nicht ſtatt findet, ſo iſt doch durch <hirendition="#b">Bouguers</hi> Beobachtungen erwieſen, daß ſie wirklich in den hoͤhern Regionen abnimmt, und alſo der Weg des Lichts in der That eine krumme Linie iſt.</p><p>Auch haben ſeit <hirendition="#b">Mariotte's</hi> Zeiten mehrere Mathematiker den Weg des Lichts durch den Luftkreis wirklich als eine krumme Linie betrachtet, und aus den Eigenſchaften dieſer Curve richtige Verhaͤltniſſe der Stralenbrechungen in verſchiedenen Hoͤhen herzuleiten geſucht. Dahin gehoͤrt <hirendition="#b">Newton's</hi> von <hirendition="#b">Halley</hi> (<hirendition="#aq">Philoſ. Trans. for 1721. Num. 368. p. 169.</hi>) mitgetheilte Brechungstafel, welche die Horizontalrefraction 33′ 45″, die bey 10° Hoͤhe 4′ 52″, die bey 75° Hoͤhe 15″ſetzt, ingleichen das, was <hirendition="#b">Taylor</hi> (<hirendition="#aq">Methodus increm. p. 108.</hi>), <hirendition="#b">Jacob Bernoulli</hi> (<hirendition="#aq">Opp. To. II. p. 1063.</hi>), <hirendition="#b">Johann Bernoulli</hi> (<hirendition="#aq">Opp. To. III. p. 516.</hi>), <hirendition="#b">Herrmann</hi> (<hirendition="#aq">Act. Erud. Lipſ. 1706, menſ. Jun. p. 256.</hi>),<lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[248/0258]
atmoſph. trajicere. Lipſ. 1749. 4.). Dabey muß aber eine beſtimmte Hoͤhe des Luftkreiſes angenommen werden. Caſſini fand die Berechnungen mit den Beobachtungen uͤbereinſtimmend, wenn er dieſe Hoͤhe auf 2000 Toiſen ſetzte. So entſtand ſeine Brechungstafel, welche die Horizontalreſraction 32′ 10″, die in 10° Grad Hoͤhe 5′ 28″ ſetzt, und lange Zeit von den Aſtronomen gebraucht worden iſt. Viele Schriftſteller der damaligen Zeit ließen ſich verleiten zu glauben, die brechende Kraft der Luft erſtrecke ſich wirklich nur bis auf die Hoͤhe von 2000 Toiſen, und bleibe durch dieſen Raum uͤberall gleich groß. Dieſer falſche Satz iſt von Caſſini ſelbſt nicht behauptet worden: es wuͤrde daraus die Ungereimtheit folgen, daß die Stralenbrechung auf den Bergen groͤßer, als an der Meeresflaͤche ſeyn, und 2000 Toiſen hoch uͤber der letztern ganz nahe am Zenith noch 32′ betragen muͤßte.
Bouguer fand bey ſeinem Aufenthalte in Peru die Horizontalrefraction 27′; auf dem Chimboraço aber, 2388 Toiſen uͤber dem Meere, nur 19′ 45″. Aus dem Geſetze, nach welchem ſie abzunehmen ſchien, vermuthet de la Lande, ſie moͤge in einer Hoͤhe von 5158 Toiſen uͤber der Meeresfloͤche unmerklich werden. Wenn auch dieſes nicht ſtatt findet, ſo iſt doch durch Bouguers Beobachtungen erwieſen, daß ſie wirklich in den hoͤhern Regionen abnimmt, und alſo der Weg des Lichts in der That eine krumme Linie iſt.
Auch haben ſeit Mariotte's Zeiten mehrere Mathematiker den Weg des Lichts durch den Luftkreis wirklich als eine krumme Linie betrachtet, und aus den Eigenſchaften dieſer Curve richtige Verhaͤltniſſe der Stralenbrechungen in verſchiedenen Hoͤhen herzuleiten geſucht. Dahin gehoͤrt Newton's von Halley (Philoſ. Trans. for 1721. Num. 368. p. 169.) mitgetheilte Brechungstafel, welche die Horizontalrefraction 33′ 45″, die bey 10° Hoͤhe 4′ 52″, die bey 75° Hoͤhe 15″ ſetzt, ingleichen das, was Taylor (Methodus increm. p. 108.), Jacob Bernoulli (Opp. To. II. p. 1063.), Johann Bernoulli (Opp. To. III. p. 516.), Herrmann (Act. Erud. Lipſ. 1706, menſ. Jun. p. 256.),
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
Weitere Informationen …
Bibliothek des Max-Planck-Instituts für Wissenschaftsgeschichte : Bereitstellung der Texttranskription.
(2015-09-02T12:13:09Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2015-09-02T12:13:09Z)
Weitere Informationen:
Bogensignaturen: keine Angabe;
Druckfehler: keine Angabe;
fremdsprachliches Material: keine Angabe;
Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe;
Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): keine Angabe;
i/j in Fraktur: wie Vorlage;
I/J in Fraktur: wie Vorlage;
Kolumnentitel: keine Angabe;
Kustoden: keine Angabe;
langes s (ſ): wie Vorlage;
Normalisierungen: keine Angabe;
rundes r (ꝛ): keine Angabe;
Seitenumbrüche markiert: ja;
Silbentrennung: aufgelöst;
u/v bzw. U/V: wie Vorlage;
Vokale mit übergest. e: wie Vorlage;
Vollständigkeit: keine Angabe;
Zeichensetzung: keine Angabe;
Zeilenumbrüche markiert: nein;
Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 4. Leipzig, 1798, S. 248. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch04_1798/258>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.