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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 4. Leipzig, 1798.

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Testaments. Wilhelm Schickard, Professor zu Tübingen (Astroscopium. Vlm. 1659. 8.) gab wenigstens den alten mythologischen Bildern biblische Deutungen. Erhard Weigel (Coelum heraldicum. Jenae, 1657. 12.), der sich um die Verfertigung der Globen sehr verdient gemacht hat, bildete aus den Sternfiguren Wappen der europäischen Fürsten und anderer Stände, z B. aus der Leyer die Harfe von Irland, aus dem Siebengestirn das Einmaleins, als das Wappen der Kaufleute. Da man die Bilder der Alten doch muß kennen lernen, so haben alle diese Unternehmungen keinen Beyfall gefunden.

Abbildungen der Sternfiguren geben die Himmelskugeln und Sternkarten, von welchen letztern der nächstfolgende Artikel handelt.

Kästner Anfangsgr. der Astron. zte Aufl. Göttingen, 1781. 8. §. 112. u. f.

Bode Anleitung zur Kenntniß des gestirnten Himmels, an mehrern Stellen.

Sternkarten, Himmelskarten, Mappae coelestes s. astronomicae, Cartes celestes.

Vorstellungen der Himmelsfläche mit den Sternen und Bildern, oder auch einzelner Theile derselben, auf ebnen Flächen. Die den ganzen Himmel in zwo Halbkugeln vorstellen, heissen astronomische Planisphäre oder Planiglobien (Planisphaeria s. Planiglobia coelestia), s. Planisphär. Bey den Himmelskarten werden dazu gewöhnlich Polarprojectionen gewählt, wobey entweder die Weltpole, oder die Pole der Ekliptik, in die Mitte kommen.

Kleine Theile der Himmelsfläche stellt man insgemein so vor, als ob sie ganz eben wären, wie man bey Abbildung kleiner Länder verfährt, s. Landkarten (Th. II. S. 854). Ganze Zonen des Himmels, z. B. den Thierkreis, kan man, in Theile zerlegt, eben so behandeln, daß die Kreisbogen als gerade Linien dargestellt werden, die auf einander senkrecht stehen oder parallel laufen.

Die beste Art der Verzeichnung für größere Stücke des Himmels ist die Centralprojection. Man nimmt dabey


Teſtaments. Wilhelm Schickard, Profeſſor zu Tuͤbingen (Aſtroſcopium. Vlm. 1659. 8.) gab wenigſtens den alten mythologiſchen Bildern bibliſche Deutungen. Erhard Weigel (Coelum heraldicum. Jenae, 1657. 12.), der ſich um die Verfertigung der Globen ſehr verdient gemacht hat, bildete aus den Sternfiguren Wappen der europaͤiſchen Fuͤrſten und anderer Staͤnde, z B. aus der Leyer die Harfe von Irland, aus dem Siebengeſtirn das Einmaleins, als das Wappen der Kaufleute. Da man die Bilder der Alten doch muß kennen lernen, ſo haben alle dieſe Unternehmungen keinen Beyfall gefunden.

Abbildungen der Sternfiguren geben die Himmelskugeln und Sternkarten, von welchen letztern der naͤchſtfolgende Artikel handelt.

Kaͤſtner Anfangsgr. der Aſtron. zte Aufl. Goͤttingen, 1781. 8. §. 112. u. f.

Bode Anleitung zur Kenntniß des geſtirnten Himmels, an mehrern Stellen.

Sternkarten, Himmelskarten, Mappae coeleſtes ſ. aſtronomicae, Cartes céleſtes.

Vorſtellungen der Himmelsflaͤche mit den Sternen und Bildern, oder auch einzelner Theile derſelben, auf ebnen Flaͤchen. Die den ganzen Himmel in zwo Halbkugeln vorſtellen, heiſſen aſtronomiſche Planiſphaͤre oder Planiglobien (Planiſphaeria ſ. Planiglobia coeleſtia), ſ. Planiſphaͤr. Bey den Himmelskarten werden dazu gewoͤhnlich Polarprojectionen gewaͤhlt, wobey entweder die Weltpole, oder die Pole der Ekliptik, in die Mitte kommen.

Kleine Theile der Himmelsflaͤche ſtellt man insgemein ſo vor, als ob ſie ganz eben waͤren, wie man bey Abbildung kleiner Laͤnder verfaͤhrt, ſ. Landkarten (Th. II. S. 854). Ganze Zonen des Himmels, z. B. den Thierkreis, kan man, in Theile zerlegt, eben ſo behandeln, daß die Kreisbogen als gerade Linien dargeſtellt werden, die auf einander ſenkrecht ſtehen oder parallel laufen.

Die beſte Art der Verzeichnung fuͤr groͤßere Stuͤcke des Himmels iſt die Centralprojection. Man nimmt dabey

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[197/0207] Teſtaments. Wilhelm Schickard, Profeſſor zu Tuͤbingen (Aſtroſcopium. Vlm. 1659. 8.) gab wenigſtens den alten mythologiſchen Bildern bibliſche Deutungen. Erhard Weigel (Coelum heraldicum. Jenae, 1657. 12.), der ſich um die Verfertigung der Globen ſehr verdient gemacht hat, bildete aus den Sternfiguren Wappen der europaͤiſchen Fuͤrſten und anderer Staͤnde, z B. aus der Leyer die Harfe von Irland, aus dem Siebengeſtirn das Einmaleins, als das Wappen der Kaufleute. Da man die Bilder der Alten doch muß kennen lernen, ſo haben alle dieſe Unternehmungen keinen Beyfall gefunden. Abbildungen der Sternfiguren geben die Himmelskugeln und Sternkarten, von welchen letztern der naͤchſtfolgende Artikel handelt. Kaͤſtner Anfangsgr. der Aſtron. zte Aufl. Goͤttingen, 1781. 8. §. 112. u. f. Bode Anleitung zur Kenntniß des geſtirnten Himmels, an mehrern Stellen. Sternkarten, Himmelskarten, Mappae coeleſtes ſ. aſtronomicae, Cartes céleſtes. Vorſtellungen der Himmelsflaͤche mit den Sternen und Bildern, oder auch einzelner Theile derſelben, auf ebnen Flaͤchen. Die den ganzen Himmel in zwo Halbkugeln vorſtellen, heiſſen aſtronomiſche Planiſphaͤre oder Planiglobien (Planiſphaeria ſ. Planiglobia coeleſtia), ſ. Planiſphaͤr. Bey den Himmelskarten werden dazu gewoͤhnlich Polarprojectionen gewaͤhlt, wobey entweder die Weltpole, oder die Pole der Ekliptik, in die Mitte kommen. Kleine Theile der Himmelsflaͤche ſtellt man insgemein ſo vor, als ob ſie ganz eben waͤren, wie man bey Abbildung kleiner Laͤnder verfaͤhrt, ſ. Landkarten (Th. II. S. 854). Ganze Zonen des Himmels, z. B. den Thierkreis, kan man, in Theile zerlegt, eben ſo behandeln, daß die Kreisbogen als gerade Linien dargeſtellt werden, die auf einander ſenkrecht ſtehen oder parallel laufen. Die beſte Art der Verzeichnung fuͤr groͤßere Stuͤcke des Himmels iſt die Centralprojection. Man nimmt dabey

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Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 4. Leipzig, 1798, S. 197. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch04_1798/207>, abgerufen am 27.04.2024.