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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 4. Leipzig, 1798.

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den Schall der Rede auf noch größere Entfernungen stark, und dem Ohre vernehmlich, fortpflanzen.

Kircher (Ars magna lucis et umbrae, Amst. 1671. fol. p. 102.) führt aus einer Handschrift von des Aristoteles Secretis ad Alex. M. an, Alexander habe ein sehr großes Horn gehabt, womit er sein Kriegsheer 100 Stadien weit habe zusammenrufen können; wovon Kircher sogar die Zeichnung beyfügt. Morhof (Diss. de vitro per vocis sonum rupto, in Diss. acad. Hamb. 1699. 4.) führt die Stelle dieses dem Aristoteles untergeschobnen Buchs, welches aus dem Arabischen ins Lateinische übersetzt zu Bologna schon 1516 gedruckt worden ist, ebenfalls, aber anders, als Kircher, an. In diesem Horne haben Einige das älteste Sprachrohr finden wollen, welches Werkzeug also wenigstens die Araber schon gekannt haben müßten; aber die Zeichnungen zeigen, daß es nicht zum Sprechen dienen konnte, und also blos zu den Blasinstrumenten gehört, deren hohes Alterthum (s. Goguet Ursprung der Gesetze, Künste und Wiss. Th. I. S. 326.) Niemand bezweifelt. Was man beym Porta (Magia natur. L. XX. c. 5.) findet, betrist das Hörrohr, nicht das Sprachrohr.

Die Erfindung des wirklichen und noch gewöhnlichen Sprachrohrs wird allgemein dem Ritter Samuel Morland zugeschrieben, der dasselbe 1670 in Gestalt einer weiten Trompete, zuerst aus Glas, dann aus Kupfer verfertigte, und viele Versuche damit in Gegenwart des Königs Carls II. und des Prinzen Robert anstellte (An account of a speaking trumpet, as it hath been contrived by Sam. Morland. London, 1671, auch Auszugsweise in Philos. Trans. Num. 79. p. 3056.). Als diese Erfindung bekannt ward, behauptete Kircher, solche Werkzeuge schon vorher verfertigt zu haben. Aber was sich in seinen ältern Schriften (Ars magna lucis etc. Musurgia universalis s. ars magna consoni et dissoni. Romae, 1650. fol.) findet, betrifft blos Röhren, die an den Mund des Redenden und an das Ohr des Zuhörers zugleich angehalten werden, also Hörröhre, nicht Sprachröhre, sind, und die Phonurgie, wo er meldet, daß sich sein Hörrohr auch als Sprachrohr


den Schall der Rede auf noch groͤßere Entfernungen ſtark, und dem Ohre vernehmlich, fortpflanzen.

Kircher (Ars magna lucis et umbrae, Amſt. 1671. fol. p. 102.) fuͤhrt aus einer Handſchrift von des Ariſtoteles Secretis ad Alex. M. an, Alexander habe ein ſehr großes Horn gehabt, womit er ſein Kriegsheer 100 Stadien weit habe zuſammenrufen koͤnnen; wovon Kircher ſogar die Zeichnung beyfuͤgt. Morhof (Diſſ. de vitro per vocis ſonum rupto, in Diſſ. acad. Hamb. 1699. 4.) fuͤhrt die Stelle dieſes dem Ariſtoteles untergeſchobnen Buchs, welches aus dem Arabiſchen ins Lateiniſche uͤberſetzt zu Bologna ſchon 1516 gedruckt worden iſt, ebenfalls, aber anders, als Kircher, an. In dieſem Horne haben Einige das aͤlteſte Sprachrohr finden wollen, welches Werkzeug alſo wenigſtens die Araber ſchon gekannt haben muͤßten; aber die Zeichnungen zeigen, daß es nicht zum Sprechen dienen konnte, und alſo blos zu den Blasinſtrumenten gehoͤrt, deren hohes Alterthum (ſ. Goguet Urſprung der Geſetze, Kuͤnſte und Wiſſ. Th. I. S. 326.) Niemand bezweifelt. Was man beym Porta (Magia natur. L. XX. c. 5.) findet, betriſt das Hoͤrrohr, nicht das Sprachrohr.

Die Erfindung des wirklichen und noch gewoͤhnlichen Sprachrohrs wird allgemein dem Ritter Samuel Morland zugeſchrieben, der daſſelbe 1670 in Geſtalt einer weiten Trompete, zuerſt aus Glas, dann aus Kupfer verfertigte, und viele Verſuche damit in Gegenwart des Koͤnigs Carls II. und des Prinzen Robert anſtellte (An account of a ſpeaking trumpet, as it hath been contrived by Sam. Morland. London, 1671, auch Auszugsweiſe in Philoſ. Trans. Num. 79. p. 3056.). Als dieſe Erfindung bekannt ward, behauptete Kircher, ſolche Werkzeuge ſchon vorher verfertigt zu haben. Aber was ſich in ſeinen aͤltern Schriften (Ars magna lucis etc. Muſurgia univerſalis ſ. ars magna conſoni et diſſoni. Romae, 1650. fol.) findet, betrifft blos Roͤhren, die an den Mund des Redenden und an das Ohr des Zuhoͤrers zugleich angehalten werden, alſo Hoͤrroͤhre, nicht Sprachroͤhre, ſind, und die Phonurgie, wo er meldet, daß ſich ſein Hoͤrrohr auch als Sprachrohr

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[169/0179] den Schall der Rede auf noch groͤßere Entfernungen ſtark, und dem Ohre vernehmlich, fortpflanzen. Kircher (Ars magna lucis et umbrae, Amſt. 1671. fol. p. 102.) fuͤhrt aus einer Handſchrift von des Ariſtoteles Secretis ad Alex. M. an, Alexander habe ein ſehr großes Horn gehabt, womit er ſein Kriegsheer 100 Stadien weit habe zuſammenrufen koͤnnen; wovon Kircher ſogar die Zeichnung beyfuͤgt. Morhof (Diſſ. de vitro per vocis ſonum rupto, in Diſſ. acad. Hamb. 1699. 4.) fuͤhrt die Stelle dieſes dem Ariſtoteles untergeſchobnen Buchs, welches aus dem Arabiſchen ins Lateiniſche uͤberſetzt zu Bologna ſchon 1516 gedruckt worden iſt, ebenfalls, aber anders, als Kircher, an. In dieſem Horne haben Einige das aͤlteſte Sprachrohr finden wollen, welches Werkzeug alſo wenigſtens die Araber ſchon gekannt haben muͤßten; aber die Zeichnungen zeigen, daß es nicht zum Sprechen dienen konnte, und alſo blos zu den Blasinſtrumenten gehoͤrt, deren hohes Alterthum (ſ. Goguet Urſprung der Geſetze, Kuͤnſte und Wiſſ. Th. I. S. 326.) Niemand bezweifelt. Was man beym Porta (Magia natur. L. XX. c. 5.) findet, betriſt das Hoͤrrohr, nicht das Sprachrohr. Die Erfindung des wirklichen und noch gewoͤhnlichen Sprachrohrs wird allgemein dem Ritter Samuel Morland zugeſchrieben, der daſſelbe 1670 in Geſtalt einer weiten Trompete, zuerſt aus Glas, dann aus Kupfer verfertigte, und viele Verſuche damit in Gegenwart des Koͤnigs Carls II. und des Prinzen Robert anſtellte (An account of a ſpeaking trumpet, as it hath been contrived by Sam. Morland. London, 1671, auch Auszugsweiſe in Philoſ. Trans. Num. 79. p. 3056.). Als dieſe Erfindung bekannt ward, behauptete Kircher, ſolche Werkzeuge ſchon vorher verfertigt zu haben. Aber was ſich in ſeinen aͤltern Schriften (Ars magna lucis etc. Muſurgia univerſalis ſ. ars magna conſoni et diſſoni. Romae, 1650. fol.) findet, betrifft blos Roͤhren, die an den Mund des Redenden und an das Ohr des Zuhoͤrers zugleich angehalten werden, alſo Hoͤrroͤhre, nicht Sprachroͤhre, ſind, und die Phonurgie, wo er meldet, daß ſich ſein Hoͤrrohr auch als Sprachrohr

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Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 4. Leipzig, 1798, S. 169. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch04_1798/179>, abgerufen am 22.11.2024.