glatte Flächen, an denen selbst das Mikroskop nichts Ungleiches zeigte, bringt weder die Natur, noch die Kunst hervor, s. Glatt, Rauh. Stillstehendes Wasser bekömmt zwar von Natur eine ebne Oberfläche, und giebt also, wenn es auf einem undurchsichtigen Grunde ruht, einen natürlichen Spiegel ab, aber die Durchsichtigkeit und Beweglichkeit des Wassers macht dabey große Hindernisse. Soll die Politur durch Menschenhände hervorgebracht werden, so schicken sich dazu nur die Oberflächen sehr dichter und fester Körper, als, des Glases, der Metalle, der festen und harten Steine, des harten Holzes u. s. w. Diese Oberflächen werden mit scharfen Pulvern, z. B. feinem Sand, Schmergel, Trippel, Zinnasche rc. geschliffen und polirt, und bey durchsichtigen Materien werden die Hinterflächen mit einer dazu schicklichen undurchsichtigen Masse, z. B. bey den Glasspiegeln mit einer von Quecksilber durchfressenen Zinnfolie belegt oder foliirt.
Die Spiegelflächen unterscheiden sich von rauhen Oberflächen sehr merklich in Absicht auf die Zurückstralung. Spiegel nemlich zeigen Bilder der Gegenstände, die Licht auf sie werfen; rauhe Flächen hingegen zeigen durch das Licht, das sie zurücksenden, nur sich selbst. Die Ursache hievon wird aus Folgendem begreiflich.
Zur Erscheinung eines Bildes gehört, daß die Lichtstralen in eben der Ordnung ins Auge des Zuschauers gelangen, als ob sie von dem Gegenstande selbst kämen, s. Bild. Soll also eine zurückstralende Fläche Bilder zeigen, so muß aus einerley Stelle derselben nur solches Licht ins Auge geworfen werden, das aus einerley Stelle des Gegenstands kömmt. Dies läßt sich bey rauhen Flächen nicht gedenken. Diese können angesehen werden, als bestünden sie aus unzählbaren verschiedenen Ebenen in verschiedenen Lagen. Wenn also auf ein kleines Theilchen einer rauhen Fläche Stralen von verschiedenen Gegenständen, oder auch nur von verschiedenen Punkten eines Gegenstands, fallen, so findet jeder dieser Stralen auf diesem Theilchen eine gewisse Ebene, die ihn in eben das Auge schickt, in welches ein andere Ebene auf diesem Theilchen einen Stral von einem
glatte Flaͤchen, an denen ſelbſt das Mikroſkop nichts Ungleiches zeigte, bringt weder die Natur, noch die Kunſt hervor, ſ. Glatt, Rauh. Stillſtehendes Waſſer bekoͤmmt zwar von Natur eine ebne Oberflaͤche, und giebt alſo, wenn es auf einem undurchſichtigen Grunde ruht, einen natuͤrlichen Spiegel ab, aber die Durchſichtigkeit und Beweglichkeit des Waſſers macht dabey große Hinderniſſe. Soll die Politur durch Menſchenhaͤnde hervorgebracht werden, ſo ſchicken ſich dazu nur die Oberflaͤchen ſehr dichter und feſter Koͤrper, als, des Glaſes, der Metalle, der feſten und harten Steine, des harten Holzes u. ſ. w. Dieſe Oberflaͤchen werden mit ſcharfen Pulvern, z. B. feinem Sand, Schmergel, Trippel, Zinnaſche rc. geſchliffen und polirt, und bey durchſichtigen Materien werden die Hinterflaͤchen mit einer dazu ſchicklichen undurchſichtigen Maſſe, z. B. bey den Glasſpiegeln mit einer von Queckſilber durchfreſſenen Zinnfolie belegt oder foliirt.
Die Spiegelflaͤchen unterſcheiden ſich von rauhen Oberflaͤchen ſehr merklich in Abſicht auf die Zuruͤckſtralung. Spiegel nemlich zeigen Bilder der Gegenſtaͤnde, die Licht auf ſie werfen; rauhe Flaͤchen hingegen zeigen durch das Licht, das ſie zuruͤckſenden, nur ſich ſelbſt. Die Urſache hievon wird aus Folgendem begreiflich.
Zur Erſcheinung eines Bildes gehoͤrt, daß die Lichtſtralen in eben der Ordnung ins Auge des Zuſchauers gelangen, als ob ſie von dem Gegenſtande ſelbſt kaͤmen, ſ. Bild. Soll alſo eine zuruͤckſtralende Flaͤche Bilder zeigen, ſo muß aus einerley Stelle derſelben nur ſolches Licht ins Auge geworfen werden, das aus einerley Stelle des Gegenſtands koͤmmt. Dies laͤßt ſich bey rauhen Flaͤchen nicht gedenken. Dieſe koͤnnen angeſehen werden, als beſtuͤnden ſie aus unzaͤhlbaren verſchiedenen Ebenen in verſchiedenen Lagen. Wenn alſo auf ein kleines Theilchen einer rauhen Flaͤche Stralen von verſchiedenen Gegenſtaͤnden, oder auch nur von verſchiedenen Punkten eines Gegenſtands, fallen, ſo findet jeder dieſer Stralen auf dieſem Theilchen eine gewiſſe Ebene, die ihn in eben das Auge ſchickt, in welches ein andere Ebene auf dieſem Theilchen einen Stral von einem
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glatte Flaͤchen, an denen ſelbſt das Mikroſkop nichts Ungleiches zeigte, bringt weder die Natur, noch die Kunſt hervor, ſ. Glatt, Rauh. Stillſtehendes Waſſer bekoͤmmt zwar von Natur eine ebne Oberflaͤche, und giebt alſo, wenn es auf einem undurchſichtigen Grunde ruht, einen natuͤrlichen Spiegel ab, aber die Durchſichtigkeit und Beweglichkeit des Waſſers macht dabey große Hinderniſſe. Soll die Politur durch Menſchenhaͤnde hervorgebracht werden, ſo ſchicken ſich dazu nur die Oberflaͤchen ſehr dichter und feſter Koͤrper, als, des Glaſes, der Metalle, der feſten und harten Steine, des harten Holzes u. ſ. w. Dieſe Oberflaͤchen werden mit ſcharfen Pulvern, z. B. feinem Sand, Schmergel, Trippel, Zinnaſche rc. geſchliffen und polirt, und bey durchſichtigen Materien werden die Hinterflaͤchen mit einer dazu ſchicklichen undurchſichtigen Maſſe, z. B. bey den Glasſpiegeln mit einer von Queckſilber durchfreſſenen Zinnfolie belegt oder foliirt.
Die Spiegelflaͤchen unterſcheiden ſich von rauhen Oberflaͤchen ſehr merklich in Abſicht auf die Zuruͤckſtralung. Spiegel nemlich zeigen Bilder der Gegenſtaͤnde, die Licht auf ſie werfen; rauhe Flaͤchen hingegen zeigen durch das Licht, das ſie zuruͤckſenden, nur ſich ſelbſt. Die Urſache hievon wird aus Folgendem begreiflich.
Zur Erſcheinung eines Bildes gehoͤrt, daß die Lichtſtralen in eben der Ordnung ins Auge des Zuſchauers gelangen, als ob ſie von dem Gegenſtande ſelbſt kaͤmen, ſ. Bild. Soll alſo eine zuruͤckſtralende Flaͤche Bilder zeigen, ſo muß aus einerley Stelle derſelben nur ſolches Licht ins Auge geworfen werden, das aus einerley Stelle des Gegenſtands koͤmmt. Dies laͤßt ſich bey rauhen Flaͤchen nicht gedenken. Dieſe koͤnnen angeſehen werden, als beſtuͤnden ſie aus unzaͤhlbaren verſchiedenen Ebenen in verſchiedenen Lagen. Wenn alſo auf ein kleines Theilchen einer rauhen Flaͤche Stralen von verſchiedenen Gegenſtaͤnden, oder auch nur von verſchiedenen Punkten eines Gegenſtands, fallen, ſo findet jeder dieſer Stralen auf dieſem Theilchen eine gewiſſe Ebene, die ihn in eben das Auge ſchickt, in welches ein andere Ebene auf dieſem Theilchen einen Stral von einem
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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 4. Leipzig, 1798, S. 120. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch04_1798/130>, abgerufen am 24.11.2024.
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