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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1798.

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von Theilen, nicht von der Schwere jedes einzelnen Theiles die Rede ist. Mich hat nur die Gewohnheit verleitet, beym Entwurfe dieses Werks den alten Namen beyzubehalten, und als ich den Umstand bemerkte, war es zu spät, ihn zu ändern.

Diese Namen drücken relative Begriffe aus. Man kan nicht sagen, wie groß das eigenthümliche Gewicht des Quecksilbers an und für sich sey; man kan nur bestimmen, wie es sich zu dem eigenthümlichen Gewichte eines andern Stoffes, z. B. des Wassers, verhalte. Da ein Cubikzoll Quecksilber 14mal mehr wiegt, als ein Cubikzoll Wasser, so ist dieses Verhältniß bey den genannten Körpern = 14:1.

Nimmt man aber das eigenthümliche Gewicht irgend eines sich immer gleich bleibenden Stoffes zur Einheit an, so läßt sich alsdann jedes andere durch die Zahl ausdrücken, welche anzeigt, wie vielmal es größer oder kleiner sey, als das zur Einheit angenommene. Weil man sich durch die Erfahrung berechtiget glaubt, dem Regenwasser oder auch dem destillirten völlig reinen Wasser, bey gleichem Grade der Wärme, ein immer gleiches specifisches Gewicht beyzulegen, so setzt man dieses = 1. Unter dieser Voraussetzung lassen sich die eigenthümlichen Gewichte anderer Körper durch Zahlen ausdrücken, das vom Quecksilber z. B. ist = 14.

Man nenne zweener Körper Gewichte P und p, die Räume oder Volumina, die sie einnehmen, V und v, das Verhältniß ihrer eigenthümlichen Gewichte G:g. Es ist die Frage, wie dieses Verhältniß gefunden werde, wenn Gewichte und Räume gegeben sind. Hiezu führen folgende Sätze und Schlüsse.

I. Nehmen zween Körper einerley Raum ein, so verhalten sich ihre specifischen Schweren, wie ihre Gewichte. Dies folgt aus der Vedeutung des Worts specifisch schwer. Man nennt einen Körper doppelt so schwer, wenn er unter eben dem Raume doppelt so viel wiegt.


von Theilen, nicht von der Schwere jedes einzelnen Theiles die Rede iſt. Mich hat nur die Gewohnheit verleitet, beym Entwurfe dieſes Werks den alten Namen beyzubehalten, und als ich den Umſtand bemerkte, war es zu ſpaͤt, ihn zu aͤndern.

Dieſe Namen druͤcken relative Begriffe aus. Man kan nicht ſagen, wie groß das eigenthuͤmliche Gewicht des Queckſilbers an und fuͤr ſich ſey; man kan nur beſtimmen, wie es ſich zu dem eigenthuͤmlichen Gewichte eines andern Stoffes, z. B. des Waſſers, verhalte. Da ein Cubikzoll Queckſilber 14mal mehr wiegt, als ein Cubikzoll Waſſer, ſo iſt dieſes Verhaͤltniß bey den genannten Koͤrpern = 14:1.

Nimmt man aber das eigenthuͤmliche Gewicht irgend eines ſich immer gleich bleibenden Stoffes zur Einheit an, ſo laͤßt ſich alsdann jedes andere durch die Zahl ausdruͤcken, welche anzeigt, wie vielmal es groͤßer oder kleiner ſey, als das zur Einheit angenommene. Weil man ſich durch die Erfahrung berechtiget glaubt, dem Regenwaſſer oder auch dem deſtillirten voͤllig reinen Waſſer, bey gleichem Grade der Waͤrme, ein immer gleiches ſpecifiſches Gewicht beyzulegen, ſo ſetzt man dieſes = 1. Unter dieſer Vorausſetzung laſſen ſich die eigenthuͤmlichen Gewichte anderer Koͤrper durch Zahlen ausdruͤcken, das vom Queckſilber z. B. iſt = 14.

Man nenne zweener Koͤrper Gewichte P und p, die Raͤume oder Volumina, die ſie einnehmen, V und v, das Verhaͤltniß ihrer eigenthuͤmlichen Gewichte G:g. Es iſt die Frage, wie dieſes Verhaͤltniß gefunden werde, wenn Gewichte und Raͤume gegeben ſind. Hiezu fuͤhren folgende Saͤtze und Schluͤſſe.

I. Nehmen zween Koͤrper einerley Raum ein, ſo verhalten ſich ihre ſpecifiſchen Schweren, wie ihre Gewichte. Dies folgt aus der Vedeutung des Worts ſpecifiſch ſchwer. Man nennt einen Koͤrper doppelt ſo ſchwer, wenn er unter eben dem Raume doppelt ſo viel wiegt.

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[903/0909] von Theilen, nicht von der Schwere jedes einzelnen Theiles die Rede iſt. Mich hat nur die Gewohnheit verleitet, beym Entwurfe dieſes Werks den alten Namen beyzubehalten, und als ich den Umſtand bemerkte, war es zu ſpaͤt, ihn zu aͤndern. Dieſe Namen druͤcken relative Begriffe aus. Man kan nicht ſagen, wie groß das eigenthuͤmliche Gewicht des Queckſilbers an und fuͤr ſich ſey; man kan nur beſtimmen, wie es ſich zu dem eigenthuͤmlichen Gewichte eines andern Stoffes, z. B. des Waſſers, verhalte. Da ein Cubikzoll Queckſilber 14mal mehr wiegt, als ein Cubikzoll Waſſer, ſo iſt dieſes Verhaͤltniß bey den genannten Koͤrpern = 14:1. Nimmt man aber das eigenthuͤmliche Gewicht irgend eines ſich immer gleich bleibenden Stoffes zur Einheit an, ſo laͤßt ſich alsdann jedes andere durch die Zahl ausdruͤcken, welche anzeigt, wie vielmal es groͤßer oder kleiner ſey, als das zur Einheit angenommene. Weil man ſich durch die Erfahrung berechtiget glaubt, dem Regenwaſſer oder auch dem deſtillirten voͤllig reinen Waſſer, bey gleichem Grade der Waͤrme, ein immer gleiches ſpecifiſches Gewicht beyzulegen, ſo ſetzt man dieſes = 1. Unter dieſer Vorausſetzung laſſen ſich die eigenthuͤmlichen Gewichte anderer Koͤrper durch Zahlen ausdruͤcken, das vom Queckſilber z. B. iſt = 14. Man nenne zweener Koͤrper Gewichte P und p, die Raͤume oder Volumina, die ſie einnehmen, V und v, das Verhaͤltniß ihrer eigenthuͤmlichen Gewichte G:g. Es iſt die Frage, wie dieſes Verhaͤltniß gefunden werde, wenn Gewichte und Raͤume gegeben ſind. Hiezu fuͤhren folgende Saͤtze und Schluͤſſe. I. Nehmen zween Koͤrper einerley Raum ein, ſo verhalten ſich ihre ſpecifiſchen Schweren, wie ihre Gewichte. Dies folgt aus der Vedeutung des Worts ſpecifiſch ſchwer. Man nennt einen Koͤrper doppelt ſo ſchwer, wenn er unter eben dem Raume doppelt ſo viel wiegt.

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Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1798, S. 903. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch03_1798/909>, abgerufen am 13.05.2024.