befriediget oder gesättiget ist, so kan sie freylich nicht so stark, als die andern mineralischen Säuren, auf brennbare Substanzen wirken. Ganz anders verhält sie sich, wenn sie vom Phlogiston entlediget worden ist, s. Salzsäure, dephlogistisirte. Inzwischen müssen auch ihre Wirkungen im dephlogistisirten Zustande, in welchem sie häufiger gebraucht wird, angeführt werden.
Sie hat in diesem Zustande alle Eigenschaften der Säuren, jedoch in einem gemäßigtern Grade. Sie verbindet sich leicht mit den drey Laugensalzen, und bildet mit dem mineralischen das gemeine Küchensalz, mit dem vegetabilischen das minder angenehm schmeckende Digestivoder Fiebersalz des Sylvius, mit dem flüchtigen den Salmiak. Das Vitriolöl und der rauchende Salpetergeist zersetzen diese Salze wieder, daher man auch aus Salmiak vermittelst der Vitriolsäure, und aus Kochsalz vermittelst der Salpetersäure einen gewöhnlichen Salzgeist destilliren kan.
Die säurebrechenden Erden werden durch die Salzsäure leicht und mit einem Aufbrausen aufgelöset, weil dabey ihre Luftsäure frey wird. Die Kalkerde giebt, mit Salzsäure gesättigt, das sehr bittere und leicht zerfließbare Kalksalz, das an der Luft zerflossen Kalköl genannt wird, und sich von Natur im Meerwasser, auch in verschiedenen Quellen und Salzsolen findet. Mit den übrigen absorbirenden Erden bildet sie das Bitterkochsalz, das Thonsalz und das schwererdige Kochsalz. Aber in allen diesen Mittelsalzen ist ihre Verbindung mit dem Grundtheile nur schwach, und läßt sich selbst durch andere Mittel- oder Neutralsalze wieder trennen. Die wechselseitigen Zersetzungen und neuen Verbindungen der kochsalzigen Mittelsalze mit den vitriolischen und Salpetersalzen machen einen eignen und ziemlich verwickelten Theil der Lehre von den Salzen aus, welcher besondere Erscheinungen zeigt, und zu manchen für die Ausübung brauchbaren Bereitungsarten Anlaß giebt.
Die Zersetzung des Kalksalzes durch die milden fixen Laugensalze zeigt eine Erscheinung, die man sonst das chymische
befriediget oder geſaͤttiget iſt, ſo kan ſie freylich nicht ſo ſtark, als die andern mineraliſchen Saͤuren, auf brennbare Subſtanzen wirken. Ganz anders verhaͤlt ſie ſich, wenn ſie vom Phlogiſton entlediget worden iſt, ſ. Salzſaͤure, dephlogiſtiſirte. Inzwiſchen muͤſſen auch ihre Wirkungen im dephlogiſtiſirten Zuſtande, in welchem ſie haͤufiger gebraucht wird, angefuͤhrt werden.
Sie hat in dieſem Zuſtande alle Eigenſchaften der Saͤuren, jedoch in einem gemaͤßigtern Grade. Sie verbindet ſich leicht mit den drey Laugenſalzen, und bildet mit dem mineraliſchen das gemeine Kuͤchenſalz, mit dem vegetabiliſchen das minder angenehm ſchmeckende Digeſtivoder Fieberſalz des Sylvius, mit dem fluͤchtigen den Salmiak. Das Vitrioloͤl und der rauchende Salpetergeiſt zerſetzen dieſe Salze wieder, daher man auch aus Salmiak vermittelſt der Vitriolſaͤure, und aus Kochſalz vermittelſt der Salpeterſaͤure einen gewoͤhnlichen Salzgeiſt deſtilliren kan.
Die ſaͤurebrechenden Erden werden durch die Salzſaͤure leicht und mit einem Aufbrauſen aufgeloͤſet, weil dabey ihre Luftſaͤure frey wird. Die Kalkerde giebt, mit Salzſaͤure geſaͤttigt, das ſehr bittere und leicht zerfließbare Kalkſalz, das an der Luft zerfloſſen Kalkoͤl genannt wird, und ſich von Natur im Meerwaſſer, auch in verſchiedenen Quellen und Salzſolen findet. Mit den uͤbrigen abſorbirenden Erden bildet ſie das Bitterkochſalz, das Thonſalz und das ſchwererdige Kochſalz. Aber in allen dieſen Mittelſalzen iſt ihre Verbindung mit dem Grundtheile nur ſchwach, und laͤßt ſich ſelbſt durch andere Mittel- oder Neutralſalze wieder trennen. Die wechſelſeitigen Zerſetzungen und neuen Verbindungen der kochſalzigen Mittelſalze mit den vitrioliſchen und Salpeterſalzen machen einen eignen und ziemlich verwickelten Theil der Lehre von den Salzen aus, welcher beſondere Erſcheinungen zeigt, und zu manchen fuͤr die Ausuͤbung brauchbaren Bereitungsarten Anlaß giebt.
Die Zerſetzung des Kalkſalzes durch die milden fixen Laugenſalze zeigt eine Erſcheinung, die man ſonſt das chymiſche
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befriediget oder geſaͤttiget iſt, ſo kan ſie freylich nicht ſo ſtark, als die andern mineraliſchen Saͤuren, auf brennbare Subſtanzen wirken. Ganz anders verhaͤlt ſie ſich, wenn ſie vom Phlogiſton entlediget worden iſt, ſ. Salzſaͤure, dephlogiſtiſirte. Inzwiſchen muͤſſen auch ihre Wirkungen im dephlogiſtiſirten Zuſtande, in welchem ſie haͤufiger gebraucht wird, angefuͤhrt werden.
Sie hat in dieſem Zuſtande alle Eigenſchaften der Saͤuren, jedoch in einem gemaͤßigtern Grade. Sie verbindet ſich leicht mit den drey Laugenſalzen, und bildet mit dem mineraliſchen das gemeine Kuͤchenſalz, mit dem vegetabiliſchen das minder angenehm ſchmeckende Digeſtivoder Fieberſalz des Sylvius, mit dem fluͤchtigen den Salmiak. Das Vitrioloͤl und der rauchende Salpetergeiſt zerſetzen dieſe Salze wieder, daher man auch aus Salmiak vermittelſt der Vitriolſaͤure, und aus Kochſalz vermittelſt der Salpeterſaͤure einen gewoͤhnlichen Salzgeiſt deſtilliren kan.
Die ſaͤurebrechenden Erden werden durch die Salzſaͤure leicht und mit einem Aufbrauſen aufgeloͤſet, weil dabey ihre Luftſaͤure frey wird. Die Kalkerde giebt, mit Salzſaͤure geſaͤttigt, das ſehr bittere und leicht zerfließbare Kalkſalz, das an der Luft zerfloſſen Kalkoͤl genannt wird, und ſich von Natur im Meerwaſſer, auch in verſchiedenen Quellen und Salzſolen findet. Mit den uͤbrigen abſorbirenden Erden bildet ſie das Bitterkochſalz, das Thonſalz und das ſchwererdige Kochſalz. Aber in allen dieſen Mittelſalzen iſt ihre Verbindung mit dem Grundtheile nur ſchwach, und laͤßt ſich ſelbſt durch andere Mittel- oder Neutralſalze wieder trennen. Die wechſelſeitigen Zerſetzungen und neuen Verbindungen der kochſalzigen Mittelſalze mit den vitrioliſchen und Salpeterſalzen machen einen eignen und ziemlich verwickelten Theil der Lehre von den Salzen aus, welcher beſondere Erſcheinungen zeigt, und zu manchen fuͤr die Ausuͤbung brauchbaren Bereitungsarten Anlaß giebt.
Die Zerſetzung des Kalkſalzes durch die milden fixen Laugenſalze zeigt eine Erſcheinung, die man ſonſt das chymiſche
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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1798, S. 773. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch03_1798/779>, abgerufen am 16.07.2024.
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