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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1798.

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das Ungegründete dieser Behauptung dargethan. Er zeigt, daß die Pflanzen unaufhörlich und weit mehr einsaugen, als die Thiere im Verhältnisse ihrer Größe Nahrung zu sich nehmen, daß es in ihnen keine besondern zu Veränderung des Safts bestimmten Organe, und in ihren Gefäßen keine Klappen giebt, daß der Saft am Tage steigt, in der Nacht aber in eben den Gefäßen fällt, und daß sich also das Pflanzenreich auch in dieser Absicht ganz vom Thierreiche unterscheidet.

Es wird aber dieser aufsteigende Saft in jeder Pflanze auf eine ihr besonders eigne Art verändert, und man findet ihn bey der Zerlegung in ganz andern Gestalten wieder. Wenn man frische Pflanzen, Blumen, Früchte rc. in marmornen Mörseln zerreibt und auspreßt, so erhält man aus ihnen die ausgepreßten Pflanzensäfte (Succi plantarum expressi, Sucs de plantes). Man bekömmt sie bisweilen auch aus Pflanzen, die noch im Boden stehen, durch das Einschneiden oder Durchbohren der Rinde, wie z. B. den Birkensaft. Den sehr trocknen oder schleimigen Pflanzen muß man beym Zerreiben etwas Wasser zusetzen. Diese Säfte enthalten gewöhnlich ein Gemenge von mehrern Bestandtheilen der Pflanze oder Frucht, besonders von den schleimigen und salzigen. Die schleimigen und erdichten Theile werden durch das Abklären, d. i. Absieden mit Eyweiß herausgebracht, welches den Schleim mit sich zum Gerinnen bringt, und den Saft klar und durchsichtig macht. Die wesentlichen Salze der Pflanzen erhält man durch das Abdampfen dieser Säste; ein solches Salz ist der Zucker: andere Pflanzensäfte geben Salze mit eignen vegetabilischen Säuren. Alle blaue Pflanzensäfte werden von den Säuren roth, von den Laugensalzen anders gefärbt, und dienen daher, die Beschaffenheit der Salze zu prüfen und ihre Gegenwart zu entdecken. In der Arzneykunst thun diese Säfte gleiche Wirkung mit den Pflanzen selbst, und werden ihrer bessern Erhaltung wegen zu Ertracten, oder mit Zucker zu Syrupen und Conserven eingedickt.

Die Säfte der thierischen Körper sind bey den verschiedenen Classen, Geschlechtern und Arten des Thierreichs sehr


das Ungegruͤndete dieſer Behauptung dargethan. Er zeigt, daß die Pflanzen unaufhoͤrlich und weit mehr einſaugen, als die Thiere im Verhaͤltniſſe ihrer Groͤße Nahrung zu ſich nehmen, daß es in ihnen keine beſondern zu Veraͤnderung des Safts beſtimmten Organe, und in ihren Gefaͤßen keine Klappen giebt, daß der Saft am Tage ſteigt, in der Nacht aber in eben den Gefaͤßen faͤllt, und daß ſich alſo das Pflanzenreich auch in dieſer Abſicht ganz vom Thierreiche unterſcheidet.

Es wird aber dieſer aufſteigende Saft in jeder Pflanze auf eine ihr beſonders eigne Art veraͤndert, und man findet ihn bey der Zerlegung in ganz andern Geſtalten wieder. Wenn man friſche Pflanzen, Blumen, Fruͤchte rc. in marmornen Moͤrſeln zerreibt und auspreßt, ſo erhaͤlt man aus ihnen die ausgepreßten Pflanzenſaͤfte (Succi plantarum expreſſi, Sucs de plantes). Man bekoͤmmt ſie bisweilen auch aus Pflanzen, die noch im Boden ſtehen, durch das Einſchneiden oder Durchbohren der Rinde, wie z. B. den Birkenſaft. Den ſehr trocknen oder ſchleimigen Pflanzen muß man beym Zerreiben etwas Waſſer zuſetzen. Dieſe Saͤfte enthalten gewoͤhnlich ein Gemenge von mehrern Beſtandtheilen der Pflanze oder Frucht, beſonders von den ſchleimigen und ſalzigen. Die ſchleimigen und erdichten Theile werden durch das Abklaͤren, d. i. Abſieden mit Eyweiß herausgebracht, welches den Schleim mit ſich zum Gerinnen bringt, und den Saft klar und durchſichtig macht. Die weſentlichen Salze der Pflanzen erhaͤlt man durch das Abdampfen dieſer Saͤſte; ein ſolches Salz iſt der Zucker: andere Pflanzenſaͤfte geben Salze mit eignen vegetabiliſchen Saͤuren. Alle blaue Pflanzenſaͤfte werden von den Saͤuren roth, von den Laugenſalzen anders gefaͤrbt, und dienen daher, die Beſchaffenheit der Salze zu pruͤfen und ihre Gegenwart zu entdecken. In der Arzneykunſt thun dieſe Saͤfte gleiche Wirkung mit den Pflanzen ſelbſt, und werden ihrer beſſern Erhaltung wegen zu Ertracten, oder mit Zucker zu Syrupen und Conſerven eingedickt.

Die Saͤfte der thieriſchen Koͤrper ſind bey den verſchiedenen Claſſen, Geſchlechtern und Arten des Thierreichs ſehr

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[749/0755] das Ungegruͤndete dieſer Behauptung dargethan. Er zeigt, daß die Pflanzen unaufhoͤrlich und weit mehr einſaugen, als die Thiere im Verhaͤltniſſe ihrer Groͤße Nahrung zu ſich nehmen, daß es in ihnen keine beſondern zu Veraͤnderung des Safts beſtimmten Organe, und in ihren Gefaͤßen keine Klappen giebt, daß der Saft am Tage ſteigt, in der Nacht aber in eben den Gefaͤßen faͤllt, und daß ſich alſo das Pflanzenreich auch in dieſer Abſicht ganz vom Thierreiche unterſcheidet. Es wird aber dieſer aufſteigende Saft in jeder Pflanze auf eine ihr beſonders eigne Art veraͤndert, und man findet ihn bey der Zerlegung in ganz andern Geſtalten wieder. Wenn man friſche Pflanzen, Blumen, Fruͤchte rc. in marmornen Moͤrſeln zerreibt und auspreßt, ſo erhaͤlt man aus ihnen die ausgepreßten Pflanzenſaͤfte (Succi plantarum expreſſi, Sucs de plantes). Man bekoͤmmt ſie bisweilen auch aus Pflanzen, die noch im Boden ſtehen, durch das Einſchneiden oder Durchbohren der Rinde, wie z. B. den Birkenſaft. Den ſehr trocknen oder ſchleimigen Pflanzen muß man beym Zerreiben etwas Waſſer zuſetzen. Dieſe Saͤfte enthalten gewoͤhnlich ein Gemenge von mehrern Beſtandtheilen der Pflanze oder Frucht, beſonders von den ſchleimigen und ſalzigen. Die ſchleimigen und erdichten Theile werden durch das Abklaͤren, d. i. Abſieden mit Eyweiß herausgebracht, welches den Schleim mit ſich zum Gerinnen bringt, und den Saft klar und durchſichtig macht. Die weſentlichen Salze der Pflanzen erhaͤlt man durch das Abdampfen dieſer Saͤſte; ein ſolches Salz iſt der Zucker: andere Pflanzenſaͤfte geben Salze mit eignen vegetabiliſchen Saͤuren. Alle blaue Pflanzenſaͤfte werden von den Saͤuren roth, von den Laugenſalzen anders gefaͤrbt, und dienen daher, die Beſchaffenheit der Salze zu pruͤfen und ihre Gegenwart zu entdecken. In der Arzneykunſt thun dieſe Saͤfte gleiche Wirkung mit den Pflanzen ſelbſt, und werden ihrer beſſern Erhaltung wegen zu Ertracten, oder mit Zucker zu Syrupen und Conſerven eingedickt. Die Saͤfte der thieriſchen Koͤrper ſind bey den verſchiedenen Claſſen, Geſchlechtern und Arten des Thierreichs ſehr

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Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1798, S. 749. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch03_1798/755>, abgerufen am 22.11.2024.