Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1798.Beym praktischen Gebrauche der Rollen äußert sich das Reiben zwar weniger, als bey vielen andern Maschinen, aber dennoch merklich genug, zwischen der Oberfläche des Polzens in der innern Fläche der durch die Rolle gebohrten Oefnung. Es ist also soviel, als ob an dieser Stelle noch eine Last mehr angebracht wäre. Diese Last wird desto weniger Moment haben, je näher sie dem Mittelpunkte der Rolle ist. Daher wird es vortheilhafter seyn, dünne Polzen zu gebrauchen, oder, weil diese doch der Festigkeit halber eine gewisse Stärke behalten müssen, den Durchmesser der Rollen zu vergrößern, und dadurch der Kraft mehr Entfernung und Moment zu verschaffen. Brisson schlägt vor, den Polzen so in die Rolle zu befestigen, daß er sich mit drehe. Dies würde die Friction, wie bey der Radwelle, in die Zapfenlöcher der Hülse, worinn der Polzen ruht, versetzen, und das Ausschleifen des Lochs in der Rolle selbst, welches ihren Gang ungleich macht, verhüten. Die Steife der Seile, welche sich, zumal bey kleinen Rollen, sehr stark biegen müssen, ist ein noch wichtigeres Hinderniß bey der Bewegung der Rollen. Amontons (Mem. de Paris, 1699.) hat die Theorie davon zuerst entworfen und durch Versuche ins Licht gesetzt, welche auch Nollet (Lecons de physique exp. To. III. Lec. 9.) erzählt. Diese Versuche lehren, daß sich der von der Steife der Seile verursachte Widerstand im Verhältnisse der Kräfte, welche die Seile spannen, im Verhältnisse der Dicke der Seile, und im umgekehrten Verhältnisse der Durchmesser der Rollen befinde. In Ansehung des letzten Punkts weichen zwar Nollets eigne Versuche von dem ab, was Amontons fand; doch stimmen beyde darinn über, daß sich die Seile desto schwerer biegen, je kleiner die Durchmesser der Rollen sind. Also ist es auch in dieser Absicht vortheilhafter, Rollen von größerm Durchmesser zu gebrauchen. Kästner Anfangsgr. der angewandten Math. Mechanik, §. 87 u. f. Karsten Lehrbegrif der gesammten Mathematik. III. Theil, Greifsw. 1769. 8. Statik, VI. Abschnitt. Brisson Dict. rais. de Phys. art. Poulie. Beym praktiſchen Gebrauche der Rollen aͤußert ſich das Reiben zwar weniger, als bey vielen andern Maſchinen, aber dennoch merklich genug, zwiſchen der Oberflaͤche des Polzens in der innern Flaͤche der durch die Rolle gebohrten Oefnung. Es iſt alſo ſoviel, als ob an dieſer Stelle noch eine Laſt mehr angebracht waͤre. Dieſe Laſt wird deſto weniger Moment haben, je naͤher ſie dem Mittelpunkte der Rolle iſt. Daher wird es vortheilhafter ſeyn, duͤnne Polzen zu gebrauchen, oder, weil dieſe doch der Feſtigkeit halber eine gewiſſe Staͤrke behalten muͤſſen, den Durchmeſſer der Rollen zu vergroͤßern, und dadurch der Kraft mehr Entfernung und Moment zu verſchaffen. Briſſon ſchlaͤgt vor, den Polzen ſo in die Rolle zu befeſtigen, daß er ſich mit drehe. Dies wuͤrde die Friction, wie bey der Radwelle, in die Zapfenloͤcher der Huͤlſe, worinn der Polzen ruht, verſetzen, und das Ausſchleifen des Lochs in der Rolle ſelbſt, welches ihren Gang ungleich macht, verhuͤten. Die Steife der Seile, welche ſich, zumal bey kleinen Rollen, ſehr ſtark biegen muͤſſen, iſt ein noch wichtigeres Hinderniß bey der Bewegung der Rollen. Amontons (Mém. de Paris, 1699.) hat die Theorie davon zuerſt entworfen und durch Verſuche ins Licht geſetzt, welche auch Nollet (Leçons de phyſique exp. To. III. Leç. 9.) erzaͤhlt. Dieſe Verſuche lehren, daß ſich der von der Steife der Seile verurſachte Widerſtand im Verhaͤltniſſe der Kraͤfte, welche die Seile ſpannen, im Verhaͤltniſſe der Dicke der Seile, und im umgekehrten Verhaͤltniſſe der Durchmeſſer der Rollen befinde. In Anſehung des letzten Punkts weichen zwar Nollets eigne Verſuche von dem ab, was Amontons fand; doch ſtimmen beyde darinn uͤber, daß ſich die Seile deſto ſchwerer biegen, je kleiner die Durchmeſſer der Rollen ſind. Alſo iſt es auch in dieſer Abſicht vortheilhafter, Rollen von groͤßerm Durchmeſſer zu gebrauchen. Kaͤſtner Anfangsgr. der angewandten Math. Mechanik, §. 87 u. f. Karſten Lehrbegrif der geſammten Mathematik. III. Theil, Greifsw. 1769. 8. Statik, VI. Abſchnitt. Briſſon Dict. raiſ. de Phyſ. art. Poulie. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p> <pb facs="#f0736" xml:id="P.3.730" n="730"/><lb/> </p> <p>Beym praktiſchen Gebrauche der Rollen aͤußert ſich das Reiben zwar weniger, als bey vielen andern Maſchinen, aber dennoch merklich genug, zwiſchen der Oberflaͤche des Polzens in der innern Flaͤche der durch die Rolle gebohrten Oefnung. Es iſt alſo ſoviel, als ob an dieſer Stelle noch eine Laſt mehr angebracht waͤre. 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Beym praktiſchen Gebrauche der Rollen aͤußert ſich das Reiben zwar weniger, als bey vielen andern Maſchinen, aber dennoch merklich genug, zwiſchen der Oberflaͤche des Polzens in der innern Flaͤche der durch die Rolle gebohrten Oefnung. Es iſt alſo ſoviel, als ob an dieſer Stelle noch eine Laſt mehr angebracht waͤre. Dieſe Laſt wird deſto weniger Moment haben, je naͤher ſie dem Mittelpunkte der Rolle iſt. Daher wird es vortheilhafter ſeyn, duͤnne Polzen zu gebrauchen, oder, weil dieſe doch der Feſtigkeit halber eine gewiſſe Staͤrke behalten muͤſſen, den Durchmeſſer der Rollen zu vergroͤßern, und dadurch der Kraft mehr Entfernung und Moment zu verſchaffen. Briſſon ſchlaͤgt vor, den Polzen ſo in die Rolle zu befeſtigen, daß er ſich mit drehe. Dies wuͤrde die Friction, wie bey der Radwelle, in die Zapfenloͤcher der Huͤlſe, worinn der Polzen ruht, verſetzen, und das Ausſchleifen des Lochs in der Rolle ſelbſt, welches ihren Gang ungleich macht, verhuͤten.
Die Steife der Seile, welche ſich, zumal bey kleinen Rollen, ſehr ſtark biegen muͤſſen, iſt ein noch wichtigeres Hinderniß bey der Bewegung der Rollen. Amontons (Mém. de Paris, 1699.) hat die Theorie davon zuerſt entworfen und durch Verſuche ins Licht geſetzt, welche auch Nollet (Leçons de phyſique exp. To. III. Leç. 9.) erzaͤhlt. Dieſe Verſuche lehren, daß ſich der von der Steife der Seile verurſachte Widerſtand im Verhaͤltniſſe der Kraͤfte, welche die Seile ſpannen, im Verhaͤltniſſe der Dicke der Seile, und im umgekehrten Verhaͤltniſſe der Durchmeſſer der Rollen befinde. In Anſehung des letzten Punkts weichen zwar Nollets eigne Verſuche von dem ab, was Amontons fand; doch ſtimmen beyde darinn uͤber, daß ſich die Seile deſto ſchwerer biegen, je kleiner die Durchmeſſer der Rollen ſind. Alſo iſt es auch in dieſer Abſicht vortheilhafter, Rollen von groͤßerm Durchmeſſer zu gebrauchen.
Kaͤſtner Anfangsgr. der angewandten Math. Mechanik, §. 87 u. f.
Karſten Lehrbegrif der geſammten Mathematik. III. Theil, Greifsw. 1769. 8. Statik, VI. Abſchnitt.
Briſſon Dict. raiſ. de Phyſ. art. Poulie.
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