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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1798.

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und das Quecksilber etwas niedriger, als in der andern. Sind beydes Haarröhren, aber von verschiedenen Durchmessern, so steht in der engern das Wasser höher, das Quecksilber niedriger, als in der weitern. Dies sind Ausnahmen von dem allgemeinen Gesetze, deren Grund und Beschaffenheit bey dem Worte Haarröhren erklärt worden ist.

Erxleben Anfangsgr. der Naturlehre. Vierte Aufl. Göttingen, 1787. 8. §. 150 u. f.

Kästner Anfangsgr. der angewandten Mathematik. Dritte Aufl. Göttingen, 1780. 8. Hydrostatik, §. 6. u. f.

Rolle, Scheibe, Trochlea, Poulie.

Die Rolle ist eine von den sechs einfachen Maschinen oder Potenzen der Mechanik. Sie besteht aus einer hölzernen oder metallnen cirkelrunden Scheibe ADB, Taf. XX. Fig. 120., welche sich um eine durch ihren Mittelpunkt C durchgesteckte feste Axe drehen läßt. Diese Axe heißt der Polzen (goujon, tourtillon), und steckt bisweilen in einer Hülse (chape) EF, welche bey F an einem Haken aufgehangen werden kan. Der äußere Umfang der Rolle muß einen Einschnitt haben, damit das darum geschlagne Seil KADBL nicht abgleite. An beyden Enden dieses Seils wirken zwo Kräfte K und L einander entgegen, deren jede durch Fortziehung des Seils die Rolle nach ihrer Seite zu umzudrehen strebt.

So entsteht eine feste Verbindung, an der sich drey Punkte gedenken lassen, deren einer C ruht, an den andern A und B aber entgegengesetzte Kräfte wirken, d. i. ein Hebel, s. Hebel. Soll also K mit L im Gleichgewichte seyn, so müssen sich beyde umgekehrt, wie ihre Entfernungen vom Ruhepunkte C verhalten. Weil sich nun hier das Seil allemal so spannt, daß es vom Umfange der Rolle aus geradlinicht nach der Richrung der Tangenten AK und BL abgeht, so sind die Entfernungen der Kräfte vom Ruhepunkte, oder die Perpendikel aus C auf diese Richtungen CA und CB allemal Halbmesser der Rolle, also unter sich gleich; mithin muß für den Fall des Gleichgewichts die Kraftder Last gleich seyn. Eben dies findet auch statt, wenn K nach


und das Queckſilber etwas niedriger, als in der andern. Sind beydes Haarroͤhren, aber von verſchiedenen Durchmeſſern, ſo ſteht in der engern das Waſſer hoͤher, das Queckſilber niedriger, als in der weitern. Dies ſind Ausnahmen von dem allgemeinen Geſetze, deren Grund und Beſchaffenheit bey dem Worte Haarroͤhren erklaͤrt worden iſt.

Erxleben Anfangsgr. der Naturlehre. Vierte Aufl. Goͤttingen, 1787. 8. §. 150 u. f.

Kaͤſtner Anfangsgr. der angewandten Mathematik. Dritte Aufl. Goͤttingen, 1780. 8. Hydroſtatik, §. 6. u. f.

Rolle, Scheibe, Trochlea, Poulie.

Die Rolle iſt eine von den ſechs einfachen Maſchinen oder Potenzen der Mechanik. Sie beſteht aus einer hoͤlzernen oder metallnen cirkelrunden Scheibe ADB, Taf. XX. Fig. 120., welche ſich um eine durch ihren Mittelpunkt C durchgeſteckte feſte Axe drehen laͤßt. Dieſe Axe heißt der Polzen (goujon, tourtillon), und ſteckt bisweilen in einer Huͤlſe (chape) EF, welche bey F an einem Haken aufgehangen werden kan. Der aͤußere Umfang der Rolle muß einen Einſchnitt haben, damit das darum geſchlagne Seil KADBL nicht abgleite. An beyden Enden dieſes Seils wirken zwo Kraͤfte K und L einander entgegen, deren jede durch Fortziehung des Seils die Rolle nach ihrer Seite zu umzudrehen ſtrebt.

So entſteht eine feſte Verbindung, an der ſich drey Punkte gedenken laſſen, deren einer C ruht, an den andern A und B aber entgegengeſetzte Kraͤfte wirken, d. i. ein Hebel, ſ. Hebel. Soll alſo K mit L im Gleichgewichte ſeyn, ſo muͤſſen ſich beyde umgekehrt, wie ihre Entfernungen vom Ruhepunkte C verhalten. Weil ſich nun hier das Seil allemal ſo ſpannt, daß es vom Umfange der Rolle aus geradlinicht nach der Richrung der Tangenten AK und BL abgeht, ſo ſind die Entfernungen der Kraͤfte vom Ruhepunkte, oder die Perpendikel aus C auf dieſe Richtungen CA und CB allemal Halbmeſſer der Rolle, alſo unter ſich gleich; mithin muß fuͤr den Fall des Gleichgewichts die Kraftder Laſt gleich ſeyn. Eben dies findet auch ſtatt, wenn K nach

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[727/0733] und das Queckſilber etwas niedriger, als in der andern. Sind beydes Haarroͤhren, aber von verſchiedenen Durchmeſſern, ſo ſteht in der engern das Waſſer hoͤher, das Queckſilber niedriger, als in der weitern. Dies ſind Ausnahmen von dem allgemeinen Geſetze, deren Grund und Beſchaffenheit bey dem Worte Haarroͤhren erklaͤrt worden iſt. Erxleben Anfangsgr. der Naturlehre. Vierte Aufl. Goͤttingen, 1787. 8. §. 150 u. f. Kaͤſtner Anfangsgr. der angewandten Mathematik. Dritte Aufl. Goͤttingen, 1780. 8. Hydroſtatik, §. 6. u. f. Rolle, Scheibe, Trochlea, Poulie. Die Rolle iſt eine von den ſechs einfachen Maſchinen oder Potenzen der Mechanik. Sie beſteht aus einer hoͤlzernen oder metallnen cirkelrunden Scheibe ADB, Taf. XX. Fig. 120., welche ſich um eine durch ihren Mittelpunkt C durchgeſteckte feſte Axe drehen laͤßt. Dieſe Axe heißt der Polzen (goujon, tourtillon), und ſteckt bisweilen in einer Huͤlſe (chape) EF, welche bey F an einem Haken aufgehangen werden kan. Der aͤußere Umfang der Rolle muß einen Einſchnitt haben, damit das darum geſchlagne Seil KADBL nicht abgleite. An beyden Enden dieſes Seils wirken zwo Kraͤfte K und L einander entgegen, deren jede durch Fortziehung des Seils die Rolle nach ihrer Seite zu umzudrehen ſtrebt. So entſteht eine feſte Verbindung, an der ſich drey Punkte gedenken laſſen, deren einer C ruht, an den andern A und B aber entgegengeſetzte Kraͤfte wirken, d. i. ein Hebel, ſ. Hebel. Soll alſo K mit L im Gleichgewichte ſeyn, ſo muͤſſen ſich beyde umgekehrt, wie ihre Entfernungen vom Ruhepunkte C verhalten. Weil ſich nun hier das Seil allemal ſo ſpannt, daß es vom Umfange der Rolle aus geradlinicht nach der Richrung der Tangenten AK und BL abgeht, ſo ſind die Entfernungen der Kraͤfte vom Ruhepunkte, oder die Perpendikel aus C auf dieſe Richtungen CA und CB allemal Halbmeſſer der Rolle, alſo unter ſich gleich; mithin muß fuͤr den Fall des Gleichgewichts die Kraftder Laſt gleich ſeyn. Eben dies findet auch ſtatt, wenn K nach

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Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1798, S. 727. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch03_1798/733>, abgerufen am 22.11.2024.