Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1798.

Bild:
<< vorherige Seite


Hahn, und beyder Hähne Griffe sind durch eine horizontale Stange so verbunden, daß sie sich allemal zugleich bewegen. An der Axe des Stirnrads hängt ein Schwengel, der sich in zwey Arme spaltet, und wenn das Rad hin und her gedreht wird, wie ein Pendel schwingt. Aus der Mitte der Stange, welche die Hähne verbindet, geht eine Vorrichtung heraus, welche beym Anfange jedes neuen Zuges von einem der Arme des Schwengels ergriffen wird, und auf solche Art beyde Hähne zugleich umdreht. So stellen sich gleich im Anfange des Zuges die Hähne gehörig, und behalten diese Stellung im Fortgange des Zuges, weil der Arm des Schwengels die Vorrichtung bald wieder fahren läßt. Die zwote Pumpe des s'Gravesande ist eine einfache, sonst der vorigen ähnlich, nur daß der Cylinder schief liegt, und statt des Stirnrads, weil man nie eine ganze Umdrehung braucht, nur ein bezahnter Cirkelsector angebracht ist. Diese Pumpen sind aber sehr zusammengesetzt, und darum nicht allein kostbar, sondern auch vielen Beschädigungen unterworfen. So weit sich die Verdünnung damit trciben läßt, so versichert doch Musschenbroek (Introd. ad philos. nat. To. II. §. 2120.), daß schon 1680 sein Vater und dessen Bruder Luftpumpen von besserer Wirkung, als die doppelte gravesandische, gehabt hätten.

Der Abt Nollet (Mem. sur les instrumens, qui sont propres aux experiences de l'air, in d. Mem. de l'Acad. des sc. de Paris, ann. 1640. 1641. ingl. Lecons de Phys. exp. T. III. Lec. X.) beschreibt, ebenfalls mit einer musterhaften Genauigkeit, zwo von ihm ausgedachte Einrichtungen der Luftpumpe, eine einfache und eine doppelte. Die einfache hat vorzüglichen Beyfall erhalten. Ihr Cylinder steht senkrecht, und der Stempel geht, wie bey der boylischen, von unten hinein, wird aber nicht gewunden, sondern an einem an der Kolbenstange befindlichen Steigbügel mit dem Fuße herabgetreten, und durch eine aufwärts gebogne Stange an einem Handgriffe mit der Hand wieder aufgezogen. Ueber dem Cylinder befindet sich, wie bey Boyle, ein Hahn, jedoch ist hier das Loch


Hahn, und beyder Haͤhne Griffe ſind durch eine horizontale Stange ſo verbunden, daß ſie ſich allemal zugleich bewegen. An der Axe des Stirnrads haͤngt ein Schwengel, der ſich in zwey Arme ſpaltet, und wenn das Rad hin und her gedreht wird, wie ein Pendel ſchwingt. Aus der Mitte der Stange, welche die Haͤhne verbindet, geht eine Vorrichtung heraus, welche beym Anfange jedes neuen Zuges von einem der Arme des Schwengels ergriffen wird, und auf ſolche Art beyde Haͤhne zugleich umdreht. So ſtellen ſich gleich im Anfange des Zuges die Haͤhne gehoͤrig, und behalten dieſe Stellung im Fortgange des Zuges, weil der Arm des Schwengels die Vorrichtung bald wieder fahren laͤßt. Die zwote Pumpe des s'Graveſande iſt eine einfache, ſonſt der vorigen aͤhnlich, nur daß der Cylinder ſchief liegt, und ſtatt des Stirnrads, weil man nie eine ganze Umdrehung braucht, nur ein bezahnter Cirkelſector angebracht iſt. Dieſe Pumpen ſind aber ſehr zuſammengeſetzt, und darum nicht allein koſtbar, ſondern auch vielen Beſchaͤdigungen unterworfen. So weit ſich die Verduͤnnung damit trciben laͤßt, ſo verſichert doch Muſſchenbroek (Introd. ad philoſ. nat. To. II. §. 2120.), daß ſchon 1680 ſein Vater und deſſen Bruder Luftpumpen von beſſerer Wirkung, als die doppelte graveſandiſche, gehabt haͤtten.

Der Abt Nollet (Mém. ſur les inſtrumens, qui ſont propres aux experiences de l'air, in d. Mém. de l'Acad. des ſc. de Paris, ann. 1640. 1641. ingl. Leçons de Phyſ. exp. T. III. Leç. X.) beſchreibt, ebenfalls mit einer muſterhaften Genauigkeit, zwo von ihm ausgedachte Einrichtungen der Luftpumpe, eine einfache und eine doppelte. Die einfache hat vorzuͤglichen Beyfall erhalten. Ihr Cylinder ſteht ſenkrecht, und der Stempel geht, wie bey der boyliſchen, von unten hinein, wird aber nicht gewunden, ſondern an einem an der Kolbenſtange befindlichen Steigbuͤgel mit dem Fuße herabgetreten, und durch eine aufwaͤrts gebogne Stange an einem Handgriffe mit der Hand wieder aufgezogen. Ueber dem Cylinder befindet ſich, wie bey Boyle, ein Hahn, jedoch iſt hier das Loch

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0073" xml:id="P.3.67" n="67"/><lb/>
Hahn, und beyder Ha&#x0364;hne Griffe &#x017F;ind durch eine horizontale Stange &#x017F;o verbunden, daß &#x017F;ie &#x017F;ich allemal zugleich bewegen. An der Axe des Stirnrads ha&#x0364;ngt ein Schwengel, der &#x017F;ich in zwey Arme &#x017F;paltet, und wenn das Rad hin und her gedreht wird, wie ein Pendel &#x017F;chwingt. Aus der Mitte der Stange, welche die Ha&#x0364;hne verbindet, geht eine Vorrichtung heraus, welche beym Anfange jedes neuen Zuges von einem der Arme des Schwengels ergriffen wird, und auf &#x017F;olche Art beyde Ha&#x0364;hne zugleich umdreht. So &#x017F;tellen &#x017F;ich gleich im Anfange des Zuges die Ha&#x0364;hne geho&#x0364;rig, und behalten die&#x017F;e Stellung im Fortgange des Zuges, weil der Arm des Schwengels die Vorrichtung bald wieder fahren la&#x0364;ßt. Die zwote Pumpe des s'Grave&#x017F;ande i&#x017F;t eine einfache, &#x017F;on&#x017F;t der vorigen a&#x0364;hnlich, nur daß der Cylinder &#x017F;chief liegt, und &#x017F;tatt des Stirnrads, weil man nie eine ganze Umdrehung braucht, nur ein bezahnter Cirkel&#x017F;ector angebracht i&#x017F;t. Die&#x017F;e Pumpen &#x017F;ind aber &#x017F;ehr zu&#x017F;ammenge&#x017F;etzt, und darum nicht allein ko&#x017F;tbar, &#x017F;ondern auch vielen Be&#x017F;cha&#x0364;digungen unterworfen. So weit &#x017F;ich die Verdu&#x0364;nnung damit trciben la&#x0364;ßt, &#x017F;o ver&#x017F;ichert doch <hi rendition="#b">Mu&#x017F;&#x017F;chenbroek</hi> <hi rendition="#aq">(Introd. ad philo&#x017F;. nat. To. II. §. 2120.),</hi> daß &#x017F;chon 1680 &#x017F;ein Vater und de&#x017F;&#x017F;en Bruder Luftpumpen von be&#x017F;&#x017F;erer Wirkung, als die doppelte grave&#x017F;andi&#x017F;che, gehabt ha&#x0364;tten.</p>
            <p>Der Abt <hi rendition="#b">Nollet</hi> <hi rendition="#aq">(Mém. &#x017F;ur les in&#x017F;trumens, qui &#x017F;ont propres aux experiences de l'air,</hi> in d. <hi rendition="#aq">Mém. de l'Acad. des &#x017F;c. de Paris, ann. 1640. 1641.</hi> ingl. <hi rendition="#aq">Leçons de Phy&#x017F;. exp. T. III. Leç. X.)</hi> be&#x017F;chreibt, ebenfalls mit einer mu&#x017F;terhaften Genauigkeit, zwo von ihm ausgedachte Einrichtungen der Luftpumpe, eine einfache und eine doppelte. <hi rendition="#b">Die einfache</hi> hat vorzu&#x0364;glichen Beyfall erhalten. Ihr Cylinder &#x017F;teht &#x017F;enkrecht, und der Stempel geht, wie bey der boyli&#x017F;chen, von unten hinein, wird aber nicht gewunden, &#x017F;ondern an einem an der Kolben&#x017F;tange befindlichen Steigbu&#x0364;gel mit dem Fuße herabgetreten, und durch eine aufwa&#x0364;rts gebogne Stange an einem Handgriffe mit der Hand wieder aufgezogen. Ueber dem Cylinder befindet &#x017F;ich, wie bey Boyle, ein <hi rendition="#b">Hahn,</hi> jedoch i&#x017F;t hier das Loch<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[67/0073] Hahn, und beyder Haͤhne Griffe ſind durch eine horizontale Stange ſo verbunden, daß ſie ſich allemal zugleich bewegen. An der Axe des Stirnrads haͤngt ein Schwengel, der ſich in zwey Arme ſpaltet, und wenn das Rad hin und her gedreht wird, wie ein Pendel ſchwingt. Aus der Mitte der Stange, welche die Haͤhne verbindet, geht eine Vorrichtung heraus, welche beym Anfange jedes neuen Zuges von einem der Arme des Schwengels ergriffen wird, und auf ſolche Art beyde Haͤhne zugleich umdreht. So ſtellen ſich gleich im Anfange des Zuges die Haͤhne gehoͤrig, und behalten dieſe Stellung im Fortgange des Zuges, weil der Arm des Schwengels die Vorrichtung bald wieder fahren laͤßt. Die zwote Pumpe des s'Graveſande iſt eine einfache, ſonſt der vorigen aͤhnlich, nur daß der Cylinder ſchief liegt, und ſtatt des Stirnrads, weil man nie eine ganze Umdrehung braucht, nur ein bezahnter Cirkelſector angebracht iſt. Dieſe Pumpen ſind aber ſehr zuſammengeſetzt, und darum nicht allein koſtbar, ſondern auch vielen Beſchaͤdigungen unterworfen. So weit ſich die Verduͤnnung damit trciben laͤßt, ſo verſichert doch Muſſchenbroek (Introd. ad philoſ. nat. To. II. §. 2120.), daß ſchon 1680 ſein Vater und deſſen Bruder Luftpumpen von beſſerer Wirkung, als die doppelte graveſandiſche, gehabt haͤtten. Der Abt Nollet (Mém. ſur les inſtrumens, qui ſont propres aux experiences de l'air, in d. Mém. de l'Acad. des ſc. de Paris, ann. 1640. 1641. ingl. Leçons de Phyſ. exp. T. III. Leç. X.) beſchreibt, ebenfalls mit einer muſterhaften Genauigkeit, zwo von ihm ausgedachte Einrichtungen der Luftpumpe, eine einfache und eine doppelte. Die einfache hat vorzuͤglichen Beyfall erhalten. Ihr Cylinder ſteht ſenkrecht, und der Stempel geht, wie bey der boyliſchen, von unten hinein, wird aber nicht gewunden, ſondern an einem an der Kolbenſtange befindlichen Steigbuͤgel mit dem Fuße herabgetreten, und durch eine aufwaͤrts gebogne Stange an einem Handgriffe mit der Hand wieder aufgezogen. Ueber dem Cylinder befindet ſich, wie bey Boyle, ein Hahn, jedoch iſt hier das Loch

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Bibliothek des Max-Planck-Instituts für Wissenschaftsgeschichte : Bereitstellung der Texttranskription. (2015-09-02T12:13:09Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2015-09-02T12:13:09Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): keine Angabe; i/j in Fraktur: wie Vorlage; I/J in Fraktur: wie Vorlage; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): wie Vorlage; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (&#xa75b;): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: wie Vorlage; Vokale mit übergest. e: wie Vorlage; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch03_1798
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch03_1798/73
Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1798, S. 67. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch03_1798/73>, abgerufen am 23.11.2024.