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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1798.

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in einander verlaufen, s. Prismatische Farben. Dennoch fällt ihm bey den eckichten Gläsern nicht ein, auf die Brechung zu sehen.

In der Optik des Vitellio (Opticae Thesaurus per Fr. Risnerum. Basil. 1572. fol. p. 458. sqq.) findet sich mehr vom Regenbogen. Dieser Schriftsteller nimmt dabey außer der Zurückwerfung auch eine Brechung der Stralen an, die er aber blos als ein Mittel ansieht, das Licht dem Auge empfindbarer zu machen. Er zählt nur drey Hauptfarben, und erklärt sie, wie Seneca, aus Vermischung des Sonnenlichts mit der Farbe der Wolke. Er giebt zuerst eine Bestimmung des Halbmessers, indem er anführt, die Sonnenhöhe mache mit der größten Höhe des Bogens allezeit eine Summe von 42°, wobey aber die Stralenbrechung im Luftkreise etwas ändere. Er gedenkt endlich des Versuchs, da ein rundes Glas mit Wasser im Sonnenscheine ein Farbenbild auf den Boden wirft, hält aber diese nicht für Regenbogenfarben, weil ihre Anzahl verschieden sey, und man sie nicht durch zurückgeworfenes Licht, wie beym Regenbogen, sehe. Er bemerkt dabey nicht einmal, daß die runde Gestalt des Glases nichts zur Sache thut.

Unter den Neuern blieb die Lehre vom Regenbogen noch lange Zeit in der Dunkelheit. Ein Doctor der Sorbonne, Josse Clictove (Jodocus Clichtovaeus + 1543), der sich als einen Gegner Lurhers bekannt gemacht hat, ein großer Polemiker und Ausleger des Aristoteles (Philosophiae naturalis paraphrasis. Paris. 1501. fol.), behauptete, der äußere Regenbogen sey ein Bild des innern, weil sich die Farben darinn in umgekehrter Ordnung zeigten, wie sich die Gegenstände im Wasser spiegeln. Gilbert (De magnete, p. 273.) bemerkt ganz richtig, daß alsdann auch die Gestalt des Bogens umgekehrt seyn, und die hohle Seite aufwärts kehren müßte, nennt also den Gedanken albern und eines spitzfindigen Aristotelikers würdig. Gilbert selbst aber sagt nichts bessers über den Regenbogen. Es fiel Niemand darauf, die Brechung auf eine schickliche Art zu Hülfe zu nehmen, ob gleich die regelmäßige Erscheinung der Farben dahin hätte führen können, da man die Farben bey der


in einander verlaufen, ſ. Prismatiſche Farben. Dennoch faͤllt ihm bey den eckichten Glaͤſern nicht ein, auf die Brechung zu ſehen.

In der Optik des Vitellio (Opticae Theſaurus per Fr. Riſnerum. Baſil. 1572. fol. p. 458. ſqq.) findet ſich mehr vom Regenbogen. Dieſer Schriftſteller nimmt dabey außer der Zuruͤckwerfung auch eine Brechung der Stralen an, die er aber blos als ein Mittel anſieht, das Licht dem Auge empfindbarer zu machen. Er zaͤhlt nur drey Hauptfarben, und erklaͤrt ſie, wie Seneca, aus Vermiſchung des Sonnenlichts mit der Farbe der Wolke. Er giebt zuerſt eine Beſtimmung des Halbmeſſers, indem er anfuͤhrt, die Sonnenhoͤhe mache mit der groͤßten Hoͤhe des Bogens allezeit eine Summe von 42°, wobey aber die Stralenbrechung im Luftkreiſe etwas aͤndere. Er gedenkt endlich des Verſuchs, da ein rundes Glas mit Waſſer im Sonnenſcheine ein Farbenbild auf den Boden wirft, haͤlt aber dieſe nicht fuͤr Regenbogenfarben, weil ihre Anzahl verſchieden ſey, und man ſie nicht durch zuruͤckgeworfenes Licht, wie beym Regenbogen, ſehe. Er bemerkt dabey nicht einmal, daß die runde Geſtalt des Glaſes nichts zur Sache thut.

Unter den Neuern blieb die Lehre vom Regenbogen noch lange Zeit in der Dunkelheit. Ein Doctor der Sorbonne, Joſſe Clictove (Jodocus Clichtovaeus † 1543), der ſich als einen Gegner Lurhers bekannt gemacht hat, ein großer Polemiker und Ausleger des Ariſtoteles (Philoſophiae naturalis paraphraſis. Pariſ. 1501. fol.), behauptete, der aͤußere Regenbogen ſey ein Bild des innern, weil ſich die Farben darinn in umgekehrter Ordnung zeigten, wie ſich die Gegenſtaͤnde im Waſſer ſpiegeln. Gilbert (De magnete, p. 273.) bemerkt ganz richtig, daß alsdann auch die Geſtalt des Bogens umgekehrt ſeyn, und die hohle Seite aufwaͤrts kehren muͤßte, nennt alſo den Gedanken albern und eines ſpitzfindigen Ariſtotelikers wuͤrdig. Gilbert ſelbſt aber ſagt nichts beſſers uͤber den Regenbogen. Es fiel Niemand darauf, die Brechung auf eine ſchickliche Art zu Huͤlfe zu nehmen, ob gleich die regelmaͤßige Erſcheinung der Farben dahin haͤtte fuͤhren koͤnnen, da man die Farben bey der

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[676/0682] in einander verlaufen, ſ. Prismatiſche Farben. Dennoch faͤllt ihm bey den eckichten Glaͤſern nicht ein, auf die Brechung zu ſehen. In der Optik des Vitellio (Opticae Theſaurus per Fr. Riſnerum. Baſil. 1572. fol. p. 458. ſqq.) findet ſich mehr vom Regenbogen. Dieſer Schriftſteller nimmt dabey außer der Zuruͤckwerfung auch eine Brechung der Stralen an, die er aber blos als ein Mittel anſieht, das Licht dem Auge empfindbarer zu machen. Er zaͤhlt nur drey Hauptfarben, und erklaͤrt ſie, wie Seneca, aus Vermiſchung des Sonnenlichts mit der Farbe der Wolke. Er giebt zuerſt eine Beſtimmung des Halbmeſſers, indem er anfuͤhrt, die Sonnenhoͤhe mache mit der groͤßten Hoͤhe des Bogens allezeit eine Summe von 42°, wobey aber die Stralenbrechung im Luftkreiſe etwas aͤndere. Er gedenkt endlich des Verſuchs, da ein rundes Glas mit Waſſer im Sonnenſcheine ein Farbenbild auf den Boden wirft, haͤlt aber dieſe nicht fuͤr Regenbogenfarben, weil ihre Anzahl verſchieden ſey, und man ſie nicht durch zuruͤckgeworfenes Licht, wie beym Regenbogen, ſehe. Er bemerkt dabey nicht einmal, daß die runde Geſtalt des Glaſes nichts zur Sache thut. Unter den Neuern blieb die Lehre vom Regenbogen noch lange Zeit in der Dunkelheit. Ein Doctor der Sorbonne, Joſſe Clictove (Jodocus Clichtovaeus † 1543), der ſich als einen Gegner Lurhers bekannt gemacht hat, ein großer Polemiker und Ausleger des Ariſtoteles (Philoſophiae naturalis paraphraſis. Pariſ. 1501. fol.), behauptete, der aͤußere Regenbogen ſey ein Bild des innern, weil ſich die Farben darinn in umgekehrter Ordnung zeigten, wie ſich die Gegenſtaͤnde im Waſſer ſpiegeln. Gilbert (De magnete, p. 273.) bemerkt ganz richtig, daß alsdann auch die Geſtalt des Bogens umgekehrt ſeyn, und die hohle Seite aufwaͤrts kehren muͤßte, nennt alſo den Gedanken albern und eines ſpitzfindigen Ariſtotelikers wuͤrdig. Gilbert ſelbſt aber ſagt nichts beſſers uͤber den Regenbogen. Es fiel Niemand darauf, die Brechung auf eine ſchickliche Art zu Huͤlfe zu nehmen, ob gleich die regelmaͤßige Erſcheinung der Farben dahin haͤtte fuͤhren koͤnnen, da man die Farben bey der

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Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1798, S. 676. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch03_1798/682>, abgerufen am 22.11.2024.