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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1798.

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erhielt von ihm eine solche Maschine, welche der Jesuit Taspar Schott (Mechanica hydraulico - pnerm. Herbip. 1657. 4. in Append. unier dem Titel: Experimentum novum Magdeburgicum) zuerst beschrieben hat. Dies alles sind unbezweifelte Thatsachen, und so sollte der durch die Luftpumpe ausgeleerte Raum billig die guerick. sche Leere (Vacuum Guerickianum) genannt werden.

Durch Schotts angeführtes Buch lernte Robert Boyle in England diese Maschine kennen, und brachte nebst dem D. Hook bey derselben beträchtliche Verbesserungen an, die er schon 1659 beschrieb (New experiments physico-mechanical, touching the spring and weight of the air. Oxford. 1669. und lateinisch: Noua exp. physico-mech. de vi aeris elastica, in Opp. To. I.). Boyle gab der Maschine ein Fußgestell, stellte den Cylinder darauf senkrecht, und versahe die darauf geküttete Glaskugel mit einem metallenen Deckel nut eingeschliffenem Stöpsel, dadurch man sie öfnen, und was man wollte, hineinbringen, auch an e nem inwendig befindlichen Hacken aufhängen konnte, ohne die Kugel abzunehmen. Der Stempel geht von unten in den Cylinder hinein, und hat eine gezahnte Kolbenstange, in die ein Getrieb eingreift, das man mit einer Kurbel umdreht. Durch diesen von Hook angebrachten Mechanismus, der die Fuhrmannswinde nachahmt, wird die Krast so verstärkt, daß eine einzige Person den Stempel ganz leicht auswindet. Am obern Theile des Cylinders ist ein Loch mit einem eingeschliffenen metallnen Stöpsel, und am Halse der Kugel ein Hahn, wie bey Guericke. Das äußere Ansehen dieser Pumpe zeigt Taf. XIV. Fig. 13. Oefnet man den Hahn, und windet den Stempel herab, so wird die Luft in der Kugel verdünnt; verschließt man dann den Hahn, und öfnet das Loch im Cylinder, so wird durch das Heraufwinden des Stempels die aus der Kugel gezogne Luft ins Zimmer getrieben.

Diese Lustpumpe läßt sich auch als Compressionsmaschine gebrauchen, wenn man beym Herabwinden das Loch


erhielt von ihm eine ſolche Maſchine, welche der Jeſuit Taſpar Schott (Mechanica hydraulico - pnerm. Herbip. 1657. 4. in Append. unier dem Titel: Experimentum novum Magdeburgicum) zuerſt beſchrieben hat. Dies alles ſind unbezweifelte Thatſachen, und ſo ſollte der durch die Luftpumpe ausgeleerte Raum billig die guerick. ſche Leere (Vacuum Guerickianum) genannt werden.

Durch Schotts angefuͤhrtes Buch lernte Robert Boyle in England dieſe Maſchine kennen, und brachte nebſt dem D. Hook bey derſelben betraͤchtliche Verbeſſerungen an, die er ſchon 1659 beſchrieb (New experiments phyſico-mechanical, touching the ſpring and weight of the air. Oxford. 1669. und lateiniſch: Noua exp. phyſico-mech. de vi aëris elaſtica, in Opp. To. I.). Boyle gab der Maſchine ein Fußgeſtell, ſtellte den Cylinder darauf ſenkrecht, und verſahe die darauf gekuͤttete Glaskugel mit einem metallenen Deckel nut eingeſchliffenem Stoͤpſel, dadurch man ſie oͤfnen, und was man wollte, hineinbringen, auch an e nem inwendig befindlichen Hacken aufhaͤngen konnte, ohne die Kugel abzunehmen. Der Stempel geht von unten in den Cylinder hinein, und hat eine gezahnte Kolbenſtange, in die ein Getrieb eingreift, das man mit einer Kurbel umdreht. Durch dieſen von Hook angebrachten Mechaniſmus, der die Fuhrmannswinde nachahmt, wird die Kraſt ſo verſtaͤrkt, daß eine einzige Perſon den Stempel ganz leicht auswindet. Am obern Theile des Cylinders iſt ein Loch mit einem eingeſchliffenen metallnen Stoͤpſel, und am Halſe der Kugel ein Hahn, wie bey Guericke. Das aͤußere Anſehen dieſer Pumpe zeigt Taf. XIV. Fig. 13. Oefnet man den Hahn, und windet den Stempel herab, ſo wird die Luft in der Kugel verduͤnnt; verſchließt man dann den Hahn, und oͤfnet das Loch im Cylinder, ſo wird durch das Heraufwinden des Stempels die aus der Kugel gezogne Luft ins Zimmer getrieben.

Dieſe Luſtpumpe laͤßt ſich auch als Compreſſionsmaſchine gebrauchen, wenn man beym Herabwinden das Loch

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[61/0067] erhielt von ihm eine ſolche Maſchine, welche der Jeſuit Taſpar Schott (Mechanica hydraulico - pnerm. Herbip. 1657. 4. in Append. unier dem Titel: Experimentum novum Magdeburgicum) zuerſt beſchrieben hat. Dies alles ſind unbezweifelte Thatſachen, und ſo ſollte der durch die Luftpumpe ausgeleerte Raum billig die guerick. ſche Leere (Vacuum Guerickianum) genannt werden. Durch Schotts angefuͤhrtes Buch lernte Robert Boyle in England dieſe Maſchine kennen, und brachte nebſt dem D. Hook bey derſelben betraͤchtliche Verbeſſerungen an, die er ſchon 1659 beſchrieb (New experiments phyſico-mechanical, touching the ſpring and weight of the air. Oxford. 1669. und lateiniſch: Noua exp. phyſico-mech. de vi aëris elaſtica, in Opp. To. I.). Boyle gab der Maſchine ein Fußgeſtell, ſtellte den Cylinder darauf ſenkrecht, und verſahe die darauf gekuͤttete Glaskugel mit einem metallenen Deckel nut eingeſchliffenem Stoͤpſel, dadurch man ſie oͤfnen, und was man wollte, hineinbringen, auch an e nem inwendig befindlichen Hacken aufhaͤngen konnte, ohne die Kugel abzunehmen. Der Stempel geht von unten in den Cylinder hinein, und hat eine gezahnte Kolbenſtange, in die ein Getrieb eingreift, das man mit einer Kurbel umdreht. Durch dieſen von Hook angebrachten Mechaniſmus, der die Fuhrmannswinde nachahmt, wird die Kraſt ſo verſtaͤrkt, daß eine einzige Perſon den Stempel ganz leicht auswindet. Am obern Theile des Cylinders iſt ein Loch mit einem eingeſchliffenen metallnen Stoͤpſel, und am Halſe der Kugel ein Hahn, wie bey Guericke. Das aͤußere Anſehen dieſer Pumpe zeigt Taf. XIV. Fig. 13. Oefnet man den Hahn, und windet den Stempel herab, ſo wird die Luft in der Kugel verduͤnnt; verſchließt man dann den Hahn, und oͤfnet das Loch im Cylinder, ſo wird durch das Heraufwinden des Stempels die aus der Kugel gezogne Luft ins Zimmer getrieben. Dieſe Luſtpumpe laͤßt ſich auch als Compreſſionsmaſchine gebrauchen, wenn man beym Herabwinden das Loch

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Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1798, S. 61. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch03_1798/67>, abgerufen am 03.05.2024.