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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1798.

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der Luft sehr langsam, und nicht mit beschleunigter, sondern mit gleichförmiger Bewegung. Pitot (Mem. de Paris, 1728.) berechnet, daß bey stillem Wetter ein Tropfen von einem Hundertmilliontheil Zoll Durchmesser nur 4 Zoll in einer Secunde falle. Fielen diese Tropfen, wie im luftleeren Raume, so würden sie durch 6000 Fuß Fallhöhe die Geschwindigkeit einer Kanonenkugel erhalten, und ein einziger Regenguß würde die ganze lebende Schöpfung zu Grunde richten.

Die Anzahl der Regentage (die mitgerechnet, an denen Schnee oder Hagel fällt) ist sehr ungleich. In Petersburg rechnet Kraft (Comment. Acad. Petropol. Vol. IX. p. 348.) deren jährlich nicht mehr, als 40; Musschenbroek in Leiden 107; in Chur zählte Lambert 138 heitere, 112 trübe, 115 Regentage, und Bergmann giebt für Abo in Schweden jährlich 146 Regentage an. Es giebt Länder, wo es sehr selten regnet, und in der heißen Zone fällt die Regenzeit gewöhnlich nur in die Monate, in denen die Sonne am höchsten steht. Musschenbroek (Introd. To. II. §. 2365.) giebt ein ziemlich starkes Verzeichniß von den Regenzeiten verschiedener Länder aus Reisebeschreibungen, woraus man sieht, daß hiebey fast alles von der Lage gegen Meer, Seen, Flüsse, Gebirge und Waldungen abhange. Holland hat zwar nicht so viel Regen, als manche andere Länder, aber fast immer trüben Himmel; Leiden z. B. sieht im Durchschnitt genommen jährlich nur 28 völlig heitere Tage.

Die Menge des gefallenen Regens mißt man durch ein eignes Werkzeug, s. Kegenmaaß, und drückt sie durch die Höhe aus, in welcher das gefallene Wasser die Fläche, die es traf, bedecken würde, wenn es sich gleichförmig über dieselbe verbreitete. Seit der Mitte des verflossenen Jahrhunderts hat man angefangen, Beobachtungen hierüber zu sammlen, und daraus die jährliche Summe des aus dem Luftkreise fallenden Niederschlags zu berechnen, wozu aber außer dem Regen auch der Schnee, Hagel, Thau, Reif u. dgl. gerechnet werden muß. Die Schätzung des Thaues


der Luft ſehr langſam, und nicht mit beſchleunigter, ſondern mit gleichfoͤrmiger Bewegung. Pitot (Mém. de Paris, 1728.) berechnet, daß bey ſtillem Wetter ein Tropfen von einem Hundertmilliontheil Zoll Durchmeſſer nur 4 Zoll in einer Secunde falle. Fielen dieſe Tropfen, wie im luftleeren Raume, ſo wuͤrden ſie durch 6000 Fuß Fallhoͤhe die Geſchwindigkeit einer Kanonenkugel erhalten, und ein einziger Regenguß wuͤrde die ganze lebende Schoͤpfung zu Grunde richten.

Die Anzahl der Regentage (die mitgerechnet, an denen Schnee oder Hagel faͤllt) iſt ſehr ungleich. In Petersburg rechnet Kraft (Comment. Acad. Petropol. Vol. IX. p. 348.) deren jaͤhrlich nicht mehr, als 40; Muſſchenbroek in Leiden 107; in Chur zaͤhlte Lambert 138 heitere, 112 truͤbe, 115 Regentage, und Bergmann giebt fuͤr Abo in Schweden jaͤhrlich 146 Regentage an. Es giebt Laͤnder, wo es ſehr ſelten regnet, und in der heißen Zone faͤllt die Regenzeit gewoͤhnlich nur in die Monate, in denen die Sonne am hoͤchſten ſteht. Muſſchenbroek (Introd. To. II. §. 2365.) giebt ein ziemlich ſtarkes Verzeichniß von den Regenzeiten verſchiedener Laͤnder aus Reiſebeſchreibungen, woraus man ſieht, daß hiebey faſt alles von der Lage gegen Meer, Seen, Fluͤſſe, Gebirge und Waldungen abhange. Holland hat zwar nicht ſo viel Regen, als manche andere Laͤnder, aber faſt immer truͤben Himmel; Leiden z. B. ſieht im Durchſchnitt genommen jaͤhrlich nur 28 voͤllig heitere Tage.

Die Menge des gefallenen Regens mißt man durch ein eignes Werkzeug, ſ. Kegenmaaß, und druͤckt ſie durch die Hoͤhe aus, in welcher das gefallene Waſſer die Flaͤche, die es traf, bedecken wuͤrde, wenn es ſich gleichfoͤrmig uͤber dieſelbe verbreitete. Seit der Mitte des verfloſſenen Jahrhunderts hat man angefangen, Beobachtungen hieruͤber zu ſammlen, und daraus die jaͤhrliche Summe des aus dem Luftkreiſe fallenden Niederſchlags zu berechnen, wozu aber außer dem Regen auch der Schnee, Hagel, Thau, Reif u. dgl. gerechnet werden muß. Die Schaͤtzung des Thaues

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[647/0653] der Luft ſehr langſam, und nicht mit beſchleunigter, ſondern mit gleichfoͤrmiger Bewegung. Pitot (Mém. de Paris, 1728.) berechnet, daß bey ſtillem Wetter ein Tropfen von einem Hundertmilliontheil Zoll Durchmeſſer nur 4 Zoll in einer Secunde falle. Fielen dieſe Tropfen, wie im luftleeren Raume, ſo wuͤrden ſie durch 6000 Fuß Fallhoͤhe die Geſchwindigkeit einer Kanonenkugel erhalten, und ein einziger Regenguß wuͤrde die ganze lebende Schoͤpfung zu Grunde richten. Die Anzahl der Regentage (die mitgerechnet, an denen Schnee oder Hagel faͤllt) iſt ſehr ungleich. In Petersburg rechnet Kraft (Comment. Acad. Petropol. Vol. IX. p. 348.) deren jaͤhrlich nicht mehr, als 40; Muſſchenbroek in Leiden 107; in Chur zaͤhlte Lambert 138 heitere, 112 truͤbe, 115 Regentage, und Bergmann giebt fuͤr Abo in Schweden jaͤhrlich 146 Regentage an. Es giebt Laͤnder, wo es ſehr ſelten regnet, und in der heißen Zone faͤllt die Regenzeit gewoͤhnlich nur in die Monate, in denen die Sonne am hoͤchſten ſteht. Muſſchenbroek (Introd. To. II. §. 2365.) giebt ein ziemlich ſtarkes Verzeichniß von den Regenzeiten verſchiedener Laͤnder aus Reiſebeſchreibungen, woraus man ſieht, daß hiebey faſt alles von der Lage gegen Meer, Seen, Fluͤſſe, Gebirge und Waldungen abhange. Holland hat zwar nicht ſo viel Regen, als manche andere Laͤnder, aber faſt immer truͤben Himmel; Leiden z. B. ſieht im Durchſchnitt genommen jaͤhrlich nur 28 voͤllig heitere Tage. Die Menge des gefallenen Regens mißt man durch ein eignes Werkzeug, ſ. Kegenmaaß, und druͤckt ſie durch die Hoͤhe aus, in welcher das gefallene Waſſer die Flaͤche, die es traf, bedecken wuͤrde, wenn es ſich gleichfoͤrmig uͤber dieſelbe verbreitete. Seit der Mitte des verfloſſenen Jahrhunderts hat man angefangen, Beobachtungen hieruͤber zu ſammlen, und daraus die jaͤhrliche Summe des aus dem Luftkreiſe fallenden Niederſchlags zu berechnen, wozu aber außer dem Regen auch der Schnee, Hagel, Thau, Reif u. dgl. gerechnet werden muß. Die Schaͤtzung des Thaues

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Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1798, S. 647. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch03_1798/653>, abgerufen am 22.11.2024.