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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1798.

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sind, so ist allezeit eine vorgängige Reduction auf einer- ley Umstände nöthig, weil man sonst Größen vergleichen würde, die sich nicht auf einerley Einheit bezögen. Man thut dabey am besten, wenn man eine gewisse Beschaffenheit der Umstände, als eine allgemeine Norm, festsetzt, und das Resultat jeder Beobachtung gleich auf diese Norm reducirt, z. B. alle Angaben der Barometer auf die Temperatur von 16 3/4 reaumürischen oder 70 fahrenheitischen Graden, s. Normaltemperatur.

Reduction der Metallkalke, Wiederherstellung der Metalle aus ihren Ralken

Reductio, Reduction. Diesen Namen führt in der Chymie jedes Verfahren, wodurch ein Metall, welchrs die metallische Gestalt und Eigenschasten verlohren hatte, wiederum in den vorigen regulinischen Zustand versetzt wird, s. Metalle, Ralke, metallische.

So, wie die Entziehung des Brennbaren die Metalle in Kalke verwandelt, so giebt die Wiedervereinigung mit dem Brennbaren den Kalken die metallische Gestalt wieder, und bewitkt dadurch ihre Reduction. Die Kalke sind sehr geneigt, das Phlogiston wieder anzunehmen, wenn man nur ihre Verkalkung oder Dephlogistication nicht allzuweit getrieben hat, und ihnen das Brennbare in einer schicklichen Gestalt darbietet. Die Kalke des Bleys, Eisens, Wißmuths, Kupfers werden durch bloße Berührung des Phlogistons in Dampfgestalt, z. B. durch die Dämpfe der Schwefelleber, reducirt; aber freylich, wenn sie beträchtliche Massen ausmachen, nur auf der Oberfläche. Eben diese Kalke werden auch auf dem nassen Wege aus den Auflösungen in metallischer Gestalt niedergeschlagen, wenn man sich einer Substanz, die ihnen Phlogiston genug mittheilen kan, z. B. eines andern Metalls, zum Fällungsmittel bedient. So schlägt das Eisen aus kupferhaltigen Wassern Kupfer in metallischer Form nieder, s. Cementwasser. Aber auch hiebey bleiben die Theile des wiederhergestellten Metalls entweder ganz getrennt, oder werden doch nicht vollkommen zu gleichartigen dichten Massen verbunden.


ſind, ſo iſt allezeit eine vorgaͤngige Reduction auf einer- ley Umſtaͤnde noͤthig, weil man ſonſt Groͤßen vergleichen wuͤrde, die ſich nicht auf einerley Einheit bezoͤgen. Man thut dabey am beſten, wenn man eine gewiſſe Beſchaffenheit der Umſtaͤnde, als eine allgemeine Norm, feſtſetzt, und das Reſultat jeder Beobachtung gleich auf dieſe Norm reducirt, z. B. alle Angaben der Barometer auf die Temperatur von 16 3/4 reaumuͤriſchen oder 70 fahrenheitiſchen Graden, ſ. Normaltemperatur.

Reduction der Metallkalke, Wiederherſtellung der Metalle aus ihren Ralken

Reductio, Réduction. Dieſen Namen fuͤhrt in der Chymie jedes Verfahren, wodurch ein Metall, welchrs die metalliſche Geſtalt und Eigenſchaſten verlohren hatte, wiederum in den vorigen reguliniſchen Zuſtand verſetzt wird, ſ. Metalle, Ralke, metalliſche.

So, wie die Entziehung des Brennbaren die Metalle in Kalke verwandelt, ſo giebt die Wiedervereinigung mit dem Brennbaren den Kalken die metalliſche Geſtalt wieder, und bewitkt dadurch ihre Reduction. Die Kalke ſind ſehr geneigt, das Phlogiſton wieder anzunehmen, wenn man nur ihre Verkalkung oder Dephlogiſtication nicht allzuweit getrieben hat, und ihnen das Brennbare in einer ſchicklichen Geſtalt darbietet. Die Kalke des Bleys, Eiſens, Wißmuths, Kupfers werden durch bloße Beruͤhrung des Phlogiſtons in Dampfgeſtalt, z. B. durch die Daͤmpfe der Schwefelleber, reducirt; aber freylich, wenn ſie betraͤchtliche Maſſen ausmachen, nur auf der Oberflaͤche. Eben dieſe Kalke werden auch auf dem naſſen Wege aus den Aufloͤſungen in metalliſcher Geſtalt niedergeſchlagen, wenn man ſich einer Subſtanz, die ihnen Phlogiſton genug mittheilen kan, z. B. eines andern Metalls, zum Faͤllungsmittel bedient. So ſchlaͤgt das Eiſen aus kupferhaltigen Waſſern Kupfer in metalliſcher Form nieder, ſ. Cementwaſſer. Aber auch hiebey bleiben die Theile des wiederhergeſtellten Metalls entweder ganz getrennt, oder werden doch nicht vollkommen zu gleichartigen dichten Maſſen verbunden.

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[642/0648] ſind, ſo iſt allezeit eine vorgaͤngige Reduction auf einer- ley Umſtaͤnde noͤthig, weil man ſonſt Groͤßen vergleichen wuͤrde, die ſich nicht auf einerley Einheit bezoͤgen. Man thut dabey am beſten, wenn man eine gewiſſe Beſchaffenheit der Umſtaͤnde, als eine allgemeine Norm, feſtſetzt, und das Reſultat jeder Beobachtung gleich auf dieſe Norm reducirt, z. B. alle Angaben der Barometer auf die Temperatur von 16 3/4 reaumuͤriſchen oder 70 fahrenheitiſchen Graden, ſ. Normaltemperatur. Reduction der Metallkalke, Wiederherſtellung der Metalle aus ihren Ralken Reductio, Réduction. Dieſen Namen fuͤhrt in der Chymie jedes Verfahren, wodurch ein Metall, welchrs die metalliſche Geſtalt und Eigenſchaſten verlohren hatte, wiederum in den vorigen reguliniſchen Zuſtand verſetzt wird, ſ. Metalle, Ralke, metalliſche. So, wie die Entziehung des Brennbaren die Metalle in Kalke verwandelt, ſo giebt die Wiedervereinigung mit dem Brennbaren den Kalken die metalliſche Geſtalt wieder, und bewitkt dadurch ihre Reduction. Die Kalke ſind ſehr geneigt, das Phlogiſton wieder anzunehmen, wenn man nur ihre Verkalkung oder Dephlogiſtication nicht allzuweit getrieben hat, und ihnen das Brennbare in einer ſchicklichen Geſtalt darbietet. Die Kalke des Bleys, Eiſens, Wißmuths, Kupfers werden durch bloße Beruͤhrung des Phlogiſtons in Dampfgeſtalt, z. B. durch die Daͤmpfe der Schwefelleber, reducirt; aber freylich, wenn ſie betraͤchtliche Maſſen ausmachen, nur auf der Oberflaͤche. Eben dieſe Kalke werden auch auf dem naſſen Wege aus den Aufloͤſungen in metalliſcher Geſtalt niedergeſchlagen, wenn man ſich einer Subſtanz, die ihnen Phlogiſton genug mittheilen kan, z. B. eines andern Metalls, zum Faͤllungsmittel bedient. So ſchlaͤgt das Eiſen aus kupferhaltigen Waſſern Kupfer in metalliſcher Form nieder, ſ. Cementwaſſer. Aber auch hiebey bleiben die Theile des wiederhergeſtellten Metalls entweder ganz getrennt, oder werden doch nicht vollkommen zu gleichartigen dichten Maſſen verbunden.

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Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1798, S. 642. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch03_1798/648>, abgerufen am 16.07.2024.