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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1798.

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Die Luftsäure oder fire Luft zieht den Rauch der Kerzen und Fackeln an sich, hält ihn fest, und wird durch ihn sichtbar, s. Gas, mephitisches. Da diese Mischung von Dämpfen und Luftsäure etwas schwerer ist, als die atmosphärische Luft, so sinkt sie in der letztern nieder. So kan man Rauch aus einer Flasche in Gefäße gießen; wenn diese voll sind, laufen sie über, und der Rauch scheint an ihren Wänden herabzufließen.

Rauh, Asper, Apre, Inegal, Raboteux.

Rauh heißt ein Körper, oder vielmehr die Oberfläche eines Rörpers, wenn einige ihrer Theile über die andern merklich hervorragen. Wir haben keinen Körper, der nicht, eigentlich zu reden, rauhe Oberflächen hätte, und selbst an den geschliffenen Flächen der Gläser, Steine und Metalle entdeckt das Mikroskop noch viele Erhöhungen und Vertiefungen. Wir können also die Rauhigkeit der Körper zwar vermindern, aber nie ganz vernichten; da die Körper Zwischenräume haben, so stellen diese auf ihren Flächen allemal die vertiefteren Stellen vor, über welche die Theile des Körper<*> selbst hervorragen. Flächen, deren Rauhigkeit gering ist, nennen wir glatt, s. Glatt, und die Rauhigkeit vermindern heißt Glätten oder Poliren. Wenn rauhe Flächen an einander hin verschoben werden, so greifen die Erhabenheiten der einen in die Vertiefungen der andern, und veranlassen dadurch einen Widerstand, den man das Reiben nennt, s. Reiben.

Raum, Spatium, Espace.

Wir bezeichnen mit dem Worte Raum die Vorstellung der Ausdehnung, oder des Neben- und Umeinanderliegens der Körper und ihrer Theile, s. Ausdehnung. Wenn wir uns den Körper selbst gedenken, so müssen wir uns nothwendig nebeneinander liegende Theile desselben (partes extra se invicem positas) vorstellen, so daß die innern von den äußern auf allen Seiten umschlossen werden. Nur hiedurch erhalten wir den Begrif von körperlicher Ausdehnung, der bey der Vorstellung des Körpers selbst noch mit dem Begriffe von


Die Luftſaͤure oder fire Luft zieht den Rauch der Kerzen und Fackeln an ſich, haͤlt ihn feſt, und wird durch ihn ſichtbar, ſ. Gas, mephitiſches. Da dieſe Miſchung von Daͤmpfen und Luftſaͤure etwas ſchwerer iſt, als die atmoſphaͤriſche Luft, ſo ſinkt ſie in der letztern nieder. So kan man Rauch aus einer Flaſche in Gefaͤße gießen; wenn dieſe voll ſind, laufen ſie uͤber, und der Rauch ſcheint an ihren Waͤnden herabzufließen.

Rauh, Aſper, Apre, Inégal, Raboteux.

Rauh heißt ein Koͤrper, oder vielmehr die Oberflaͤche eines Roͤrpers, wenn einige ihrer Theile uͤber die andern merklich hervorragen. Wir haben keinen Koͤrper, der nicht, eigentlich zu reden, rauhe Oberflaͤchen haͤtte, und ſelbſt an den geſchliffenen Flaͤchen der Glaͤſer, Steine und Metalle entdeckt das Mikroſkop noch viele Erhoͤhungen und Vertiefungen. Wir koͤnnen alſo die Rauhigkeit der Koͤrper zwar vermindern, aber nie ganz vernichten; da die Koͤrper Zwiſchenraͤume haben, ſo ſtellen dieſe auf ihren Flaͤchen allemal die vertiefteren Stellen vor, uͤber welche die Theile des Koͤrper<*> ſelbſt hervorragen. Flaͤchen, deren Rauhigkeit gering iſt, nennen wir glatt, ſ. Glatt, und die Rauhigkeit vermindern heißt Glaͤtten oder Poliren. Wenn rauhe Flaͤchen an einander hin verſchoben werden, ſo greifen die Erhabenheiten der einen in die Vertiefungen der andern, und veranlaſſen dadurch einen Widerſtand, den man das Reiben nennt, ſ. Reiben.

Raum, Spatium, Eſpace.

Wir bezeichnen mit dem Worte Raum die Vorſtellung der Ausdehnung, oder des Neben- und Umeinanderliegens der Koͤrper und ihrer Theile, ſ. Ausdehnung. Wenn wir uns den Koͤrper ſelbſt gedenken, ſo muͤſſen wir uns nothwendig nebeneinander liegende Theile deſſelben (partes extra ſe invicem poſitas) vorſtellen, ſo daß die innern von den aͤußern auf allen Seiten umſchloſſen werden. Nur hiedurch erhalten wir den Begrif von koͤrperlicher Ausdehnung, der bey der Vorſtellung des Koͤrpers ſelbſt noch mit dem Begriffe von

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[636/0642] Die Luftſaͤure oder fire Luft zieht den Rauch der Kerzen und Fackeln an ſich, haͤlt ihn feſt, und wird durch ihn ſichtbar, ſ. Gas, mephitiſches. Da dieſe Miſchung von Daͤmpfen und Luftſaͤure etwas ſchwerer iſt, als die atmoſphaͤriſche Luft, ſo ſinkt ſie in der letztern nieder. So kan man Rauch aus einer Flaſche in Gefaͤße gießen; wenn dieſe voll ſind, laufen ſie uͤber, und der Rauch ſcheint an ihren Waͤnden herabzufließen. Rauh, Aſper, Apre, Inégal, Raboteux. Rauh heißt ein Koͤrper, oder vielmehr die Oberflaͤche eines Roͤrpers, wenn einige ihrer Theile uͤber die andern merklich hervorragen. Wir haben keinen Koͤrper, der nicht, eigentlich zu reden, rauhe Oberflaͤchen haͤtte, und ſelbſt an den geſchliffenen Flaͤchen der Glaͤſer, Steine und Metalle entdeckt das Mikroſkop noch viele Erhoͤhungen und Vertiefungen. Wir koͤnnen alſo die Rauhigkeit der Koͤrper zwar vermindern, aber nie ganz vernichten; da die Koͤrper Zwiſchenraͤume haben, ſo ſtellen dieſe auf ihren Flaͤchen allemal die vertiefteren Stellen vor, uͤber welche die Theile des Koͤrper<*> ſelbſt hervorragen. Flaͤchen, deren Rauhigkeit gering iſt, nennen wir glatt, ſ. Glatt, und die Rauhigkeit vermindern heißt Glaͤtten oder Poliren. Wenn rauhe Flaͤchen an einander hin verſchoben werden, ſo greifen die Erhabenheiten der einen in die Vertiefungen der andern, und veranlaſſen dadurch einen Widerſtand, den man das Reiben nennt, ſ. Reiben. Raum, Spatium, Eſpace. Wir bezeichnen mit dem Worte Raum die Vorſtellung der Ausdehnung, oder des Neben- und Umeinanderliegens der Koͤrper und ihrer Theile, ſ. Ausdehnung. Wenn wir uns den Koͤrper ſelbſt gedenken, ſo muͤſſen wir uns nothwendig nebeneinander liegende Theile deſſelben (partes extra ſe invicem poſitas) vorſtellen, ſo daß die innern von den aͤußern auf allen Seiten umſchloſſen werden. Nur hiedurch erhalten wir den Begrif von koͤrperlicher Ausdehnung, der bey der Vorſtellung des Koͤrpers ſelbſt noch mit dem Begriffe von

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Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1798, S. 636. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch03_1798/642>, abgerufen am 20.05.2024.