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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1798.

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Da man aber alle solche Werkzeuge auch brauchen kan, um hohe Grade der Wärme selbst zu bestimmen, so ist es gewöhnlich worden, die Metallthermometer und überhaupt alle Maaße hoher Grade der Wärme, Pyrometer zu nennen. Ich werde jedoch hier nur diejenigen Werkzeuge erwähnen, die von ihren Erfindern zu Ausdehnungsmaaßen bestimmt worden sind, und wegen der übrigen Pytometer auf den Artikel Thermometer verweisen.

Musschenbroek's erstes Pyrometer (Tentamina exper. in academia del cimento. Lugd. Bat. 1731.4.P.II. P. 12.) gab schon eine Ausdehnung von (1/12500) rheinl. Zoll durch eine merkliche Bewegung des Zeigers an. Er gab ihm in der Folge eine verbesserte Einrichtung (Introd. ad philos. natur. To. II. §. 1527.), wobey die Ausdehnung einer Stange durch Räderwerk sichtbarer gemacht wird. Die Stange wird an einem Ende fest eingespannt, damit sich das andere durch die Ausdehnung in die Länge bewege, und durch ein daran befestigtes Stängelchen den Zahn eines Trillings fortdrücke. An der Axe des Trillings ist ein großes Rad mit vielen Zähnen, welche in einen andern Trilling eingreifen, an dessen Axe wiederum ein größeres Rad ist, welches in einen dritten Trilling eingreift u. s. w. An der Axe des letzten Trillings ist ein Zeiger, der sich, so wenig auch die Stange ausgedehnt wird, sehr weit und merklich fortdreht, und auf einem Zifferblatte Theile anzeigt, deren Anzahl der Ausdehnung proportional ist. Damit die Bewegung des Zeigers mit dem ersten Augenblicke der Ausdehnung erfolge, muß der Zeiger so weit zurückgedreht werden, als es angeht, damit alle Zähne, die fortgeschoben werden sollen, einander völlig berühren. Auch muß alles so eingerichtet seyn, daß die Stange allein erwärmt wird, damit nicht das Gestell sich auch ausdehne, in welchem Falle man nur den Unterschied beyder Ausdehnungen finden würde. Musschenbroek setzte zuerst fünf Weingeistlampen unter die Stange, änderte aber nachher die Einrichtung so, daß durch diese Lampen Wasser in einem blechernen Gefäß erhitzt und die Stange hineingelegt werden konnte. In dieser Lage ward sie an die eine Seitenwand des Gefäßes angestemmt,


Da man aber alle ſolche Werkzeuge auch brauchen kan, um hohe Grade der Waͤrme ſelbſt zu beſtimmen, ſo iſt es gewoͤhnlich worden, die Metallthermometer und uͤberhaupt alle Maaße hoher Grade der Waͤrme, Pyrometer zu nennen. Ich werde jedoch hier nur diejenigen Werkzeuge erwaͤhnen, die von ihren Erfindern zu Ausdehnungsmaaßen beſtimmt worden ſind, und wegen der uͤbrigen Pytometer auf den Artikel Thermometer verweiſen.

Muſſchenbroek's erſtes Pyrometer (Tentamina exper. in academia del cimento. Lugd. Bat. 1731.4.P.II. P. 12.) gab ſchon eine Ausdehnung von (1/12500) rheinl. Zoll durch eine merkliche Bewegung des Zeigers an. Er gab ihm in der Folge eine verbeſſerte Einrichtung (Introd. ad philoſ. natur. To. II. §. 1527.), wobey die Ausdehnung einer Stange durch Raͤderwerk ſichtbarer gemacht wird. Die Stange wird an einem Ende feſt eingeſpannt, damit ſich das andere durch die Ausdehnung in die Laͤnge bewege, und durch ein daran befeſtigtes Staͤngelchen den Zahn eines Trillings fortdruͤcke. An der Axe des Trillings iſt ein großes Rad mit vielen Zaͤhnen, welche in einen andern Trilling eingreifen, an deſſen Axe wiederum ein groͤßeres Rad iſt, welches in einen dritten Trilling eingreift u. ſ. w. An der Axe des letzten Trillings iſt ein Zeiger, der ſich, ſo wenig auch die Stange ausgedehnt wird, ſehr weit und merklich fortdreht, und auf einem Zifferblatte Theile anzeigt, deren Anzahl der Ausdehnung proportional iſt. Damit die Bewegung des Zeigers mit dem erſten Augenblicke der Ausdehnung erfolge, muß der Zeiger ſo weit zuruͤckgedreht werden, als es angeht, damit alle Zaͤhne, die fortgeſchoben werden ſollen, einander voͤllig beruͤhren. Auch muß alles ſo eingerichtet ſeyn, daß die Stange allein erwaͤrmt wird, damit nicht das Geſtell ſich auch ausdehne, in welchem Falle man nur den Unterſchied beyder Ausdehnungen finden wuͤrde. Muſſchenbroek ſetzte zuerſt fuͤnf Weingeiſtlampen unter die Stange, aͤnderte aber nachher die Einrichtung ſo, daß durch dieſe Lampen Waſſer in einem blechernen Gefaͤß erhitzt und die Stange hineingelegt werden konnte. In dieſer Lage ward ſie an die eine Seitenwand des Gefaͤßes angeſtemmt,

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[566/0572] Da man aber alle ſolche Werkzeuge auch brauchen kan, um hohe Grade der Waͤrme ſelbſt zu beſtimmen, ſo iſt es gewoͤhnlich worden, die Metallthermometer und uͤberhaupt alle Maaße hoher Grade der Waͤrme, Pyrometer zu nennen. Ich werde jedoch hier nur diejenigen Werkzeuge erwaͤhnen, die von ihren Erfindern zu Ausdehnungsmaaßen beſtimmt worden ſind, und wegen der uͤbrigen Pytometer auf den Artikel Thermometer verweiſen. Muſſchenbroek's erſtes Pyrometer (Tentamina exper. in academia del cimento. Lugd. Bat. 1731.4.P.II. P. 12.) gab ſchon eine Ausdehnung von (1/12500) rheinl. Zoll durch eine merkliche Bewegung des Zeigers an. Er gab ihm in der Folge eine verbeſſerte Einrichtung (Introd. ad philoſ. natur. To. II. §. 1527.), wobey die Ausdehnung einer Stange durch Raͤderwerk ſichtbarer gemacht wird. Die Stange wird an einem Ende feſt eingeſpannt, damit ſich das andere durch die Ausdehnung in die Laͤnge bewege, und durch ein daran befeſtigtes Staͤngelchen den Zahn eines Trillings fortdruͤcke. An der Axe des Trillings iſt ein großes Rad mit vielen Zaͤhnen, welche in einen andern Trilling eingreifen, an deſſen Axe wiederum ein groͤßeres Rad iſt, welches in einen dritten Trilling eingreift u. ſ. w. An der Axe des letzten Trillings iſt ein Zeiger, der ſich, ſo wenig auch die Stange ausgedehnt wird, ſehr weit und merklich fortdreht, und auf einem Zifferblatte Theile anzeigt, deren Anzahl der Ausdehnung proportional iſt. Damit die Bewegung des Zeigers mit dem erſten Augenblicke der Ausdehnung erfolge, muß der Zeiger ſo weit zuruͤckgedreht werden, als es angeht, damit alle Zaͤhne, die fortgeſchoben werden ſollen, einander voͤllig beruͤhren. Auch muß alles ſo eingerichtet ſeyn, daß die Stange allein erwaͤrmt wird, damit nicht das Geſtell ſich auch ausdehne, in welchem Falle man nur den Unterſchied beyder Ausdehnungen finden wuͤrde. Muſſchenbroek ſetzte zuerſt fuͤnf Weingeiſtlampen unter die Stange, aͤnderte aber nachher die Einrichtung ſo, daß durch dieſe Lampen Waſſer in einem blechernen Gefaͤß erhitzt und die Stange hineingelegt werden konnte. In dieſer Lage ward ſie an die eine Seitenwand des Gefaͤßes angeſtemmt,

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Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1798, S. 566. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch03_1798/572>, abgerufen am 30.05.2024.