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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1798.

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allmählig ins Weiße oder Helle verliert: eben so wie der blaue Saum, der helle Stellen umgiebt, wo sie durchs Prisma betrachtet an dunkle grenzen. Die Erfahrung zeigt dies sehr deutlich, und es sind die Winkel OtR=49°, OpR=50°; daher die Complemente derselben nahe 40° sind, und das Phänomen sich zeigt, wenn der Einfalls- und Zurückstralungswinkel etwa 40° betragen.

Klügel in den Zusätzen zu Priestleys Geschichte der Optik, S. 192. u. f. auch Priestley S. 204.

Brisson Dict. rais. de Physique. art. Prisme.

Prismatische Farben, Regenbogenfarben, Newtons einfache oder ursprüngliche Farben

Colores prismatici, Colores iridis, simplices, primitivi, Couleurs prismatiques, Couleurs de prisme, Couleurs simples, originaires, primitives. Die Farben der einfachen Lichtstralen. in welche das weiße oder zusammengesetzte Licht durch die Brechung zerstreuet wird, s. Farbenzerstreuung, Brechbarkeit, Farben. Sie zeigen sich beym Durchgange des Lichts durch Mittel, deren Flächen schiefe Winkel mit einander machen, z. B. durchs Prisma, durch die Ränder der Linsengläser, durch Kugeln, durch die Wassertropsen im Regenbogen.

Ihre Anzahl ist unbestimmt: denn sie liegen nicht deutlich begrenzt neben einander, sondern jede verläuft sich in die folgende durch einen unmerklichen Uebergang mit unzählbaren Schattirungen. Von den Regenbogenfarben bemerkt dies schon Seneca (Quaest. nat. L. I. c. 3.), mit Anführung der Verse, die es so schön ausdrücken: -- Diversi niteant cum mille colores, Transitus ipse tamen spectantia lumina fallit, Vsque adeo, quod tangit, idem est, tamen ultima distant. Man unterscheidet inzwischen sieben der kenntlichsten Abstufungen, nemlich: Roth, Orange, Gelb, Grün, Blau, Indig, Violet. Die rothen Stralen haben die geringste, die blauen und violetten die stärkste Brechbarkeit.


allmaͤhlig ins Weiße oder Helle verliert: eben ſo wie der blaue Saum, der helle Stellen umgiebt, wo ſie durchs Prisma betrachtet an dunkle grenzen. Die Erfahrung zeigt dies ſehr deutlich, und es ſind die Winkel OtR=49°, OpR=50°; daher die Complemente derſelben nahe 40° ſind, und das Phaͤnomen ſich zeigt, wenn der Einfalls- und Zuruͤckſtralungswinkel etwa 40° betragen.

Kluͤgel in den Zuſaͤtzen zu Prieſtleys Geſchichte der Optik, S. 192. u. f. auch Prieſtley S. 204.

Briſſon Dict. raiſ. de Phyſique. art. Priſme.

Prismatiſche Farben, Regenbogenfarben, Newtons einfache oder urſpruͤngliche Farben

Colores priſmatici, Colores iridis, ſimplices, primitivi, Couleurs priſmatiques, Couleurs de priſme, Couleurs ſimples, originaires, primitives. Die Farben der einfachen Lichtſtralen. in welche das weiße oder zuſammengeſetzte Licht durch die Brechung zerſtreuet wird, ſ. Farbenzerſtreuung, Brechbarkeit, Farben. Sie zeigen ſich beym Durchgange des Lichts durch Mittel, deren Flaͤchen ſchiefe Winkel mit einander machen, z. B. durchs Prisma, durch die Raͤnder der Linſenglaͤſer, durch Kugeln, durch die Waſſertropſen im Regenbogen.

Ihre Anzahl iſt unbeſtimmt: denn ſie liegen nicht deutlich begrenzt neben einander, ſondern jede verlaͤuft ſich in die folgende durch einen unmerklichen Uebergang mit unzaͤhlbaren Schattirungen. Von den Regenbogenfarben bemerkt dies ſchon Seneca (Quaeſt. nat. L. I. c. 3.), mit Anfuͤhrung der Verſe, die es ſo ſchoͤn ausdruͤcken: — Diverſi niteant cum mille colores, Tranſitus ipſe tamen ſpectantia lumina fallit, Vsque adeo, quod tangit, idem eſt, tamen ultima diſtant. Man unterſcheidet inzwiſchen ſieben der kenntlichſten Abſtufungen, nemlich: Roth, Orange, Gelb, Gruͤn, Blau, Indig, Violet. Die rothen Stralen haben die geringſte, die blauen und violetten die ſtaͤrkſte Brechbarkeit.

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[559/0565] allmaͤhlig ins Weiße oder Helle verliert: eben ſo wie der blaue Saum, der helle Stellen umgiebt, wo ſie durchs Prisma betrachtet an dunkle grenzen. Die Erfahrung zeigt dies ſehr deutlich, und es ſind die Winkel OtR=49°, OpR=50°; daher die Complemente derſelben nahe 40° ſind, und das Phaͤnomen ſich zeigt, wenn der Einfalls- und Zuruͤckſtralungswinkel etwa 40° betragen. Kluͤgel in den Zuſaͤtzen zu Prieſtleys Geſchichte der Optik, S. 192. u. f. auch Prieſtley S. 204. Briſſon Dict. raiſ. de Phyſique. art. Priſme. Prismatiſche Farben, Regenbogenfarben, Newtons einfache oder urſpruͤngliche Farben Colores priſmatici, Colores iridis, ſimplices, primitivi, Couleurs priſmatiques, Couleurs de priſme, Couleurs ſimples, originaires, primitives. Die Farben der einfachen Lichtſtralen. in welche das weiße oder zuſammengeſetzte Licht durch die Brechung zerſtreuet wird, ſ. Farbenzerſtreuung, Brechbarkeit, Farben. Sie zeigen ſich beym Durchgange des Lichts durch Mittel, deren Flaͤchen ſchiefe Winkel mit einander machen, z. B. durchs Prisma, durch die Raͤnder der Linſenglaͤſer, durch Kugeln, durch die Waſſertropſen im Regenbogen. Ihre Anzahl iſt unbeſtimmt: denn ſie liegen nicht deutlich begrenzt neben einander, ſondern jede verlaͤuft ſich in die folgende durch einen unmerklichen Uebergang mit unzaͤhlbaren Schattirungen. Von den Regenbogenfarben bemerkt dies ſchon Seneca (Quaeſt. nat. L. I. c. 3.), mit Anfuͤhrung der Verſe, die es ſo ſchoͤn ausdruͤcken: — Diverſi niteant cum mille colores, Tranſitus ipſe tamen ſpectantia lumina fallit, Vsque adeo, quod tangit, idem eſt, tamen ultima diſtant. Man unterſcheidet inzwiſchen ſieben der kenntlichſten Abſtufungen, nemlich: Roth, Orange, Gelb, Gruͤn, Blau, Indig, Violet. Die rothen Stralen haben die geringſte, die blauen und violetten die ſtaͤrkſte Brechbarkeit.

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Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1798, S. 559. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch03_1798/565>, abgerufen am 22.11.2024.