Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1798.
Bey der Venus und dem Merkur hat man diese Phasen freylich erst seit Erfindung der Fernröhre wahrnehmen können. Sie gehörten aber mit zu den ersten Entdekkungen, die Galilei im Nuncio sidereo 1610 bekannt machte. Hevel (Selenographiae prolegom. p. 58. sq.) hat sehr genaue Abzeichnungen von ihnen gegeben. Wenn die genannten Planeten in ihrer obern Conjunction mit der Sonne stehen, so wenden sie ihre erleuchtete Seite ganz gegen uns, und wir sehen sie, als runde Scheiben. Sie werden hierauf des Abends sichtbar, und fangen an, uns etwas von ihrer dunkeln Seite zu zeigen, bis sie in ihrer größten Ausweichung von der Sonne, als halbe Scheiben, wie der Mond in den Vierteln (dichotomi), erscheinen. Von hier aus nähern sie sich der Sonne wieder, nehmen an Lichte noch mehr ab, und werden sichelförmig, aber im Durchmesser sehr groß, weil sie jetzt zwischen der Sonne und der Erde hindurchgehen. Dabey ist ihr heller Theil immer gegen Abend, oder der Sonne zugekehrt. In der untern Conjunction selbst sind sie ganz dunkel, und gehen, wenn ihr Lauf die Sonnenscheibe trift, als schwarze Flecken vor derselben vorüber, s. Durchgänge. Nunmehr treten sie auf die Abendseite der Sonne, werden des Morgens sichtbar, und erscheinen wieder sichelförmig, doch so, daß nun der helle Theil morgenwärts gekehrt ist. Sie nehmen an Lichte immer zu, aber am Durchmesser ab. In der größten Ausweichung von der Sonne sieht man sie wieder, als halbe Scheiben. Von hieraus gehen sie langsam zur Sonne zurück, und erhalten immer mehr Rundung, bis sie endlich gegen die Zeit ihrer obern Conjunction wieder voll erscheinen. Diese Phasen sind allezeit so, wie sie aus den gegebnen Stellungen des Planeten, der Sonne, und der Erde folgen. Sie lassen sich daher leicht im voraus angeben. Die wiener Ephemeriden, und Herrn Bode Jahrbuch geben die Lichtgestalten der Venus von Monat zu Monat an.
Bey der Venus und dem Merkur hat man dieſe Phaſen freylich erſt ſeit Erfindung der Fernroͤhre wahrnehmen koͤnnen. Sie gehoͤrten aber mit zu den erſten Entdekkungen, die Galilei im Nuncio ſidereo 1610 bekannt machte. Hevel (Selenographiae prolegom. p. 58. ſq.) hat ſehr genaue Abzeichnungen von ihnen gegeben. Wenn die genannten Planeten in ihrer obern Conjunction mit der Sonne ſtehen, ſo wenden ſie ihre erleuchtete Seite ganz gegen uns, und wir ſehen ſie, als runde Scheiben. Sie werden hierauf des Abends ſichtbar, und fangen an, uns etwas von ihrer dunkeln Seite zu zeigen, bis ſie in ihrer groͤßten Ausweichung von der Sonne, als halbe Scheiben, wie der Mond in den Vierteln (dichotomi), erſcheinen. Von hier aus naͤhern ſie ſich der Sonne wieder, nehmen an Lichte noch mehr ab, und werden ſichelfoͤrmig, aber im Durchmeſſer ſehr groß, weil ſie jetzt zwiſchen der Sonne und der Erde hindurchgehen. Dabey iſt ihr heller Theil immer gegen Abend, oder der Sonne zugekehrt. In der untern Conjunction ſelbſt ſind ſie ganz dunkel, und gehen, wenn ihr Lauf die Sonnenſcheibe trift, als ſchwarze Flecken vor derſelben voruͤber, ſ. Durchgaͤnge. Nunmehr treten ſie auf die Abendſeite der Sonne, werden des Morgens ſichtbar, und erſcheinen wieder ſichelfoͤrmig, doch ſo, daß nun der helle Theil morgenwaͤrts gekehrt iſt. Sie nehmen an Lichte immer zu, aber am Durchmeſſer ab. In der groͤßten Ausweichung von der Sonne ſieht man ſie wieder, als halbe Scheiben. Von hieraus gehen ſie langſam zur Sonne zuruͤck, und erhalten immer mehr Rundung, bis ſie endlich gegen die Zeit ihrer obern Conjunction wieder voll erſcheinen. Dieſe Phaſen ſind allezeit ſo, wie ſie aus den gegebnen Stellungen des Planeten, der Sonne, und der Erde folgen. Sie laſſen ſich daher leicht im voraus angeben. Die wiener Ephemeriden, und Herrn Bode Jahrbuch geben die Lichtgeſtalten der Venus von Monat zu Monat an. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0459" xml:id="P.3.453" n="453"/><lb/> Fleck geſehen wird. Von den Phaſen des Monds iſt unter dem Worte <hi rendition="#b">Mondphaſen</hi> ausfuͤhrlicher gehandelt worden.</p> <p>Bey der <hi rendition="#b">Venus</hi> und dem <hi rendition="#b">Merkur</hi> hat man dieſe Phaſen freylich erſt ſeit Erfindung der Fernroͤhre wahrnehmen koͤnnen. Sie gehoͤrten aber mit zu den erſten Entdekkungen, die <hi rendition="#b">Galilei</hi> im <hi rendition="#aq">Nuncio ſidereo 1610</hi> bekannt machte. <hi rendition="#b">Hevel</hi> <hi rendition="#aq">(Selenographiae prolegom. p. 58. ſq.)</hi> hat ſehr genaue Abzeichnungen von ihnen gegeben. Wenn die genannten Planeten in ihrer obern Conjunction mit der Sonne ſtehen, ſo wenden ſie ihre erleuchtete Seite ganz gegen uns, und wir ſehen ſie, als runde Scheiben. Sie werden hierauf des Abends ſichtbar, und fangen an, uns etwas von ihrer dunkeln Seite zu zeigen, bis ſie in ihrer groͤßten Ausweichung von der Sonne, als halbe Scheiben, wie der Mond in den Vierteln <hi rendition="#aq">(dichotomi),</hi> erſcheinen. Von hier aus naͤhern ſie ſich der Sonne wieder, nehmen an Lichte noch mehr ab, und werden ſichelfoͤrmig, aber im Durchmeſſer ſehr groß, weil ſie jetzt zwiſchen der Sonne und der Erde hindurchgehen. Dabey iſt ihr heller Theil immer gegen Abend, oder der Sonne zugekehrt. In der untern Conjunction ſelbſt ſind ſie ganz dunkel, und gehen, wenn ihr Lauf die Sonnenſcheibe trift, als ſchwarze Flecken vor derſelben voruͤber, ſ. <hi rendition="#b">Durchgaͤnge.</hi> Nunmehr treten ſie auf die Abendſeite der Sonne, werden des Morgens ſichtbar, und erſcheinen wieder ſichelfoͤrmig, doch ſo, daß nun der helle Theil morgenwaͤrts gekehrt iſt. Sie nehmen an Lichte immer zu, aber am Durchmeſſer ab. In der groͤßten Ausweichung von der Sonne ſieht man ſie wieder, als halbe Scheiben. Von hieraus gehen ſie langſam zur Sonne zuruͤck, und erhalten immer mehr Rundung, bis ſie endlich gegen die Zeit ihrer obern Conjunction wieder voll erſcheinen. Dieſe Phaſen ſind allezeit ſo, wie ſie aus den gegebnen Stellungen des Planeten, der Sonne, und der Erde folgen. Sie laſſen ſich daher leicht im voraus angeben. Die wiener Ephemeriden, und Herrn <hi rendition="#b">Bode</hi> Jahrbuch geben die Lichtgeſtalten der Venus von Monat zu Monat an.<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [453/0459]
Fleck geſehen wird. Von den Phaſen des Monds iſt unter dem Worte Mondphaſen ausfuͤhrlicher gehandelt worden.
Bey der Venus und dem Merkur hat man dieſe Phaſen freylich erſt ſeit Erfindung der Fernroͤhre wahrnehmen koͤnnen. Sie gehoͤrten aber mit zu den erſten Entdekkungen, die Galilei im Nuncio ſidereo 1610 bekannt machte. Hevel (Selenographiae prolegom. p. 58. ſq.) hat ſehr genaue Abzeichnungen von ihnen gegeben. Wenn die genannten Planeten in ihrer obern Conjunction mit der Sonne ſtehen, ſo wenden ſie ihre erleuchtete Seite ganz gegen uns, und wir ſehen ſie, als runde Scheiben. Sie werden hierauf des Abends ſichtbar, und fangen an, uns etwas von ihrer dunkeln Seite zu zeigen, bis ſie in ihrer groͤßten Ausweichung von der Sonne, als halbe Scheiben, wie der Mond in den Vierteln (dichotomi), erſcheinen. Von hier aus naͤhern ſie ſich der Sonne wieder, nehmen an Lichte noch mehr ab, und werden ſichelfoͤrmig, aber im Durchmeſſer ſehr groß, weil ſie jetzt zwiſchen der Sonne und der Erde hindurchgehen. Dabey iſt ihr heller Theil immer gegen Abend, oder der Sonne zugekehrt. In der untern Conjunction ſelbſt ſind ſie ganz dunkel, und gehen, wenn ihr Lauf die Sonnenſcheibe trift, als ſchwarze Flecken vor derſelben voruͤber, ſ. Durchgaͤnge. Nunmehr treten ſie auf die Abendſeite der Sonne, werden des Morgens ſichtbar, und erſcheinen wieder ſichelfoͤrmig, doch ſo, daß nun der helle Theil morgenwaͤrts gekehrt iſt. Sie nehmen an Lichte immer zu, aber am Durchmeſſer ab. In der groͤßten Ausweichung von der Sonne ſieht man ſie wieder, als halbe Scheiben. Von hieraus gehen ſie langſam zur Sonne zuruͤck, und erhalten immer mehr Rundung, bis ſie endlich gegen die Zeit ihrer obern Conjunction wieder voll erſcheinen. Dieſe Phaſen ſind allezeit ſo, wie ſie aus den gegebnen Stellungen des Planeten, der Sonne, und der Erde folgen. Sie laſſen ſich daher leicht im voraus angeben. Die wiener Ephemeriden, und Herrn Bode Jahrbuch geben die Lichtgeſtalten der Venus von Monat zu Monat an.
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