die Linie der Viertel fällt. Am sinnlichsten kan man sich diese Ungleichheit so vorstellen, als ob die Ellipse, die der Mond um die Erde beschreibt, von der Sonne aus einander gezogen würde, wie die Wasserkugel bey der Ebbe und Fluth in ein Sphäroid ausgezogen wird; daher diese Ellipse länglicher und schmäler wird, wenn sich ihre Axe gegen die Sonne kehrt, hingegen runder und dem Kreise ähnlicher, wenn die Axe gegen die Sonnenstralen senkrecht steht. Dadurch kan der Ort des Monds bisweilen um 2 Grad verändert werden. Die Variation entsteht daraus, daß die Gravitation des Monds gegen die Sonne in der einen Helfte der Bahn seiner Geschwindigkeit entgegenwirkt, in der andern aber, wenn er auf die Sonne zu geht, seiner Bewegung mehr beförderlich ist. Die größten Wirkungen hievon äussern sich in den Achteln, oder 45° vor und nach dem Neumonde. Die jährliche Gleichung endlich rührt daher, weil die Erde mit dem Monde der Sonne im Winter näher, als im Sommer, ist; daher im Winter die Axe der Mondbahn etwas größer wird, und der periodische Monat länger dauret, als im Sommer.
Die Apsidenlinien der Planetenbahnen rücken durch die Wirkung der Perturbationen jährlich nach der Ordnung der Zeichen fort, s. Sonnenferne, die Knotenlinien hingegen gehen zurück, s. Knoten. Die Axe der Mondbahn rückt in den Syzygien stark vorwärts, in den Vierteln ein wenig rückwärts; der Ueberschuß des Vorrückens beträgt so viel, daß die Erdferne und Erdnähe ohngefähr in 9 Jahren um den ganzen Himmel herum kommen. Auch die Knoten des Monds gehen in 9 Jahren, aber in entgegengesetzter Richtung um den Himmel. Die Neigung der Mondbahn gegen die Ekliptik ist am größten, wenn die Knotenlinie durch die Viertel geht, am kleinften, wenn sie nach der Sonne gerichtet ist.
Von einigen Störungen des Laufs der Erde s. Vorrücken der Nachtgleichen, Wanken der Erdare. Der Ort der Erde, oder der Sonne aus den Tafeln, muß nach den Wirkungen des Monds, der Venus und des Jupiters berichtiget werden. Die Perturbationen der obern
die Linie der Viertel faͤllt. Am ſinnlichſten kan man ſich dieſe Ungleichheit ſo vorſtellen, als ob die Ellipſe, die der Mond um die Erde beſchreibt, von der Sonne aus einander gezogen wuͤrde, wie die Waſſerkugel bey der Ebbe und Fluth in ein Sphaͤroid ausgezogen wird; daher dieſe Ellipſe laͤnglicher und ſchmaͤler wird, wenn ſich ihre Axe gegen die Sonne kehrt, hingegen runder und dem Kreiſe aͤhnlicher, wenn die Axe gegen die Sonnenſtralen ſenkrecht ſteht. Dadurch kan der Ort des Monds bisweilen um 2 Grad veraͤndert werden. Die Variation entſteht daraus, daß die Gravitation des Monds gegen die Sonne in der einen Helfte der Bahn ſeiner Geſchwindigkeit entgegenwirkt, in der andern aber, wenn er auf die Sonne zu geht, ſeiner Bewegung mehr befoͤrderlich iſt. Die groͤßten Wirkungen hievon aͤuſſern ſich in den Achteln, oder 45° vor und nach dem Neumonde. Die jaͤhrliche Gleichung endlich ruͤhrt daher, weil die Erde mit dem Monde der Sonne im Winter naͤher, als im Sommer, iſt; daher im Winter die Axe der Mondbahn etwas groͤßer wird, und der periodiſche Monat laͤnger dauret, als im Sommer.
Die Apſidenlinien der Planetenbahnen ruͤcken durch die Wirkung der Perturbationen jaͤhrlich nach der Ordnung der Zeichen fort, ſ. Sonnenferne, die Knotenlinien hingegen gehen zuruͤck, ſ. Knoten. Die Axe der Mondbahn ruͤckt in den Syzygien ſtark vorwaͤrts, in den Vierteln ein wenig ruͤckwaͤrts; der Ueberſchuß des Vorruͤckens betraͤgt ſo viel, daß die Erdferne und Erdnaͤhe ohngefaͤhr in 9 Jahren um den ganzen Himmel herum kommen. Auch die Knoten des Monds gehen in 9 Jahren, aber in entgegengeſetzter Richtung um den Himmel. Die Neigung der Mondbahn gegen die Ekliptik iſt am groͤßten, wenn die Knotenlinie durch die Viertel geht, am kleinften, wenn ſie nach der Sonne gerichtet iſt.
Von einigen Stoͤrungen des Laufs der Erde ſ. Vorruͤcken der Nachtgleichen, Wanken der Erdare. Der Ort der Erde, oder der Sonne aus den Tafeln, muß nach den Wirkungen des Monds, der Venus und des Jupiters berichtiget werden. Die Perturbationen der obern
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die Linie der Viertel faͤllt. Am ſinnlichſten kan man ſich dieſe Ungleichheit ſo vorſtellen, als ob die Ellipſe, die der Mond um die Erde beſchreibt, von der Sonne aus einander gezogen wuͤrde, wie die Waſſerkugel bey der Ebbe und Fluth in ein Sphaͤroid ausgezogen wird; daher dieſe Ellipſe laͤnglicher und ſchmaͤler wird, wenn ſich ihre Axe gegen die Sonne kehrt, hingegen runder und dem Kreiſe aͤhnlicher, wenn die Axe gegen die Sonnenſtralen ſenkrecht ſteht. Dadurch kan der Ort des Monds bisweilen um 2 Grad veraͤndert werden. Die Variation entſteht daraus, daß die Gravitation des Monds gegen die Sonne in der einen Helfte der Bahn ſeiner Geſchwindigkeit entgegenwirkt, in der andern aber, wenn er auf die Sonne zu geht, ſeiner Bewegung mehr befoͤrderlich iſt. Die groͤßten Wirkungen hievon aͤuſſern ſich in den Achteln, oder 45° vor und nach dem Neumonde. Die jaͤhrliche Gleichung endlich ruͤhrt daher, weil die Erde mit dem Monde der Sonne im Winter naͤher, als im Sommer, iſt; daher im Winter die Axe der Mondbahn etwas groͤßer wird, und der periodiſche Monat laͤnger dauret, als im Sommer.
Die Apſidenlinien der Planetenbahnen ruͤcken durch die Wirkung der Perturbationen jaͤhrlich nach der Ordnung der Zeichen fort, ſ. Sonnenferne, die Knotenlinien hingegen gehen zuruͤck, ſ. Knoten. Die Axe der Mondbahn ruͤckt in den Syzygien ſtark vorwaͤrts, in den Vierteln ein wenig ruͤckwaͤrts; der Ueberſchuß des Vorruͤckens betraͤgt ſo viel, daß die Erdferne und Erdnaͤhe ohngefaͤhr in 9 Jahren um den ganzen Himmel herum kommen. Auch die Knoten des Monds gehen in 9 Jahren, aber in entgegengeſetzter Richtung um den Himmel. Die Neigung der Mondbahn gegen die Ekliptik iſt am groͤßten, wenn die Knotenlinie durch die Viertel geht, am kleinften, wenn ſie nach der Sonne gerichtet iſt.
Von einigen Stoͤrungen des Laufs der Erde ſ. Vorruͤcken der Nachtgleichen, Wanken der Erdare. Der Ort der Erde, oder der Sonne aus den Tafeln, muß nach den Wirkungen des Monds, der Venus und des Jupiters berichtiget werden. Die Perturbationen der obern
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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1798, S. 443. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch03_1798/449>, abgerufen am 22.11.2024.
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