im Winter, und gewöhnliche Pendeluhren machen in einem Tage im Winter etwa eine halbe Minute mehr, als im Sommer. De la Lande(Astr. 2de ed. §. 2462.) giebt 20 Sec. an; und so fand es auch Herr Kästner (Ueber die Aenderung des Ganges der Pendeluhren. Götting. 1778. 4.) an einer von Kampe verfertigten Uhr.
Das beste Mittel hiegegen wäre nun wohl dieses, daß man alle Pendelbeobachtungen bey einerley Grade der Wärme anstellte, oder wo dies nicht angienge, wenigstens den Grad der Wärme und die Beschaffenheit des Pendels genau anzeigte, um wo möglich, die Verlängerung oder Verkürzung der Pendelstange zu berechnen. Herr von Maupertuis hielt sein Pendel allezeit in gleicher Wärme; er erinnert aber, daß man in dieser Absicht unabläßig nach dem Thermometer sehen, auch Thermometer und Pendel in gleichen Höhen über dem Fußboden und in gleicher Entfernung vom Feuer halten müsse.
Graham, der um die Verbesserung der Werkzeuge so große Verdienste hat, fiel anfänglich darauf, die Pendelstangen von Ebenholz oder Nußbaum zu machen, weil das Holz nach der Länge der Fasern durch die Wärme nicht. merklich ausgedehnt wird; es ist aber dagegen wieder dem Fehler ausgesetzt, daß es sich durch den Wechsel der Feuchtigkeit und Trockenheit wirft oder krümmet. Dicke metallne Stangen helfen auch nicht, weil sie von der Wärme eben so sehr, als dünne, verlängert werden. Graham versuchte auch, ein Thermometer so am Pendel anzubringen, daß der Mittelpunkt des Schwunges durchs Aufsteigen des Quecksilbers um eben so viel erhoben werden sollte, als er durch die Verlängerung der Stange von der Wärme tiefer gebracht worden sey, damit er durch eine Art von Compensation immer an einerley Stelle und in gleichem Abstande vom Aufhängungspunkte erhalten würde.
Er fand es aber nachher weit besser, eine solche Compensation durch Verbindungen von mehrern Stangen aus verschiednen Metallen zu bewirken. Daraus ist eine Art von Pendeln entstanden, die man rostförmige(grid iron pendulums) nennt, weil sie wegen der mehreren parallelen
im Winter, und gewoͤhnliche Pendeluhren machen in einem Tage im Winter etwa eine halbe Minute mehr, als im Sommer. De la Lande(Aſtr. 2de ed. §. 2462.) giebt 20 Sec. an; und ſo fand es auch Herr Kaͤſtner (Ueber die Aenderung des Ganges der Pendeluhren. Goͤtting. 1778. 4.) an einer von Kampe verfertigten Uhr.
Das beſte Mittel hiegegen waͤre nun wohl dieſes, daß man alle Pendelbeobachtungen bey einerley Grade der Waͤrme anſtellte, oder wo dies nicht angienge, wenigſtens den Grad der Waͤrme und die Beſchaffenheit des Pendels genau anzeigte, um wo moͤglich, die Verlaͤngerung oder Verkuͤrzung der Pendelſtange zu berechnen. Herr von Maupertuis hielt ſein Pendel allezeit in gleicher Waͤrme; er erinnert aber, daß man in dieſer Abſicht unablaͤßig nach dem Thermometer ſehen, auch Thermometer und Pendel in gleichen Hoͤhen uͤber dem Fußboden und in gleicher Entfernung vom Feuer halten muͤſſe.
Graham, der um die Verbeſſerung der Werkzeuge ſo große Verdienſte hat, fiel anfaͤnglich darauf, die Pendelſtangen von Ebenholz oder Nußbaum zu machen, weil das Holz nach der Laͤnge der Faſern durch die Waͤrme nicht. merklich ausgedehnt wird; es iſt aber dagegen wieder dem Fehler ausgeſetzt, daß es ſich durch den Wechſel der Feuchtigkeit und Trockenheit wirft oder kruͤmmet. Dicke metallne Stangen helfen auch nicht, weil ſie von der Waͤrme eben ſo ſehr, als duͤnne, verlaͤngert werden. Graham verſuchte auch, ein Thermometer ſo am Pendel anzubringen, daß der Mittelpunkt des Schwunges durchs Aufſteigen des Queckſilbers um eben ſo viel erhoben werden ſollte, als er durch die Verlaͤngerung der Stange von der Waͤrme tiefer gebracht worden ſey, damit er durch eine Art von Compenſation immer an einerley Stelle und in gleichem Abſtande vom Aufhaͤngungspunkte erhalten wuͤrde.
Er fand es aber nachher weit beſſer, eine ſolche Compenſation durch Verbindungen von mehrern Stangen aus verſchiednen Metallen zu bewirken. Daraus iſt eine Art von Pendeln entſtanden, die man roſtfoͤrmige(grid iron pendulums) nennt, weil ſie wegen der mehreren parallelen
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im Winter, und gewoͤhnliche Pendeluhren machen in einem Tage im Winter etwa eine halbe Minute mehr, als im Sommer. De la Lande (Aſtr. 2de ed. §. 2462.) giebt 20 Sec. an; und ſo fand es auch Herr Kaͤſtner (Ueber die Aenderung des Ganges der Pendeluhren. Goͤtting. 1778. 4.) an einer von Kampe verfertigten Uhr.
Das beſte Mittel hiegegen waͤre nun wohl dieſes, daß man alle Pendelbeobachtungen bey einerley Grade der Waͤrme anſtellte, oder wo dies nicht angienge, wenigſtens den Grad der Waͤrme und die Beſchaffenheit des Pendels genau anzeigte, um wo moͤglich, die Verlaͤngerung oder Verkuͤrzung der Pendelſtange zu berechnen. Herr von Maupertuis hielt ſein Pendel allezeit in gleicher Waͤrme; er erinnert aber, daß man in dieſer Abſicht unablaͤßig nach dem Thermometer ſehen, auch Thermometer und Pendel in gleichen Hoͤhen uͤber dem Fußboden und in gleicher Entfernung vom Feuer halten muͤſſe.
Graham, der um die Verbeſſerung der Werkzeuge ſo große Verdienſte hat, fiel anfaͤnglich darauf, die Pendelſtangen von Ebenholz oder Nußbaum zu machen, weil das Holz nach der Laͤnge der Faſern durch die Waͤrme nicht. merklich ausgedehnt wird; es iſt aber dagegen wieder dem Fehler ausgeſetzt, daß es ſich durch den Wechſel der Feuchtigkeit und Trockenheit wirft oder kruͤmmet. Dicke metallne Stangen helfen auch nicht, weil ſie von der Waͤrme eben ſo ſehr, als duͤnne, verlaͤngert werden. Graham verſuchte auch, ein Thermometer ſo am Pendel anzubringen, daß der Mittelpunkt des Schwunges durchs Aufſteigen des Queckſilbers um eben ſo viel erhoben werden ſollte, als er durch die Verlaͤngerung der Stange von der Waͤrme tiefer gebracht worden ſey, damit er durch eine Art von Compenſation immer an einerley Stelle und in gleichem Abſtande vom Aufhaͤngungspunkte erhalten wuͤrde.
Er fand es aber nachher weit beſſer, eine ſolche Compenſation durch Verbindungen von mehrern Stangen aus verſchiednen Metallen zu bewirken. Daraus iſt eine Art von Pendeln entſtanden, die man roſtfoͤrmige (grid iron pendulums) nennt, weil ſie wegen der mehreren parallelen
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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1798, S. 433. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch03_1798/439>, abgerufen am 22.07.2024.
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