Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1798.
Wenn sich das Gestirn P um die Erde bewegt, oder auch nur zu bewegen scheint (wie alle Gestirne bey der täglichen Umdrehung), so ist es bey p im wahren, bey P im scheinbaren Horizonte des Orts A, s. Horizont. Diese beyden Horizonte sind also in Absicht auf dieses Gestirn um den Bogen Pp von einander entfernt, welcher das Maaß des Winkels PTp ist. Weil aber beyde Horizonte hr und HR parallel sind, so sind die Wechselswinkel PTp und TPA gleich; daher ist der Bogen, um den beyde Horizonte aus einander liegen, auch das Maaß von TPA, oder von der Horizontalparallare. So rechtfertigt sich, was man beym Worte Horizont (Th. II. S. 649.) findet, daß der Bogen, um welchen beyde Horizonte abstehen, den Namen der Horizontalparallare führe. Man muß nur P nach Hhb selbst versetzen, weil ich dort nicht von einem Gestirn, sondern von Stellen der scheinbaren Himmelskugel selbst redete. Nun ist es durch unzählbare und äußerst genaue Beobachtungen bestätiget, daß (wenn man die Wirkungen der Stralenbrechung abrechnet) jeder Fixstern, so bald er bey der täglichen Umdrehung in den wahren Horizont HR gelangt, in ebendemselben Augenblicke auch im scheinbaren Horizonte hr erscheine. Man schließt hieraus, daß in Absicht der Fixsterne gar keine Parallare statt finde. Wäre eine vorhanden, so müßten Fixsterne, die im Aequator stehen, länger unter dem Horizonte, als über demselben seyn, weil der scheinbare Horizont einen größern Theil der Kreise um T unter sich, als über sich hat. Es müßten sich auch die Lagen der Fixsterne gegen einander selbst ändern, wenn man sie aus verschiedenen Stellen der Erde betrachtete u. s. w. Von allem diesen bemerkt man nichts an den Fixsternen. Jch brauche hierüber nicht weitläuftig zu seyn, da der folgende Artikel: Parallare der Erdbahn jeden Gedanken der Möglichkeit einer täglichen Parallare der Fixsterne vertilgen wird.
Wenn ſich das Geſtirn P um die Erde bewegt, oder auch nur zu bewegen ſcheint (wie alle Geſtirne bey der taͤglichen Umdrehung), ſo iſt es bey p im wahren, bey P im ſcheinbaren Horizonte des Orts A, ſ. Horizont. Dieſe beyden Horizonte ſind alſo in Abſicht auf dieſes Geſtirn um den Bogen Pp von einander entfernt, welcher das Maaß des Winkels PTp iſt. Weil aber beyde Horizonte hr und HR parallel ſind, ſo ſind die Wechſelswinkel PTp und TPA gleich; daher iſt der Bogen, um den beyde Horizonte aus einander liegen, auch das Maaß von TPA, oder von der Horizontalparallare. So rechtfertigt ſich, was man beym Worte Horizont (Th. II. S. 649.) findet, daß der Bogen, um welchen beyde Horizonte abſtehen, den Namen der Horizontalparallare fuͤhre. Man muß nur P nach Hhb ſelbſt verſetzen, weil ich dort nicht von einem Geſtirn, ſondern von Stellen der ſcheinbaren Himmelskugel ſelbſt redete. Nun iſt es durch unzaͤhlbare und aͤußerſt genaue Beobachtungen beſtaͤtiget, daß (wenn man die Wirkungen der Stralenbrechung abrechnet) jeder Fixſtern, ſo bald er bey der taͤglichen Umdrehung in den wahren Horizont HR gelangt, in ebendemſelben Augenblicke auch im ſcheinbaren Horizonte hr erſcheine. Man ſchließt hieraus, daß in Abſicht der Fixſterne gar keine Parallare ſtatt finde. Waͤre eine vorhanden, ſo muͤßten Fixſterne, die im Aequator ſtehen, laͤnger unter dem Horizonte, als uͤber demſelben ſeyn, weil der ſcheinbare Horizont einen groͤßern Theil der Kreiſe um T unter ſich, als uͤber ſich hat. Es muͤßten ſich auch die Lagen der Fixſterne gegen einander ſelbſt aͤndern, wenn man ſie aus verſchiedenen Stellen der Erde betrachtete u. ſ. w. Von allem dieſen bemerkt man nichts an den Fixſternen. Jch brauche hieruͤber nicht weitlaͤuftig zu ſeyn, da der folgende Artikel: Parallare der Erdbahn jeden Gedanken der Moͤglichkeit einer taͤglichen Parallare der Fixſterne vertilgen wird. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0407" xml:id="P.3.401" n="401"/><lb/> nach unſere Kraͤfte ganz zu uͤberſteigen ſchien. Es wird daher nicht uͤberfluͤßig ſeyn, noch etwas von der Erfindung der Parallare ſelbſt beyzufuͤgen.</p> <p>Wenn ſich das Geſtirn <hi rendition="#aq">P</hi> um die Erde bewegt, oder auch nur zu bewegen ſcheint (wie alle Geſtirne bey der taͤglichen Umdrehung), ſo iſt es bey <hi rendition="#aq">p</hi> im wahren, bey <hi rendition="#aq">P</hi> im ſcheinbaren Horizonte des Orts <hi rendition="#aq">A,</hi> ſ. <hi rendition="#b">Horizont.</hi> Dieſe beyden Horizonte ſind alſo in Abſicht auf dieſes Geſtirn um den Bogen <hi rendition="#aq">Pp</hi> von einander entfernt, welcher das Maaß des Winkels <hi rendition="#aq">PTp</hi> iſt. Weil aber beyde Horizonte <hi rendition="#aq">hr</hi> und <hi rendition="#aq">HR</hi> parallel ſind, ſo ſind die Wechſelswinkel <hi rendition="#aq">PTp</hi> und <hi rendition="#aq">TPA</hi> gleich; daher iſt der Bogen, um den beyde Horizonte aus einander liegen, auch das Maaß von <hi rendition="#aq">TPA,</hi> oder von der Horizontalparallare. So rechtfertigt ſich, was man beym Worte <hi rendition="#b">Horizont</hi> (Th. <hi rendition="#aq">II.</hi> S. 649.) findet, daß der Bogen, um welchen beyde Horizonte abſtehen, den Namen der <hi rendition="#b">Horizontalparallare</hi> fuͤhre. Man muß nur <hi rendition="#aq">P</hi> nach <hi rendition="#aq">Hhb</hi> ſelbſt verſetzen, weil ich dort nicht von einem Geſtirn, ſondern von Stellen der ſcheinbaren Himmelskugel ſelbſt redete.</p> <p>Nun iſt es durch unzaͤhlbare und aͤußerſt genaue Beobachtungen beſtaͤtiget, daß (wenn man die Wirkungen der Stralenbrechung abrechnet) jeder <hi rendition="#b">Fixſtern,</hi> ſo bald er bey der taͤglichen Umdrehung in den wahren Horizont <hi rendition="#aq">HR</hi> gelangt, in ebendemſelben Augenblicke auch im ſcheinbaren Horizonte <hi rendition="#aq">hr</hi> erſcheine. Man ſchließt hieraus, daß in Abſicht der Fixſterne <hi rendition="#b">gar keine</hi> Parallare ſtatt finde. Waͤre eine vorhanden, ſo muͤßten Fixſterne, die im Aequator ſtehen, laͤnger unter dem Horizonte, als uͤber demſelben ſeyn, weil der ſcheinbare Horizont einen groͤßern Theil der Kreiſe um <hi rendition="#aq">T</hi> unter ſich, als uͤber ſich hat. Es muͤßten ſich auch die Lagen der Fixſterne gegen einander ſelbſt aͤndern, wenn man ſie aus verſchiedenen Stellen der Erde betrachtete u. ſ. w. Von allem dieſen bemerkt man nichts an den Fixſternen. Jch brauche hieruͤber nicht weitlaͤuftig zu ſeyn, da der folgende Artikel: <hi rendition="#b">Parallare der Erdbahn</hi> jeden Gedanken der Moͤglichkeit einer taͤglichen Parallare der Fixſterne vertilgen wird.<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [401/0407]
nach unſere Kraͤfte ganz zu uͤberſteigen ſchien. Es wird daher nicht uͤberfluͤßig ſeyn, noch etwas von der Erfindung der Parallare ſelbſt beyzufuͤgen.
Wenn ſich das Geſtirn P um die Erde bewegt, oder auch nur zu bewegen ſcheint (wie alle Geſtirne bey der taͤglichen Umdrehung), ſo iſt es bey p im wahren, bey P im ſcheinbaren Horizonte des Orts A, ſ. Horizont. Dieſe beyden Horizonte ſind alſo in Abſicht auf dieſes Geſtirn um den Bogen Pp von einander entfernt, welcher das Maaß des Winkels PTp iſt. Weil aber beyde Horizonte hr und HR parallel ſind, ſo ſind die Wechſelswinkel PTp und TPA gleich; daher iſt der Bogen, um den beyde Horizonte aus einander liegen, auch das Maaß von TPA, oder von der Horizontalparallare. So rechtfertigt ſich, was man beym Worte Horizont (Th. II. S. 649.) findet, daß der Bogen, um welchen beyde Horizonte abſtehen, den Namen der Horizontalparallare fuͤhre. Man muß nur P nach Hhb ſelbſt verſetzen, weil ich dort nicht von einem Geſtirn, ſondern von Stellen der ſcheinbaren Himmelskugel ſelbſt redete.
Nun iſt es durch unzaͤhlbare und aͤußerſt genaue Beobachtungen beſtaͤtiget, daß (wenn man die Wirkungen der Stralenbrechung abrechnet) jeder Fixſtern, ſo bald er bey der taͤglichen Umdrehung in den wahren Horizont HR gelangt, in ebendemſelben Augenblicke auch im ſcheinbaren Horizonte hr erſcheine. Man ſchließt hieraus, daß in Abſicht der Fixſterne gar keine Parallare ſtatt finde. Waͤre eine vorhanden, ſo muͤßten Fixſterne, die im Aequator ſtehen, laͤnger unter dem Horizonte, als uͤber demſelben ſeyn, weil der ſcheinbare Horizont einen groͤßern Theil der Kreiſe um T unter ſich, als uͤber ſich hat. Es muͤßten ſich auch die Lagen der Fixſterne gegen einander ſelbſt aͤndern, wenn man ſie aus verſchiedenen Stellen der Erde betrachtete u. ſ. w. Von allem dieſen bemerkt man nichts an den Fixſternen. Jch brauche hieruͤber nicht weitlaͤuftig zu ſeyn, da der folgende Artikel: Parallare der Erdbahn jeden Gedanken der Moͤglichkeit einer taͤglichen Parallare der Fixſterne vertilgen wird.
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