Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1798.

Bild:
<< vorherige Seite


im Durchmesser, hielt also im körperlichen Raume 1203708 Cubiklinien. Luftleer wog sie 704 Gran weniger, als sonst. Also wiegen 1000000 Cubiklinien oder 1 rheinisch. Cubikschuh Luft (704000000/1203708) d. i. beynahe 585 Gran. Ein Cubikschuh Wasser wiegt nach Wolfs Angabe 495000 Gran; und so giebt dieser Versuch die Luft (495000/585) oder fast 846 mal leichter als das Wasser.

Durch ähnliche Versuche fanden Burkard de Volder (Quaest. acad. de aeris gravitate, §. 52.) die Luft 970 mal, Homberg (Mem. de Paris, 1693.) 800 mal, Hawksbee 885 mal leichter, als Wasser. Halley nahm sie 800 -- 860 mal leichter an, und Musschenbroek (Introd. ad philos. nat. To. II. §. 2059.) setzt die Grenzen 606 bis 1000mal. s'Gravesande (Phys. Elem. math. L. IV. c. 5. §. 2164.) bediente sich einer von Jacob Bernoulli vorgeschlagnen Methode, das luftleere Gefäß im Wasser zu wägen, und findet dadurch die specifischen Schweren des Wassers und der Luft, wie 798 zu 1.

Wenn solche Versuche etwas Bestimmtes lehren sollen, so muß dabey wenigstens Barometerstand und Wärme (eigentlich auch Feuchtigkeit und Reinigkeit der Luft) angegeben, und auf die Verschiedenheit des Wassers Rücksicht genommen werden. Das haben aber die genannten Naturforscher gar nicht beobachtet, daher man auch keinen genauen Gebrauch von ihren Resultaten machen kan. Inzwischen läßt sich im Durchschnitte, für eine mittlere Barometerhöhe (27 1/2 par. Zoll) und bey einer mittlern Temperatur (10° Reaum.) die Luft etwa 800 mal leichter, als Wasser, annehmen. So ist, des Wassers Dichte = 1 gesetzt, die Dichte dieser Luft = (1/800) oder = 0,00125.

Die barometrischen Höhenmessungen zeigen einen andern Weg, die Dichte der Luft zu bestimmen. Man findet bey dem Worte: Höhenmessung (Th. II. S. 618.) erwiesen, daß die Subtangente oder das c der dort gefundenen allgemeinen Formel, durch die Barometerhöhe f dividirt,


im Durchmeſſer, hielt alſo im koͤrperlichen Raume 1203708 Cubiklinien. Luftleer wog ſie 704 Gran weniger, als ſonſt. Alſo wiegen 1000000 Cubiklinien oder 1 rheiniſch. Cubikſchuh Luft (704000000/1203708) d. i. beynahe 585 Gran. Ein Cubikſchuh Waſſer wiegt nach Wolfs Angabe 495000 Gran; und ſo giebt dieſer Verſuch die Luft (495000/585) oder faſt 846 mal leichter als das Waſſer.

Durch aͤhnliche Verſuche fanden Burkard de Volder (Quaeſt. acad. de aëris gravitate, §. 52.) die Luft 970 mal, Homberg (Mém. de Paris, 1693.) 800 mal, Hawksbee 885 mal leichter, als Waſſer. Halley nahm ſie 800 — 860 mal leichter an, und Muſſchenbroek (Introd. ad philoſ. nat. To. II. §. 2059.) ſetzt die Grenzen 606 bis 1000mal. s'Graveſande (Phyſ. Elem. math. L. IV. c. 5. §. 2164.) bediente ſich einer von Jacob Bernoulli vorgeſchlagnen Methode, das luftleere Gefaͤß im Waſſer zu waͤgen, und findet dadurch die ſpecifiſchen Schweren des Waſſers und der Luft, wie 798 zu 1.

Wenn ſolche Verſuche etwas Beſtimmtes lehren ſollen, ſo muß dabey wenigſtens Barometerſtand und Waͤrme (eigentlich auch Feuchtigkeit und Reinigkeit der Luft) angegeben, und auf die Verſchiedenheit des Waſſers Ruͤckſicht genommen werden. Das haben aber die genannten Naturforſcher gar nicht beobachtet, daher man auch keinen genauen Gebrauch von ihren Reſultaten machen kan. Inzwiſchen laͤßt ſich im Durchſchnitte, fuͤr eine mittlere Barometerhoͤhe (27 1/2 par. Zoll) und bey einer mittlern Temperatur (10° Reaum.) die Luft etwa 800 mal leichter, als Waſſer, annehmen. So iſt, des Waſſers Dichte = 1 geſetzt, die Dichte dieſer Luft = (1/800) oder = 0,00125.

Die barometriſchen Hoͤhenmeſſungen zeigen einen andern Weg, die Dichte der Luft zu beſtimmen. Man findet bey dem Worte: Hoͤhenmeſſung (Th. II. S. 618.) erwieſen, daß die Subtangente oder das c der dort gefundenen allgemeinen Formel, durch die Barometerhoͤhe f dividirt,

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0031" xml:id="P.3.25" n="25"/><lb/>
im Durchme&#x017F;&#x017F;er, hielt al&#x017F;o im ko&#x0364;rperlichen Raume 1203708 Cubiklinien. Luftleer wog &#x017F;ie 704 Gran weniger, als &#x017F;on&#x017F;t. Al&#x017F;o wiegen 1000000 Cubiklinien oder 1 rheini&#x017F;ch. Cubik&#x017F;chuh Luft (704000000/1203708) d. i. beynahe 585 Gran. Ein Cubik&#x017F;chuh Wa&#x017F;&#x017F;er wiegt nach Wolfs Angabe 495000 Gran; und &#x017F;o giebt die&#x017F;er Ver&#x017F;uch die Luft (495000/585) oder fa&#x017F;t 846 mal leichter als das Wa&#x017F;&#x017F;er.</p>
            <p>Durch a&#x0364;hnliche Ver&#x017F;uche fanden <hi rendition="#b">Burkard de Volder</hi> <hi rendition="#aq">(Quae&#x017F;t. acad. de aëris gravitate, §. 52.)</hi> die Luft 970 mal, <hi rendition="#b">Homberg</hi> <hi rendition="#aq">(Mém. de Paris, 1693.)</hi> 800 mal, <hi rendition="#b">Hawksbee</hi> 885 mal leichter, als Wa&#x017F;&#x017F;er. <hi rendition="#b">Halley</hi> nahm &#x017F;ie 800 &#x2014; 860 mal leichter an, und <hi rendition="#b">Mu&#x017F;&#x017F;chenbroek</hi> <hi rendition="#aq">(Introd. ad philo&#x017F;. nat. To. II. §. 2059.)</hi> &#x017F;etzt die Grenzen 606 bis 1000mal. <hi rendition="#b">s'Grave&#x017F;ande</hi> <hi rendition="#aq">(Phy&#x017F;. Elem. math. L. IV. c. 5. §. 2164.)</hi> bediente &#x017F;ich einer von Jacob Bernoulli vorge&#x017F;chlagnen Methode, das luftleere Gefa&#x0364;ß im Wa&#x017F;&#x017F;er zu wa&#x0364;gen, und findet dadurch die &#x017F;pecifi&#x017F;chen Schweren des Wa&#x017F;&#x017F;ers und der Luft, wie 798 zu 1.</p>
            <p>Wenn &#x017F;olche Ver&#x017F;uche etwas Be&#x017F;timmtes lehren &#x017F;ollen, &#x017F;o muß dabey wenig&#x017F;tens Barometer&#x017F;tand und Wa&#x0364;rme (eigentlich auch Feuchtigkeit und Reinigkeit der Luft) angegeben, und auf die Ver&#x017F;chiedenheit des Wa&#x017F;&#x017F;ers Ru&#x0364;ck&#x017F;icht genommen werden. Das haben aber die genannten Naturfor&#x017F;cher gar nicht beobachtet, daher man auch keinen genauen Gebrauch von ihren Re&#x017F;ultaten machen kan. Inzwi&#x017F;chen la&#x0364;ßt &#x017F;ich im Durch&#x017F;chnitte, fu&#x0364;r eine mittlere Barometerho&#x0364;he (27 1/2 par. Zoll) und bey einer mittlern Temperatur (10° Reaum.) die Luft etwa 800 mal leichter, als Wa&#x017F;&#x017F;er, annehmen. So i&#x017F;t, des Wa&#x017F;&#x017F;ers Dichte = 1 ge&#x017F;etzt, die Dichte die&#x017F;er Luft = (1/800) oder = 0,00125.</p>
            <p>Die barometri&#x017F;chen Ho&#x0364;henme&#x017F;&#x017F;ungen zeigen einen andern Weg, die Dichte der Luft zu be&#x017F;timmen. Man findet bey dem Worte: <hi rendition="#b">Ho&#x0364;henme&#x017F;&#x017F;ung</hi> (Th. <hi rendition="#aq">II.</hi> S. 618.) erwie&#x017F;en, daß die Subtangente oder das <hi rendition="#aq">c</hi> der dort gefundenen allgemeinen Formel, durch die Barometerho&#x0364;he <hi rendition="#aq">f</hi> dividirt,<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[25/0031] im Durchmeſſer, hielt alſo im koͤrperlichen Raume 1203708 Cubiklinien. Luftleer wog ſie 704 Gran weniger, als ſonſt. Alſo wiegen 1000000 Cubiklinien oder 1 rheiniſch. Cubikſchuh Luft (704000000/1203708) d. i. beynahe 585 Gran. Ein Cubikſchuh Waſſer wiegt nach Wolfs Angabe 495000 Gran; und ſo giebt dieſer Verſuch die Luft (495000/585) oder faſt 846 mal leichter als das Waſſer. Durch aͤhnliche Verſuche fanden Burkard de Volder (Quaeſt. acad. de aëris gravitate, §. 52.) die Luft 970 mal, Homberg (Mém. de Paris, 1693.) 800 mal, Hawksbee 885 mal leichter, als Waſſer. Halley nahm ſie 800 — 860 mal leichter an, und Muſſchenbroek (Introd. ad philoſ. nat. To. II. §. 2059.) ſetzt die Grenzen 606 bis 1000mal. s'Graveſande (Phyſ. Elem. math. L. IV. c. 5. §. 2164.) bediente ſich einer von Jacob Bernoulli vorgeſchlagnen Methode, das luftleere Gefaͤß im Waſſer zu waͤgen, und findet dadurch die ſpecifiſchen Schweren des Waſſers und der Luft, wie 798 zu 1. Wenn ſolche Verſuche etwas Beſtimmtes lehren ſollen, ſo muß dabey wenigſtens Barometerſtand und Waͤrme (eigentlich auch Feuchtigkeit und Reinigkeit der Luft) angegeben, und auf die Verſchiedenheit des Waſſers Ruͤckſicht genommen werden. Das haben aber die genannten Naturforſcher gar nicht beobachtet, daher man auch keinen genauen Gebrauch von ihren Reſultaten machen kan. Inzwiſchen laͤßt ſich im Durchſchnitte, fuͤr eine mittlere Barometerhoͤhe (27 1/2 par. Zoll) und bey einer mittlern Temperatur (10° Reaum.) die Luft etwa 800 mal leichter, als Waſſer, annehmen. So iſt, des Waſſers Dichte = 1 geſetzt, die Dichte dieſer Luft = (1/800) oder = 0,00125. Die barometriſchen Hoͤhenmeſſungen zeigen einen andern Weg, die Dichte der Luft zu beſtimmen. Man findet bey dem Worte: Hoͤhenmeſſung (Th. II. S. 618.) erwieſen, daß die Subtangente oder das c der dort gefundenen allgemeinen Formel, durch die Barometerhoͤhe f dividirt,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Bibliothek des Max-Planck-Instituts für Wissenschaftsgeschichte : Bereitstellung der Texttranskription. (2015-09-02T12:13:09Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2015-09-02T12:13:09Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): keine Angabe; i/j in Fraktur: wie Vorlage; I/J in Fraktur: wie Vorlage; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): wie Vorlage; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (&#xa75b;): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: wie Vorlage; Vokale mit übergest. e: wie Vorlage; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch03_1798
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch03_1798/31
Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1798, S. 25. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch03_1798/31>, abgerufen am 21.11.2024.