Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1798.

Bild:
<< vorherige Seite


die letztern im Verhältnisse 2° 0' 58":32' 58"=7258":1978" =1:0,2726 oder=11:3.

Mithin ist des Monds wahrer Durchmesser=0,2726 oder (3/11) des Erddurchmessers, und die Erde ist im Durchmesser 3 2/3 mal, an Oberfläche 14 mal, an körperlichem Raume 50 mal größer, als der Mond. Setzt man den Erddurchmesser= 1719 geographische Meilen, so findet sich hieraus der Durchmesser des Monds = 468,6 solcher Meilen.

Man findet durch Berechnungen der Ebbe und Fluth, daß das Meerwasser nur etwa 2 1/2- 3mal (nach Newton 4 1/2mal, nach Joh. Bernoulli 2 1/2mal) stärker gegen den Mond gehoben werde, als gegen die Sonne, obgleich die Sonne auf 400 mal weiter von dem Meere entfernt ist, als der Mond. Nun lehrt die physische Astronomie, daß sich eine perturbirende Centralkraft, in schiesen Richtungen zerlegt, umgekehrt, wie der Würfel ihrer Entfernung verhalte. Es würde also die Gravitation des Wassers gegen den Mond, wenn er an der Stelle der Sonne stünde, nur (2 1/2/400) oder (1/25600000) von der Gravitation gegen die Sonne seyn. Man schließt hieraus, wie beym Worte Gravitation erklärt worden, daß der Mond 25600000 mal weniger Masse habe, als die Sonne. Weil nun die Masse der Erde nur 365412mal weniger beträgt, als die der Sonne, s. Sonne, so scheint die Erde 70--71 mal mehr Masse zu haben, als der Mond. Dieser Rechnung nach wäre des Monds Dichte nur (1/71):(1/50) oder (50/71)=(7/10) von der Dichte der Erde, und die schweren Korper sielen auf seiner Oberfläche in einer Secunde durch (15/71):((3/11))=2,83 Fuß.

Die Lichtabwechselungen des Monds, s. Mondphasen, zeigen sehr deutlich, daß er für sich ein dunkler Körper sey, und sein Licht blos von der Sonne erhalte. Eben dies wird auch durch die Sonnen- und Mondfinsternisse, s. Finsternisse, bestätiget. Die auf der Mondscheibe sichtibaren


die letztern im Verhaͤltniſſe 2° 0′ 58″:32′ 58″=7258″:1978″ =1:0,2726 oder=11:3.

Mithin iſt des Monds wahrer Durchmeſſer=0,2726 oder (3/11) des Erddurchmeſſers, und die Erde iſt im Durchmeſſer 3 2/3 mal, an Oberflaͤche 14 mal, an koͤrperlichem Raume 50 mal groͤßer, als der Mond. Setzt man den Erddurchmeſſer= 1719 geographiſche Meilen, ſo findet ſich hieraus der Durchmeſſer des Monds = 468,6 ſolcher Meilen.

Man findet durch Berechnungen der Ebbe und Fluth, daß das Meerwaſſer nur etwa 2 1/2- 3mal (nach Newton 4 1/2mal, nach Joh. Bernoulli 2 1/2mal) ſtaͤrker gegen den Mond gehoben werde, als gegen die Sonne, obgleich die Sonne auf 400 mal weiter von dem Meere entfernt iſt, als der Mond. Nun lehrt die phyſiſche Aſtronomie, daß ſich eine perturbirende Centralkraft, in ſchieſen Richtungen zerlegt, umgekehrt, wie der Wuͤrfel ihrer Entfernung verhalte. Es wuͤrde alſo die Gravitation des Waſſers gegen den Mond, wenn er an der Stelle der Sonne ſtuͤnde, nur (2 1/2/400) oder (1/25600000) von der Gravitation gegen die Sonne ſeyn. Man ſchließt hieraus, wie beym Worte Gravitation erklaͤrt worden, daß der Mond 25600000 mal weniger Maſſe habe, als die Sonne. Weil nun die Maſſe der Erde nur 365412mal weniger betraͤgt, als die der Sonne, ſ. Sonne, ſo ſcheint die Erde 70—71 mal mehr Maſſe zu haben, als der Mond. Dieſer Rechnung nach waͤre des Monds Dichte nur (1/71):(1/50) oder (50/71)=(7/10) von der Dichte der Erde, und die ſchweren Korper ſielen auf ſeiner Oberflaͤche in einer Secunde durch (15/71):((3/11))=2,83 Fuß.

Die Lichtabwechſelungen des Monds, ſ. Mondphaſen, zeigen ſehr deutlich, daß er fuͤr ſich ein dunkler Koͤrper ſey, und ſein Licht blos von der Sonne erhalte. Eben dies wird auch durch die Sonnen- und Mondfinſterniſſe, ſ. Finſterniſſe, beſtaͤtiget. Die auf der Mondſcheibe ſichtibaren

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0284" xml:id="P.3.278" n="278"/><lb/>
die letztern im Verha&#x0364;ltni&#x017F;&#x017F;e 2° 0&#x2032; 58&#x2033;:32&#x2032; 58&#x2033;=7258&#x2033;:1978&#x2033; =1:0,2726 oder=11:3.</p>
            <p>Mithin i&#x017F;t des Monds wahrer Durchme&#x017F;&#x017F;er=0,2726 oder (3/11) des Erddurchme&#x017F;&#x017F;ers, und die Erde i&#x017F;t im Durchme&#x017F;&#x017F;er 3 2/3 mal, an Oberfla&#x0364;che 14 mal, an ko&#x0364;rperlichem Raume 50 mal gro&#x0364;ßer, als der Mond. Setzt man den Erddurchme&#x017F;&#x017F;er= 1719 geographi&#x017F;che Meilen, &#x017F;o findet &#x017F;ich hieraus der Durchme&#x017F;&#x017F;er des Monds = 468,6 &#x017F;olcher Meilen.</p>
            <p>Man findet durch Berechnungen der Ebbe und Fluth, daß das Meerwa&#x017F;&#x017F;er nur etwa 2 1/2- 3mal (nach <hi rendition="#b">Newton</hi> 4 1/2mal, nach <hi rendition="#b">Joh. Bernoulli</hi> 2 1/2mal) &#x017F;ta&#x0364;rker gegen den Mond gehoben werde, als gegen die Sonne, obgleich die Sonne auf 400 mal weiter von dem Meere entfernt i&#x017F;t, als der Mond. Nun lehrt die phy&#x017F;i&#x017F;che A&#x017F;tronomie, daß &#x017F;ich eine perturbirende Centralkraft, in &#x017F;chie&#x017F;en Richtungen zerlegt, umgekehrt, wie der Wu&#x0364;rfel ihrer Entfernung verhalte. Es wu&#x0364;rde al&#x017F;o die Gravitation des Wa&#x017F;&#x017F;ers gegen den Mond, wenn er an der Stelle der Sonne &#x017F;tu&#x0364;nde, nur (2 1/2/400) oder (1/25600000) von der Gravitation gegen die Sonne &#x017F;eyn. Man &#x017F;chließt hieraus, wie beym Worte <hi rendition="#b">Gravitation</hi> erkla&#x0364;rt worden, daß der Mond 25600000 mal weniger Ma&#x017F;&#x017F;e habe, als die Sonne. Weil nun die Ma&#x017F;&#x017F;e der Erde nur 365412mal weniger betra&#x0364;gt, als die der Sonne, &#x017F;. <hi rendition="#b">Sonne,</hi> &#x017F;o &#x017F;cheint die Erde 70&#x2014;71 mal mehr Ma&#x017F;&#x017F;e zu haben, als der Mond. Die&#x017F;er Rechnung nach wa&#x0364;re des Monds Dichte nur (1/71):(1/50) oder (50/71)=(7/10) von der Dichte der Erde, und die &#x017F;chweren Korper &#x017F;ielen auf &#x017F;einer Oberfla&#x0364;che in einer Secunde durch (15/71):((3/11))=2,83 Fuß.</p>
            <p>Die Lichtabwech&#x017F;elungen des Monds, &#x017F;. <hi rendition="#b">Mondpha&#x017F;en,</hi> zeigen &#x017F;ehr deutlich, daß er fu&#x0364;r &#x017F;ich ein dunkler Ko&#x0364;rper &#x017F;ey, und &#x017F;ein Licht blos von der Sonne erhalte. Eben dies wird auch durch die Sonnen- und Mondfin&#x017F;terni&#x017F;&#x017F;e, &#x017F;. <hi rendition="#b">Fin&#x017F;terni&#x017F;&#x017F;e,</hi> be&#x017F;ta&#x0364;tiget. Die auf der Mond&#x017F;cheibe &#x017F;ichtibaren<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[278/0284] die letztern im Verhaͤltniſſe 2° 0′ 58″:32′ 58″=7258″:1978″ =1:0,2726 oder=11:3. Mithin iſt des Monds wahrer Durchmeſſer=0,2726 oder (3/11) des Erddurchmeſſers, und die Erde iſt im Durchmeſſer 3 2/3 mal, an Oberflaͤche 14 mal, an koͤrperlichem Raume 50 mal groͤßer, als der Mond. Setzt man den Erddurchmeſſer= 1719 geographiſche Meilen, ſo findet ſich hieraus der Durchmeſſer des Monds = 468,6 ſolcher Meilen. Man findet durch Berechnungen der Ebbe und Fluth, daß das Meerwaſſer nur etwa 2 1/2- 3mal (nach Newton 4 1/2mal, nach Joh. Bernoulli 2 1/2mal) ſtaͤrker gegen den Mond gehoben werde, als gegen die Sonne, obgleich die Sonne auf 400 mal weiter von dem Meere entfernt iſt, als der Mond. Nun lehrt die phyſiſche Aſtronomie, daß ſich eine perturbirende Centralkraft, in ſchieſen Richtungen zerlegt, umgekehrt, wie der Wuͤrfel ihrer Entfernung verhalte. Es wuͤrde alſo die Gravitation des Waſſers gegen den Mond, wenn er an der Stelle der Sonne ſtuͤnde, nur (2 1/2/400) oder (1/25600000) von der Gravitation gegen die Sonne ſeyn. Man ſchließt hieraus, wie beym Worte Gravitation erklaͤrt worden, daß der Mond 25600000 mal weniger Maſſe habe, als die Sonne. Weil nun die Maſſe der Erde nur 365412mal weniger betraͤgt, als die der Sonne, ſ. Sonne, ſo ſcheint die Erde 70—71 mal mehr Maſſe zu haben, als der Mond. Dieſer Rechnung nach waͤre des Monds Dichte nur (1/71):(1/50) oder (50/71)=(7/10) von der Dichte der Erde, und die ſchweren Korper ſielen auf ſeiner Oberflaͤche in einer Secunde durch (15/71):((3/11))=2,83 Fuß. Die Lichtabwechſelungen des Monds, ſ. Mondphaſen, zeigen ſehr deutlich, daß er fuͤr ſich ein dunkler Koͤrper ſey, und ſein Licht blos von der Sonne erhalte. Eben dies wird auch durch die Sonnen- und Mondfinſterniſſe, ſ. Finſterniſſe, beſtaͤtiget. Die auf der Mondſcheibe ſichtibaren

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Bibliothek des Max-Planck-Instituts für Wissenschaftsgeschichte : Bereitstellung der Texttranskription. (2015-09-02T12:13:09Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2015-09-02T12:13:09Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): keine Angabe; i/j in Fraktur: wie Vorlage; I/J in Fraktur: wie Vorlage; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): wie Vorlage; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (&#xa75b;): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: wie Vorlage; Vokale mit übergest. e: wie Vorlage; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch03_1798
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch03_1798/284
Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1798, S. 278. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch03_1798/284>, abgerufen am 12.05.2024.