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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1798.

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westwärts der afrikanischen Küste gelegnen canarischen Inseln (Insulas Fortunatas), von denen man die Erdfläche zu rechnen ansieng. Auch jetzt ist es noch gewöhnlich, den ersten Mittagskreis in diese Gegend zu legen. Man erhält dadurch, wenigstens aus den Landkarten, den Vortheil, daß die alte Welt ganz in die östliche, und die neue größtentheils in die westliche Halbkugel der Erde fällt, welches bey Planiglobien bequem ist, welche die Erdfläche in zwo neben einander liegenden Halbkugeln vorstellen, als wenn sie durch die Ebne des ersten Meridians zerschnitten wäre.

Gerhard Mercator auf seinen Karten, und nach ihm Riccioli (Geogr. reform. L. IX. cap. 2.) zogen den ersten Mittagskreis durch die canarische Insel Palma, und zwar durch den Hafen St. Cruz, weil Christoph Colom zu Entdeckung der neuen Welt aus demselben ausgeseegelt sey. Wilhelm Blaeu legte ihn weiter westwärts durch die azorischen Inseln Corvo und Flores, weil daselbst die Maguetnadel zu seiner Zeit keine Abweichung zeigte; nachher aber rückte er ihn selbst auf die canarische Insel Teneriffa, deren Pik als einer der höchsten Berge bekannt ist, worinn ihm nachher fast alle holländische Geographen gefolgt sind. Aber keine von diesen Bestimmungen ist recht schicklich, weil alle die angegebnen Gründe der Wahl mit der Idee vom ersten Meridian nicht die geringste Verbindung haben.

In Frankreich hingegen zog man diesen Kreis schicklicher durch den westlichen Ort der canarischen Inseln, d.i. durch die westlichste Küste der Insel Ferro oder Ferri (Isle de Fer). Um alle Unbestimmtheit aufzuheben, setzte Ludwig XIII. sogar durch einen Befehl vom 25sten April 1634 fest, daß die französischen Geographen und Seefahrer die Längen nie anders, als von da aus, rechnen sollten. Die Beobachtungen des P. Feuillee zeigten, daß die Stadt auf der Insel Ferro 19° 54' 15" westlicher liege, als der Mittagskreis der pariser königlichen Sternwarte, die Küste aber liegt nach le Monnier (Mem. de l' acad. 1742.) 8' 15" westlicher, als die Stadt; daher nach dieser


weſtwaͤrts der afrikaniſchen Kuͤſte gelegnen canariſchen Inſeln (Inſulas Fortunatas), von denen man die Erdflaͤche zu rechnen anſieng. Auch jetzt iſt es noch gewoͤhnlich, den erſten Mittagskreis in dieſe Gegend zu legen. Man erhaͤlt dadurch, wenigſtens auſ den Landkarten, den Vortheil, daß die alte Welt ganz in die oͤſtliche, und die neue groͤßtentheils in die weſtliche Halbkugel der Erde faͤllt, welches bey Planiglobien bequem iſt, welche die Erdflaͤche in zwo neben einander liegenden Halbkugeln vorſtellen, als wenn ſie durch die Ebne des erſten Meridians zerſchnitten waͤre.

Gerhard Mercator auf ſeinen Karten, und nach ihm Riccioli (Geogr. reform. L. IX. cap. 2.) zogen den erſten Mittagskreis durch die canariſche Inſel Palma, und zwar durch den Hafen St. Cruz, weil Chriſtoph Colom zu Entdeckung der neuen Welt aus demſelben ausgeſeegelt ſey. Wilhelm Blaeu legte ihn weiter weſtwaͤrts durch die azoriſchen Inſeln Corvo und Flores, weil daſelbſt die Maguetnadel zu ſeiner Zeit keine Abweichung zeigte; nachher aber ruͤckte er ihn ſelbſt auf die canariſche Inſel Teneriffa, deren Pik als einer der hoͤchſten Berge bekannt iſt, worinn ihm nachher faſt alle hollaͤndiſche Geographen gefolgt ſind. Aber keine von dieſen Beſtimmungen iſt recht ſchicklich, weil alle die angegebnen Gruͤnde der Wahl mit der Idee vom erſten Meridian nicht die geringſte Verbindung haben.

In Frankreich hingegen zog man dieſen Kreis ſchicklicher durch den weſtlichen Ort der canariſchen Inſeln, d.i. durch die weſtlichſte Kuͤſte der Inſel Ferro oder Ferri (Isle de Fer). Um alle Unbeſtimmtheit aufzuheben, ſetzte Ludwig XIII. ſogar durch einen Befehl vom 25ſten April 1634 feſt, daß die franzoͤſiſchen Geographen und Seefahrer die Laͤngen nie anders, als von da aus, rechnen ſollten. Die Beobachtungen des P. Feuillee zeigten, daß die Stadt auf der Inſel Ferro 19° 54′ 15″ weſtlicher liege, als der Mittagskreis der pariſer koͤniglichen Sternwarte, die Kuͤſte aber liegt nach le Monnier (Mém. de l' acad. 1742.) 8′ 15″ weſtlicher, als die Stadt; daher nach dieſer

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[246/0252] weſtwaͤrts der afrikaniſchen Kuͤſte gelegnen canariſchen Inſeln (Inſulas Fortunatas), von denen man die Erdflaͤche zu rechnen anſieng. Auch jetzt iſt es noch gewoͤhnlich, den erſten Mittagskreis in dieſe Gegend zu legen. Man erhaͤlt dadurch, wenigſtens auſ den Landkarten, den Vortheil, daß die alte Welt ganz in die oͤſtliche, und die neue groͤßtentheils in die weſtliche Halbkugel der Erde faͤllt, welches bey Planiglobien bequem iſt, welche die Erdflaͤche in zwo neben einander liegenden Halbkugeln vorſtellen, als wenn ſie durch die Ebne des erſten Meridians zerſchnitten waͤre. Gerhard Mercator auf ſeinen Karten, und nach ihm Riccioli (Geogr. reform. L. IX. cap. 2.) zogen den erſten Mittagskreis durch die canariſche Inſel Palma, und zwar durch den Hafen St. Cruz, weil Chriſtoph Colom zu Entdeckung der neuen Welt aus demſelben ausgeſeegelt ſey. Wilhelm Blaeu legte ihn weiter weſtwaͤrts durch die azoriſchen Inſeln Corvo und Flores, weil daſelbſt die Maguetnadel zu ſeiner Zeit keine Abweichung zeigte; nachher aber ruͤckte er ihn ſelbſt auf die canariſche Inſel Teneriffa, deren Pik als einer der hoͤchſten Berge bekannt iſt, worinn ihm nachher faſt alle hollaͤndiſche Geographen gefolgt ſind. Aber keine von dieſen Beſtimmungen iſt recht ſchicklich, weil alle die angegebnen Gruͤnde der Wahl mit der Idee vom erſten Meridian nicht die geringſte Verbindung haben. In Frankreich hingegen zog man dieſen Kreis ſchicklicher durch den weſtlichen Ort der canariſchen Inſeln, d.i. durch die weſtlichſte Kuͤſte der Inſel Ferro oder Ferri (Isle de Fer). Um alle Unbeſtimmtheit aufzuheben, ſetzte Ludwig XIII. ſogar durch einen Befehl vom 25ſten April 1634 feſt, daß die franzoͤſiſchen Geographen und Seefahrer die Laͤngen nie anders, als von da aus, rechnen ſollten. Die Beobachtungen des P. Feuillee zeigten, daß die Stadt auf der Inſel Ferro 19° 54′ 15″ weſtlicher liege, als der Mittagskreis der pariſer koͤniglichen Sternwarte, die Kuͤſte aber liegt nach le Monnier (Mém. de l' acad. 1742.) 8′ 15″ weſtlicher, als die Stadt; daher nach dieſer

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Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1798, S. 246. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch03_1798/252>, abgerufen am 27.11.2024.