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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1798.

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die andere zu nehmen. Wie man einen leeren Kreis als Mikrometer brauchen könne, zeigt de la Lande (Astron. 2de edit. §. 2510.).

Der P. Helfenzrieder (Tubus astronomicus amplissimi campi cum micrometro suo et fenestellis ocularibus. Ingolst. 1773. 4.) sucht durch Vervielfältigung der Oculare, deren er 32 in zwo Reihen oder Fensterchen ordnet, das Feld des Mikrometers zu erweitern. Er braucht dazu ein Gitter aus feinen Silberfäden, über das sich ein beweglicher Faden vermittelst einer Schraube führen läßt. In diesem ziemlich zusammengesetzten Werkzeuge zeigt jedes Ocular eine andere Stelle des Himmels, und alle zusammen fassen einen Raum von mehreren Graden.

Wenn man die Mikrometer der Fernröhre bey Sternen im Dunkeln gebrauchen will, so müssen die Fäden derselben erleuchtet werden. Insgemein stellt man eine weiße Pappe schief vor das Objectivglas, erleuchter sie durch ein gegenüberhängendes Licht in einer Laterne, und schneidet in der Mitte ein Loch aus, durch welches man die Sterne sehen kan. Weit besser aber ist es, die Seiten des Rohres zwischen dem Mikrometer und dem Oculare zu öfnen und mit beweglichen Spiegeln zu versehen, durch welche sich das Licht von Lampen auf beyde Seiten eines jeden Fadens werfen läßt. Durch Blendungen kan man es leicht so einrichten, daß nur die nöthigen Fäden erleuchtet werden, und das Auge an einem völlig dunkeln Platze bleibt.

Da die Stellung der Mikrometer gegen die Gläser immer unverändert bleiben muß, so macht man insgemein die hiezu bestimmten Fernröhre aus einem einzigen Stück, nicht wie sonst, aus Röhren, die sich verschieben lassen.

Aehnliche Vorrichtungen lassen sich auch bey Mikroskopen anbringen. Weil man aber hier nahe Gegenstände vor sich hat, so braucht man nicht, wie am Himmel, bey der bloßen Angabe des Sehewinkels stehen zu bleiben. Man kan sogleich auf die wirkliche Größe des Gegenstands schließen, daher auch einige Neuere die Veranstaltungen hiezu Megalometer nennen, und von den Mikrometern,


die andere zu nehmen. Wie man einen leeren Kreis als Mikrometer brauchen koͤnne, zeigt de la Lande (Aſtron. 2de edit. §. 2510.).

Der P. Helfenzrieder (Tubus aſtronomicus ampliſſimi campi cum micrometro ſuo et feneſtellis ocularibus. Ingolſt. 1773. 4.) ſucht durch Vervielfaͤltigung der Oculare, deren er 32 in zwo Reihen oder Fenſterchen ordnet, das Feld des Mikrometers zu erweitern. Er braucht dazu ein Gitter aus feinen Silberfaͤden, uͤber das ſich ein beweglicher Faden vermittelſt einer Schraube fuͤhren laͤßt. In dieſem ziemlich zuſammengeſetzten Werkzeuge zeigt jedes Ocular eine andere Stelle des Himmels, und alle zuſammen faſſen einen Raum von mehreren Graden.

Wenn man die Mikrometer der Fernroͤhre bey Sternen im Dunkeln gebrauchen will, ſo muͤſſen die Faͤden derſelben erleuchtet werden. Insgemein ſtellt man eine weiße Pappe ſchief vor das Objectivglas, erleuchter ſie durch ein gegenuͤberhaͤngendes Licht in einer Laterne, und ſchneidet in der Mitte ein Loch aus, durch welches man die Sterne ſehen kan. Weit beſſer aber iſt es, die Seiten des Rohres zwiſchen dem Mikrometer und dem Oculare zu oͤfnen und mit beweglichen Spiegeln zu verſehen, durch welche ſich das Licht von Lampen auf beyde Seiten eines jeden Fadens werfen laͤßt. Durch Blendungen kan man es leicht ſo einrichten, daß nur die noͤthigen Faͤden erleuchtet werden, und das Auge an einem voͤllig dunkeln Platze bleibt.

Da die Stellung der Mikrometer gegen die Glaͤſer immer unveraͤndert bleiben muß, ſo macht man insgemein die hiezu beſtimmten Fernroͤhre aus einem einzigen Stuͤck, nicht wie ſonſt, aus Roͤhren, die ſich verſchieben laſſen.

Aehnliche Vorrichtungen laſſen ſich auch bey Mikroſkopen anbringen. Weil man aber hier nahe Gegenſtaͤnde vor ſich hat, ſo braucht man nicht, wie am Himmel, bey der bloßen Angabe des Sehewinkels ſtehen zu bleiben. Man kan ſogleich auf die wirkliche Groͤße des Gegenſtands ſchließen, daher auch einige Neuere die Veranſtaltungen hiezu Megalometer nennen, und von den Mikrometern,

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[212/0218] die andere zu nehmen. Wie man einen leeren Kreis als Mikrometer brauchen koͤnne, zeigt de la Lande (Aſtron. 2de edit. §. 2510.). Der P. Helfenzrieder (Tubus aſtronomicus ampliſſimi campi cum micrometro ſuo et feneſtellis ocularibus. Ingolſt. 1773. 4.) ſucht durch Vervielfaͤltigung der Oculare, deren er 32 in zwo Reihen oder Fenſterchen ordnet, das Feld des Mikrometers zu erweitern. Er braucht dazu ein Gitter aus feinen Silberfaͤden, uͤber das ſich ein beweglicher Faden vermittelſt einer Schraube fuͤhren laͤßt. In dieſem ziemlich zuſammengeſetzten Werkzeuge zeigt jedes Ocular eine andere Stelle des Himmels, und alle zuſammen faſſen einen Raum von mehreren Graden. Wenn man die Mikrometer der Fernroͤhre bey Sternen im Dunkeln gebrauchen will, ſo muͤſſen die Faͤden derſelben erleuchtet werden. Insgemein ſtellt man eine weiße Pappe ſchief vor das Objectivglas, erleuchter ſie durch ein gegenuͤberhaͤngendes Licht in einer Laterne, und ſchneidet in der Mitte ein Loch aus, durch welches man die Sterne ſehen kan. Weit beſſer aber iſt es, die Seiten des Rohres zwiſchen dem Mikrometer und dem Oculare zu oͤfnen und mit beweglichen Spiegeln zu verſehen, durch welche ſich das Licht von Lampen auf beyde Seiten eines jeden Fadens werfen laͤßt. Durch Blendungen kan man es leicht ſo einrichten, daß nur die noͤthigen Faͤden erleuchtet werden, und das Auge an einem voͤllig dunkeln Platze bleibt. Da die Stellung der Mikrometer gegen die Glaͤſer immer unveraͤndert bleiben muß, ſo macht man insgemein die hiezu beſtimmten Fernroͤhre aus einem einzigen Stuͤck, nicht wie ſonſt, aus Roͤhren, die ſich verſchieben laſſen. Aehnliche Vorrichtungen laſſen ſich auch bey Mikroſkopen anbringen. Weil man aber hier nahe Gegenſtaͤnde vor ſich hat, ſo braucht man nicht, wie am Himmel, bey der bloßen Angabe des Sehewinkels ſtehen zu bleiben. Man kan ſogleich auf die wirkliche Groͤße des Gegenſtands ſchließen, daher auch einige Neuere die Veranſtaltungen hiezu Megalometer nennen, und von den Mikrometern,

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Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2015-09-02T12:13:09Z)

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Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1798, S. 212. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch03_1798/218>, abgerufen am 22.11.2024.