Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1798.
Die gewöhnlichste Farbe des Seewassers ist himmelblau oder grün, ob man gleich auch anders Farben wahrnimmt, die theils vom Boden, theils von darinn befindlichen Insekten oder Seepflanzen herrühren. So haben mehrere vor der Mündung des Plataflusses das Meer roth gefunden, und der Meerbusen bey Californien hat von dieser Farbe den Namen Mare de Vermejo erhalten. Forster bemerkt, daß die Farbe des Oceans sehr vom klaren oder trüben und bewölkten Himmel abhange. Halley sieß sich unter der Taucherglocke tief ins Meer, fand das Obertheil seiner Hand, worauf die Sonne durchs Wasser und durch ein Fenster in der Glocke schien, rosenroth, das Untertheil grün (Newton Optic. L. II. P. I. prop. 10.), daß also das Meer die rothen Stralen durchließ und die grünen zurückwarf. Ueber die Durchsichtigkeit des Seewassers findet man Versuche bey Bouguer (Traite d'Optique sur la gradation de la lum. p. 65.) und Lambert (Photometr. §. 468.). Bouguer setzt, es werde das Licht, wenn es durch 10 Fuß Seewasser geht, im Verhältnisse 5 : 3 oder 5 : 3 1/2 geschwächt, und eine Dicke von 679 Fuß Seewasser würde alle Durchsichtigkeit benehmen. Das Meer wirft zuweilen bey Nacht einen leuchtenden Schein von sich. Nach Kirchern soll Americus Vespucci dies zuerst wahrgenommen haben. Dieses Licht erscheint bisweilen bey stiller See, wie tausendfältige Sterne auf der Oberfläche zerstreut, bisweilen bey der Bewegung, wo die Wellen brechen oder an feste Körper schlagen; oft leuchtet auch nur die nächste Gegend um das Schif, und besonders die Furche, die dasselbe im Wasser nach sich läßt, oder die Spur der schwimmenden Fische. Der P. Bourzes (Lettres edifiantes. To. IX. Paris, 1730.), der auf seiner Reise nach Indien schätzbare Beobachtungen hierüber gemacht hat, sucht den Grund davon in einer fetten oder
Die gewoͤhnlichſte Farbe des Seewaſſers iſt himmelblau oder gruͤn, ob man gleich auch anders Farben wahrnimmt, die theils vom Boden, theils von darinn befindlichen Inſekten oder Seepflanzen herruͤhren. So haben mehrere vor der Muͤndung des Platafluſſes das Meer roth gefunden, und der Meerbuſen bey Californien hat von dieſer Farbe den Namen Mare de Vermejo erhalten. Forſter bemerkt, daß die Farbe des Oceans ſehr vom klaren oder truͤben und bewoͤlkten Himmel abhange. Halley ſieß ſich unter der Taucherglocke tief ins Meer, fand das Obertheil ſeiner Hand, worauf die Sonne durchs Waſſer und durch ein Fenſter in der Glocke ſchien, roſenroth, das Untertheil gruͤn (Newton Optic. L. II. P. I. prop. 10.), daß alſo das Meer die rothen Stralen durchließ und die gruͤnen zuruͤckwarf. Ueber die Durchſichtigkeit des Seewaſſers findet man Verſuche bey Bouguer (Traité d'Optique ſur la gradation de la lum. p. 65.) und Lambert (Photometr. §. 468.). Bouguer ſetzt, es werde das Licht, wenn es durch 10 Fuß Seewaſſer geht, im Verhaͤltniſſe 5 : 3 oder 5 : 3 1/2 geſchwaͤcht, und eine Dicke von 679 Fuß Seewaſſer wuͤrde alle Durchſichtigkeit benehmen. Das Meer wirft zuweilen bey Nacht einen leuchtenden Schein von ſich. Nach Kirchern ſoll Americus Veſpucci dies zuerſt wahrgenommen haben. Dieſes Licht erſcheint bisweilen bey ſtiller See, wie tauſendfaͤltige Sterne auf der Oberflaͤche zerſtreut, bisweilen bey der Bewegung, wo die Wellen brechen oder an feſte Koͤrper ſchlagen; oft leuchtet auch nur die naͤchſte Gegend um das Schif, und beſonders die Furche, die daſſelbe im Waſſer nach ſich laͤßt, oder die Spur der ſchwimmenden Fiſche. Der P. Bourzes (Lettres édifiantes. To. IX. Paris, 1730.), der auf ſeiner Reiſe nach Indien ſchaͤtzbare Beobachtungen hieruͤber gemacht hat, ſucht den Grund davon in einer fetten oder <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0188" xml:id="P.3.182" n="182"/><lb/> noch hinzu, daß das Salz die im Meer enthaltenen thieriſchen und vegetabiliſchen Theile vor der Faͤulniß ſchuͤtze. Aber die Erfahrung lehrt, daß das Salz, wenn es dem Waſſer in geringer Menge beygemiſcht iſt, die Faͤulniß vielmehr befoͤrdert, ſ. <hi rendition="#b">Leuchtende Koͤrper.</hi></p> <p>Die gewoͤhnlichſte Farbe des Seewaſſers iſt himmelblau oder gruͤn, ob man gleich auch anders Farben wahrnimmt, die theils vom Boden, theils von darinn befindlichen Inſekten oder Seepflanzen herruͤhren. So haben mehrere vor der Muͤndung des Platafluſſes das Meer roth gefunden, und der Meerbuſen bey Californien hat von dieſer Farbe den Namen Mare de Vermejo erhalten. <hi rendition="#b">Forſter</hi> bemerkt, daß die Farbe des Oceans ſehr vom klaren oder truͤben und bewoͤlkten Himmel abhange. <hi rendition="#b">Halley</hi> ſieß ſich unter der Taucherglocke tief ins Meer, fand das Obertheil ſeiner Hand, worauf die Sonne durchs Waſſer und durch ein Fenſter in der Glocke ſchien, roſenroth, das Untertheil gruͤn <hi rendition="#aq">(<hi rendition="#i">Newton</hi> Optic. L. II. P. I. prop. 10.),</hi> daß alſo das Meer die rothen Stralen durchließ und die gruͤnen zuruͤckwarf. Ueber die Durchſichtigkeit des Seewaſſers findet man Verſuche bey <hi rendition="#b">Bouguer</hi> <hi rendition="#aq">(Traité d'Optique ſur la gradation de la lum. p. 65.)</hi> und <hi rendition="#b">Lambert</hi> <hi rendition="#aq">(Photometr. §. 468.).</hi> Bouguer ſetzt, es werde das Licht, wenn es durch 10 Fuß Seewaſſer geht, im Verhaͤltniſſe 5 : 3 oder 5 : 3 1/2 geſchwaͤcht, und eine Dicke von 679 Fuß Seewaſſer wuͤrde alle Durchſichtigkeit benehmen.</p> <p>Das Meer wirft zuweilen bey Nacht einen <hi rendition="#b">leuchtenden Schein</hi> von ſich. Nach Kirchern ſoll <hi rendition="#b">Americus Veſpucci</hi> dies zuerſt wahrgenommen haben. Dieſes Licht erſcheint bisweilen bey ſtiller See, wie tauſendfaͤltige Sterne auf der Oberflaͤche zerſtreut, bisweilen bey der Bewegung, wo die Wellen brechen oder an feſte Koͤrper ſchlagen; oft leuchtet auch nur die naͤchſte Gegend um das Schif, und beſonders die Furche, die daſſelbe im Waſſer nach ſich laͤßt, oder die Spur der ſchwimmenden Fiſche. <hi rendition="#b">Der P. Bourzes</hi> <hi rendition="#aq">(Lettres édifiantes. To. IX. Paris, 1730.),</hi> der auf ſeiner Reiſe nach Indien ſchaͤtzbare Beobachtungen hieruͤber gemacht hat, ſucht den Grund davon in einer fetten oder<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [182/0188]
noch hinzu, daß das Salz die im Meer enthaltenen thieriſchen und vegetabiliſchen Theile vor der Faͤulniß ſchuͤtze. Aber die Erfahrung lehrt, daß das Salz, wenn es dem Waſſer in geringer Menge beygemiſcht iſt, die Faͤulniß vielmehr befoͤrdert, ſ. Leuchtende Koͤrper.
Die gewoͤhnlichſte Farbe des Seewaſſers iſt himmelblau oder gruͤn, ob man gleich auch anders Farben wahrnimmt, die theils vom Boden, theils von darinn befindlichen Inſekten oder Seepflanzen herruͤhren. So haben mehrere vor der Muͤndung des Platafluſſes das Meer roth gefunden, und der Meerbuſen bey Californien hat von dieſer Farbe den Namen Mare de Vermejo erhalten. Forſter bemerkt, daß die Farbe des Oceans ſehr vom klaren oder truͤben und bewoͤlkten Himmel abhange. Halley ſieß ſich unter der Taucherglocke tief ins Meer, fand das Obertheil ſeiner Hand, worauf die Sonne durchs Waſſer und durch ein Fenſter in der Glocke ſchien, roſenroth, das Untertheil gruͤn (Newton Optic. L. II. P. I. prop. 10.), daß alſo das Meer die rothen Stralen durchließ und die gruͤnen zuruͤckwarf. Ueber die Durchſichtigkeit des Seewaſſers findet man Verſuche bey Bouguer (Traité d'Optique ſur la gradation de la lum. p. 65.) und Lambert (Photometr. §. 468.). Bouguer ſetzt, es werde das Licht, wenn es durch 10 Fuß Seewaſſer geht, im Verhaͤltniſſe 5 : 3 oder 5 : 3 1/2 geſchwaͤcht, und eine Dicke von 679 Fuß Seewaſſer wuͤrde alle Durchſichtigkeit benehmen.
Das Meer wirft zuweilen bey Nacht einen leuchtenden Schein von ſich. Nach Kirchern ſoll Americus Veſpucci dies zuerſt wahrgenommen haben. Dieſes Licht erſcheint bisweilen bey ſtiller See, wie tauſendfaͤltige Sterne auf der Oberflaͤche zerſtreut, bisweilen bey der Bewegung, wo die Wellen brechen oder an feſte Koͤrper ſchlagen; oft leuchtet auch nur die naͤchſte Gegend um das Schif, und beſonders die Furche, die daſſelbe im Waſſer nach ſich laͤßt, oder die Spur der ſchwimmenden Fiſche. Der P. Bourzes (Lettres édifiantes. To. IX. Paris, 1730.), der auf ſeiner Reiſe nach Indien ſchaͤtzbare Beobachtungen hieruͤber gemacht hat, ſucht den Grund davon in einer fetten oder
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Bibliothek des Max-Planck-Instituts für Wissenschaftsgeschichte : Bereitstellung der Texttranskription.
(2015-09-02T12:13:09Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2015-09-02T12:13:09Z)
Weitere Informationen:Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): keine Angabe; i/j in Fraktur: wie Vorlage; I/J in Fraktur: wie Vorlage; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): wie Vorlage; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: wie Vorlage; Vokale mit übergest. e: wie Vorlage; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein;
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |