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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1798.

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nach den genausten Versuchen keine Spur von Bergfett darinn gefunden. Der Erstere erhielt aus einer schwedischen Kanne Seewasser, 2 Unzen und 432 Gran Kochsalz, 380 Gran Bitterkochsalz, und 45 Gran Gyps. Nach allen Versuchen bleibt nach dem Anschießen des Salzes eine dicke Lauge übrig, in weicher noch Salzsäure, weiße Magnesia, Glaubersalz und selenitische Theile stecken. Da alle diese Theile nichts Flüchtiges enthalten, sondern beym Abdünsten des Wassers zurückbleiben, so muß es sehr wohl möglich seyn, durch die Destillation das Seewasser trinkbar zu machen.

Man hat dennoch bey dieser für die Seefahrer sehr wichtigen Aufgabe viele Schwierigkeiten gefunden. Nach dem Plinius (H. N. XXXI. 6.) fiengen die Alten die Dünste des Seewassers mit aufgehangnen oder ausgespannten Fellen auf, welche alsdann ausgedrückt süßes Wasser gaben. Plinius schlägt auch vor, hohle Gefäße von Wachs tief ins Meer zu senken, die sich durchs Wachs mit filtrirtem trinkbaren Wasser füllen würden. Selbst Leibnitz (Act. Erud. Lips. 1682. p. 386.) räth an, das Seewasser durch Glötte zu filtriren. Marsigli glaubte durch ein 75 Zoll hohes, mit Sand und Erde gefülltes, Rohr dem Seewasser, das er durch selbiges geseihet hatte, den größten Theil des Salzes und der Bitterkeit benommen zu haben. Aber der P. Feuillee fand alle diese Vorschläge des Filtrirens unzureichend. Samuel Reyher (Act. Erud. Lips. 1697. p. 398.) bemerkte zuerst, daß das Eis aus Seewasser ganz ohne Salz sey. Diese Beobachtung, die sich vollkommen bestätiget hat, giebt ein sicheres Mittel, trinkbares Wasser durchs Gefrieren zu erhalten; allein die Seefahrer können dasselbe nur selten anwenden.

Mehrere sehr aufgeklärte Naturforscher versuchten die Destillation mit solchen Zusätzen, welche dabey das vermeinte flüchtige Erdharz zurück halten sollten. So destillirte Hauton (Philos. Trans. no. 67.) das Seewasser über fires Alkali, und glaubte das Uebergangene durch eine Erde reinigen zu können. Lister (Phil. srans. no. 156.) trieb es über Seegras (Alga marina), Appleby und Wat-


nach den genauſten Verſuchen keine Spur von Bergfett darinn gefunden. Der Erſtere erhielt aus einer ſchwediſchen Kanne Seewaſſer, 2 Unzen und 432 Gran Kochſalz, 380 Gran Bitterkochſalz, und 45 Gran Gyps. Nach allen Verſuchen bleibt nach dem Anſchießen des Salzes eine dicke Lauge uͤbrig, in weicher noch Salzſaͤure, weiße Magneſia, Glauberſalz und ſelenitiſche Theile ſtecken. Da alle dieſe Theile nichts Fluͤchtiges enthalten, ſondern beym Abduͤnſten des Waſſers zuruͤckbleiben, ſo muß es ſehr wohl moͤglich ſeyn, durch die Deſtillation das Seewaſſer trinkbar zu machen.

Man hat dennoch bey dieſer fuͤr die Seefahrer ſehr wichtigen Aufgabe viele Schwierigkeiten gefunden. Nach dem Plinius (H. N. XXXI. 6.) fiengen die Alten die Duͤnſte des Seewaſſers mit aufgehangnen oder ausgeſpannten Fellen auf, welche alsdann ausgedruͤckt ſuͤßes Waſſer gaben. Plinius ſchlaͤgt auch vor, hohle Gefaͤße von Wachs tief ins Meer zu ſenken, die ſich durchs Wachs mit filtrirtem trinkbaren Waſſer fuͤllen wuͤrden. Selbſt Leibnitz (Act. Erud. Lipſ. 1682. p. 386.) raͤth an, das Seewaſſer durch Gloͤtte zu filtriren. Marſigli glaubte durch ein 75 Zoll hohes, mit Sand und Erde gefuͤlltes, Rohr dem Seewaſſer, das er durch ſelbiges geſeihet hatte, den groͤßten Theil des Salzes und der Bitterkeit benommen zu haben. Aber der P. Feuillee fand alle dieſe Vorſchlaͤge des Filtrirens unzureichend. Samuel Reyher (Act. Erud. Lipſ. 1697. p. 398.) bemerkte zuerſt, daß das Eis aus Seewaſſer ganz ohne Salz ſey. Dieſe Beobachtung, die ſich vollkommen beſtaͤtiget hat, giebt ein ſicheres Mittel, trinkbares Waſſer durchs Gefrieren zu erhalten; allein die Seefahrer koͤnnen daſſelbe nur ſelten anwenden.

Mehrere ſehr aufgeklaͤrte Naturforſcher verſuchten die Deſtillation mit ſolchen Zuſaͤtzen, welche dabey das vermeinte fluͤchtige Erdharz zuruͤck halten ſollten. So deſtillirte Hauton (Philoſ. Trans. no. 67.) das Seewaſſer uͤber fires Alkali, und glaubte das Uebergangene durch eine Erde reinigen zu koͤnnen. Liſter (Phil. ſrans. no. 156.) trieb es uͤber Seegras (Alga marina), Appleby und Wat-

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[179/0185] nach den genauſten Verſuchen keine Spur von Bergfett darinn gefunden. Der Erſtere erhielt aus einer ſchwediſchen Kanne Seewaſſer, 2 Unzen und 432 Gran Kochſalz, 380 Gran Bitterkochſalz, und 45 Gran Gyps. Nach allen Verſuchen bleibt nach dem Anſchießen des Salzes eine dicke Lauge uͤbrig, in weicher noch Salzſaͤure, weiße Magneſia, Glauberſalz und ſelenitiſche Theile ſtecken. Da alle dieſe Theile nichts Fluͤchtiges enthalten, ſondern beym Abduͤnſten des Waſſers zuruͤckbleiben, ſo muß es ſehr wohl moͤglich ſeyn, durch die Deſtillation das Seewaſſer trinkbar zu machen. Man hat dennoch bey dieſer fuͤr die Seefahrer ſehr wichtigen Aufgabe viele Schwierigkeiten gefunden. Nach dem Plinius (H. N. XXXI. 6.) fiengen die Alten die Duͤnſte des Seewaſſers mit aufgehangnen oder ausgeſpannten Fellen auf, welche alsdann ausgedruͤckt ſuͤßes Waſſer gaben. Plinius ſchlaͤgt auch vor, hohle Gefaͤße von Wachs tief ins Meer zu ſenken, die ſich durchs Wachs mit filtrirtem trinkbaren Waſſer fuͤllen wuͤrden. Selbſt Leibnitz (Act. Erud. Lipſ. 1682. p. 386.) raͤth an, das Seewaſſer durch Gloͤtte zu filtriren. Marſigli glaubte durch ein 75 Zoll hohes, mit Sand und Erde gefuͤlltes, Rohr dem Seewaſſer, das er durch ſelbiges geſeihet hatte, den groͤßten Theil des Salzes und der Bitterkeit benommen zu haben. Aber der P. Feuillee fand alle dieſe Vorſchlaͤge des Filtrirens unzureichend. Samuel Reyher (Act. Erud. Lipſ. 1697. p. 398.) bemerkte zuerſt, daß das Eis aus Seewaſſer ganz ohne Salz ſey. Dieſe Beobachtung, die ſich vollkommen beſtaͤtiget hat, giebt ein ſicheres Mittel, trinkbares Waſſer durchs Gefrieren zu erhalten; allein die Seefahrer koͤnnen daſſelbe nur ſelten anwenden. Mehrere ſehr aufgeklaͤrte Naturforſcher verſuchten die Deſtillation mit ſolchen Zuſaͤtzen, welche dabey das vermeinte fluͤchtige Erdharz zuruͤck halten ſollten. So deſtillirte Hauton (Philoſ. Trans. no. 67.) das Seewaſſer uͤber fires Alkali, und glaubte das Uebergangene durch eine Erde reinigen zu koͤnnen. Liſter (Phil. ſrans. no. 156.) trieb es uͤber Seegras (Alga marina), Appleby und Wat-

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Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1798, S. 179. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch03_1798/185>, abgerufen am 25.11.2024.