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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1798.

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Leuchtende Körper, Corpora Iucentia, Corps lumineux.

Körper, die für sich allein gesehen werden können, oder von sich selbst Licht aussenden. Ihnen werden die dunkeln Körper entgegengesetzt, welche blos das Licht, das sie von andern empfangen, ins Auge zurückwerfen, s. Dunkle Körper. Schwachleuchtende Körper können aber durch stark leuchtende soviel fremdes Licht empfangen, daß ihr eignes darüber unmerklich wird. So sieht man faules Holz am Taglichte nicht leuchten, sondern nur erleuchtet.

Leuchtende Körper sind die Sonne und die Fixsterne, alle brennende oder bis zum Glühen erhitzte Körper, einige Insekten und Gewürme, so lange sie leben, faules Fleisch und besonders faule Fische, faules Holz u. dgl. der Harnphosphorus und andere durch die Kunst bereitete Phosphoren. Einige Körper fahren, wenn sie eine Zeitlang erleuchtet worden sind, auch noch im Dunkeln fort zu leuchten. Man nennt sie lichteinsaugende Körper (lucem bibentia) und zählt sie zu den Phosphoren. Von diesen Körpern. so wie von den künstlichen Phosphoren s. den Art. Phosphorus. Hier will ich noch etwas von einigen natürlichen Phosphoren beysügen.

Unter den leuchtenden Insekten ist besonders der leuchtende Iohanniswurm oder Iohanniskäfer (Lampyris noctiluca, Ver luisant) bekannt, ein länglicher brauner Käfer mit grauem Schilde. Das Weibchen ist ungeflügelt, und leuchtet am ganzen Leibe; das Männchen aber nur aus zween Punkten der letzten Bauchringe. Der Schein ist bald stärker, bald schwächer, und scheint nach einigen von der Willkühr des Thiers abzuhängen. Reaumür (Mem. de l'acad. des Sc. 1723.) vermuthet, das Leuchten hänge mit dem Begattungstriebe des Insekts zusammen. Nach den Versuchen der Herren Forster und Sömmering (Götting. Magazin III. Jahrg. 2. St.) wird das Leuchten in dephlogistisirter Lust weit stärker und anhaltender. Bartholin (De luce animalium. Hafn. 1669. 8.) führt vier Gattungen von leuchtenden Insekten


Leuchtende Koͤrper, Corpora Iucentia, Corps lumineux.

Koͤrper, die fuͤr ſich allein geſehen werden koͤnnen, oder von ſich ſelbſt Licht ausſenden. Ihnen werden die dunkeln Koͤrper entgegengeſetzt, welche blos das Licht, das ſie von andern empfangen, ins Auge zuruͤckwerfen, ſ. Dunkle Koͤrper. Schwachleuchtende Koͤrper koͤnnen aber durch ſtark leuchtende ſoviel fremdes Licht empfangen, daß ihr eignes daruͤber unmerklich wird. So ſieht man faules Holz am Taglichte nicht leuchten, ſondern nur erleuchtet.

Leuchtende Koͤrper ſind die Sonne und die Fixſterne, alle brennende oder bis zum Gluͤhen erhitzte Koͤrper, einige Inſekten und Gewuͤrme, ſo lange ſie leben, faules Fleiſch und beſonders faule Fiſche, faules Holz u. dgl. der Harnphoſphorus und andere durch die Kunſt bereitete Phosphoren. Einige Koͤrper fahren, wenn ſie eine Zeitlang erleuchtet worden ſind, auch noch im Dunkeln fort zu leuchten. Man nennt ſie lichteinſaugende Koͤrper (lucem bibentia) und zaͤhlt ſie zu den Phosphoren. Von dieſen Koͤrpern. ſo wie von den kuͤnſtlichen Phosphoren ſ. den Art. Phosphorus. Hier will ich noch etwas von einigen natuͤrlichen Phosphoren beyſuͤgen.

Unter den leuchtenden Inſekten iſt beſonders der leuchtende Iohanniswurm oder Iohanniskaͤfer (Lampyris noctiluca, Ver luiſant) bekannt, ein laͤnglicher brauner Kaͤfer mit grauem Schilde. Das Weibchen iſt ungefluͤgelt, und leuchtet am ganzen Leibe; das Maͤnnchen aber nur aus zween Punkten der letzten Bauchringe. Der Schein iſt bald ſtaͤrker, bald ſchwaͤcher, und ſcheint nach einigen von der Willkuͤhr des Thiers abzuhaͤngen. Reaumuͤr (Mém. de l'acad. des Sc. 1723.) vermuthet, das Leuchten haͤnge mit dem Begattungstriebe des Inſekts zuſammen. Nach den Verſuchen der Herren Forſter und Soͤmmering (Goͤtting. Magazin III. Jahrg. 2. St.) wird das Leuchten in dephlogiſtiſirter Luſt weit ſtaͤrker und anhaltender. Bartholin (De luce animalium. Hafn. 1669. 8.) fuͤhrt vier Gattungen von leuchtenden Inſekten

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[879/0885] Leuchtende Koͤrper, Corpora Iucentia, Corps lumineux. Koͤrper, die fuͤr ſich allein geſehen werden koͤnnen, oder von ſich ſelbſt Licht ausſenden. Ihnen werden die dunkeln Koͤrper entgegengeſetzt, welche blos das Licht, das ſie von andern empfangen, ins Auge zuruͤckwerfen, ſ. Dunkle Koͤrper. Schwachleuchtende Koͤrper koͤnnen aber durch ſtark leuchtende ſoviel fremdes Licht empfangen, daß ihr eignes daruͤber unmerklich wird. So ſieht man faules Holz am Taglichte nicht leuchten, ſondern nur erleuchtet. Leuchtende Koͤrper ſind die Sonne und die Fixſterne, alle brennende oder bis zum Gluͤhen erhitzte Koͤrper, einige Inſekten und Gewuͤrme, ſo lange ſie leben, faules Fleiſch und beſonders faule Fiſche, faules Holz u. dgl. der Harnphoſphorus und andere durch die Kunſt bereitete Phosphoren. Einige Koͤrper fahren, wenn ſie eine Zeitlang erleuchtet worden ſind, auch noch im Dunkeln fort zu leuchten. Man nennt ſie lichteinſaugende Koͤrper (lucem bibentia) und zaͤhlt ſie zu den Phosphoren. Von dieſen Koͤrpern. ſo wie von den kuͤnſtlichen Phosphoren ſ. den Art. Phosphorus. Hier will ich noch etwas von einigen natuͤrlichen Phosphoren beyſuͤgen. Unter den leuchtenden Inſekten iſt beſonders der leuchtende Iohanniswurm oder Iohanniskaͤfer (Lampyris noctiluca, Ver luiſant) bekannt, ein laͤnglicher brauner Kaͤfer mit grauem Schilde. Das Weibchen iſt ungefluͤgelt, und leuchtet am ganzen Leibe; das Maͤnnchen aber nur aus zween Punkten der letzten Bauchringe. Der Schein iſt bald ſtaͤrker, bald ſchwaͤcher, und ſcheint nach einigen von der Willkuͤhr des Thiers abzuhaͤngen. Reaumuͤr (Mém. de l'acad. des Sc. 1723.) vermuthet, das Leuchten haͤnge mit dem Begattungstriebe des Inſekts zuſammen. Nach den Verſuchen der Herren Forſter und Soͤmmering (Goͤtting. Magazin III. Jahrg. 2. St.) wird das Leuchten in dephlogiſtiſirter Luſt weit ſtaͤrker und anhaltender. Bartholin (De luce animalium. Hafn. 1669. 8.) fuͤhrt vier Gattungen von leuchtenden Inſekten

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Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1798, S. 879. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch02_1798/885>, abgerufen am 21.05.2024.