Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1798.

Bild:
<< vorherige Seite


geloctanten
die astronomischen Winkel- oder Distanzenmessungen zur See so sehr erleichtert hatte, so fehlte es zu wirklicher Ausübung dieser Methode nur noch an richtigen Mondstafeln. Diese lieferte endlich im Jahre 1755 (und verbessert 1760) der große und unermüdete göttingische Astronom Tobias Mayer. Man fand, daß sie den Ort des Monds oft auf wenige Secunden, allemal aber auf 1' richtig angaben, und das englische Parlament erkannte daher der mayerischen Wittwe eine Belohnung von 3000 Pfund Sterling zu.

Aus so genauen Tafeln läßt sich finden, wie weit der Mond aus dem Mittelpunkte der Erde betrachtet, zu jeder londner Zeit, von den bekanntesten Sternen abstehe. Wird nun zur See ein solcher Abstand durch den Hadleyischen Octanten gemessen, und vermittelst der zugleich gemessenen Höhen des Monds und Sterns auf den Mittelpunkt der Erde reducirt, so giebt dessen Vergleichung mit den Tafeln die londner Zeit, aus deren Zusammenhaltung mit der Zeit auf dem Schiffe der Unterschied der Längen bekannt wird. Maskelyne (The british Mariner's Guide, London, 1763. 4.), der diese Methode auf einer Reise nach St. Helena geprüft hat, empfiehlt sie aufs dringendste, und hat seit 1767 in dem jährlichen Nautical Almanac die Mondsabstände von der Sonne und 7--8 Fixsternen für den greenwicher Meridian von 3 zu 3 Stunden nach Mayers Tafeln im Voraus berechnet, mitgetheilt, auch hat die Commission schon 1766 dafür gesorgt, die dabey nöthigen Reductionen und Rechnungen durch Hülfstabellen zum Gebrauch der gemeinen Seeleute zu erleichtern, und in eine Art von Routinrechnung zu verwandeln.

Leadbetter, Pingr

e und Bouguer haben die Mondshöhen zu ähnlichem Gebrauche vorgeschlagen; allein Theorie und Erfahrung geben der Distanzenmethode einstimmig den Vorzug.

Brisson Dict. rais. de Physique art. Longitude.

Bode Erläut. der Sternkunde, Zweyter Theil, §. 688. u. f.

v. Zach über die geographische Ortsbestimmung in Canzlers


geloctanten
die aſtronomiſchen Winkel- oder Diſtanzenmeſſungen zur See ſo ſehr erleichtert hatte, ſo fehlte es zu wirklicher Ausuͤbung dieſer Methode nur noch an richtigen Mondstafeln. Dieſe lieferte endlich im Jahre 1755 (und verbeſſert 1760) der große und unermuͤdete goͤttingiſche Aſtronom Tobias Mayer. Man fand, daß ſie den Ort des Monds oft auf wenige Secunden, allemal aber auf 1′ richtig angaben, und das engliſche Parlament erkannte daher der mayeriſchen Wittwe eine Belohnung von 3000 Pfund Sterling zu.

Aus ſo genauen Tafeln laͤßt ſich finden, wie weit der Mond aus dem Mittelpunkte der Erde betrachtet, zu jeder londner Zeit, von den bekannteſten Sternen abſtehe. Wird nun zur See ein ſolcher Abſtand durch den Hadleyiſchen Octanten gemeſſen, und vermittelſt der zugleich gemeſſenen Hoͤhen des Monds und Sterns auf den Mittelpunkt der Erde reducirt, ſo giebt deſſen Vergleichung mit den Tafeln die londner Zeit, aus deren Zuſammenhaltung mit der Zeit auf dem Schiffe der Unterſchied der Laͤngen bekannt wird. Maſkelyne (The britiſh Mariner's Guide, London, 1763. 4.), der dieſe Methode auf einer Reiſe nach St. Helena gepruͤft hat, empfiehlt ſie aufs dringendſte, und hat ſeit 1767 in dem jaͤhrlichen Nautical Almanac die Mondsabſtaͤnde von der Sonne und 7—8 Fixſternen fuͤr den greenwicher Meridian von 3 zu 3 Stunden nach Mayers Tafeln im Voraus berechnet, mitgetheilt, auch hat die Commiſſion ſchon 1766 dafuͤr geſorgt, die dabey noͤthigen Reductionen und Rechnungen durch Huͤlfstabellen zum Gebrauch der gemeinen Seeleute zu erleichtern, und in eine Art von Routinrechnung zu verwandeln.

Leadbetter, Pingr

é und Bouguer haben die Mondshoͤhen zu aͤhnlichem Gebrauche vorgeſchlagen; allein Theorie und Erfahrung geben der Diſtanzenmethode einſtimmig den Vorzug.

Briſſon Dict. raiſ. de Phyſique art. Longitude.

Bode Erlaͤut. der Sternkunde, Zweyter Theil, §. 688. u. f.

v. Zach uͤber die geographiſche Ortsbeſtimmung in Canzlers

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="2">
            <p><hi rendition="#b"><pb facs="#f0851" xml:id="P.2.845" n="845"/><lb/>
geloctanten</hi> die a&#x017F;tronomi&#x017F;chen Winkel- oder Di&#x017F;tanzenme&#x017F;&#x017F;ungen zur See &#x017F;o &#x017F;ehr erleichtert hatte, &#x017F;o fehlte es zu wirklicher Ausu&#x0364;bung die&#x017F;er Methode nur noch an richtigen Mondstafeln. Die&#x017F;e lieferte endlich im Jahre 1755 (und verbe&#x017F;&#x017F;ert 1760) der große und unermu&#x0364;dete go&#x0364;ttingi&#x017F;che A&#x017F;tronom <hi rendition="#b">Tobias Mayer.</hi> Man fand, daß &#x017F;ie den Ort des Monds oft auf wenige Secunden, allemal aber auf 1&#x2032; richtig angaben, und das engli&#x017F;che Parlament erkannte daher der mayeri&#x017F;chen Wittwe eine Belohnung von 3000 Pfund Sterling zu.</p>
            <p>Aus &#x017F;o genauen Tafeln la&#x0364;ßt &#x017F;ich finden, wie weit der Mond aus dem Mittelpunkte der Erde betrachtet, zu jeder londner Zeit, von den bekannte&#x017F;ten Sternen ab&#x017F;tehe. Wird nun zur See ein &#x017F;olcher Ab&#x017F;tand durch den Hadleyi&#x017F;chen Octanten geme&#x017F;&#x017F;en, und vermittel&#x017F;t der zugleich geme&#x017F;&#x017F;enen Ho&#x0364;hen des Monds und Sterns auf den Mittelpunkt der Erde reducirt, &#x017F;o giebt de&#x017F;&#x017F;en Vergleichung mit den Tafeln die londner Zeit, aus deren Zu&#x017F;ammenhaltung mit der Zeit auf dem Schiffe der Unter&#x017F;chied der La&#x0364;ngen bekannt wird. <hi rendition="#b">Ma&#x017F;kelyne</hi> <hi rendition="#aq">(The briti&#x017F;h Mariner's Guide, London, 1763. 4.),</hi> der die&#x017F;e Methode auf einer Rei&#x017F;e nach St. Helena gepru&#x0364;ft hat, empfiehlt &#x017F;ie aufs dringend&#x017F;te, und hat &#x017F;eit 1767 in dem ja&#x0364;hrlichen <hi rendition="#aq">Nautical Almanac</hi> die Mondsab&#x017F;ta&#x0364;nde von der Sonne und 7&#x2014;8 Fix&#x017F;ternen fu&#x0364;r den greenwicher Meridian von 3 zu 3 Stunden nach Mayers Tafeln im Voraus berechnet, mitgetheilt, auch hat die Commi&#x017F;&#x017F;ion &#x017F;chon 1766 dafu&#x0364;r ge&#x017F;orgt, die dabey no&#x0364;thigen Reductionen und Rechnungen durch Hu&#x0364;lfstabellen zum Gebrauch der gemeinen Seeleute zu erleichtern, und in eine Art von Routinrechnung zu verwandeln.</p>
          </div>
          <div n="2">
            <head>Leadbetter, Pingr</head><lb/>
            <p><hi rendition="#aq">é</hi> und <hi rendition="#b">Bouguer</hi> haben die Mondsho&#x0364;hen zu a&#x0364;hnlichem Gebrauche vorge&#x017F;chlagen; allein Theorie und Erfahrung geben der Di&#x017F;tanzenmethode ein&#x017F;timmig den Vorzug.</p>
            <p> <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Bri&#x017F;&#x017F;on</hi> Dict. rai&#x017F;. de Phy&#x017F;ique art. <hi rendition="#i">Longitude.</hi></hi> </p>
            <p>Bode Erla&#x0364;ut. der Sternkunde, Zweyter Theil, §. 688. u. f.</p>
            <p>v. Zach u&#x0364;ber die geographi&#x017F;che Ortsbe&#x017F;timmung in <hi rendition="#b">Canzlers</hi><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[845/0851] geloctanten die aſtronomiſchen Winkel- oder Diſtanzenmeſſungen zur See ſo ſehr erleichtert hatte, ſo fehlte es zu wirklicher Ausuͤbung dieſer Methode nur noch an richtigen Mondstafeln. Dieſe lieferte endlich im Jahre 1755 (und verbeſſert 1760) der große und unermuͤdete goͤttingiſche Aſtronom Tobias Mayer. Man fand, daß ſie den Ort des Monds oft auf wenige Secunden, allemal aber auf 1′ richtig angaben, und das engliſche Parlament erkannte daher der mayeriſchen Wittwe eine Belohnung von 3000 Pfund Sterling zu. Aus ſo genauen Tafeln laͤßt ſich finden, wie weit der Mond aus dem Mittelpunkte der Erde betrachtet, zu jeder londner Zeit, von den bekannteſten Sternen abſtehe. Wird nun zur See ein ſolcher Abſtand durch den Hadleyiſchen Octanten gemeſſen, und vermittelſt der zugleich gemeſſenen Hoͤhen des Monds und Sterns auf den Mittelpunkt der Erde reducirt, ſo giebt deſſen Vergleichung mit den Tafeln die londner Zeit, aus deren Zuſammenhaltung mit der Zeit auf dem Schiffe der Unterſchied der Laͤngen bekannt wird. Maſkelyne (The britiſh Mariner's Guide, London, 1763. 4.), der dieſe Methode auf einer Reiſe nach St. Helena gepruͤft hat, empfiehlt ſie aufs dringendſte, und hat ſeit 1767 in dem jaͤhrlichen Nautical Almanac die Mondsabſtaͤnde von der Sonne und 7—8 Fixſternen fuͤr den greenwicher Meridian von 3 zu 3 Stunden nach Mayers Tafeln im Voraus berechnet, mitgetheilt, auch hat die Commiſſion ſchon 1766 dafuͤr geſorgt, die dabey noͤthigen Reductionen und Rechnungen durch Huͤlfstabellen zum Gebrauch der gemeinen Seeleute zu erleichtern, und in eine Art von Routinrechnung zu verwandeln. Leadbetter, Pingr é und Bouguer haben die Mondshoͤhen zu aͤhnlichem Gebrauche vorgeſchlagen; allein Theorie und Erfahrung geben der Diſtanzenmethode einſtimmig den Vorzug. Briſſon Dict. raiſ. de Phyſique art. Longitude. Bode Erlaͤut. der Sternkunde, Zweyter Theil, §. 688. u. f. v. Zach uͤber die geographiſche Ortsbeſtimmung in Canzlers

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Bibliothek des Max-Planck-Instituts für Wissenschaftsgeschichte : Bereitstellung der Texttranskription. (2015-09-02T12:13:09Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2015-09-02T12:13:09Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): keine Angabe; i/j in Fraktur: wie Vorlage; I/J in Fraktur: wie Vorlage; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): wie Vorlage; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (&#xa75b;): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: wie Vorlage; Vokale mit übergest. e: wie Vorlage; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch02_1798
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch02_1798/851
Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1798, S. 845. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch02_1798/851>, abgerufen am 25.11.2024.