Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1798.
Da die Verfertigung der Kugeln und das Aufziehen der Segmente Schwierigkeiten macht, so hat Herr von Segner (s. Berliner astronomisches Jahrbuch für 1781. S. 44. u. f.) vorgeschlagen, einen eckichten Körper zu bilden, der aus einem Cylinder und zween abgekürzten Kegeln besteht, wo auf der krummen Seitenfläche des Cylinders die heiße Zone, auf den Seitenflächen der beyden Kegelstücke die beyden gemäßigten, und astf den kleinern Grundflächen die kalten Zonen verzeichnet werden. Der verstorbene Professor Funk in Leipzig hat im Jahre 1780 dergleichen Modelle der Erdkugel, als ein Christgeschenk für Kinder, herausgegeben, so wie er auch 1781 auf zwo Kegelflächen, auf der einen die nördliche, auf der andern die südliche Hälfte der Erdfläche abgebildet, und mit einer Anweisung zum Gebrauche begleitet hat. Dies sind freylich uneigentliche Vorstellungen, kommen aber doch der Kugel näher, als ein Planisphär, und sind um ungleich wohlfeilere Preise, als die künstlichen Erdkugeln, zu haben, mit denen sie doch, bey einem gehörigen Gebrauche, völlig einerley Dienste leisten. Erdnähe, Perigaeum, Perigee. Der Punkt in der Bahn eines um die Erde laufenden Gestirns, in welchem dasselbe der Erde am nächsten ist. Als man noch, nach dem ptolemäischen Weltsystem, alle Planeten um die Erde laufen ließ, schrieb man auch allen eine Erdnähe zu: der copernikanische Weltbau aber läßt bloß den Mond um die Erde gehen; es bleibt also jetzt bloß für den Mond eine Erdnähe übrig. Die Erdnähe des Monds in seiner elliptischen Bahn um die Erde ADPE (Taf. I. Fig. 17.) fällt in P, wo sein Durchmesser von der Erde gesehen unter einem Winkel von 33° 32' erscheint. Diesem Punkte gegen über liegt in A die Erdferne, und AP ist die Apsidenlinie, die ihre Lage jährlich um 41° von Abend gegen Morgen ändert. s. Erdebne, Apsidenlinie. In der Erdnähe ist der Mond
Da die Verfertigung der Kugeln und das Aufziehen der Segmente Schwierigkeiten macht, ſo hat Herr von Segner (ſ. Berliner aſtronomiſches Jahrbuch für 1781. S. 44. u. f.) vorgeſchlagen, einen eckichten Koͤrper zu bilden, der aus einem Cylinder und zween abgekuͤrzten Kegeln beſteht, wo auf der krummen Seitenflaͤche des Cylinders die heiße Zone, auf den Seitenflaͤchen der beyden Kegelſtuͤcke die beyden gemaͤßigten, und aſtf den kleinern Grundflaͤchen die kalten Zonen verzeichnet werden. Der verſtorbene Profeſſor Funk in Leipzig hat im Jahre 1780 dergleichen Modelle der Erdkugel, als ein Chriſtgeſchenk fuͤr Kinder, herausgegeben, ſo wie er auch 1781 auf zwo Kegelflaͤchen, auf der einen die noͤrdliche, auf der andern die ſuͤdliche Haͤlfte der Erdflaͤche abgebildet, und mit einer Anweiſung zum Gebrauche begleitet hat. Dies ſind freylich uneigentliche Vorſtellungen, kommen aber doch der Kugel naͤher, als ein Planiſphaͤr, und ſind um ungleich wohlfeilere Preiſe, als die kuͤnſtlichen Erdkugeln, zu haben, mit denen ſie doch, bey einem gehoͤrigen Gebrauche, voͤllig einerley Dienſte leiſten. Erdnaͤhe, Perigaeum, Perigée. Der Punkt in der Bahn eines um die Erde laufenden Geſtirns, in welchem daſſelbe der Erde am naͤchſten iſt. Als man noch, nach dem ptolemaͤiſchen Weltſyſtem, alle Planeten um die Erde laufen ließ, ſchrieb man auch allen eine Erdnaͤhe zu: der copernikaniſche Weltbau aber laͤßt bloß den Mond um die Erde gehen; es bleibt alſo jetzt bloß fuͤr den Mond eine Erdnaͤhe uͤbrig. Die Erdnaͤhe des Monds in ſeiner elliptiſchen Bahn um die Erde ADPE (Taf. I. Fig. 17.) faͤllt in P, wo ſein Durchmeſſer von der Erde geſehen unter einem Winkel von 33° 32′ erſcheint. Dieſem Punkte gegen uͤber liegt in A die Erdferne, und AP iſt die Apſidenlinie, die ihre Lage jaͤhrlich um 41° von Abend gegen Morgen aͤndert. ſ. Erdebne, Apſidenlinie. In der Erdnaͤhe iſt der Mond <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0082" xml:id="P.2.76" n="76"/><lb/> man in <hi rendition="#b">J. C. Pfennigs</hi> Anleitung zur Kenntniß der mathematiſchen Erdbeſchreibung, Berlin und Stettin, 1779. 8.</p> <p>Da die Verfertigung der Kugeln und das Aufziehen der Segmente Schwierigkeiten macht, ſo hat Herr <hi rendition="#b">von Segner</hi> (ſ. <hi rendition="#aq">Berliner aſtronomiſches Jahrbuch für 1781. S. 44. u. f.</hi>) vorgeſchlagen, einen <hi rendition="#b">eckichten Koͤrper</hi> zu bilden, der aus einem Cylinder und zween abgekuͤrzten Kegeln beſteht, wo auf der krummen Seitenflaͤche des Cylinders die heiße Zone, auf den Seitenflaͤchen der beyden Kegelſtuͤcke die beyden gemaͤßigten, und aſtf den kleinern Grundflaͤchen die kalten Zonen verzeichnet werden. Der verſtorbene Profeſſor <hi rendition="#b">Funk</hi> in Leipzig hat im Jahre 1780 dergleichen Modelle der Erdkugel, als ein Chriſtgeſchenk fuͤr Kinder, herausgegeben, ſo wie er auch 1781 auf zwo <hi rendition="#b">Kegelflaͤchen,</hi> auf der einen die noͤrdliche, auf der andern die ſuͤdliche Haͤlfte der Erdflaͤche abgebildet, und mit einer Anweiſung zum Gebrauche begleitet hat. Dies ſind freylich uneigentliche Vorſtellungen, kommen aber doch der Kugel naͤher, als ein Planiſphaͤr, und ſind um ungleich wohlfeilere Preiſe, als die kuͤnſtlichen Erdkugeln, zu haben, mit denen ſie doch, bey einem gehoͤrigen Gebrauche, voͤllig einerley Dienſte leiſten.</p> </div> <div n="2"> <head>Erdnaͤhe, <name type="subjectIndexTerm"><foreign xml:lang="lat"><hi rendition="#aq">Perigaeum</hi></foreign></name>, <name type="subjectIndexTerm"><foreign xml:lang="fra"><hi rendition="#aq #i">Perigée</hi></foreign></name>.</head><lb/> <p>Der Punkt in der Bahn eines um die Erde laufenden Geſtirns, in welchem daſſelbe der Erde am naͤchſten iſt.</p> <p>Als man noch, nach dem ptolemaͤiſchen Weltſyſtem, alle Planeten um die Erde laufen ließ, ſchrieb man auch allen eine Erdnaͤhe zu: der copernikaniſche Weltbau aber laͤßt bloß den Mond um die Erde gehen; es bleibt alſo jetzt bloß fuͤr den Mond eine Erdnaͤhe uͤbrig.</p> <p>Die Erdnaͤhe des Monds in ſeiner elliptiſchen Bahn um die Erde <hi rendition="#aq">ADPE</hi> (Taf. <hi rendition="#aq">I.</hi> Fig. 17.) faͤllt in <hi rendition="#aq">P,</hi> wo ſein Durchmeſſer von der Erde geſehen unter einem Winkel von 33° 32′ erſcheint. Dieſem Punkte gegen uͤber liegt in <hi rendition="#aq">A</hi> die Erdferne, und <hi rendition="#aq">AP</hi> iſt die Apſidenlinie, die ihre Lage jaͤhrlich um 41° von Abend gegen Morgen aͤndert. ſ. <hi rendition="#b">Erdebne, Apſidenlinie.</hi> In der Erdnaͤhe iſt der Mond<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [76/0082]
man in J. C. Pfennigs Anleitung zur Kenntniß der mathematiſchen Erdbeſchreibung, Berlin und Stettin, 1779. 8.
Da die Verfertigung der Kugeln und das Aufziehen der Segmente Schwierigkeiten macht, ſo hat Herr von Segner (ſ. Berliner aſtronomiſches Jahrbuch für 1781. S. 44. u. f.) vorgeſchlagen, einen eckichten Koͤrper zu bilden, der aus einem Cylinder und zween abgekuͤrzten Kegeln beſteht, wo auf der krummen Seitenflaͤche des Cylinders die heiße Zone, auf den Seitenflaͤchen der beyden Kegelſtuͤcke die beyden gemaͤßigten, und aſtf den kleinern Grundflaͤchen die kalten Zonen verzeichnet werden. Der verſtorbene Profeſſor Funk in Leipzig hat im Jahre 1780 dergleichen Modelle der Erdkugel, als ein Chriſtgeſchenk fuͤr Kinder, herausgegeben, ſo wie er auch 1781 auf zwo Kegelflaͤchen, auf der einen die noͤrdliche, auf der andern die ſuͤdliche Haͤlfte der Erdflaͤche abgebildet, und mit einer Anweiſung zum Gebrauche begleitet hat. Dies ſind freylich uneigentliche Vorſtellungen, kommen aber doch der Kugel naͤher, als ein Planiſphaͤr, und ſind um ungleich wohlfeilere Preiſe, als die kuͤnſtlichen Erdkugeln, zu haben, mit denen ſie doch, bey einem gehoͤrigen Gebrauche, voͤllig einerley Dienſte leiſten.
Erdnaͤhe, Perigaeum, Perigée.
Der Punkt in der Bahn eines um die Erde laufenden Geſtirns, in welchem daſſelbe der Erde am naͤchſten iſt.
Als man noch, nach dem ptolemaͤiſchen Weltſyſtem, alle Planeten um die Erde laufen ließ, ſchrieb man auch allen eine Erdnaͤhe zu: der copernikaniſche Weltbau aber laͤßt bloß den Mond um die Erde gehen; es bleibt alſo jetzt bloß fuͤr den Mond eine Erdnaͤhe uͤbrig.
Die Erdnaͤhe des Monds in ſeiner elliptiſchen Bahn um die Erde ADPE (Taf. I. Fig. 17.) faͤllt in P, wo ſein Durchmeſſer von der Erde geſehen unter einem Winkel von 33° 32′ erſcheint. Dieſem Punkte gegen uͤber liegt in A die Erdferne, und AP iſt die Apſidenlinie, die ihre Lage jaͤhrlich um 41° von Abend gegen Morgen aͤndert. ſ. Erdebne, Apſidenlinie. In der Erdnaͤhe iſt der Mond
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Bibliothek des Max-Planck-Instituts für Wissenschaftsgeschichte : Bereitstellung der Texttranskription.
(2015-09-02T12:13:09Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2015-09-02T12:13:09Z)
Weitere Informationen:Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): keine Angabe; i/j in Fraktur: wie Vorlage; I/J in Fraktur: wie Vorlage; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): wie Vorlage; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: wie Vorlage; Vokale mit übergest. e: wie Vorlage; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein;
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |