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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1798.

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Erxleben Anfangsgr. der Raturl. durch Lichtenberg. Vierte Aufl. § 493, 494 a.

Brisson Dict. raisonne de Physique, Art. Refroidissement.

Kalender, Calendarium, Calendrier.

Eine durch die gesetzgebende Gewalt eingeführte Abtheilung der Zeit in Jahre, Monate und Tage, zum Gebrauch des bürgerlichen Lebens. Auch bedeutet das Wort Kalender ein Verzeichniß der Tage nach dieser Abtheilung (Hemerologium, Rationarium dierum), für ein gewisses Jahr, oder für mehrere Jahre, und hat seinen Ursprung von dem Namen Kalendae, welchen die Römer dem ersten Tage jedes Monats, wegen der an selbigem üblichen Ausrufung der Monatstage, beylegten.

Das natürlichste und erste Maaß der Zeit waren die Tage. Man mußte aber bald das Bedürfniß fühlen, zu Vermeidung großer Zahlen und damit verbundner Irrungen, größere und aus mehrern Tagen bestehende Zeitmaaße zu gebrauchen. Ein solches gab zuerst der Wechsel des Monds, dessen Erscheinungen in 29 bis 30 Tagen wiederkehren. Man fieng also an, die Zeit nach Monden zu zählen (wie dies einige amerikanische Völker noch jetzt thun), bis man an dem Wechsel der Jahrszeiten und der Witterung, ein Zeitmaaß entdeckte, das für die Bedürfnisse des Feldbaus und der Viehzucht noch wichtiger war, und sich auf den in 360 und etlichen Tagen vollendeten Umlauf der Sonne gründete. Dieses ist bey den meisten bekannten Völkern unter dem Namen des Jahres eingeführt worden, s. die Artikel: Tag, Monat, Jahr.

Die Verbindung dieser Zeitmaaße mit einander macht den Kalender aus, welcher seine gegenwärtige Vollkommenheit und Uebereinstimmung mit dem Himmelslaufe erst spät, und nach mancherley Abwechselungen, erhalten hat. Ich werde in diesem Artikel bloß die Geschichte des griechischen, julianischen, gregorianischen und verbesserten Kalenders vortragen, und dann eine kurze Erklärung der dazu gehörigen Rechnung beyfügen.

Indeß die Egyptier ihren Kalender blos nach der Sonne,


Erxleben Anfangsgr. der Raturl. durch Lichtenberg. Vierte Aufl. § 493, 494 a.

Briſſon Dict. raiſonné de Phyſique, Art. Refroidiſſement.

Kalender, Calendarium, Calendrier.

Eine durch die geſetzgebende Gewalt eingefuͤhrte Abtheilung der Zeit in Jahre, Monate und Tage, zum Gebrauch des buͤrgerlichen Lebens. Auch bedeutet das Wort Kalender ein Verzeichniß der Tage nach dieſer Abtheilung (Hemerologium, Rationarium dierum), fuͤr ein gewiſſes Jahr, oder fuͤr mehrere Jahre, und hat ſeinen Urſprung von dem Namen Kalendae, welchen die Roͤmer dem erſten Tage jedes Monats, wegen der an ſelbigem uͤblichen Ausrufung der Monatstage, beylegten.

Das natuͤrlichſte und erſte Maaß der Zeit waren die Tage. Man mußte aber bald das Beduͤrfniß fuͤhlen, zu Vermeidung großer Zahlen und damit verbundner Irrungen, groͤßere und aus mehrern Tagen beſtehende Zeitmaaße zu gebrauchen. Ein ſolches gab zuerſt der Wechſel des Monds, deſſen Erſcheinungen in 29 bis 30 Tagen wiederkehren. Man fieng alſo an, die Zeit nach Monden zu zaͤhlen (wie dies einige amerikaniſche Voͤlker noch jetzt thun), bis man an dem Wechſel der Jahrszeiten und der Witterung, ein Zeitmaaß entdeckte, das fuͤr die Beduͤrfniſſe des Feldbaus und der Viehzucht noch wichtiger war, und ſich auf den in 360 und etlichen Tagen vollendeten Umlauf der Sonne gruͤndete. Dieſes iſt bey den meiſten bekannten Voͤlkern unter dem Namen des Jahres eingefuͤhrt worden, ſ. die Artikel: Tag, Monat, Jahr.

Die Verbindung dieſer Zeitmaaße mit einander macht den Kalender aus, welcher ſeine gegenwaͤrtige Vollkommenheit und Uebereinſtimmung mit dem Himmelslaufe erſt ſpaͤt, und nach mancherley Abwechſelungen, erhalten hat. Ich werde in dieſem Artikel bloß die Geſchichte des griechiſchen, julianiſchen, gregorianiſchen und verbeſſerten Kalenders vortragen, und dann eine kurze Erklaͤrung der dazu gehoͤrigen Rechnung beyfuͤgen.

Indeß die Egyptier ihren Kalender blos nach der Sonne,

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[712/0718] Erxleben Anfangsgr. der Raturl. durch Lichtenberg. Vierte Aufl. § 493, 494 a. Briſſon Dict. raiſonné de Phyſique, Art. Refroidiſſement. Kalender, Calendarium, Calendrier. Eine durch die geſetzgebende Gewalt eingefuͤhrte Abtheilung der Zeit in Jahre, Monate und Tage, zum Gebrauch des buͤrgerlichen Lebens. Auch bedeutet das Wort Kalender ein Verzeichniß der Tage nach dieſer Abtheilung (Hemerologium, Rationarium dierum), fuͤr ein gewiſſes Jahr, oder fuͤr mehrere Jahre, und hat ſeinen Urſprung von dem Namen Kalendae, welchen die Roͤmer dem erſten Tage jedes Monats, wegen der an ſelbigem uͤblichen Ausrufung der Monatstage, beylegten. Das natuͤrlichſte und erſte Maaß der Zeit waren die Tage. Man mußte aber bald das Beduͤrfniß fuͤhlen, zu Vermeidung großer Zahlen und damit verbundner Irrungen, groͤßere und aus mehrern Tagen beſtehende Zeitmaaße zu gebrauchen. Ein ſolches gab zuerſt der Wechſel des Monds, deſſen Erſcheinungen in 29 bis 30 Tagen wiederkehren. Man fieng alſo an, die Zeit nach Monden zu zaͤhlen (wie dies einige amerikaniſche Voͤlker noch jetzt thun), bis man an dem Wechſel der Jahrszeiten und der Witterung, ein Zeitmaaß entdeckte, das fuͤr die Beduͤrfniſſe des Feldbaus und der Viehzucht noch wichtiger war, und ſich auf den in 360 und etlichen Tagen vollendeten Umlauf der Sonne gruͤndete. Dieſes iſt bey den meiſten bekannten Voͤlkern unter dem Namen des Jahres eingefuͤhrt worden, ſ. die Artikel: Tag, Monat, Jahr. Die Verbindung dieſer Zeitmaaße mit einander macht den Kalender aus, welcher ſeine gegenwaͤrtige Vollkommenheit und Uebereinſtimmung mit dem Himmelslaufe erſt ſpaͤt, und nach mancherley Abwechſelungen, erhalten hat. Ich werde in dieſem Artikel bloß die Geſchichte des griechiſchen, julianiſchen, gregorianiſchen und verbeſſerten Kalenders vortragen, und dann eine kurze Erklaͤrung der dazu gehoͤrigen Rechnung beyfuͤgen. Indeß die Egyptier ihren Kalender blos nach der Sonne,

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Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2015-09-02T12:13:09Z)

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Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1798, S. 712. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch02_1798/718>, abgerufen am 18.05.2024.