Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1798.Herr de Saussüre fand, daß ein Cubikschuh Luft, bis auf den 8ten Grad seiner Scale ausgetrocknet, bey 14-15 Grad Temperatur nicht mehr als 11 Gran Wasser aufgelöset erhalten konnte, obgleich Lambert 342 Gran angiebt. Die Ursache dieses erstaunlichen Unterschieds sucht de S. darinn, daß Lambert nicht auf die Fortdauer des Ausdünstens, wegen des Niederschlags an den Wänden der Gefäße, selbst nach erfolgter Sättigung der Luft, Achtung gegeben, und sich allzukleiner Gefäße bedient habe. In freyer Luft, meynt er, sey vielleicht die Menge des Wassers noch geringer. Wenn die Luft bey 14-15 Grad Temperatur von der höchsten Trockenheit zur höchsten Nässe übergieng, so nahm ihre Federkraft um (1/54) zu, und das Manometer stieg darinn von 27 Zoll auf 27 Zoll 6 Lin. Er zeigt einen Weg, durch diese Bestimmungen zur Kenntniß der absoluten Quantität des in der Luft vorhandenen Wassers zu gelangen, zieht dabey auch den Grad der Wärme in Betrachtung, weil eben dieselbe Luft bey anderer Wärme das Hygrometer anders afficirt, gesteht aber endlich selbst, daß seine Versuche noch nicht vollkommen sind, und mehr Prüfung und Berichtigung bedürfen. Dennoch bleibt ihm das unstreitige Verdienst, zu einer bessern Hygrometrie die ersten richtigen Gründe gelegt zu haben. Herr de Lüc (Idees sur la meteorologie, To. I. Sect. 1. ch. 3.) hat gegen die Saussürische Bestimmung der festen Punkte, und gegen die Brauchbarkeit des Haares zum Hygrometer überhaupt, viele Einwendungen gemacht. Die größte Feuchtigkeit, glaubt er, müsse nothwendig durch völlige Einsenkung in Wasser bestimmt werden; zur Austrocknung der Luft zieht er den Gebrauch des Kalks vor, und über den Gang der Haarhygrometer bringt er Versuche bey, nach welchen seine neuern Werkzeuge von Fischbein allerdings beträchtliche Vorzüge vor den Saussürischen zu haben scheinen. Die churpfälzische Akademie der Wissenschaften zu Mannheim gab im Jahre 1783. die Verfertigung harmonirender Hygrometer als Preisfrage auf. Diesen Preis erhielt Herr Chiminello, Astronom zu Padua, welcher einen Herr de Sauſſuͤre fand, daß ein Cubikſchuh Luft, bis auf den 8ten Grad ſeiner Scale ausgetrocknet, bey 14-15 Grad Temperatur nicht mehr als 11 Gran Waſſer aufgeloͤſet erhalten konnte, obgleich Lambert 342 Gran angiebt. Die Urſache dieſes erſtaunlichen Unterſchieds ſucht de S. darinn, daß Lambert nicht auf die Fortdauer des Ausduͤnſtens, wegen des Niederſchlags an den Waͤnden der Gefaͤße, ſelbſt nach erfolgter Saͤttigung der Luft, Achtung gegeben, und ſich allzukleiner Gefaͤße bedient habe. In freyer Luft, meynt er, ſey vielleicht die Menge des Waſſers noch geringer. Wenn die Luft bey 14-15 Grad Temperatur von der hoͤchſten Trockenheit zur hoͤchſten Naͤſſe uͤbergieng, ſo nahm ihre Federkraft um (1/54) zu, und das Manometer ſtieg darinn von 27 Zoll auf 27 Zoll 6 Lin. Er zeigt einen Weg, durch dieſe Beſtimmungen zur Kenntniß der abſoluten Quantitaͤt des in der Luft vorhandenen Waſſers zu gelangen, zieht dabey auch den Grad der Waͤrme in Betrachtung, weil eben dieſelbe Luft bey anderer Waͤrme das Hygrometer anders afficirt, geſteht aber endlich ſelbſt, daß ſeine Verſuche noch nicht vollkommen ſind, und mehr Pruͤfung und Berichtigung beduͤrfen. Dennoch bleibt ihm das unſtreitige Verdienſt, zu einer beſſern Hygrometrie die erſten richtigen Gruͤnde gelegt zu haben. Herr de Luͤc (Idées ſur la meteorologie, To. I. Sect. 1. ch. 3.) hat gegen die Sauſſuͤriſche Beſtimmung der feſten Punkte, und gegen die Brauchbarkeit des Haares zum Hygrometer uͤberhaupt, viele Einwendungen gemacht. Die groͤßte Feuchtigkeit, glaubt er, muͤſſe nothwendig durch voͤllige Einſenkung in Waſſer beſtimmt werden; zur Austrocknung der Luft zieht er den Gebrauch des Kalks vor, und uͤber den Gang der Haarhygrometer bringt er Verſuche bey, nach welchen ſeine neuern Werkzeuge von Fiſchbein allerdings betraͤchtliche Vorzuͤge vor den Sauſſuͤriſchen zu haben ſcheinen. Die churpfaͤlziſche Akademie der Wiſſenſchaften zu Mannheim gab im Jahre 1783. die Verfertigung harmonirender Hygrometer als Preisfrage auf. Dieſen Preis erhielt Herr Chiminello, Aſtronom zu Padua, welcher einen <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="2"> <p> <pb facs="#f0677" xml:id="P.2.671" n="671"/><lb/> </p> <p>Herr <hi rendition="#b">de Sauſſuͤre</hi> fand, daß ein Cubikſchuh Luft, bis auf den 8ten Grad ſeiner Scale ausgetrocknet, bey 14-15 Grad Temperatur nicht mehr als 11 Gran Waſſer aufgeloͤſet erhalten konnte, obgleich <hi rendition="#b">Lambert</hi> 342 Gran angiebt. Die Urſache dieſes erſtaunlichen Unterſchieds ſucht de S. darinn, daß Lambert nicht auf die Fortdauer des Ausduͤnſtens, wegen des Niederſchlags an den Waͤnden der Gefaͤße, ſelbſt nach erfolgter Saͤttigung der Luft, Achtung gegeben, und ſich allzukleiner Gefaͤße bedient habe. In freyer Luft, meynt er, ſey vielleicht die Menge des Waſſers noch geringer. Wenn die Luft bey 14-15 Grad Temperatur von der hoͤchſten Trockenheit zur hoͤchſten Naͤſſe uͤbergieng, ſo nahm ihre Federkraft um (1/54) zu, und das Manometer ſtieg darinn von 27 Zoll auf 27 Zoll 6 Lin. Er zeigt einen Weg, durch dieſe Beſtimmungen zur Kenntniß der abſoluten Quantitaͤt des in der Luft vorhandenen Waſſers zu gelangen, zieht dabey auch den Grad der Waͤrme in Betrachtung, weil eben dieſelbe Luft bey anderer Waͤrme das Hygrometer anders afficirt, geſteht aber endlich ſelbſt, daß ſeine Verſuche noch nicht vollkommen ſind, und mehr Pruͤfung und Berichtigung beduͤrfen. Dennoch bleibt ihm das unſtreitige Verdienſt, zu einer beſſern Hygrometrie die erſten richtigen Gruͤnde gelegt zu haben.</p> <p>Herr <hi rendition="#b">de Luͤc</hi> <hi rendition="#aq">(Idées ſur la meteorologie, To. I. Sect. 1. ch. 3.)</hi> hat gegen die Sauſſuͤriſche Beſtimmung der feſten Punkte, und gegen die Brauchbarkeit des Haares zum Hygrometer uͤberhaupt, viele Einwendungen gemacht. 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Herr de Luͤc (Idées ſur la meteorologie, To. I. Sect. 1. ch. 3.) hat gegen die Sauſſuͤriſche Beſtimmung der feſten Punkte, und gegen die Brauchbarkeit des Haares zum Hygrometer uͤberhaupt, viele Einwendungen gemacht. Die groͤßte Feuchtigkeit, glaubt er, muͤſſe nothwendig durch voͤllige Einſenkung in Waſſer beſtimmt werden; zur Austrocknung der Luft zieht er den Gebrauch des Kalks vor, und uͤber den Gang der Haarhygrometer bringt er Verſuche bey, nach welchen ſeine neuern Werkzeuge von Fiſchbein allerdings betraͤchtliche Vorzuͤge vor den Sauſſuͤriſchen zu haben ſcheinen.
Die churpfaͤlziſche Akademie der Wiſſenſchaften zu Mannheim gab im Jahre 1783. die Verfertigung harmonirender Hygrometer als Preisfrage auf. Dieſen Preis erhielt Herr Chiminello, Aſtronom zu Padua, welcher einen
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