Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1798.

Bild:
<< vorherige Seite


deren Feuchtigkeit doch auf sie wirken soll. Der P. Mersenne spannte eine Darmsaite in freyer Luft auf einen gewissen Ton, und schloß auf feuchtere Luft, wenn sie einen höhern Ton angab, auf trocknere hingegen, wenn sie sich tiefer herabstimmte.

Eine andere Art von Hygrometern mißt die Feuchtigkeit durch das veränderte Gewicht der Körper, welche sie in sich nehmen. So hängt man Schwämme, die vorher in einer Salmiakauflösung geweicht, und wieder getrocknet worden sind, in freyer Luft an eine Wage, und mißt die Veränderungen ihres Gewichts durch die Grade des Ausschlags oder durch Gegengewichte. Man kan dazu auch Salze und Säuren, z. B. Vitriolöl in einem offnen Glase gebrauchen, wie Gould (Philos. Trans. no. 156. Act. Erud. Lips. 1685. p. 315.) zuerst bemerkt hat. Es ist gewiß, daß alle diese die Feuchtigkeit anziehende Körper eine Verwandschaft mit dem Wasser haben, welche mit der Verwandschaft der Luft gegen dasselbe in einem bestimmten Verhältnisse steht; man hatte aber in den damaligen Zeiten weder auf die Größe dieses Verhältnisses, noch auf die Einflüsse der Wärme und Dichte der Luft Achtung gegeben.

Die Mitglieder der florentiner Akademie del Cimento (Tentamina experimentorum natural. captorum in acad. del Cim. edit. Petr. v. Muschenbroek, Lugd. Batav. 1731. 4.) wählten einen ganz andern Weg, die Menge des in der Luft enthaltenen Wassers zu messen. Sie setzten ein konisches, mit Schnee oder geschabtem Eis gefülltes, Glas mit unterwärts gekehrter Spitze der freyen Luft aus; die Feuchtigkeit in der Luft schlug sich an der kalten Glasfläche nieder, und die Menge des herabtröpfelnden Wassers zeigte den Grad derselben an. Der Abt Fontana (Saggio del real gabinetto di Firenze, p. 19.) nimmt statt dessen eine polirte Glasplatte von bekanntem Gewicht, erkältet sie auf einen bestimmten Grad, setzt sie so eine bestimmte Zeit lang der Luft aus, und schließt alsdann aus der Vermehrung ihres Gewichts auf die Menge der in der Luft enthaltenen Feuchtigkeit. Le Roy (Mem. de l' acad. de Paris, 1751.) erkältet ein Glas mit Wasser


deren Feuchtigkeit doch auf ſie wirken ſoll. Der P. Merſenne ſpannte eine Darmſaite in freyer Luft auf einen gewiſſen Ton, und ſchloß auf feuchtere Luft, wenn ſie einen hoͤhern Ton angab, auf trocknere hingegen, wenn ſie ſich tiefer herabſtimmte.

Eine andere Art von Hygrometern mißt die Feuchtigkeit durch das veraͤnderte Gewicht der Koͤrper, welche ſie in ſich nehmen. So haͤngt man Schwaͤmme, die vorher in einer Salmiakaufloͤſung geweicht, und wieder getrocknet worden ſind, in freyer Luft an eine Wage, und mißt die Veraͤnderungen ihres Gewichts durch die Grade des Ausſchlags oder durch Gegengewichte. Man kan dazu auch Salze und Saͤuren, z. B. Vitrioloͤl in einem offnen Glaſe gebrauchen, wie Gould (Philoſ. Trans. no. 156. Act. Erud. Lipſ. 1685. p. 315.) zuerſt bemerkt hat. Es iſt gewiß, daß alle dieſe die Feuchtigkeit anziehende Koͤrper eine Verwandſchaft mit dem Waſſer haben, welche mit der Verwandſchaft der Luft gegen daſſelbe in einem beſtimmten Verhaͤltniſſe ſteht; man hatte aber in den damaligen Zeiten weder auf die Groͤße dieſes Verhaͤltniſſes, noch auf die Einfluͤſſe der Waͤrme und Dichte der Luft Achtung gegeben.

Die Mitglieder der florentiner Akademie del Cimento (Tentamina experimentorum natural. captorum in acad. del Cim. edit. Petr. v. Muſchenbroek, Lugd. Batav. 1731. 4.) waͤhlten einen ganz andern Weg, die Menge des in der Luft enthaltenen Waſſers zu meſſen. Sie ſetzten ein koniſches, mit Schnee oder geſchabtem Eis gefuͤlltes, Glas mit unterwaͤrts gekehrter Spitze der freyen Luft aus; die Feuchtigkeit in der Luft ſchlug ſich an der kalten Glasflaͤche nieder, und die Menge des herabtroͤpfelnden Waſſers zeigte den Grad derſelben an. Der Abt Fontana (Saggio del real gabinetto di Firenze, p. 19.) nimmt ſtatt deſſen eine polirte Glasplatte von bekanntem Gewicht, erkaͤltet ſie auf einen beſtimmten Grad, ſetzt ſie ſo eine beſtimmte Zeit lang der Luft aus, und ſchließt alsdann aus der Vermehrung ihres Gewichts auf die Menge der in der Luft enthaltenen Feuchtigkeit. Le Roy (Mém. de l' acad. de Paris, 1751.) erkaͤltet ein Glas mit Waſſer

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="2">
            <p><pb facs="#f0670" xml:id="P.2.664" n="664"/><lb/>
deren Feuchtigkeit doch auf &#x017F;ie wirken &#x017F;oll. Der P. <hi rendition="#b">Mer&#x017F;enne</hi> &#x017F;pannte eine Darm&#x017F;aite in freyer Luft auf einen gewi&#x017F;&#x017F;en Ton, und &#x017F;chloß auf feuchtere Luft, wenn &#x017F;ie einen ho&#x0364;hern Ton angab, auf trocknere hingegen, wenn &#x017F;ie &#x017F;ich tiefer herab&#x017F;timmte.</p>
            <p>Eine andere Art von Hygrometern mißt die Feuchtigkeit durch das vera&#x0364;nderte Gewicht der Ko&#x0364;rper, welche &#x017F;ie in &#x017F;ich nehmen. So ha&#x0364;ngt man Schwa&#x0364;mme, die vorher in einer Salmiakauflo&#x0364;&#x017F;ung geweicht, und wieder getrocknet worden &#x017F;ind, in freyer Luft an eine Wage, und mißt die Vera&#x0364;nderungen ihres Gewichts durch die Grade des Aus&#x017F;chlags oder durch Gegengewichte. Man kan dazu auch Salze und Sa&#x0364;uren, z. B. Vitriolo&#x0364;l in einem offnen Gla&#x017F;e gebrauchen, wie <hi rendition="#b">Gould</hi> <hi rendition="#aq">(Philo&#x017F;. Trans. no. 156. Act. Erud. Lip&#x017F;. 1685. p. 315.)</hi> zuer&#x017F;t bemerkt hat. Es i&#x017F;t gewiß, daß alle die&#x017F;e die Feuchtigkeit anziehende Ko&#x0364;rper eine Verwand&#x017F;chaft mit dem Wa&#x017F;&#x017F;er haben, welche mit der Verwand&#x017F;chaft der Luft gegen da&#x017F;&#x017F;elbe in einem be&#x017F;timmten Verha&#x0364;ltni&#x017F;&#x017F;e &#x017F;teht; man hatte aber in den damaligen Zeiten weder auf die Gro&#x0364;ße die&#x017F;es Verha&#x0364;ltni&#x017F;&#x017F;es, noch auf die Einflu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e der Wa&#x0364;rme und Dichte der Luft Achtung gegeben.</p>
            <p>Die Mitglieder der florentiner Akademie del Cimento <hi rendition="#aq">(Tentamina experimentorum natural. captorum in acad. del Cim. edit. <hi rendition="#i">Petr. v. Mu&#x017F;chenbroek,</hi> Lugd. Batav. 1731. 4.)</hi> wa&#x0364;hlten einen ganz andern Weg, die Menge des in der Luft enthaltenen Wa&#x017F;&#x017F;ers zu me&#x017F;&#x017F;en. Sie &#x017F;etzten ein koni&#x017F;ches, mit Schnee oder ge&#x017F;chabtem Eis gefu&#x0364;lltes, Glas mit unterwa&#x0364;rts gekehrter Spitze der freyen Luft aus; die Feuchtigkeit in der Luft &#x017F;chlug &#x017F;ich an der kalten Glasfla&#x0364;che nieder, und die Menge des herabtro&#x0364;pfelnden Wa&#x017F;&#x017F;ers zeigte den Grad der&#x017F;elben an. Der Abt <hi rendition="#b">Fontana</hi> <hi rendition="#aq">(Saggio del real gabinetto di Firenze, p. 19.)</hi> nimmt &#x017F;tatt de&#x017F;&#x017F;en eine polirte Glasplatte von bekanntem Gewicht, erka&#x0364;ltet &#x017F;ie auf einen be&#x017F;timmten Grad, &#x017F;etzt &#x017F;ie &#x017F;o eine be&#x017F;timmte Zeit lang der Luft aus, und &#x017F;chließt alsdann aus der Vermehrung ihres Gewichts auf die Menge der in der Luft enthaltenen Feuchtigkeit. <hi rendition="#b">Le Roy</hi> <hi rendition="#aq">(Mém. de l' acad. de Paris, 1751.)</hi> erka&#x0364;ltet ein Glas mit Wa&#x017F;&#x017F;er<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[664/0670] deren Feuchtigkeit doch auf ſie wirken ſoll. Der P. Merſenne ſpannte eine Darmſaite in freyer Luft auf einen gewiſſen Ton, und ſchloß auf feuchtere Luft, wenn ſie einen hoͤhern Ton angab, auf trocknere hingegen, wenn ſie ſich tiefer herabſtimmte. Eine andere Art von Hygrometern mißt die Feuchtigkeit durch das veraͤnderte Gewicht der Koͤrper, welche ſie in ſich nehmen. So haͤngt man Schwaͤmme, die vorher in einer Salmiakaufloͤſung geweicht, und wieder getrocknet worden ſind, in freyer Luft an eine Wage, und mißt die Veraͤnderungen ihres Gewichts durch die Grade des Ausſchlags oder durch Gegengewichte. Man kan dazu auch Salze und Saͤuren, z. B. Vitrioloͤl in einem offnen Glaſe gebrauchen, wie Gould (Philoſ. Trans. no. 156. Act. Erud. Lipſ. 1685. p. 315.) zuerſt bemerkt hat. Es iſt gewiß, daß alle dieſe die Feuchtigkeit anziehende Koͤrper eine Verwandſchaft mit dem Waſſer haben, welche mit der Verwandſchaft der Luft gegen daſſelbe in einem beſtimmten Verhaͤltniſſe ſteht; man hatte aber in den damaligen Zeiten weder auf die Groͤße dieſes Verhaͤltniſſes, noch auf die Einfluͤſſe der Waͤrme und Dichte der Luft Achtung gegeben. Die Mitglieder der florentiner Akademie del Cimento (Tentamina experimentorum natural. captorum in acad. del Cim. edit. Petr. v. Muſchenbroek, Lugd. Batav. 1731. 4.) waͤhlten einen ganz andern Weg, die Menge des in der Luft enthaltenen Waſſers zu meſſen. Sie ſetzten ein koniſches, mit Schnee oder geſchabtem Eis gefuͤlltes, Glas mit unterwaͤrts gekehrter Spitze der freyen Luft aus; die Feuchtigkeit in der Luft ſchlug ſich an der kalten Glasflaͤche nieder, und die Menge des herabtroͤpfelnden Waſſers zeigte den Grad derſelben an. Der Abt Fontana (Saggio del real gabinetto di Firenze, p. 19.) nimmt ſtatt deſſen eine polirte Glasplatte von bekanntem Gewicht, erkaͤltet ſie auf einen beſtimmten Grad, ſetzt ſie ſo eine beſtimmte Zeit lang der Luft aus, und ſchließt alsdann aus der Vermehrung ihres Gewichts auf die Menge der in der Luft enthaltenen Feuchtigkeit. Le Roy (Mém. de l' acad. de Paris, 1751.) erkaͤltet ein Glas mit Waſſer

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Bibliothek des Max-Planck-Instituts für Wissenschaftsgeschichte : Bereitstellung der Texttranskription. (2015-09-02T12:13:09Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2015-09-02T12:13:09Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): keine Angabe; i/j in Fraktur: wie Vorlage; I/J in Fraktur: wie Vorlage; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): wie Vorlage; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (&#xa75b;): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: wie Vorlage; Vokale mit übergest. e: wie Vorlage; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch02_1798
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch02_1798/670
Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1798, S. 664. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch02_1798/670>, abgerufen am 01.09.2024.